Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 19.06.2012
Die nächsten paar Tage verliefen in ähnlichem Rausch, Kathy wusste überhaupt nicht was in sie gefahren war. Klar las sie in ihren Büchern immer von dieser Leidenschaft, aber so wirklich daran geglaubt hatte sie eigentlich nie. So absolut Kopflos und nicht voneinander lassen können, das war etwas von denen die anderen immer erzählten was denen passierte, aber doch nicht Ihr - der Kopfbestimmten Kathy. Bislang schien zum Glück keiner der anderen etwas von ihrer „Affäre“ mitbekommen zu haben, was jedoch hauptsächlich auf Jake zurückzuführen war, der immer darauf achtete, sich unauffällig zu verhalten z.B. kein übermäßiger Körperkontakt vor den anderen oder Morgens getrennt aus dem Zimmer zu kommen. Für Kathy war das Ganze jedoch ziemlich nervenaufreibend – sie war sich sicher, dass man „es“ ihr ansehen konnte. Sie hegte zudem den leisen Verdacht, dass Lisa etwas ahnte, da diese ihr manchmal nachdenkliche Blicke zuwarf. Doch um Lisa machte sie sich keine Sorgen, die würde dicht halten, Monique war das eigentliche Problem. Diese war inzwischen dazu übergegangen Kathy so offensichtlich zu ignorieren, dass es jedem auffiel. Kathy war einerseits froh darüber, sich jetzt nicht auch noch mit Monique rumschlagen zu müssen, fragte sich jedoch insgeheim ob dies nun die Stille vor dem großen Sturm war, der sich langsam aber sicher am Horizont zusammenbraute. Jake - zu ihrem Frust – lies sich nichts anzumerken, er war so „cool“ wie immer, so als würde ihm die ganze Geheimniskrämerei überhaupt nichts ausmachen, er passte sein Verhalten mühelos den Umständen an. Manchmal erschien es Kathy fast so als ob er zwei Persönlichkeiten hatte. Wenn er mit ihr alleine war, dann war er dieser lustige, aufmerksame und liebevolle Typ, der sie zum lachen brachte und voller Tatendrang war, doch in Gegenwart der anderen wirkte er ihr gegenüber fast kühl und abweisend. Kathy versuchte sich einzureden, dass er nur versuchte ihre „Affäre“ geheim zu halten, doch sein distanziertes Verhalten war nicht das einzige worüber sie ständig nachgrübelte, Jakes Geheimniskrämerei bei den ständigen Telefonaten die er führte, sein absoluter Unwille über die Gründe seiner Verletzung zu sprechen und – und dieser Gedanke ärgerte Kathy am meisten – seine neuerdings so überschwängliche Freundlichkeit Monique gegenüber.
„Komm schon du kannst nicht den ganzen Tag im Bett bleiben!“ Kathy versuchte noch ihr Kopfkissen festzuhalten, doch Jake hatte inzwischen die Taktik gewechselt und zog ihr kurzerhand einfach die Bettdecke weg. „Ahh! Jake gib mir die Decke zurück es ist kalt!“ Schließlich fügte sie missgelaunt hinzu: „Ich weiß überhaupt nicht warum du unbedingt so früh los willst heute, du hast doch sonst auch keine Probleme damit im Bett zu bleiben!“ Jake starrte belustigt von oben auf das zitternde Häufchen in seinem Bett. „Komm schon ich verspreche Dir auch das es dir gefallen wird. Zieh Dir was warmes an, ich geh schon mal runter und mach Kaffee.“ Damit warf er die Decke auf das andere Bett – und damit eindeutig ausserhalb ihrer unmittelbaren Greifnähe – Kathy lies den Kopf zurück aufs Kissen sinken. „So ein Theater am frühen Morgen...“ Wenig später, als Kathy in die Küche kam, hatte Jake den Frühstückstisch schon gedeckt und auch die anderen saßen mehr oder weniger fit um den Tisch versammelt. Irgendjemand hatte sich sogar schon auf ins Dorf gemacht um Brötchen zu holen. Kathy lies sich neben Lisa auf den Stuhl fallen und griff beherzt zu. Monique warf ihr von der anderen Seite des Tisches einen spitzen Blick zu. „Wie sieht es aus Jake, kommst du heute mit auf die Piste? Dein Arzt hat doch gesagt, du könntest es probieren, wenn du langsam machst.“ Moniques Hand wanderte dabei unter die Tischkante in Richtung Jakes Knie der neben ihr saß. Paul der das Manöver beobachtet hatte grinste spöttisch. „Na ja Monique im Moment sieht es wohl eher so aus als wärst du diejenige die nicht langsam machen könntest.“ Monique zuckte mit den Schultern. „Er weiß ja gar nicht was er verpasst, und den ganzen Tag hier »allein« im Haus“, ihren Blick jetzt fest auf Kathy geheftet, „dass hält doch kein Mensch aus. Und unter »alten« Freunden kann hat man sich doch immer was zu erzählen. Nicht Jake?“ Kathy stöhnte innerlich, der Tag hatte schon so unsanft begonnen und schien auch nicht wirklich besser zu werden. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Jake, doch der reagierte mal wieder genau wie er es immer tat, nämlich gar nicht. Ungerührt kaute er weiter auf seinem Brötchen rum, so als würde ihn das alles gar nichts angehen. Der Appetit war ihr jedoch inzwischen grundlegend vergangen.
