Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 11.07.2012
Der heiße Strahl der Dusche prasselte über Jakes geschundene Muskeln. Seine Rippen fühlten sich an als wäre ein LKW einmal quer rüber gerasselt. Den Pflasterverband, den er immer noch zum Schutz über die Naht trug, löste sich schon an den Enden. Vorsichtig pulte er die Reste ab. Auch seine Wunde sah nicht viel besser aus. Stark gerötet setzte sie sich nun deutlich vom blassen Teint seiner Brust ab. Heute Snowboarden zu gehen war wirklich die dümmste Idee seit langem gewesen. Obwohl er sich in den letzten Tagen nicht wirklich geschont hatte, Snowboardfahren war noch einmal eine ganz andere Geschichte. Konstante Belastung über Stunden hinweg waren wohl dann doch noch zuviel. Er stellte das Wasser ab, trocknete sich ab und schlug sich das Handtuch um die Hüften. Im Spiegelbild des Badezimmerspiegel konnte er erkennen, das er genauso fürchterlich aussah wie er sich fühlte. Heute Morgen war es ihm noch als gute Idee erschienen etwas Abstand zwischen Kathy und sich zu bringen um nachzudenken. Und Snowboarden zu gehen schien eine einfache und plausible Lösung zu sein, dem nachzukommen. Inzwischen bereute er sie. Seufzend wandte er sich ab. Er hatte diese Nacht eine Entscheidung getroffen und an die würde er sich jetzt halten! Es war besser für sie beide, redete er sich ein. Egal wie beschissen er sich gerade dabei fühlte...
Zurück im Zimmer legte er sich vollkommen erschöpft aufs Bett, selbst den Verband neu anzulegen erschien ihm als viel zu anstrengend. Von unten her konnte er hören wie die Haustür geöffnet wurde, es schien als würden die anderen von ihrem Einkaufstrip aus Lienz wiederkommen. Durch das Stimmengewirr konnte er Kathy\'s Lachen hören. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würde ins Zimmer kommen. Er seufzte, er hatte den ganzen Tag darüber nachgedacht was er ihr sagen sollte, hatte sich ganze Reden überlegt. Von „Ich bin ein Arschloch“ bis „Es tut mir Leid“ war so ziemlich alles dabei gewesen, doch jetzt war alles wie weggeblasen. Wenig später hörte er Schritte auf der Treppe, jemand kam eindeutig in Richtung dieses Zimmers. Kurz vor der Tür hielt die Person kurz inne, dann öffnete sich die Tür vorsichtig und er erkannte Kathy\'s wirren Lockenkopf. Als er ihren Gesichtsausdruck sah, hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. In ihren großen Augen konnte er die Unsicherheit sehen, die Lippen fest aufeinander gepresst, fast so als hätte sie Angst das Zimmer zu betreten. „Hey...“ Ihre Stimme hatten einen ungewohnt unsicheren Unterton. „Wie geht es dir?“ Er drehte sich so, das sie seine Wunde nicht sehen konnte. „Geht schon. War toll auf dem Berg, auch wenn die Rippen anderer Meinung sind“, erwiderte er lahm. Kathy setzte sich auf ihr Bett, unsicher was sie machen sollte. Sein Anblick lies Kathy das Blut in den Adern gefrieren. Er sah fürchterlich aus, blass und so als hätte er wirkliche Schmerzen. Das Handtuch um seine Hüften war soweit nach unten verrutscht, dass sie beschämt wegschauen musste. Wie schaffte er es auch in so einer Situation trotzdem immer noch so anziehend auf sie zu wirken? „Du hast ja deinen Verband gar nicht erneuert!