Thank you for loving me - Teil 16

Autor: Jenny&Mary
veröffentlicht am: 12.02.2012


Mary

Montage hasse ich ja aus Prinzip. Da bin ich generell müde, schlecht gelaunt und unausgeglichen. Das Einzige, was mich an diesem Montagnachmittag freuen konnte, war der Anruf von Jenny, indem sie mir ziemlich genau erzählte, was in ihrem zweiten Date mit Jensen alles passiert war.
Unglaublich, dass die beiden es wirklich geschafft hatten sich ein zweites Mal zu treffen. Und sie hatten sich sogar halbwegs ertragen, ja mehr noch- sie hatten sich endlich geküsst! Wer hätte je gedacht, dass Jensen einer von den Kerlen ist, der Rosen verschickt und eigene Songs schreibt. Also ich zumindest nicht. Aber umso mehr freute ich mich natürlich für Jenny, und auch wenn ich sie beim Telefonieren nicht wirklich sehen konnte, wusste ich doch genau, dass sie mir alles mit einem dicken Grinsen im Gesicht erzählte und dass Jensen ihr wirklich gut tat.
Jenny und Jensen, Jensen und Jenny.
Langsam fing die Sache an, mir zu gefallen!
Meine kleine Romanze mit Ian- wenn man es überhaupt so nennen konnte- war natürlich genauso schnell wieder vorbei gewesen, wie sie begonnen hatte. Für mich jedenfalls.
Dass er mich seit Tagen mit SMS und Anrufen bombardierte, versuchte ich zumindest zu ignorieren. Leider ist es schwer, jemanden zu ignorieren, wenn er plötzlich an deinem Arbeitsplatz vor dir steht.
„Was zum Teufel machst du hier??“
Und alle Mitarbeiter, die ihn noch nicht gesehen hatten, wurden jetzt natürlich auf ihn aufmerksam, während ich- bepackt mit mindestens zehn Ordnern- hilfesuchend und völlig perplex vor ihm stand.
„Können wir reden…?“
„Nein, Ian. Ich ARBEITE.“
Und schon kam Julian dazu, als wäre die Situation nicht schon peinlich genug gewesen.
„Gibt es hier ein Problem?“, fragte der Gute mit gerunzelter Stirn und schaute Ian an, als wäre er ein Schwerverbrecher. „Wieso machst du nicht eine kleine Pause und gehst das klären.“
Na wunderbar, anscheinend hatten sich die beiden auch noch abgesprochen.
Aber mir bleib natürlich nichts anderes übrig, als vor den Augen aller Kollegen hinter Ian nach draußen zu schlurfen. Und es war Montag, also hatte ich wirklich überhaupt keine Lust zu reden.
Ian dafür umso mehr. Anstatt sich irgendwo hinzusetzen, beschloss ich dagegen, wenigstens beim Laufen zu reden, denn das regte mich für gewöhnlich ab. Wobei ich mittlerweile schon gar nicht mehr wusste, warum ich überhaupt so geladen war, oder wütend oder was auch immer. Und schon wieder kam ich mir absolut blöd vor, das hatte er ja wieder gut hinbekommen.
Ich ging langsam, wollte ihn ja nicht direkt wieder verschrecken und warf ihm einen kurzen Blick zu. Sein Gesicht sah heute etwas nachdenklicher aus als sonst, dafür hatte er wieder einen leichten Ansatz von Bartstoppeln. Und obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nichts schönes mehr an diesem Mann zu finden, fielen mir direkt wieder tausend Dinge auf, die ihn noch anziehender machten.
„Ich habe dich angerufen…“, begann er schließlich, als wir den Parkplatz vom Verlag verlassen hatten und über die Straße gingen.
„Ich weiß.“
Ganz so leicht wollte ich es ihm dann auch wieder nicht machen.
Dadurch schwiegen wir dann aber auch beide eine Weile, bis wir schließlich den Park erreichten und für einen Moment am Teich stehen blieben. Jetzt, wo er wieder direkt vor mir stand, fühlte ich mich irgendwie ziemlich unwohl, weil ich genau wusste, dass er mir jetzt wieder in die Augen schauen würde. Und seinen blauen Augen konnte man wirklich beim besten Willen nicht widerstehen.
„Lass mich erklären…“, fing er schließlich an und kam mir dabei noch einen Schritt näher, was die Sache wirklich nicht besser machte. Ich verschränkte also demonstrativ die Arme vor der Brust, um wenigstens noch etwas abweisend zu wirken.
„Es tut mir Leid.“
„Aha.“
„Wirklich.“ Und dabei schaute er mich so eindringlich an, dass ich überhaupt keine Widerworte geben konnte. Trotzdem reichte mir das nicht, wahrscheinlich wusste der Kerl noch nicht mal, wofür er sich entschuldigen sollte. Wobei ich das ehrlich gesagt auch nicht mehr so genau… achja, RACHEL.
Wir schwiegen wieder einen Moment, keiner von uns schien zu wissen, was er sagen sollte. Einerseits wollte ich ihm ordentlich die Meinung geigen, von wegen „ich lasse mich nicht verarschen“ und „was für ein Arsch bist du eigentlich, du hast eine Freundin!“, aber andererseits…
