Thank you for loving me - Teil 8

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 26.01.2012


Kapitel 6. - Smile your in the newspaper again

Mary:
Irgendwie hatte ich es wirklich geschafft, nach der Party relativ unverletzt nach Hause zu kommen.
Als erstes tat ich natürlich, was alle tun sollten, wenn sie einen schlimmen Kater haben:
Duschen, einen Liter Wasser trinken und sich ins Bett legen.
Da blieb ich dann auch den ganzen Sonntag, musste nur hin und wieder aufstehen, weil der Liter Wasser mir auf die Blase drückte. Nachmittags kam zu meiner großen Freude dann auch noch eine Sondersendung „Familien im Brennpunkt“. Es gibt doch nichts schöneres, als zu sehen, dass es Menschen gibt, die noch asozialer sind als man selbst. In diesem Fall war das eine 45-Jährige Familienmutter und Katzenliebhaberin, der ihre zwölf fetten Katzen mehr bedeuteten als ihre beiden Töchter. Soweit also ein ganz normaler Sonntagnachmittag.
Um sechs Uhr rannte ich dann noch mal zur Toilette und entledigte mich dem Rest des Alkohols. Aber leider auf eine sehr unschöne Art und Weise. Aber das hatte ich wohl verdient.
Während ich also so mit dem Kopf über der Kloschüssel hing, merkte ich plötzlich, wie mein Handy vibrierte. Eine SMS von Jenny.
Ich war mir nicht sicher, ob der Restalkohol aus ihr sprach oder was bei ihr zu Hause schon wieder abging… aber laut ihrer SMS war Jensen gerade bei ihr. Weil er sich im Haus geirrt hatte.
Für einen Moment zweifelte ich an meinem geistigen Zustand, aber dann fiel mir ein, dass Jensen Ackles und Ian Somerhalder ja wirklich Jennys neue Nachbarn waren. Das Leben ist aber auch komisch manchmal. Was ich auf ihre SMS antworten sollte, wusste ich aber auch nicht so recht.
Und mehr wollte ich dazu ehrlich gesagt auch nicht wissen. Ich musste schließlich immer noch alles verarbeiten, was in der Partynacht passiert war. Wobei ich ja lustigerweise nicht mal wusste, was da alles passiert war. Und das machte mir umso mehr Angst.
Ich warf einen Blick auf das graue T-Shirt, das ich heute Morgen getragen hatte. Es roch ein bisschen nach Alkohol und ein bisschen nach Zigaretten. Aber vor allem roch es unglaublich nach ihm.
Es roch nach Ian Somerhalder. Und das brachte mich glatt um den Verstand!

Am Tag danach ging es mir auch nicht besser. Montag war angesagt, und als ob das nicht schon Grund genug wäre, um den Tag zu hassen, wurden meine Kopfschmerzen auch nicht wirklich besser.
Zur Arbeit musste ich trotzdem fahren, als Praktikant kann man es sich leider nicht leisten, wegen eines Katers zu fehlen. Und dann war auch noch Akten kopieren angesagt.
Meine Stimmung war also mal wieder auf dem Hochpunkt!
Das einzige, was meine Laune wirklich heben konnte, war der Kaffee in meiner Mittagspause und ein kleiner Spaziergang durch den Stadtpark. Jetzt im frühen Herbst liebte ich es einfach, mit einem Kaffee bewaffnet durch die Gegend zu schlendern. Die Blätter verfärbten sich langsam und gaben dem ganzen Park einen wunderschönen roten Stich. Dazu noch die wunderbar klare Luft und der wohltuende Sonnenschein. Der Herbst war einfach genau meine Jahreszeit.
Im Park setzte ich mich auf eine Bank und ließ für einen Moment die Gedanken schweifen.
Meine tägliche Mittagspause war wirklich das einzige, das mir am Praktikum im Verlag gefiel. Mir wurde richtig schlecht bei dem Gedanken an Julian und seine neue Schnepfe Maria. Zum Glück war mein Praktikum ja bald beendet, die paar Wochen würde ich auch noch irgendwie schaffen. Und dann konnte ich endlich tun, was ich schon seit Jahren vorhatte: reisen.
