Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 29.07.2012
Jake lag auf dem Bett und starrte die Decke an. Auf seine Ohren dröhnte lauthals Musik ein, nicht das er hätte sagen können wen oder was er da gerade anhörte. Dazu war er viel zu sehr in Gedanken versunken. Hatte er das gerade in der Küche richtig gehört? Er hatte die beiden nicht belauschen wollen, er war einfach nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt in die Küche gekommen. Kathy verliebt ihn ihn? Genau das hatte doch eigentlich nicht passieren sollen! Das letzte Mal wo ein Mädchen sich in ihn verliebt hatte, war das ganze seinetwegen im Desaster geendet und die Suppe musste er jetzt immer noch auslöffeln. Nicht das er davor jemals viel Glück gehabt hätte... Nach seiner letzten gescheiterten Beziehung hatte Jake beschlossen, das Er und die Liebe einfach nicht zusammen passten. Mal ne Affäre oder einen One-Night-Stand ja, aber nichts Ernstes. Bis jetzt war er damit auch ganz gut gefahren. Aber Kathys Gesichtsausdruck, als sie ihn hinter Lisa stehend entdeckt hatte, ging ihm einfach nicht aus dem Sinn. Erst war sie eindeutig erschrocken gewesen, doch dann hatte sich in ihrer Mimikverändert. Fast so als wäre sie wütend auf ihn und der unterkühlte Blick dem sie ihm zugeworfen hatte, kurz bevor sie hoch erhobenen Hauptes aus der Küche gestürmt war, war ihm durch Mark und Bein gefahren. Das war eindeutig nicht die Kathy gewesen die er kannte und mochte. Die warmherzige, liebenswerte Kathy die so gerne lachte. Das einzige was er nicht verstand war, warum ihn das so mitnahm und warum sein Herz so einen Satz gemacht hatte als er realisiert hatte, das Lisa von ihm gesprochen hatte.
Später am Abend schnippelte Kathy gedankenverloren die Zutaten für das Abendessen. Zum Glück war dieser Urlaub in ein paar Tagen zu Ende. Das konnte eindeutig nicht so weiter gehen, sie konnte sich ja auch nicht jeden Abend betrinken, nur damit dieses beklemmende Gefühl in ihr betäubt war. Und sich in diesem kleinen Haus aus dem Weg zu gehen, war ein Versuch der Unmöglichkeit. Vielleicht sollte sie nochmal mit Jake reden, schließlich mussten sie die letzten Tage auch noch gemeinsam umbringen. Schlimm genug, dass er gehört hatte was Lisa in der Küche gesagt hatte, aber dieses gegenseitige Anschweigen war kaum noch zu ertragen.
Obwohl ihr die Nudelsoße wirklich gut gelungen war, stocherten fast alle mehr oder weniger lustlos in ihrer Pasta rum. Kathy war einfach nicht nach Essen zumute, Ivonne und Monique schienen immer noch mit dem Kater von gestern zu kämpfen, Marc und Lisa waren ins Kino gefahren und Jake war erst gar nicht erschienen. Der einzige der mit „gusto“ seine inzwischen zweite Portion löffelte war Paul. „Mädels was ist denn los mit euch? Immer noch verkatert?“ Amüsiert blickte er in die lustlose Runde. „Da hilft nur eins – weiter trinken!“ Allgemeines stöhnen am Tisch war zu vernehmen. „Ich glaube wir haben noch ne Flasche Wein im Kühlschrank.“ Damit stand er auf, ging in die Küche und kam kurz darauf mit einer Flasche Weißwein zurück. Kathy schüttelte der Gedanke an noch mehr Alkohol, sie hatte noch genug von gestern und flüchtete sich kurz darauf auf ihr Zimmer. Das Zimmer war zum Glück leer, das hieß Jake war mal wieder auf einem seiner Streifzüge, bei denen keiner wusste wo er hinging. Kathy legte sich aufs Bett und zog sich die Kopfhörer über die Ohren. Als die ersten Töne ihres momentanen Lieblingslied erklangen „Lie to me“ musste sie fast grinsen, beschrieb das Lied doch genau ihr Gefühlschaos. Wie heißt es doch so schön: „Manchmal bedeutet einem ein Lied die gesamte Welt...