Skiurlaub und andere Katastrophen - Teil 19

Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 20.07.2012


Ziellos fuhr Kathy durch das verschneite Tal. Es war ein Wunder, dass sie mit ihren zitternden Händen überhaupt den Schlüssel in das Zündschloss bekommen hatte. Doch sie hatte keine Minute länger in diesem Haus zubringen wollen. Nicht auf die Gefahr hin das Jake sehen würde wie sehr sie sein Schluss machen mitnahm. Kathy konnte es selbst nicht glauben. Dabei kannte sie ihn gerade mal ein bisschen mehr als eine Woche! Erschöpft lenkte sie den Wagen auf den Parkplatz eines der vielen Gasthäuser im Tal. In diesem Zustand sollte sie vielleicht lieber nicht fahren, denn draußen wurde der Schneefall langsam immer heftiger. In ihren Gedanken lies sie die letzte Woche noch einmal Revue passieren. Hatte er wirklich die ganze Zeit mit ihr gespielt und jetzt war es ihm zu langweilig geworden? Was sollte dann aber sein komisches Verhalten als sie gemeinsam beim Eisiglu waren und von gestern Abend? Vielleicht war er ja auch endlich bei seiner „Priorität“ zum Stich gekommen. In Kathy Kopf spielte sich ein richtiger Film ab. Jake mit der Barkeeperin aus der Olé Bar oder noch viel schlimmer: Jake mit Monique! Wie sie gemeinsam auf der Couch saßen und sich über sie Kathy lustig machten. Ihr Herz schien beinahe einen Schlag aussetzten zu wollen bei diesem Gedanken. Aber warum traf sie das so? Das was die beiden die letzte Woche hatten konnte man ja wohl kaum als Beziehung sehen. Das Wort Affäre lies das ganze zwar in einem etwas zwiespältigen Licht erscheinen, aber eigentlich – das musste Kathy sich eingestehen – war es genau das gewesen. Eine schöne aber kurze Affäre. Jake hatte die Bedingungen am Anfang ja ziemlich klar gemacht, indem er alles geheim halten wollte. Doch warum war sie, jetzt wo es vorbei war, wie vor den Kopf gestoßen und fühlte sich regelrecht betrogen? Sie lehnte sie sich zurück und schaute in die tiefe Nacht hinaus. Je mehr sie jedoch darüber nachdachte, desto mehr beschlich sie langsam eine böse Vorahnung. „Du blöde Kuh!“ seufzend legte sie den Kopf auf das Lenkrad „Du blöde, einfältige, verliebte Kuh!“ sprach sie zu sich selbst. Und in diesem Moment war es glasklar. Irgendwann in dieser verrückten Woche, in der Jake mehr Fragen offen gelassen hatte als das er sie beantwortet hatte, und obwohl sie fast nichts von ihm wusste - hatte sie sich in ihn verliebt! In den Jake der er war wenn sie alleine gewesen waren: Den lustigen, charmanten und liebevollen Jake, der einer Frau das Gefühl geben konnte etwas besonderes zu sein. Der sich um seinen Freund im Krankenhaus sorgte und der, trotz der Schmerzen die er immer noch haben musste, nie bemitleidet werden wollte. Trotz all der ungeklärten Fragen und dem wenigen was sie über ihn wusste, hatte sie sich verliebt. Keine Ahnung wie das passiert war, aber jetzt wo Kathy darüber nachdachte war es eindeutig. Ihr sonst so klarer Verstand hatte diesmal nicht mehr das Sagen über ihre Gefühlswelt...

