Weirdly - Teil 16

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 30.05.2014


16. Alles nur geträumt

Fluffy stellt sich als ein perfekter Zeitvertreib heraus um mich von meinem Kummer über Kenan hinweg zu trösten. Der wiederum hält den größtmöglichen Abstand zu mir und konzentriert sich nur auf meine Umgebung.
Einmal hat Fluffy auf seine Schuhe gepinkelt, die Genugtuung kann ich nicht in Worte fassen.
Kenan scheint ihn nicht sonderlich zu mögen, Fluffy ihn dafür umso mehr. Wenn ich ihn morgens suche liegt er meistens in Kenans Bett.
Eigentlich würde ich gerne mit ihm reden, aber so kalt, wie er mir gegenüber reagiert, werde ich das wohl vorerst vergessen müssen.
Als wir spazieren gehen, werfe ich für Fluffy einen Ball, den er mir tapsend zurück bringt. Geistesabwesend werfe ich ihn immer wieder, bis ich ihn einmal frustriert gegen Kenans Kopf werde. „Au!“
„Upps.“ Es klingt weder, als würde es mir leid tun, noch fühlt es sich so an. Vielleicht war es ja unterbewusste Absicht.
Wutschäumend, bringt er mir den Ball zurück. „Was ist dein Problem?“
„Das gleiche könnte ich dich fragen!“
„Ich werfe dir keine Bälle an den Kopf.“
„Dafür kalte Blicke! Und das mit dem Ball war keine Absicht.“
Kurz scheint er den Ball wegwerfen zu wollen, überlegt es sich anders murmelt etwas unverständiges, schmeißt den Ball neben Fluffy und geht wieder auf seine Position.
Was ist eigentlich passiert?