“ Gedankenverloren schloss sie die Augen und war kurz davor einzudösen, als plötzlich ein lautes Schrillen ertönte. Kathy erkannte es sofort, Jakes Handy, das einen eingehenden Anruf ankündigte. Er musste es wohl im Zimmer liegen gelassen haben. Sie drehte sich um, es würde schon bald wieder aufhören. Doch der Anrufer lies nicht locker. Nach ca. dem sechsten Anruf, war Kathy so genervt, das sie das klingelnde Ding packte und nach unten eilte. Im Wohnzimmer war man inzwischen am Boden der ersten Weinflasche angekommen und Paul war gerade dabei die zweite zu entkorken. „Paul! Ist Jake schon wieder zurück?“ Wie ein Racheengel stand Kathy in der Tür. „Nein, ich glaube nicht. Wieso?“ „Sein dämliches Handy klingelt die ganze Zeit und treibt mich in den Wahnsinn!“ Paul griff nach dem Handy und blickte auf den Display. „Shit, das ist seine Mom. Sechs Anrufe in Abwesenheit, scheint wichtig zu sein.“ In diesem Moment hörten sie hinter sich die Haustür aufgehen. „Jake!“ Moniques Stimme durchschnitt den Raum. Sie war aufgesprungen und eilte ihm entgegen. „Du musst unbedingt deine Mutter anrufen, sie hat schon sechsmal versucht dich zu erreichen.“ Kathys Magen zog sich beim Anblick der beiden zusammen. Jake war noch nichtmal ganz durch die Tür getreten und schon hing Monique wie eine Klette an Ihm. Das hatte sie gestern Abend auch schon die ganze Zeit gemacht und anscheinend Erfolg gehabt, da die beiden ja gemeinsam die Ojé Bar verlassen hatten. Jake erblickte sein Handy in Pauls Hand und blickte ihn fragend an. „Guck nicht so, ich bin nicht dran gegangen! Ich weiß ja nicht ob du dich dran erinnerst, aber deine Mutter denkt du bist in Berlin bei deinem Vater und nicht im Skiurlaub mit uns, da werde Ich ihr garantiert nichts gegenteiliges erzählen! Du solltest sie mal zurückrufen, scheint wichtig zu sein. Bevor sie noch auf die Idee kommt deinen Vater anzurufen.“ In diesem Moment klingelte das Handy was Paul noch immer in der Hand hielt erneut. „Sag ich doch!“ damit streckte Paul Jake das Gerät entgegen.
Kathy lag wenig später wieder auf ihrem Bett als Jake leise fluchend das Handy immer noch ans Ohr geklemmt das Zimmer betrat. „Also können Sie mir nun sagen ob heute Abend noch ein Zug geht oder nicht?“ Seine Stimme klang entnervt, als er mit einer Hand seinen Reiserucksack unter dem Bett hervorzog und begann wahllos Klamotten hinein zu stopfen. Kathy horchte auf. Sie? Das schien jetzt aber nicht mehr seine Mutter am Apparat zu sein. Zug? Wollte Jake etwa abreisen? „Hhm ok, also schon um 21.45. Und der geht dann durch? Nicht. Umsteigen... und wann wären wir dann da? Morgen Vormittag!“ Jake fuhr sich gedankenverloren über seine immer noch schmerzenden Rippen. „Ich denke mal da bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Ja zwei Tickets. Abzuholen direkt am Schalter am Bahnhof. Ja auf den Namen Jake W.. Gut Danke.“ damit legte er auf. Stöhnend lies er sich aufs Bett fallen. „So ein Mist!“ Zuerst war Kathy versucht ihn einfach zu ignorieren, aber ihre Neugier siegte schließlich doch. „Was ist denn los? Ist was schlimmes passiert?“ Jake fuhr sich mit der Hand durch die Haare, unsicher was er sagen sollte. „Die Sache ist die, … ich muss zurück nach Hause. Ich habe einen, äh … Termin.