was, wenn das für ihn gar kein „Date“ in dem Sinne gewesen war? Wenn er sich nur mit mir als… Freunde hatte treffen wollen. Dann war ich jetzt wahrscheinlich Schuld, dass seine Beziehung am Ende war. Das war zumindest die Version der Klatschblätter. Und das glaubten mittlerweile auch alle meine Arbeitskollegen. Sogar meine Mutter hatte mich angerufen deswegen und gefragt, was denn bitteschön los sei und dass man einen vergebenen Kerl doch nicht treffen könnte!
Und irgendwie hatte ich schon wieder das ungute Gefühl, von irgendjemandem beobachtet zu werden, wahrscheinlich lauerte schon wieder ein Fotograf hinter dem nächsten Busch und die nächste Schlagzeile würde „Aussprache mit seiner Geliebten“ oder so ähnlich heißen. Und darauf konnte ich beim besten Willen verzichten.
„Vielleicht besser so“, dachte ich aus Versehen laut und hätte mich im nächsten Moment schon wieder dafür ohrfeigen können. Ian runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, wie er es immer tat, wenn er etwas nicht verstand.
Vielleicht war es ja auch besser, das ganze zu beenden, auch wenn es noch nicht mal wirklich begonnen hatte. Aber wie sollte ich das dem Kerl verklickern, noch dazu wenn er mich SO mit seinen blauen Augen anschaute?
„Ian, die Sache mit Rachel….“
Und weiter kam ich gar nicht, denn plötzlich begann der gute Ian fast hysterisch zu lachen. Falscher Film ?!??
Der Kerl lachte mich doch tatsächlich aus, der kriegte sich gar nicht mehr ein und einmal mehr kam ich mir so verarscht vor, dass ich ihm am liebsten eine geknallt hätte. Konnte mich vielleicht mal jemand aufklären?
Abfällig schaute ich ihn an, wie er mich auslachte und war gerade im Begriff, mich vom Acker zu machen, denn SO ließ ich mich von niemandem behandeln, noch nicht mal von Ian Somerhalder.
Aber es kam noch besser. Denn gerade als ich mich zum Gehen umdrehen wollte, griff er plötzlich nach meinem Arm und bevor ich überhaupt wusste, was mit mir geschah, hatte er mich auch schon an sich heran gezogen und küsste mich leidenschaftlich, wie ich noch nie von jemandem geküsst worden war.
Mein ganzer Körper bebte und mir wurde erst viel zu spät bewusst, was gerade geschah.
Wut, Enttäuschung und die plötzlichen warmen Gefühle vermischten sich zu einem einzigen Gefühlschaos und ich wusste nicht, ob ich ihn schlagen oder ausziehen sollte, aber das spielte auch keine Rolle, denn in diesem Moment wäre ich zu keinem der beiden Dinge in der Lage gewesen.
In diesem Moment war ich einfach nicht in der Lage, irgendetwas zu tun, außer mich Ian absolut hinzugeben.
Doch dann stoppte er für einen Moment, mein Gesicht in seinen Händen, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut, aber da fand ich plötzlich meinen Verstand wieder und ging einen Schritt zurück. Ich wusste nicht, ob ich heulen oder lachen sollte, also wurde es eine Mischung aus beidem und Ians eindringlicher, leicht grinsender Ausdruck kam auch noch dazu. Aber bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, kam er mir wie immer zuvor.
„Rachel ist nicht meine Freundin. War sie nie…“
Und jetzt kam zu meinem Gefühlschaos auch noch Unverständnis hinzu, ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keine Lust, noch so verklemmt vor Ian zu stehen und mir Dinge anzuhören, die ich überhaupt nicht wissen wollte.
Aber darauf wurde natürlich keine Rücksicht genommen, ich erfuhr also bald, dass es sich bei seiner Beziehung mit Rachel nur um eine „Scheinbeziehung“ zu PR-Zwecken handelte. Na wunderbar.
„Du hast also deine Seele verkauft. Toll“, war daher meine zynische Reaktion. Mittlerweile waren wir ein Stück weiter gegangen, denn mit der Zeit hatten uns ein paar Passanten beobachtet und das konnten wir nun wirklich nicht auch noch gebrauchen.
„Meine Seele verkauft? Nein…“
„Wie willst du das denn sonst nennen? Du kannst ja nicht mal eine Beziehung führen.“
„Doch, das kann ich.“
Ja, merkt man ja.
„Und ich mache das auch. Aber ich gehe zu Premieren nur mit Rachel und dann sagen wir, wir sind ein Paar.“
„Aha. Toll.“
„Aber das hat nichts mit uns zu tun.“
Uns? Wenn Männer anfangen von „uns“ und „wir“ zu reden, dann ist man meistens schon so gut wie verheiratet. Ich musste also noch ein bisschen weiter nachfragen.
„Und was sind wir?“, fragte ich ihn und warf ihm dabei einen so eindringlichen Blick zu, dass er gar nicht weggucken konnte. Schließlich blieb er stehen, dachte einen Augenblick lang nach und antwortete dann langsam und mit seiner heißen, tiefen Stimme.
„Ich weiß nicht, was wir sind. Aber wir sind etwas. Und das möchte ich nicht verlieren.“






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