Thank you for loving me - Teil 24

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 13.03.2012


Kapitel 15- „We are simple having a wonderful christmas time.“

Mary

„Wir lassen Weihnachten ausfallen. So einfach ist das.“
Trotzig wie ein kleines Kind stand Jenny vor mir, die Händen in die Hüften gestemmt und mit hochroten Kopf. Nachdem wir acht Stunden in Köln verbracht und uns so ziemlich alles gekauft hatten, was wir irgendwann eventuell mal gebrauchen könnten, standen wir jetzt mit unseren Einkaufstüten in ihrem Wohnzimmer und bereiteten uns auf einen ordentlichen Mädelsabend vor. Es gibt schließlich nichts, das gegen Liebeskummer besser hilft als Frustshoppen und Mädelsabend.
„Wir lassen Weihnachten ausfallen“, wiederholte Jenny, während sie in ihrer H&M- Tüte wühlte und Unmengen an Klamotten aus ihr hervorzauberte.
Wir befanden uns beide im Moment in einer hochexplosiven Phase, irgendwo zwischen Enttäuschung, Frust und einem unglaublichen Hass auf die Welt.
Und das ausgerechnet in der Weihnachtszeit.
„Man kann doch Weihnachten nicht einfach ausfallen lassen“, erwiderte ich daher schwach, denn obwohl ich das Fest der Liebe vergötterte wie keinen anderen Tag, fing ihre Idee wirklich an, mir zu gefallen.
„Na klar können wir das. Du pennst doch eh bei mir, dann besorgen wir uns eine Menge Schokolade, ein paar Filme ohne Happy End und verlassen das Haus nicht wieder, bevor das Fest vorbei ist.“ Skeptisch schaute ich sie an, wie sie das mit brüchiger Stimme sagte und weiter in ihren tausenden von Tüten wühlte. Ihre Haare waren strohig und matt und ihre Haut ein wenig blasser als sonst. Das ließ sie noch schlecht gelaunter wirken, als sie ohnehin schon war. Und das musste was heißen!
Nein, in Weihnachtsstimmung war sie wirklich nicht, aber das konnte ich auch wirklich gut verstehen. Ich litt mit ihr- und das nicht nur im übertragenden Sinne. Die Sache mit Jensen und Ian hatte uns beide ein wenig aus der Bahn geworfen, vermutlich mehr als wir selber ahnen konnten. Mein Praktikum war außerdem beendet, bald würde ich mich für die Unis bewerben. Und das, obwohl ich mir unsicher als je zuvor war, was meine Zukunft anging.
Aber wenigstens müsste ich Julian, den wunderbaren Manager, nie wieder sehen. Und was noch viel besser war- Ian auch nicht.
„Mary, warum hab ich mir Ugg Boots gekauft?!“ Mit schockiertem Blick riss mich Jenny aus den Gedanken und hielt mir die hässlichen Schuhe direkt vor die Nase. Sie hasste Ugg Boots, woher sollte ich das wissen?
„Du hast gesagt, du bräuchtest welche“, erwiderte ich daher, kaum überzeugend.
„Aber ich HASSE Ugg Boots!“
Ich konnte sie nur heiser auslachen, wie konnte man nur so fertig sein?
Dann holte ich ein Klatschblatt aus einer Tüte hervor und warf mich auf Jennys Couch, während sie die Schuhe verwirrt in ihrer Tüte verschwinden ließ. Gerade als sie sich neben mich setzen wollte, entdeckte ich einen Artikel über Ian und schlug die Zeitung sofort zu. Das hatte noch gefehlt, als hätten wir uns nicht schon genug aufgeregt heute!
„Was war da?“, fragte Jenny, ihre Neugierde war manchmal echt unglaublich. Und bevor ich mir überhaupt eine Ausrede ausdenken konnte, hatte sie mir die Zeitschrift auch schon aus der Hand gerissen und starrte wie hypnotisiert auf Ians Artikel.
„Die zehn Traumpaare Hollywoods!“
Da war er also, mit seiner zuckersüßen Rachel. Platz acht, immerhin. Wenn man bedachte, dass die beiden eigentlich nichts in Hollywood zu suchen hatten. So schlechte Schauspieler hatten da wirklich nichts zu suchen.
Ian sah gut aus, verdammt. Warum konnte ich den Kerl nicht wenigstens jetzt hässlich finden?
Aber Jenny regte sich umso mehr über Platz sieben auf.
Da lag er also, am Strand von Monaco mit einer dunkelhaarigen Frau, die Jenny immer boshaft „Schneewittchen“ nannte. Das war die Frau- oder vielleicht sollte ich besser sagen: die Schlampe-, die wir nach der Party mit Jensen im Bett gefunden hatten.
Das konnte doch wohl nicht wahr sein.
„Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, jammerte sie und schaute wütend auf die Zeitschrift, bis ich Angst vor ihr hatte.
„Eigentlich müsstest du dich jetzt mal mit Dominik treffen. Schön in der Öffentlichkeit, eine Umarmung hier, ein Kuss da. Und schon bist du in den Schlagzeilen und Jensen steht als der Dumme da.“
Zuerst schwieg sie und schien die Sache wirklich in Betracht zu ziehen. Zum Glück schüttelte sie dann aber grinsend den Kopf, war ja auch nur ein Scherz gewesen.
„Ach nee“, antwortete sie schließlich und schaute mich dabei schmunzelnd an, „ganz so frustriert bin ich dann doch nicht. Und ich lass mich bestimmt nicht auf Jensens Niveau herunter!“
Richtig so, dachte ich, nahm die Zeitschrift demonstrativ und riss sie auseinander. „Damit ist jetzt Schluss!“
Aber so wirklich überzeugt waren wir beide nicht. Jenny stieß nur einen langen Seufzer aus und ich war auch nicht wirklich von mir überzeugt. War wahrscheinlich noch ein bisschen früh, um wieder auf die Beine zu kommen. Denn wie das ausgeht, haben wir ja alle auf dem Weihnachtsmarkt gesehen- wir sind aggressiv und gehen auf alle Leute los.
Also ließ ich mich wieder müde neben Jenny fallen und wir schwiegen einen Moment.
Im Hintergrund lief „All I want for Christmas“ von Mariah Carey- ich hätte kotzen können. Warum musste Weihnachten ausgerechnet jetzt sein? War unsere Stimmung nicht schon mies genug? Und jetzt lag überall so ein überdrehter Kitsch in der Luft, zusammen mit ganz viel LIEBE. Als wäre es nicht so schon schlimm genug gewesen.
„Wir lassen Weihnachten ausfallen.“
Der Fernseher war an und lief vor sich hin, in einer unglaublichen Lautstärke, als ich mir ein Toast fertig machte und Jenny einen Yoghurt in die Hand drückte. Dass sie sich in letzter Zeit nur noch von Süßigkeiten ernährte, war vielleicht nicht die beste Idee. Klar, die ganze Jensen-Sache hatte sie aus der Bahn geworfen, mir ging es nach New York ja genauso. Aber das war doch kein Grund, sich so gehen zu lassen.
„Solange ich in deinem Haus bin wird ordentlich gegessen!“, entschied ich daher.
Ein trotziger Blick war alles, was sie dazu erwidern konnte, also nahm sie den Yoghurt, einen Löffel und ließ sich theatralisch auf der Couch fallen. Man hätte fast meinen können, sie hätte getrunken. Vorsichtig setzte ich mich neben sie, während die Backstreet Boys mich aus dem Fernsehen praktisch anschrien.
„Schwul“, murmelte Jenny in ihren Yoghurt-Becher und schaltete durch alle Kanäle- natürlich nicht, ohne zu jedem einen zynischen Kommentar abzugeben.
Plötzlich erschien er zwischen Kochshows und Asi-TV, nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber obwohl Jenny in Überschallgeschwindigkeit weiter schaltete, hatte ich ihn erkannt.
„Stopp! Zurück!“ Ich bereute es, direkt nachdem ich es ausgesprochen hatte, aber bevor ich meine Meinung auch schon wieder ändern konnte, hatte Jenny besagten Kanal gefunden- und Ian.
Er trug ein Varvatos Shirt, was auch sonst? Für einen Moment ertappte ich mich bei dem Gedanken an den Tag nach der Party. Wo alles begonnen hatte. Da hatte er genau dieses T-Shirt getragen, als ich neben ihm aufgewacht war.
Er war heute nicht rasiert, die Haare ein wenig durcheinander. Hektisch schaute er um sich, im Blitzlicht der Fotografen schien er sich alles andere als wohl zu fühlen.
Ich wollte ihn so nicht sehen. Der Gedanke, er würde ohne mich wunderbar zurechtkommen, hatte sich zu sehr in meinen Kopf gebrannt. Er war nicht der Typ für ein gebrochenes Herz oder so einen Mist. Er würde damit zurechtkommen, es hatte ihm wahrscheinlich noch nicht einmal was ausgemacht. So war er eben, ein gefühlsloses Arschloch.
„Soll ich umstellen?“, fragte Jenny, jetzt ohne jegliche Art von Ironie. Ich gab wohl ein ziemlich armseliges Bild ab, wie ich da saß und ihn anstarrte.
Ich antwortete nur mit einem Kopfschütteln. Einen Moment noch, ich wollte seine Stimme hören. Ich wollte sehen, wie er mit seinem perfekten Leben klar kam. Denn dann konnte ich ihn hassen und endlich vergessen.