“ Er zögerte, „… der eigentlich Montag in einer Woche sein sollte, nun ist er aber auf Morgen Nachmittag vorverlegt worden. Und da meine Mutter denkt ich wäre in Berlin bei meinem Dad ...“ er stockte. „Sie hat mir ein Rückfahrticket aus Berlin gebucht und will mich morgen Mittag vom Bahnhof in Köln abholen.“ Kathy stöhnte auf. „Das heißt, wenn du morgen nicht am Bahnhof stehst, dann bekommt Sie mit das du nie bei deinem Dad warst? Langsam wurde Kathy die Tragweite dessen was Jake sagte bewusst. „Und der Termin ist so wichtig? Kannst du den nicht einfach verlegen?“ Jakes Gesichtsausdruck wurde verschlossen. „Das ist nicht so eine Art von „Termin“, wo man sich aussuchen kann ob man erscheint oder nicht.“ Damit stand er auf und begann den Rest seiner Sachen in den großen Reiserucksack zu packen. Kathy verstand: Gespräch beendet - nach Jake Style. Um dem unangenehmen Schweigen das nun zwischen ihnen herrschte zu entkommen, ging Kathy ins Wohnzimmer, wo die Runde inzwischen auf Paul und eine halbvolle Flasche Wein dezimiert war. „Oh man so ein Stress...“ sie lies sich neben ihn aufs Sofa fallen. „Wo sind denn die anderen beiden hin?“ Paul genehmigte sich noch einen Schluck. „Monique ist am packen und Ivonne assistiert.“ Erst jetzt wurde Kathy bewusst, das Jake eben am Telefon von zwei Tickets gesprochen hatte. Monique fuhr also mit nach Köln. Warum sonst sollte sie packen? Bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte erschien Jake samt seinem gepackten Rucksack im Wohnzimmer. Er baute sich direkt vor ihr auf. „Hier bist du. Ich suche dich schon.“ Kathy blickte ihn fragend an. Was war nun wieder los? „Könntest du mich und Monique gleich zum Bahnhof fahren? Ich glaube die anderen beiden haben schon einen Wein zuviel gehabt um noch zu fahren.“ Damit deutete er auf Paul der gerade den letzten Tropfen Wein aus der Flasche in sein Glas schüttete. „Unser Zug fährt in einer knappen Stunde.“ Kathy konnte ihm förmlich ansehen, wie ungern er sie um diesen Gefallen bat. Fast sah es so aus als würde es ihm regelrecht körperliche Schmerzen bereiten. War es schon zuviel verlangt für Ihn mit Kathy zusammen in einem Auto zu sitzen, oder warum stellte er sich jetzt so an sie darum zu bitten, Ihn und Monique zum Bahnhof zu bringen? Kurz durchzuckte sie der, ihr inzwischen zu sehr bekannt gewordene Schmerz der Enttäuschung, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Jake derweil, beobachtete sie aufmerksam aus seinen grünen Augen. Auch ihm schien Kathys Stimmungswechsel aufgefallen zu sein, denn auf einmal schaute er betreten weg und fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Kathy räusperte sich. „Klar kein Problem, kann ich machen. Sag mir einfach Bescheid wann ihr los wollt.“ „Danke, das ist nett von Dir. Ich denke mal in 10 Minuten oder so.“ Damit verlies er den Raum. Kathy starrte ihm noch eine Weile nach bis Paul, der die ganze Zeit schweigend neben ihr gesessen hatte sich räusperte. „Oh man ihr zwei seid mir ja vielleicht welche.... Das ist nett von Dir“ äffte er nach. Und dann mehr zu sich: „Jake ist wirklich manchmal ein richtiger Vollidiot! Da hat er mir Dir endlich mal eine anständige Frau gefunden, die er obendrein auch noch wirklich mag, und dann verbockt er es mal wieder!“
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