Eines Nachts stelle ich fest, dass Fluffy nicht mehr in meinem Zimmer liegt. Als ich etwas zu trinken hole, sehe ich unterwegs zur Küche in Kenans Zimmer, wo er auch nicht liegt. Ich finde ihn Schließlich in der Küche auf seinem neuen Lieblingsplatz und schlendere beruhigt zurück. An Kenans Zimmer bleibe ich noch einmal stehen. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und stehle mich leise an sein Bett. Nur um ihm einen einzigen Kuss zu geben.
Sein Atem geht so ruhig und schlafend wirkt er wirklich wie ein Engel. Ich habe ihn noch nie schlafen gesehen. Vorsichtig küsse ich ihn, um ihn nicht zu wecken und schleiche mich wieder in mein Zimmer, wo sich eine Träne nach der anderen aus meinen Augen stiehlt.
Währen Fluffy und Ashley nicht, würde ich vermutlich vor Einsamkeit verzweifeln. Mein Dad ist jetzt für eine Woche auf Geschäftsreise und wenn Ashley und Tyler nicht gerade Dienst haben, bin ich alleine mit Kenan im Haus.
Jetzt wo Ferien sind, hätte ich auch Irgendwo hin fahren können. Aber das hätte ich mir früher überlegen müssen. Erst müsste Fluffy untergebracht werden und die Lifeguards müssten Überstunden machen. Kurz nichts mit Urlaub. Also gehe ich die meiste Zeit mit Fluffy spazieren oder liege faul auf dem Sofa. Wenn Ashley Dienst hat, unternehmen wir auch mal etwas. Zum Beispiel Billard. Einmal hat sie mich auch in einen Club geschmuggelt. Einmal so richtig Tanzen und feiern. Nur, dass sie mir nicht erlaubt hat zu trinken. Schade.
Jedenfalls döse ich die meiste Zeit auf dem Sofa im Wohnzimmer oder genieße im Garten die Sonne. Einmal bin ich im Garten eingedöst – man schläft viel, wenn man Langeweile hat. Geweckt wurde ich, als es plötzlich zu regnen angefangen hat und ich recht nass wieder ins Haus gelaufen bin. Im Wohnzimmer habe ich mich einfach auf die Couch fallen lassen und habe das begonnene Schläfchen dort zu ende geführt.
Peinlich es zuzugeben aber ich habe von Kenan geträumt wollte den Traum unbedingt zu ende Träumen. Ich habe von einem Kuss geträumt und als ich aufwache frage ich mich, wo die Decke herkommt. Seufzend sehe ich zur Decke und stütze meinen Arm auf meiner Stirn. Tränen. Schon wieder.
In den letzten Jahren habe ich mich doch echt zur Heulsuse entwickelt.
Fluffy versucht wohl mich zu trösten indem er mir übers Gesicht schleckt. „Fluffy...lass das, siehst du nicht, dass ich in Selbstmitleid bade?“ Ein regelmäßiger, tiefer Atem erregt meine Aufmerksamkeit. Im gedämpften Licht, mache ich einen schlafenden Körper auf der anderen Seite des Sofas aus. Kenan. Mit klopfendem Herzen nähere ich mich ihm.
Manchmal ist die Sehnsucht einfach stärker als die Vernunft. Ich lege mich neben ihn und decke uns beide zu. Einen Moment glaube ich, er ist aufgewacht, als er mich in seine Arme schließt und an sich zieht. Eine Weile reicht es mir, ihn einfach nur anzusehen. Doch irgendwann beginne ich ihn zu küssen und in einem dämmrigen Zustand beginnt er die Küsse zu erwidern, bis er schließlich wach wird und mich ansieht. Vielleicht hält er auch alles für einen sehr real wirkenden Traum. Aber egal was es ist... ganz egal bin ich ihm wohl doch nicht, als er beginnt mir über die Arme zu streicheln und seine Finger über meinen Hals streicht... und mich weiter küsst. Meine Hände erkunden seinen Körper und er tut es mir nach. Seine Küsse wandern über meinen Hals zu meinem Dekolletee und mein Herz beginnt wie wild zu klopfen. Ich habe angst mehr zu verlangen und auch er schenkt mir nur noch einige zarte Küsse bevor er mich wieder fest in seine Arme schließt und leise an mein Ohr haucht, dass er mich liebt. Seine Stimme macht diese Worte zu einem wunderbaren Gedicht, das ich nie vergessen werde.
Sanft streicheln seine Finger an meinem Hals mich in den Schlaf.
Am nächsten Tag wird mir klar, dass er es wohl doch für einen Traum gehalten hat. Ich werde wach, weil ich Kenan fluchen höre. Und das nicht weil Fluffy mal wieder seine Schuhe zerkaut. Nein es geht hierbei zweifellos um mich.
Verschlafen reibe ich mir die Augen und frage was los ist.
„Was fällt dir ein, dich neben mich zu legen?“
Verstört sehe ich ihn an.
„Wir sind kein Paar! Und wir werden es auch nie sein, verstehst du!“
Habe ich die Küsse nur geträumt oder spinne ich jetzt?
Ich richte mich auf und denke darüber nach, was ich antworten könnte. Langsam setzen sich die Worte in meinem Kopf zusammen und ich merke, dass sie mich verletzen.
Ich muss es einfach wissen. War alles nur geträumt? Ich greife nach seiner Hand und lege sie auf meine Taille, seine andere an meine Halsbeuge, wo die Kette liegt und sehe ihn herausfordernd an. Er selbst bleibt stur, also lege ich die Hand an eine andere Stelle, von der ich mir sicher bin, dass sie gestern dort gelegen hat. Es kann kein Traum gewesen sein. „Was machst du da?“
„Wenn du schon denkst von mir zu träumen, und mir in deinen Träumen schwörst, mich zu lieben. Dann hab wenigstens den Arsch in der Hose es auch am Tag zu tun, oder lass es ganz.“
Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und gehe mit Fluffy spazieren.
Offenbar hat ihn das so perplex gemacht, dass ich seit zwei Jahren zum ersten mal alleine Freigang habe. „Fluffy, bald bist du groß genug um als Lifeguard zu taugen, dann brauche ich die anderen nicht mehr. Na, was sagst du?“ Der treudoofe Blick des Labradors zerstört die Hoffnung darauf. Doch was soll's ich kann doch nicht ewig mit Beschützer durch die Gegend laufen. Irgendwann muss doch mal Schluss sein.






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