Jake derweil starrte Gedankenverloren aus dem Fenster. In der einen Hand eine Bierflasche in der anderen eine nicht angezündete Zigarette. So fand ihn Paul vor als er die Küche betrat. „Was ist denn mit dir los? Du siehst echt beschissen aus wenn ich das mal so sagen darf...“ Jake schreckte aus seinen Gedanken hoch. „Wieso? Ne mit mir ist alles klar. Irgendwie jedenfalls...“ Paul zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu Jake an den Tisch. „Das hat jetzt aber nicht rein zufällig was mit Kathy zu tun, die vor nicht mal zwanzig Minuten fluchtartig das Haus verlassen hat und – nur falls es dich interessiert – noch nicht wieder da ist oder?“ Jake schwieg. Paul seufzte „Oh man Alter, was hast du denn jetzt schon wieder verbockt?“ Jake funkelte ihn böse an. „Wie meinst du das denn jetzt? Ich hab einfach eine Entscheidung getroffen, so wie du es mir gestern noch geraten hast, falls du dich daran erinnern kannst.“ Paul sah ihn kopfschüttelnd an. „Ich hab es beendet, bevor das ganze zu „messy“ wurde. Es ist besser so.“ Sagte Jake mehr zu sich selbst als zu Paul. „Besser für wen? Für dich, Kathy oder für Monique?“ Jake schwieg und spielte gedankenverloren mit seiner Zigarette. „Und jetzt fühlst du dich beschissen!“ stellte Paul fest. „Es ist echt immer das gleiche mit dir. Jedes mal wenn dir eine Frau gefällt, und es auch nur den Anschein erweckt das aus euch was werden könnte, machst du aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen einen Rückzieher, damit es ja auch nicht so weit kommt das Gefühle involviert sind.“ Jake war aufgestanden und wandte sich dem Kühlschrank zu. „Das stimmt doch überhaupt nicht! Außerdem war das mit Kathy nur Spaß, das weißt du. Und die Monique-Situation ist auch nicht unbedingt ohne. Wie du selber noch gesagt hast!“ Paul war ebenfalls aufgestanden und wandte sich kopfschüttelnd in Richtung Wohnzimmer. „Ich habe gestern gesagt, dass du mit ihr reden sollst und ihr die Sache offen erklärst. Das wäre ihr gegenüber nur fair gewesen. Von einem deiner Flucht-Stunts habe ich nichts gesagt!“ Jake blickte ihm grübelnd nach, als Paul wieder ins Wohnzimmer verschwand, wo die anderen inzwischen eine Runde Trinkspiele angefangen hatten. „Flucht-Stunt. So ein Quatsch!“ Draußen hörte er wie ein Auto auf den Hof fuhr. Kathy schien von ihrem kleinen Ausflug – wohl eher Flucht vor ihm - zurück zu sein. Zum Glück. Wenn sie noch ein bisschen länger weggewesen wäre dann hätte er sich ernsthaft Sorgen gemacht bei dem starken Schneefall. Er wandte sich dem Wohnzimmer zu, als in diesem Moment die Haustür sich öffnete und Kathy ins Wohnzimmer trat. Bei ihrem Anblick fühlte er sich gleich doppelt schlecht. „Hey Leute! Ich habe noch ein bisschen Nachschub mitgebracht.“ Damit stellte sie zwei volle Tüten mit Bier und Knabbereien auf den Tisch. „Super!“ Lisa war aufgesprungen und kam ihr entgegen. „Wir haben gerade angefangen mit Kings Cup, du kannst direkt mit einsteigen.“ Jake lies sich auf einen der Sessel fallen. Die Mädels in Trinklaune, das konnte ja heiter werden! Nicht einmal hatte sie in seine Richtung geschaut.

Am nächsten Morgen wusste Kathy nicht wie sie den letzten Abend überstanden hatte. Der Stärke ihrer Kopfschmerzen zu urteilen, mit Hilfe einer nicht geringen Menge Alkohol. Jake war den ganzen Abend über total einsilbig gewesen - nicht das sie mit ihm geredet hätte. Nur nichts anmerken lassen - das war ihr Mantra gewesen und anscheinend hatte sie es geschafft. Keiner schien wirklich etwas bemerkt zu haben, außer vielleicht Lisa, diese hatte ihr den ganzen Abend über nachdenkliche Blicke zugeworfen. Nach einigen Runden „Kings Cup“ mit einer Menge Alkohol, waren sie dann später noch alle in die Ojè Bar gegangen und hatten noch mehr getrunken. Lisa schien sich solidarisch erklärt zu haben, obwohl sie immer noch nicht gefragt hatte, was denn nun eigentlich los war, denn sie trank munter jeden „Kurzen“ mit, den Paul in die Richtung der Mädels schob. Und auch das waren nicht gerade wenige gewesen. Irgendwer hatte angefangen zu tanzen auf der Miniaturtanzfläche und das eine führte zu anderen. Letztendlich konnte sich Kathy nicht daran erinnern wann und wie sie nach Hause gekommen war. Jake war irgendwann früher abgehauen, Monique im Schlepptau, und lag auf seinem Bett als sie in das Zimmer gekommen war. Zunächst hatte sie noch versucht leise zu sein, aber es dann irgendwann aufgegeben, da er eh nicht zu schlafen schien sondern Musik hörte. Sie lies ihre Klamotten an Ort und Stelle fallen – nichts was er nicht schon gesehen hatte – und war total erschöpft ins Bett gekrabbelt.

