Weirdly - Teil 13

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 30.05.2014


13. An Gedanken anderer zu denken sind Gedanken die ungedacht gedacht gehören

„He Dad.“ Es ist wieder unser gemeinsamer Tag und wir essen Eis im Park und sehen den Enten zu, wie sie um ein Stück Brot kämpfen.
„Hm?“
„Ist Verrücktheit eigentlich vererbbar?“
„Ist es wegen der Sache mit deiner Mitschülerin?“
„Ist es?“
„Es gibt bestimmte Psychische Krankheiten die Genetisch bedingt sind und nein, weder deine Mutter noch ich haben eine solche, was bedeutet, du wirst sehr wahrscheinlich nicht verrückt werden. Im Übrigen ist deine Mutter nicht verrückt sondern hat ein bestimmtes Problem einfach falsch verarbeitet.“
„Und das Gedankenlesen?“
„Ist noch unerforscht.“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
Er seufzt. „Theoretisch müsstest du die Veranlagung haben. Aber ich wünsche dir, dass du es nie erfahren musst. Die Gedanken anderer Menschen zu kennen... das kann einen tatsächlich in den Wahnsinn treiben. Und ich bin wirklich froh, dass ich die Gedanken meiner Tochter zumindest nicht lesen kann.“
„Warum?“
„Erstens müsste ich mir dann immer anhören, dass ich dir keine Privatsphäre lasse und zweitens gibt es Themen die mich verrückt machen würden, wenn ich genauer über sie Bescheid wüsste.“
„Du meinst solche Dinge wie die, was ich mit meinem Freund mache?“ Hake ich nach.
„Hör auf.“
„Oder so etwas wie die Pubertät?“
„Hör auf“ Er hält sich die Ohren zu „Ich will nichts mehr hören, meine kleine Prinzessin ist nicht in der Pubertät und geht auch nicht mit Jungs aus, dafür ist sie noch zu klein.“
Manchmal ist er eben doch nur ein Dad.

Also was mein Dad über das Gedankenlesen gesagt hat. Vermutlich hat er recht. Ich meine jeder wüsste wahrscheinlich gerne, was andere Menschen tatsächlich denken. Aber wenn ich mir vorstelle, dass jemand meine tiefsten Gedanken einfach ohne zu fragen erkennen würde, dann fände ich das ziemlich ungerecht und somit ist es doch ganz gut, dass ich es nicht kann. Es würde doch ein ziemlich schlechtes Gewissen bei mir verursachen.
„Akira...Akira...He, Akira.“
Mein Kopf schießt in die Höhe. „Kathrine...sorry ich war kurz mit den Gedanken wo anders.“
„Das habe ich gemerkt.“
„Sorry... irgendwie sind das ganz eigenartige Kopfschmerzen. Was wolltest du?“
„Ich habe gefragt, ob wir nach der Schule noch einkaufen gehen.“
„Ah, ja, gerne. Stört es dich, wenn Ashley mitgeht?“
Ashley ist offiziell einfach eine gute Freundin der Familie. Dass ich mich mit den Lifeguards abgefunden habe, heißt nicht, dass jeder wissen muss, dass ich welche habe.
„Nein, ich mag Ashley.“
Ich hole aus meiner Tasche eine Kopfschmerztablette.
„So schlimm?“
Ein gequältes Lächeln entweicht mir. „Geht schon seit einigen Tagen so.“
„Vielleicht muntert dich dein Freund ja wieder auf,“ sagt sie und deutet auf Sean, der gerade auf uns zu kommt.
Als Sean mich in den Arm nimmt, ist mir zum ersten Mal, als würde ich etwas in Kathrine sehen, was mir vorher nicht aufgefallen ist. Eine Hinundhergerissenheit zwischen Neid und Schuldgefühl.
Ich schiebe dieses Gefühl beiseite und genieße es, nach der Schule mit meinen Freundinnen Shoppen zu gehen.

Was wäre, wenn man wüsste, was in anderen vorgeht? Wenn man wüsste, warum sich jemand so verhält, wie er sich verhält. Wenn man wüsste, dass dich jemand anlächelt, dich jedoch innerlich verflucht? Wie das wohl sein mag...

„Das steht dir wirklich gut.“
„Findest du?“ Mit skeptischem Blick betrachte ich das Outfit und sehe zu Ashley. „Was meinst du?“
„Die Wahrheit?“
Ich lache. „Schon klar, ich ziehe es wieder aus.“
Ein Blick zu Kathrine und wieder ist dieses seltsame Gefühl da. Schmerz, ...Zorn... ? Als ich Ashley ansehe, wechselt das Gefühl. Eine seltsame Mischung aus Wachsamkeit und Zufriedenheit.
Meine Kopfschmerzen werden wieder stärker und als ich aus der Umkleidekabine komme, bitte ich die beiden unsere Tour für heute zu beenden. Ich entschuldige mich noch einmal bei Kathrine und weiß beinahe nicht mehr wofür denn eigentlich. Dafür, dass unsere Shoppingtour ins Wasser fällt, oder dafür, dass ich sie so fühlen lasse.

Kenan sitzt im Esszimmer über einem Haufen Bücher und wirkt als würde ihm der Kopf rauchen. Meinem geht es ähnlich.
„Was machst du da?“
„Lernen.“
„Du gehst doch nicht mehr zur Schule.“
„Fernschule.“
„Ach so...“
Wieder ist er vertieft in seinen Lernstoff. Ich kann es mir nicht verkneifen ihm über die Schulter zu sehen. „Deine Schicht beginnt.“
„Okay... kann ich das noch zu Ende rechnen?“
„Du musst die Ableitung nehmen.“
„Wie?“
Ich setzte mich neben ihm und erkläre die Aufgabe, die er dann Schritt für Schritt ausführt. „Das war\'s?“
Ich nicke.
Seufzend lehnt er sich zurück. „Ich mache es mir einfach zu kompliziert.“
Grinsend knuffe ich in in die Seite. „Du wirst das schon packen.“
Als er mich ansieht, steigen meine Kopfschmerzen weiter. Dieses Gefühl... Es fühlt sich an wie... Zuneigung. Ich muss mich abwenden.
„Alles in Ordnung?“
„Ja... ich muss mich nur ein bisschen hinlegen.“
„Soll ich dir einen Tee kochen?“
Besorgnis.
„Nein... schon gut.“ Schnell verschwinde ich in meinem Zimmer. Was ist das?
In meinem Kopf dreht sich alles. Das ist nicht wahr. Ich kann nicht ihre Gefühle lesen...das ist nicht wahr...das ist ein Traum...ein Traum...warum jetzt? Warum? Was ist da los?






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