Ich beneidete grundsätzlich jeden, der schon mal außerhalb Europas gewesen war. Ich selber konnte mir das nämlich nicht leisten. Ich war schon froh, wenn ich einmal im Jahr für eine Woche an die Nordsee fahren konnte. Und die war nun wirklich nicht besonders abwechslungsreich.
Ich besaß sogar eine Liste mit „Orten, an die ich unbedingt noch reisen muss!“.
Darauf waren unter anderem 0815- Ziele wie London, Rom und New York, aber auch so exotische Orte wie das Nordkap, Island oder Südafrika. Wie auch immer, jetzt wo mein Praktikum bald beendet war, hatte ich auf jeden Fall die Zeit, mal etwas für mich zu tun. Ein bisschen egoistischer zu sein. Nach meinen eigenen Zielen leben.
Und vielleicht konnte ich ja auch ein bisschen Erspartes zusammen kratzen und ausnahmsweise mal nicht an die Nordsee fahren. Ich hab gehört, die Ostsee soll auch ganz schön sein…
Zurück im Büro erwarteten mich zum einen ein Stapel an Blättern, die kopiert werden wollten, und zum anderen die reizende Assistenzmanagerin Maria. Und die ließ es sich natürlich nicht nehmen, mit mir zu plaudern. Ob ich krank sei oder nicht gut geschlafen habe, wollte die gute wissen.
„Von beidem ein wenig.“
„Aha. Ich will ja nicht, dass du mich für oberflächlich hältst,…“, ach was. Auf die Idee würde ich nie kommen. „… aber du siehst heute auch nicht besonders frisch aus.“ Und um mir zu zeigen, wie sehr sie das traf, legte sie mitfühlend ihren Arm auf meine Schulter. Wieso hatte ich das Bedürfnis, ihr den Brieföffner in den perfekten, flachen Bauch zu rammen? Bittersüß grinste ich sie an und nahm ihren Arm langsam von meiner Schulter.
„Das Wochenende war hart. Aber mir geht’s gut, danke.“
Wobei „hart“ eigentlich noch untertrieben war. Bei allem, was womöglich passiert war, fragte ich mich, ob Ian sich noch an etwas erinnern konnte. Und ich war mir leider nicht sicher, ob es besser wäre, wenn er noch etwas wusste, oder ob es am besten war, nie wieder über diese Nacht zu reden.
Die Schnepfe stand immer noch vor mir, während ich meine Gedanken so schweifen ließ und den Papierkram zum Kopieren nahm.
„Weißt du, ich verstehe dich schon“, sagte sie mitfühlend. Da konnte ich mich jetzt aber auf was gefasst machen.
„Du bist frustriert, weil Julian nicht mehr mit dir zusammen ist. Und jetzt ist er mit mir zusammen und das musst du dann jeden Tag mit ansehen und dann fällt dir natürlich immer und immer wieder ein, dass du mal mit ihm zusammen warst und jetzt gibst du dir die Kante, damit du das vergessen kannst und jemanden kennen lernen willst, der auch mit dir zusammen sein will und dann auch zusammen bleibt.“
In Gedanken nahm ich den Brieföffner und rammte ihn ihr mehrmals in das perfekt geschminkte Engelsgesicht. Aber es kam ja noch besser.
„Weißt du, für mich ist das auch alles nicht so einfach.“ Oha, es wurde spannend.
„Immer nur als dumme Blondine dargestellt zu werden… weißt du, das verletzt mich auch. In meinem ganzen Leben wurde ich immer nur auf mein Aussehen reduziert. Und du kannst nicht abstreiten, dass ich schon ziemlich gut aussehe, so ist das ja nicht.“
Wieso hatte ich das Bedürfnis, Amok zu laufen?