„Sieht ziemlich übel aus“, sagte ich schließlich grinsend, während er hier und da mit allen möglichen Stars posierte. Jennys Blick lag auf mir, das konnte ich eindeutig spüren. Ich versuchte also meine Fassung so weit es ging zu behalten. Leider versetzte jeder Blick auf Ian mir einen erneuten Stich ins Herz, so als würde mir immer wieder bewusst werden, wie sehr er mich doch getroffen hatte. Und das hatte er, gnadenlos.
„Ian! Wow! Ian Somerhalder!“ Als hätten wir es nicht eh schon alle gewusst.
Der schleimige Reporter kam mir ziemlich bekannt vor, wahrscheinlich war es sogar dieser dumme Moderator vom letzten Mal. Ian kam auf ihn zu, an den Rand des roten Teppichs, wie es diese ganzen Superstars taten, um Interviews zu geben, die niemanden wirklich interessierten. Ob er denn aufgeregt sei, wollte der Reporter wissen. Natürlich war er das, wie er mehrmals betonte, obwohl es natürlich nicht stimmte. Nicht mal im Scheinwerferlicht konnte man seine dicken Augenringe übersehen. Er sah aus, als hätte er die letzten Tage mit ziemlich wenig Schlaf- und dafür mit umso mehr Alkohol verbracht. Dann wurde es interessant.
„And you came here completely alone? I mean, you look so good tonight!“ Bei dem Statement konnte nicht mal Ian sich das Grinsen verkneifen. „Good“ war nun wirklich nicht das Wort, das ich benutzt hätte. Es gab mir sogar eine gewisse Befriedigung, zu wissen, dass sogar ein Ian Somerhalder schlecht aussehen konnte. Und das tat er im Moment wirklich.
Irgendetwas war anders an ihm und es dauerte wirklich nicht lange, bis ich erkannte, was das war. Diese Gelassenheit, die Ausgeglichenheit, die ihn immer umgeben hatte, war komplett verschwunden. Früher hatte ich mich immer darüber aufgeregt, wie leicht er scheinbar mit jeder Situation umgehen konnte. Das hatte ihm immer eine gewisse Überlegenheit gegeben. Während ich, völlig durch den Wind, von einer Peinlichkeit in die nächste gestolpert war. Von dieser Überlegenheit war jetzt nichts mehr übrig, er versuchte das Ganze zwar mit einem Grinsen zu überspielen- aber man konnte genau sehen, dass er sich unwohl fühlte.
Viel neugieriger war ich aber auf einmal, wo Rachel steckte. Er war wirklich alleine gekommen, unglaublich aber wahr. „Wo ist die Bratze?“ Jenny hatte wohl denselben Gedanken wie ich gehabt- und auch der Armani-Mann schien sich dafür zu interessieren.
„Where’s Rachel? If I may ask…“
Und schon saßen Jenny und ich wie gebannt da, das war die Millionen-Euro-Frage.
Wo war dieses blonde Miststück von Rachel? Und warum schaute Ian bei der Frage so hektisch von links nach rechts? Ohne zu antworten, verlagerte er sein Gewicht von einem Bein aufs andere, grüßte einen vorbeigehenden Star und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Aber unsensibel, wie diese Reporter nun mal sind, kamen jetzt direkt ein paar auf Ian zu und wollte ganz genau wissen, was da los war mit der Rachel.
„Is there any truth to the rumour that you have an affair with that german girl?“
“Did you break up with Rachel?”
“Ian, what’s going on?
Hektisch schaute er abwechselnd in die verschiedenen Kameras, zu den vielen Reportern und dann hilfesuchend zu seinem Co-Star im Hintergrund. Aber nichts konnte ihm helfen.
„Spuck’s doch endlich aus!“, schrie ich den Fernseher an- und das so plötzlich, dass ich mich selber erschrak. Ich war so gespannt auf seine Antwort, dass ich wieder kurz davor war, hysterisch loszulachen. War so gespannt auf die Lüge, die jetzt kommen musste. Aber was dann passierte, ging über alle meine Erwartungen hinaus.
„You want to know the truth?” fragte Ian langsam und mit diesem unwiderstehlichen Grinsen, das ich nur zu gut von ihm kannte.
Dann setzte er seinen durchdringlichen Blick auf, schaute mit seinen tiefblauen Augen direkt in die Kamera vor ihm und sagte es. Er sagte es tatsächlich, vor den vielen Reportern und Fotografen. Und vor allen Kameras, die auf ihn gerichtet waren.
„That german girl… her name is Mary. And I love her. More than I ever loved someone.”






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