Angezogen vom Kaffeeduft fand sich Kathy wenig später in der Küche ein, wo eine nicht weniger zerstört aussehende Lisa am Küchentisch saß und sich an ihrer Kaffeetasse festzuhalten schien. In diesem Moment betrat auch Marc die Küche, mit einem mitleidigen Blick auf Kathy und seine Freundin stellte er wortlos eine Schachtel Aspirin auf den Küchentisch und zwei Gläser Wasser. „Danke Schatz!“ Lisas Stimme klang seltsam entrückt. „Kein Problem, ihr zwei habt es ja gestern auch richtig krachen lassen, obwohl Paul und ich die ganze Zeit schon rätseln was eigentlich der Grund war.“ Interessiert blickte er in die Runde, als er als Antwort jedoch nur Schweigen erntete, zuckte er mit den Schultern und verlies die Küche in Richtung Wohnzimmer. Kathy lies sich gegenüber von Lisa auf den Stuhl fallen und nahm dankend die Aspirin-Packung in Empfang die Lisa ihr zuschob. Ein paar Minuten saßen sie sich schweigend gegenüber, dann räusperte sich Lisa. „Ich hab mich gestern ja nicht getraut zu fragen, aber die Jungs haben schon Recht, was war denn eigentlich los mit dir?“ Kathy guckte angestrengt aus dem Fenster. Sollte sie Lisa die Wahrheit sagen? Oder doch besser alles für sich behalten?

„Also ich weiß nicht genau wie ich anfangen soll. Die Sache ist ein bisschen kompliziert.“ Lisa betrachtet sie aufmerksam. „Lass mich raten: Jake.“ Kathy seufzte und blickte auf. „War das so offensichtlich?“ „Naja, ich dachte mir schon, dass es was damit zu tun hat. Aber jetzt mal der Reihe nach.“ Kathy trank einen weiteren Schluck Kaffee. „Soviel gibt es da eigentlich nicht zu erzählen. Nun ja die letzten Tage hatten wir – wie soll ich sagen – so einen kleinen `Fling` und es war auch alles gut, bis gestern. Jake wollte nicht, dass das alle mitbekommen und mir war das ja zunächst auch ganz Recht, wegen Monique... Gestern auf jeden Fall war er auf einmal total komisch. Meinte was davon, das es `andere Dinge und Personen in seinem Leben gibt, die momentan Priorität haben sollten` oder so was in der Art. Und dann hat er Schluss gemacht. Falls man das überhaupt so sagen kann, wir waren ja nicht wirklich zusammen.“ beendete Kathy ihre Ausführungen. Lisa hatte ihr aufmerksam zugehört. „Und jetzt geht es dir damit beschissen.“ Kathy nickte und starrte in ihren Restkaffee. „Die Sache ist die...“ Kathy stockte unsicher. Sollte sie ihr wirklich alles erzählen? Doch Lisa nahm ihr die Entscheidung ab. „Du hast dich in ihn verliebt. Stimmt\'s?“ In diesem Moment vernahm Kathy eine Bewegung hinter Lisas Rücken. Jemand war durch die Tür getreten und Kathy gefror das Blut in den Adern als sie ihn erkannte. Vielleicht hatte sie Glück und er hatte den letzten Satz nicht gehört! Doch Jakes Gesichtsausdruck sprach Bände...






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