Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 22.01.2012
Kapitel 5. - Time to pretend
Mary
Stille. Absolute Stille. Ich spürte die warme Sonne auf meiner Haut. Ein schönes Gefühl, wie an einem warmen Sommertag. Ohne die Augen zu öffnen, wusste ich, dass die Sonne schien. Und kann ein Tag überhaupt besser beginnen?
Ich spürte ein Gefühl von Wärme und Ruhe in mir. Überhaupt, wo auch immer ich im Moment war, es war warm, es war weich und es war wunderbar ruhig. Das einzige, was man hören konnte, war das Rauschen der Bäume. Und gleichmäßiges Atmen. Es war ein Moment der völligen Ruhe und Ausgeglichenheit. Und am liebsten hätte ich die Zeit einfach angehalten.
Ich spürte, wie mein Körper sich auf und ab bewegte, wenn auch nur ein kleines bisschen. Im Takt vom Ein- und Ausatmen hob sich mein Kopf an, aber es war nicht mein eigener Atem, der mich so bewegte. Es war SEIN Atem. Und mit einem Mal war ich hellwach.
Blitzartig schlug ich die Augen auf. Ein fataler Fehler, denn sie brannten unheimlich stark. Ich rieb sie mit meiner linken Hand, solange bis ich klar sehen konnte. Sofort starrte ich auf die Lehne des Sofas und auf die muskulöse Brust, auf der mein Kopf lag. Sie bewegte sich, auf und ab. Er schlief.
Plötzlich spürte ich auch den Arm, der um mich geschlungen war und es mir unmöglich machte, unbemerkt aufzustehen. Panik machte sich in mir breit. Ich wusste ja noch nicht mal, wer der Kerl war, auf dem ich anscheinend die Nacht verbracht hatte!
Hektisch, aber trotzdem vorsichtig, setzte ich mich aufrecht, wobei sein Arm langsam an meiner nackten Taille herunter glitt. Betonung auf nackt. Auch das noch.
Sobald ich aufrecht saß, setzten die schlimmsten Kopfschmerzen ein, die ich je in meinem Leben gehabt hatte. Und das mit 20. Ich hatte eigentlich gedacht, aus diesem Alter raus zu sein.
Ich fasste mir mit der linken Hand an den Kopf, als der stechende Schmerz einsetzte, und stöhnte einmal schmerzerfüllt. Aber er schlief weiter. Und jetzt konnte ich auch sehen, wer er war.
Ian.
Ich konnte es nicht fassen. Wären meine Kopfschmerzen nicht so stark gewesen, ich hätte fast geglaubt, ich würde träumen. Ich konnte mich an rein gar nichts mehr erinnern, was in der Nacht passiert war!
Und da lag er jetzt, in seiner verwaschenen Jeans und dem schwarzen T-Shirt mit V-Ausschnitt. Die Haare waren ein wenig durcheinander, aber eigentlich sah er fast genauso aus wie sonst auch.
Was man von mir nicht gerade behaupten konnte. Ich musste gar nicht erst in den Spiegel schauen, um zu erkennen, dass meine Haare in alle Richtungen abstanden und mein Make-Up total verschmiert war. Und nebenbei. Was hatte ich überhaupt an ? Geschockt schaute ich an mir herunter.
Ein graues T-Shirt, das mir viel zu groß war und das so hochgerutscht war, dass es freie Sicht auf meinen BH bot. Wenigstens trug ich darunter noch Unterwäsche. Aber sonst nichts.
Panisch schaute ich mich um. Weit und breit keine Spur von meinem Rock, geschweige denn meinem Oberteil oder meinen Schuhen. Ansonsten hatte die Party aber Spuren hinterlassen. Und die waren mehr als eindeutig. Überall lagen leere Becher, Flaschen, Pizza-Stücke oder Klamotten von Partygästen. Ich hätte lachen können. Aber mir war eher zum Heulen zu Mute. Noch dazu fing Ian an, sich zu bewegen. Auch das noch.