„Jake, nach Lienz hättest du jetzt aber nach links abbiegen müssen“, als sie später alleine im Auto saßen. „Ich weiss.“ Kathy schaute ihn aus dem Augenwinkel verwundert an. „Jetzt sag mir doch endlich wo wir hinfahren!“ „Keine Panik es wird dir gefallen, außerdem sind wir auch gleich da.“ Jake wirkte dabei so vergnügt als würde er am liebsten anfangen zu pfeifen. Langsam wurde es ihr wirklich zu bunt, wenn er es ihr nicht sagen wollte dann würde sie sich auch nicht die Blöße geben erneut danach zu fragen! Trotzig starrte sie aus dem Autofenster, die verschneite Schneelandschaft flog draußen an der Scheibe vorbei und Kathy konnte nicht anders als die imposanten Gebirgsketten die sie umgaben zu bewundern. In diesem Teil des Tales war sie noch nie gewesen, normalerweise fuhren sie immer in Richtung Lienz, aber diesmal war Jake in Richtung der italienischen Grenze abgebogen. Die Landschaft wirkte so ruhig und idyllisch, fast als wollte sie ihre Besucher einlullen. Normalerweise würde dieser Anblick Kathy total entspannen, aber Moniques spitze Bemerkung am Frühstückstisch war ihr die Laune eindeutig verhagelt. Dieses Biest wusste auch immer ganz genau wie sie es anpacken musst um sie zu dran zu bekommen. Über ihre letzen Satz grübelte Kathy jedoch schon den ganzen Morgen. »Alte Freunde, die sich immer was zu erzählen hatten«, was sie damit wohl gemeint hatte? Aber so wie sie Jake kannte, würde er ihr bei Nachfragen nur ausweichen und wie üblich nichts zu dem Thema sagen, also lies sie es lieber gleich bleiben. Sie merkte wie der Wagen langsamer wurde und Jake in einen kleinen Weg abbog. Aha, schien so als würden sie wirklich bald da sein. Wenig später parkten sie am Rande eines kleinen Wäldchen. Als sie ausstieg konnte sie in der Ferne Stimmen hören. „Komm schon!“ Jake half ihr aus dem Wagen und stiefelte, Kathy im Schlepptau, zielsicher einen kleinen Pfad entlang. Zuerst war Kathy nicht sicher was dieses Gebilde am Rand des Waldes war, es sah aus wie ein ziemlich großes, spitz zulaufendes Iglu, jedoch hatte es einen fast hellblauen Schimmer. Erst als sie näher kamen erkannte sie, dass es sich um eine Art riesige begehbare Eisskulptur, mit mehreren Eingängen handelte. Gehalten wurde das ganze von einer Art Stahlgerüst über das man Wasser hatte laufen lassen, welches dann zu Eis erstarrt war und nun das Dach und die Wände des \"Eisiglus\" bildeten. Das ganze Gebilde musste mindestens an die fünf Meter hoch sein und war von außen mit großen Leuchtern angestrahlt. Davor waren einige kleine Buden aufgebaut an denen es köstlich nach Essen roch. Kinder spielten auf einer schneebedeckten Wiese und einige Leute standen vor den Buden. „Wow! Jake das sieht ja toll aus!“ Jake war kurz vor dem \"Eisiglu\" stehen geblieben und starrte in ihr strahlendes Gesicht. Er wusste das es ihr gefallen würde, dabei hatte sie das Beste ja noch gar nicht gesehen. „Komm schon wir gehen mal rein.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen, zögernd griff sie danach und er verschränkte seine Finger mit ihren. Hand in Hand betraten sie das Iglu. Kathy verschlug es fast die Sprache, von außen war die Skulptur noch recht unscheinbar gewesen, war man jedoch drinnen konnte man die tollen Lichtreflexe sehen, die die Sonne und die Leuchter durch das Eis warfen. Kein Zentimeter schien gleich zu sein. Ständig wechselten die Farben, je nach Abhängigkeit von der Dicke der Eisschicht die sie umgab. An manchen Stellen war das Eis von einem hellen blau an anderen Stellen so dünn das es mit der Lichteinstrahlung fast silbern erschien. Sie standen eine Weile schweigend Hand in Hand bevor Jake sie in einen kleinen \"eisernen Raum\" führte der am Ende des Iglus lag. Dort war das Eis so dick, dass kaum noch Licht von außen reinkam, was den gesamten Raum in einem eigentümlich dunklen Blauton erschienen lies. Jake war neben sie getreten und legte seine Arme um sie. „Und gefällt es dir?