„Meine Figur ist top und ich muss auch nichts dafür tun! Gute Gene, haha! Und meine Haare sind unglaublich weich und von Natur aus blond. Das kann ja auch nicht jeder von sich behaupten. Und welcher Mann steht nicht auf blaue Augen…?“
Und wie auf Stichpunkt kam ihr lieber Mann genau in diesem Moment um die Ecke und küsste sie strahlend, direkt vor meinen Augen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen nahm ich den Papierkram und ergriff die Flucht, solange die beiden beschäftigt waren.
Gut, dass mein Praktikum bald zu Ende war.

Der absolute Höhepunkt des Tages erwartete mich nach der Arbeit, auf dem Mitarbeiter-Parkplatz.
Und wie das zu den Schichtenden so ist, war der Parkplatz mal wieder mehr als voll. Noch dazu, weil er ziemlich zentral lag und hier eigentlich jeder parkte, egal ob er shoppen gehen wollte oder wirklich hier arbeitete. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite begann die Fußgängerzone und zahlreiche Pärchen hatten es sich wohl zur Mission gemacht, jeden Tag ein Eis essen zu gehen, wenn ich aus dem Verlag kam. Aber nein, ich war nicht im Geringsten frustriert.
Ich war gerade auf dem Weg zu meinem süßen, aber sehr heruntergekommenen Citroen, als der Manager und die Assistenzmanagerin heraus kamen und im Begriff waren, sich in ihren nagelneuen BMW zu schmeißen. Mit Lederbezug und Klimaanlage natürlich, da weiß man einfach, was man hat.
Ich wollte gerade auf den Kühler des tollen BMW kotzen, als plötzlich ein schwarzes, teuer aussehendes Cabrio auf den Parkplatz gefahren kam, dem alle- wirklich alle!- Leute in der Umgebung hinterher schauten. Doch nicht das Auto, das direkt auf mich zusteuerte und dann auch noch direkt vor meinen Füßen hielt, war eine Augenweide. Es war Ian.
Und ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich mich wegen seines spontanen Auftritts freuen oder schämen sollte. Überrascht schaute ich Ian an. Grinsend schaute er mich durch seine Sonnenbrille an. Alle Leute starrten uns an. Ja eindeutig: ich sollte mich schämen.
„Willst du nicht einsteigen?“, fragte mich Ian grinsend und war sich wohl bewusst, dass sein nahezu akzentfreies Deutsch mich umhauen würde. What the fuck ?
Wie gelähmt blieb ich stehen und schaute mich hektisch um. Alle- wirklich alle- Leute starrten mich an.
Ich konnte ihre Gedanken förmlich hören. „Oh mein Gott, ist das nicht dieser Schauspieler aus LOST?“ „Oh mein Gott, wird sie jetzt in sein Auto steigen?“
Sogar Julian und Maria starrten mich beim Einsteigen in ihren tollen BMW an, der jetzt, wo er neben Ians Porsche stand, auch nicht mehr so toll aussah. Beim Anblick ihrer verwunderten Gesichter kam mir plötzlich eine Idee. Warum die Situation nicht für mich nutzen?
Locker warf ich meine Haare zurück, setzte mein unwiderstehlichstes Grinsen auf, nahm meine Sachen und ging extra lässig um das Cabrio, um mich auf den Beifahrersitz zu setzen.
Ich genoss die Blicke der anderen, sogar ein paar Pärchen in der Eisdiele beobachteten unser kleines Spielchen. Aber am meisten freute mich das Gesicht des Managers und seiner Assistentin.
Aber ich setzte noch einen drauf.
Langsam glitt ich auf den Beifahrersitz, schloss die Tür hinter mir und warf meine Sachen auf die Rückbank. Und ohne auch nur eine Sekunde lang zu zögern, beugte ich mich zu Ian und küsste seine rauen Lippen. Er legte seinen Kopf leicht zur Seite und berührte mit seiner Hand meine Wange, es raubte mir fast den Atem. Für einen ganz kurzen Moment war ich völlig abwesend und wenn unser Kuss auch nur von kurzer Dauer war- er war umso leidenschaftlicher. Ian roch nach einem französischen Parfum, das wahrscheinlich bestriechenste Parfum auf der Welt.