Ich spürte seine Hand an meiner Taille, ein Schauer durchzog meinen gesamten Körper. Aber bevor er mich an sich ziehen konnte, stützte ich mich von der Couch ab und stolperte ein paar Meter, bis ich auf die nächste Couch fiel. Fürs erste wäre ich auch nicht weiter gekommen. Ian schien das nicht zu stören, er drehte sich auf die Seite von mir weg und schlief weiter. Dabei zeichnete sich seine schlanke, aber muskulöse Figur im T-Shirt ab. Ich saß noch einen Moment auf dem Sofa und betrachtete ihn, so wie er dort schlief. Sein Rücken war durchaus männlich. Seine Oberarme sahen in dem Shirt sowieso sehr gut aus, auch wenn sie nicht ganz so muskulös waren, wie die von Jensen.
Dafür war sein Arsch schöner. Und das musste einfach mal gesagt werden.
Als ich mich selbst bei dem Gedanken an seinen Hintern ertappte, musste ich schon ein wenig schmunzeln. Wäre ich normal angezogen gewesen und wäre Jenny in dem Moment da gewesen, hätten wir sicher Spaß daran gehabt, dem guten Ian beim Schlafen zuzusehen.
Moment. JENNY!
Nachdem ich mich genug geschämt und ausgeruht hatte, machte ich mich sofort auf die Suche nach Jenny. Einen letzten Blick warf ich auf Ian, bevor ich das Wohnzimmer verlies. Er schlief friedlich auf dem Sofa, wie ein kleiner Junge. Seine Lippen waren gerötet, aber auf ihnen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab. Wer wusste schon, was in dieser Nacht passiert war? Bei diesem Gedanken stieg mir erneut das Blut in den Kopf und ich wurde ganz rot- vor Scham natürlich, aber auch vom Restalkohol.
Was mir im Flur zuerst auffiel, waren die vielen Pyramiden aus Bierflaschen. Hier war jemand wohl sehr kreativ gewesen. Ein paar von den Pyramiden waren sogar mit BHs geschmückt. Ich war nur heilfroh, dass meiner nicht dabei war. Dafür fand ich meinen Rock bald. Und zwar auf dem Boden neben dem Kühlschrank, zusammen mit meiner Handtasche. Da war sogar noch alles drin, besonders froh war ich aber, mein Handy unversehrt zu finden. Wie die Sachen in die Küche gekommen waren, wollte ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. Inklusive Tasche und Rock machte ich mich zum ersten Mal auf den Weg in den ersten Stock. Von Jenny war unten nämlich weit und breit nichts zu sehen.
Die Treppe kam mir endlos lang vor, aber das hatte ich wohl verdient. Nach der Nacht!
Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer und meine Kopfschmerzen schlimmer. Fühlte sich ganz so an, als hätte ich Feigling und Sekt getrunken. Aber daran konnte ich mich leider nicht im Geringsten erinnern…
Oben angekommen landete ich zunächst in einem Schlafzimmer, das sich schnell als das von Jensen heraus stellte. Und das war wirklich nicht zu übersehen, denn der Gute lag dort in seinem Bett- mit einer dunkelhaarigen Schlampe, die mir irgendwie bekannt vorkam.
Angewidert trat ich zwei Schritte zurück, hörte aber plötzlich ein bekanntes Schnarchen aus Jensens Badezimmer. So konnte nur einer schnarchen, wenn er getrunken hatte: Jenny!
Vorsichtig öffnete ich die Tür zum Bad und was ich dort sah, ließ mir für einen Moment den Mund offen stehen.
Eine riesige Badewanne- nein, das war eher ein Whirlpool oder ein Swimming Pool!- stand in Jensens Badezimmer. Prallgefüllt und komplett mit Schaum bedeckt. Überhaupt war der gesamte Raum die reinste Schaumlandschaft. Und mittendrin lag Jenny und schlief als wäre nichts gewesen.
Ich konnte nur erahnen, was sich hier abgespielt haben musste.
Auf jeden Fall schlief Jenny tief und fest mitten im Schaum. Immerhin hatte sie noch ihre Unterwäsche an. Die nächste Schwierigkeit würde es sein, sie aufzuwecken. Noch dazu mit dem Kater, den ich hatte.