“ Seine Stimme erklang ganz nah an ihrem Ohr. „Jake… es ist… also wirklich es ist wunderschön. Gibt es das hier jedes Jahr?“ „Hhm der Wirt vom Gasthaus am Ende dieser Straße baut es jedes Jahr, ich kenne es noch von unserem letzten Trip.“ Jake beobachtete Kathy vergnügt, in ihrem Gesicht spiegelte sich fast so etwas wie kindliche Freude ab. Er konnte ihr förmlich ansehen wie sehr es ihr gefiel. Sie hatte sich zu ihm gedreht und strahlte ihn an. „Vielen Dank Jake!“ Als er sie so ansah, mit den leuchtenden Augen und der wilden Lockenmähne konnte Jake nicht anders, er beugte sich zu ihr und küsste sie. Kathy merkte das dieser Kuss anders war. Nicht das die anderen nicht auch toll gewesen waren, aber dieser war irgendwie langsamer, zärtlicher, intimer und zusammen mit der \"eiskalten\" Umgebung einfach ganz nah an »perfekt«.
Schweratmend löste sich Jakes von ihr und in seinem Kopf begann es zu rattern: was war das denn jetzt gewesen? Eigentlich war es zwischen ihnen immer unbeschwert und locker zugegangen und sie hatten keine Küsse ausgetauscht, die ihn bis in sein innerstes erschütterten, ihm Angst und gleichzeitig süchtig machten. Schnell sann er nach einer Möglichkeit der intimen Atmosphäre zu entfliehen. „Möchtest du was trinken gehen? Ich glaube die haben auch Kakao draußen an den Buden“, kam es mit belegter Stimme von ihm. Kathy spürte instinktiv das jetzt wieder einer dieser Momente war in denen er sich innerlich von ihr zurück zu ziehen schien. „Geh doch schon mal vor, ich komme gleich nach und wir treffen uns am Eingang zum Iglu.“ Auch sie konnte einen Moment alleine gut gebrauchen.
Jake schlenderte grübelnd in Richtung der Buden, immer noch etwas irritiert von dem was gerade geschehen war. Eigentlich war ja gar nicht wirklich was passiert - außer das er das Gefühl hatte jemand hätte ihn mit voller Wucht in den Magen getreten. Er musste es ein bisschen langsamer angehen lassen und aufpassen, dass er es mit ihr auf einer Ebene hielt, die loslassen nicht all zu schwierig machen würde... Fragte sich jetzt nur noch für wen von ihnen beiden?
Als er wenig später mit zwei dampfenden Tassen wieder in Richtung Iglu schritt sah er, dass Kathy inzwischen vor die Tür getreten war. Sie war jedoch nicht allein. Neben ihr stand Steffen, der Skilehrer den sie letztens in der Schirmbar kennen gelernt hatten. Die beiden waren in ein Gespräch vertieft und Kathy lachte gerade über eine Bemerkung die der blonde Skilehrer gemacht hatte. Als sie ihn kommen sah hob sie winkend die Hand, damit er sie sah. „Hey Jake erinnerst du dich noch an Steffen, er….“, doch weiter kam sie nicht, Jake legte Besitz ergreifend den Arm um sie und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. „Hier ist dein Kakao Schatz,“ er richtete sich neben einer verdatterten Kathy zu seiner vollen Größe auf und blickte Steffen betont kühl an. „Klar erinnere ich mich noch.“ OK, soviel zum Thema langsamer angehen lassen…
Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24