“ Sie stand auf und kramte die Tasche mit dem Verbandsmaterial raus. Besser irgendwas tun als diese Stille zu ertragen. Kurz überlegte Jake ihr zu sagen er bräuchte keine Hilfe, allerdings alleine den neuen Verband anzulegen daran war nun überhaupt nicht zu denken. Er drehte sich zurück auf den Rücken, damit sie besser an die Wunde herankam. Als er kurz darauf ihre Finger auf seiner Haut spürte musste er scharf Luft holen. Da bekam der Ausdruck „Folter“ noch einmal eine ganz andere Bedeutung. Denn egal was er in seinem Kopf entschieden hatte, sein Körper war da eindeutig ganz anderer Meinung. Zum Glück dauerte es nicht lange und mit wenigen gekonnten Handgriffen hatte sie den neuen Verband angebracht. Als sie ihre Aufgabe gewissenhaft beendet hatte setzte sie sich wieder auf ihr Bett. Jake räusperte sich. „Ich glaube wir sollten mal reden.“ Er griff nach einem T-shirt das zerknüllt neben seinem Bett lag und zog es sich unter sichtlichen Mühen über. Kathy sah, dass es das Shirt war in dem sie in den letzten Nächten immer geschlafen hatte und knetete nervös ihre Hände. Jake räusperte sich, doch sie konnte sich nicht dazu bringen ihn anzuschauen. „Du weißt es war wirklich toll mit uns beiden die letzten Tage,“ erklang nun seine Stimme, „aber uns war ja beiden klar das es nicht ewig so weiter gehen kann. Du bist echt ne super Frau, aber...“ Kathy schoss das Blut in den Kopf. Er machte Schluss mit ihr! Falls man das überhaupt so sagen konnte, denn eigentlich waren sie ja nie wirklich zusammen gewesen. Aber egal, er machte wirklich Schluss mit Ihr!
Den Rest seiner Rede nahm sie nur noch verschwommen wahr, denn in ihrem inneren war etwas zerbrochen. Der Schmerz überrollte sie in langen und heftigen Wellen. „... es liegt nicht an dir, aber es gibt andere Dinge und Personen die in meinem Leben gerade Prioritäten haben sollten.“ Sein Blick war nun stur an die Decke gerichtet. Fast so als hätte er seine kleine Rede auswendig gelernt. Andere Personen! Kathy glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Sofort setzte ihr Kopfkino wieder ein. Hatte er sie etwa die ganze Zeit doch verarscht? Doch mit ihr gespielt? Das es sich bei den „anderen Personen“ nur um eine andere Frau handeln konnte, lies sich wohl eindeutig aus seinem Verhalten schließen. Was auch immer es war, das er ihr noch nicht einmal in die Augen schauen konnte sagte mehr als tausend Worte. „... deshalb finde ich es besser, wenn wir es jetzt beenden bevor noch einer verletzt wird.“ Seine Stimme war ganz leise geworden, doch Kathy verstand trotzdem jedes Wort. „Bevor noch einer verletzt wird...“ Kathy lachte innerlich auf. Na das hatte ja super geklappt! „Ich kann die restlichen Nächte auch auf der Couch im Wohnzimmer schlafen wenn dir das lieber ist.“ Seine letzten Worte waren nicht viel mehr als ein Flüstern. Kathy merkte wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Bloß nicht weinen! Auf gar keinen Fall wollte sie sich die Blöße geben vor ihm zu weinen. Zugleich überraschte sie die Heftigkeit ihrer Reaktion, damit hatte sie nicht gerechnet. „War es das?“ Kathy legte all ihre Selbstbeherrschung in die Formulierung dieser einfachen Frage. Seine grünen Augen musterten sie aufmerksam. „Ja...“ „Gut dann gehe ich jetzt, ich habe versprochen unten beim Abendessen zu helfen.“ Ihre Stimme klang fast ein bisschen mechanisch. Mit großer Mühe stand sie auf und wandte sich zur Tür. „Ach Jake noch eins, mir ist egal wo du schläfst, ich glaube deine Rippen würden sich nicht über die Coach freuen und schließlich sind wir doch beide erwachsen.“ Damit ging sie aus dem Raum, griff sich auf dem Weg zur Tür Jacke und Tasche und fand sich wenig später im Auto wieder, um dann dort endgültig in Einzelteile zu zerfallen.
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