Zunächst versuchte ich es mit leisem Zureden, immerhin wollte ich Jensen und seine Schlampe nicht auch aufwecken. Darauf reagierte sie aber leider nicht.
„Jenny. Jenny, du musst wirklich aufwachen! Jenny!“, schrie ich sie mittlerweile schon fast an, was meinen eigenen Kopfschmerzen auch nicht besonders gut tat. Keine Reaktion.
Es grenzte fast an ein Wunder, dass sie im Schlaf nicht ertrunken war.
Mittlerweile rüttelte ich an ihrem Arm wie verrückt und das schien auch langsam, aber sicher zu funktionieren. Immerhin gab sie einen normalen Laut von sich, auch wenn es nur ein gelalltes „verpiss dich, du Schlampe, ich will schlafen!“ war. Sie war also noch ganz die Alte.
Nachdem ich sie mehrmals in die Seite gepiekst hatte, öffnete sie auch langsam die verklebten Augen und starrte mich ungläubig an. Ohne etwas zu sagen schaute sie sich im Zimmer um und hielt sich dann beide Hände an die Stirn.
„Hangover?“, fragte ich mitfühlend.
„Hangover“, antwortete sie mit leiser, zittriger Stimme. Hätte ich nicht selber eine Alkohol-Fahne gehabt, hätte sie mich mit ihrer bestimmt umhauen können.
Ich half ihr, langsam aufzustehen, was doppelt schwer war, weil sie zum einen noch ordentlich einen im Tee hatte, und außerdem, weil der gesamte Boden mit Schaum übersäht und somit ziemlich rutschig war.
Völlig verkatert schafften wir es schließlich aus dem Bad und vorbei an Jensen und seiner Schlampe, ohne dass einer der beiden aufwachte. Jenny widmete den beiden nur einen kurzen Blick, der war dafür umso boshafter. Sie ist immer so theatralisch, wenn sie getrunken hat.
Die Treppe war beim runtergehen mindestens genauso schlimm wie auf dem Weg nach oben. Denn dieses Mal musste ich nicht nur dafür sorgen, dass ich nicht kopfüber hinunter fiel, sondern hatte auch noch das Glück, Jenny sicher herunter bringen zu müssen. Und die tat sich wirklich schwer.
„Warum müssen wir denn schon gehen? Ich hab gerade so gut geschlafen…“, maulte sie, während ich sie von einer Seite stütze und mit der anderen versuchte, meinen Rock und meine Tasche zu halten. Unten angekommen brauchte ich daher erst einmal eine kurze Verschnaufpause, was Jenny natürlich nicht verstand.
„Toll, warum sind wir jetzt hier runter gegangen?“ Sie setzte sich neben mich.
Ich hätte mich gerne mit ihr unterhalten, aber ich war nicht in der Lage, auch nur einen Ton zu sagen.
Mein Rachen brannte genauso stark wie meine Augen. Ein Blick auf Jennys gequälten Gesichtsausdruck verriet mir, dass es ihr auch nicht viel besser ging. Ich wollte einfach nur nach Hause, schlafen und alles vergessen, was mit dieser Party zu tun hatte.
Die schwere Haustür konnten wir nur zu zweit und unter wirklich hohem Kraftaufwand öffnen.
Und die Sonne, die uns draußen entgegen schien, war auch nicht wirklich angenehm. So viel zu meinem schönen, warmen Sommertag.
Als wir das Tor erreichten, bei dem das Anwesen aufhörte, erwartete uns aber schließlich das schlimmste des ganzen Morgens. Nichts ahnend, wie wir nun mal waren, gingen wir mit unserem verschmierten Make-up und den dreckigen, verrutschten Klamotten bis zu Jennys Haustür. Sind ja auch nur ein paar Meter. Wer hätte da schon mit PAPARAZZI rechnen können? Und die hatten sich auch wirklich gut versteckt, in Autos und Büschen vor Ians und Jensens Haus.
An diesem Morgen hatten wir sie leider nicht entdeckt. Aber das sollte uns später noch einigen Ärger bringen
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