Ich war kurz davor ihm die Klamotten vom Leib zu reißen. Und obwohl ich erwartet hatte, dass er entsetzt aus dem Wagen springen würde, tat er genau das Gegenteil. Er spielte mit.
Er küsste mich zurück.
Dann lehnte er sich lässig zurück, ich setzte mich gerade hin und grinste jeden einzelnen meiner Arbeitskollegen an während wir langsam den Parkplatz verließen. Julian und Maria winkte ich sogar zum Abschied.
Sobald wir den Parkplatz verlassen hatten atmete ich genervt auf. Spielchen lagen mir nicht. Und auch wenn das eben das beste meines gesamten Lebens war, fühlte ich mich jetzt dumm und oberflächlich. Grinsend schaute Ian zu mir herüber. In seinem Varvatos Shirt und der schwarzen Lederjacke sah er wirklich zum Anbeißen aus, dazu kam das unwiderstehliche Grinsen.
Hatte ich den Kerl gerade wirklich geküsst?
Und wie das in schlechten Liebeskomödien so ist, so war das auch bei uns beiden.
Wir begannen wie auf Kommando zu reden.
„Sorry for…“ „Entschuldigung wegen…“
Das lustige an der Sache war allerdings, dass ich es war, die sich auf Englisch entschuldigen wollte, und dass er mir sein fast perfektes Deutsch unter die Nase reiben musste.
Skeptisch schaute ich ihn an. „Du sprichst Deutsch?“ Und das fragte ich ihn absichtlich langsam, als würde ich mit einem Kleinkind sprechen. Schmunzelnd nahm er die Sonnenbrille ab und schaute mich mit seinen kristallblauen Augen an. Hatte was von einem Löwen, der Gute. Vor allem wenn er grinste, dann sah er aus, als hätte er eine bissige Bemerkung auf den Lippen.
„Hast du gedacht, der Name ‚Somerhalder’ kommt aus dem Englischen?“ Oh, fuck. Ich ahnte schlimmes. „Mein Vater kommt aus Köln. Meine, wie heißt es… Tante. Meine Tante wohnt hier auch.“
Na wunderbar.
„Und meine Großvater. Also ich habe Deutsch gelernt. Tut mir Leid, dass ich das nicht vorher gesagt habe.“
Mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Ärger schaute ich ihn an und musste an alles denken, was ich und Jenny gesagt hatten. Wie heiß wir ihn doch fanden. Autsch. Zu Fassungslosigkeit und Ärger kam jetzt also auch noch eine große Portion Scham. Wobei ich ehrlich gesagt noch nicht einmal wusste, wofür ich mich am meisten schämen sollte. Die ich-kann-deutsch-Geschichte war schon ziemlich übel, dann diese Nacht, bei der ich mich an rein gar nichts erinnern konnte… und zu guter Letzt hatte ich ihn eben erst geküsst. Was für eine Schlampe war nur aus mir geworden??
Zum Glück schien er mit der Sache locker umzugehen. Zumindest sah er so aus.
Bei der Fahrt wehten seine Haare wie wild durch die Luft und mit seinen Bartstoppeln sah er wirklich unglaublich abenteuerlustig aus. Er war einer von diesen Typen, die vermutlich immer und überall gut aussahen und von denen man einfach immer Fotos machen konnte.
Während ich weiterhin sein makelloses Gesicht betrachtete, fuhr er an der Einfahrt zu meiner Wohnung vorbei, Richtung Eichhof, wo er mit Jensen wohnte.
„Äh… warum hast du mich überhaupt geholt? Und wo soll’s jetzt hingehen?“, fragte ich absichtlich auf Deutsch und warf einen Blick auf sein Gesicht. Er runzelte die Stirn, hatte jetzt etwas Besorgtes an sich.
„Wir…“, begann er langsam und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
„Wir haben ein Problem. Wegen der Party.“






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