Die Kunst zu lieben - Teil 4

Autor: I.AMsterdam
veröffentlicht am: 14.11.2012


Ich fühle nichts.
Es ist, als wäre mein Körper taub, unbeweglich. Der Schock umklammert mich mit seinen eiskalten Fingern, verdreht meinen Verstand, macht mich willenlos. Wie eine Puppe werde ich von der Strömung mitgerissen.
Das Wasser erdrückt mich.
Die Kälte lähmt mich.
Für einen irrwitzigen Moment spiele ich mit dem Gedanken, keine Gegenwehr zu leisten, mich dem Schicksal zu überlassen. Denn ist es nicht genau das, was ich will? Sterben?
Ich hätte das Brennen in meinen Lungen, die nach Sauerstoff flehen, ignorieren können. Ich hätte mich weiter treiben lassen können - und würde dann endlich tot sein. Aber…
Ein Zucken geht durch meinen Körper.
Mit einem Mal spannen sich all meine Muskeln an - wie ein Reflex - und ich durchbreche die Wasseroberfläche. Gierig ringe ich nach der frischen Luft, japse, keuche und werde im nächsten Moment wieder untergetaucht.
Die heftige Strömung bringt mich durcheinander, alles dreht sich. Das Wasser ist flach; ich spüre, wie sich die Kanten von Steinen in meine Füße und Hände bohren, einmal bleibe ich sogar mit der Hosentasche kurz irgendwo hängen.
Schnaufend tauche ich wieder auf.
Mit meinen Füßen versuche ich Halt zu finden, doch ich finde ihn nicht. Eine abrupte Panik überrollt mich und ich spüre, wie der Wille zu leben, zu kämpfen auf einmal sehr groß wird. Die Strömung treibt mich vorwärts; ich verziehe jedes Mal das Gesicht, wenn die Steine sich in meine Haut vergraben.
Alles tut höllisch weh.
Angestrengt versuche ich mich über Wasser zu halten, schaffe es irgendwie an die Uferböschung zu gelangen, strecke meinen Arm aus und halte mich an einen imposanten Strauch fest.
Meine ganzen Glieder schmerzen, pulsieren, protestieren. Verbissen hieve ich mich hoch und greife nach einer Wurzel, die aus dem Boden ragt. Zum Glück ist die Böschung nicht sehr steil.
Keuchend klettere ich Schritt für Schritt nach oben, rutsche hin und wieder ab, kann mich jedoch noch rechtzeitig fangen. Auf einmal umfassen zwei Hände meine Oberarme und ziehen mich ruckartig hoch. Überrascht stolpere ich über meine eigenen Füße und wäre mit Sicherheit wieder nach hinten gefallen, wäre der Griff nicht so fest.
Als ich schließlich endlich wieder ebenmäßigen Boden unter mir spüre, lässt Nia mich los und ich breche ermattet zusammen. Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen, doch ich zwinge mich, bei Bewusstsein zu bleiben und kneife meine Lider zusammen. Alles was ich höre, ist mein flacher Atmen und das Rauschen in den Ohren.
Céline hockt sich neben mich und schaut mich durch ihre braunen Augen mit einer Mischung aus Angst und Sorge an. Sie beißt sich auf die Unterlippe und ich kann sehen, wie ihre Miene sich verdüstert.
„Dir geht es nicht gut“, stellt sie beklommen fest.
Blitzmerker!
„Ich bin okay“, widerspreche ich seufzend.
„Nein, du blutest. Überall“
Überrascht hebe ich den Kopf und folge ihrem Blick.
Tatsächlich.
Die Jeanshose ist zerrissen, roter Lebenssaft fließt aus den Schnittwunden. Meine Hände sind ganz schund und ich bin mir sicher, dass mein Gesicht auch eine Wunde abbekommen hat. Ich habe einen Schuh verloren.
Stöhnend lasse ich meinen Kopf wieder nach hinten sinken und starre in den Himmel. Die Baumkronen versperren mir zum Teil die Sicht, doch es reicht, um zu erkennen, dass ein schöner violetter Ton dominiert.

„Du musst ihr helfen, Nia! Sie ist verletzt!“, fordert Céline ihre Schwester - so bin ich mir sicher - flehend auf.
„Nein, nein. Mir geht es gut“, blocke ich sofort ab und versuche mich aufzusetzen.
Der Schmerz brennt wie scharfe Chili-Soße und lässt mich zischend einatmen. Doch ich schaffe es, aufrecht sitzen zu bleiben, auch wenn ich sehr wahrscheinlich wie ein gequälter Hund blicke.
Ich beiße mir auf die Unterlippe, als Nia sich auf die andere Seite neben mich hockt und mich - ein wenig überfordert mit der Situation - mitfühlend anschaut. Eigentlich hätte ich gedacht, dass nun irgendwelche spöttischen Sprüche kommen, so wie es die anderen Jugendlichen tun, doch Nia bleibt stumm.
Ich weiß, dass sie nicht so ist wie Rosa oder Jenny. Mir ist schon vorher aufgefallen, dass sie nicht diese Boshaftigkeit besitzt. Vielleicht ist sie anders. Und nicht so gemein wie die anderen. Vielleicht.
„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich machen soll.“, gesteht sie kleinlaut und streicht sich nervös eine braune Strähne hinter das Ohr. „Kannst du aufstehen?“
Ein wenig beklommen nicke ich.
Nia legt eine Hand an meinen Rücken, um mich zu stützen, während ich mich vorsichtig mit wackligen Knien erhebe. Ich schwanke ein wenig, doch ich bleibe erfolgreich stehen.
„Du bist verdammt kalt. Und nass. Und du zitterst und hast blaue Lippen“, zählt Nia mit zusammengezogenen Augenbrauen auf und mustert mich skeptisch.
„Mir geht es gut“, entgegne ich schwach.
„Natürlich“, erwidert sie sarkastisch und verdreht die Augen. „Zieh deine Jacke aus, ich gebe dir meine“
Ein wenig verwundert über ihre Hilfsbereitschaft und Entschlossenheit, folge ich ihren Anweisungen. Sie streift mir ihre Jacke über, so dass ich hineinschlüpfen kann und überreicht meinen Military Coat Céline, welche ihn fest umklammert.
Warum macht Nia das?
Sie ist mir bekannt, ja, aber nie haben wir auch nur ein Wort miteinander ausgetauscht. Zumindest nicht vor dem Kunstprojekt, aber das gestern war auch nur ein Satz („Du hast echt den schlimmsten von allen erwischt“).
Es ist mir schleierhaft.
Zudem ist sie doch eigentlich gar nicht freundlich. Oder?
Wieso jetzt? Liegt es daran, dass Céline in der Gegenwart ist? Oder dass wir uns nicht in der Schule befinden?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß überhaupt nichts.

„Wo wohnst du?“, fragt Nia mich und umfasst meinen Oberarm, während sie sich langsam in Bewegung setzt.
„Du willst mich nach Hause begleiten?“
„Wohin denn sonst?“
Ich schlucke hart. „Das… das geht nicht!“
„Wieso nicht?“
Vehement schüttele ich den Kopf.
Allein die Vorstellung bereitet mir Bauchschmerzen. Wenn meine Eltern mich so sehen, dann… Nein, das gibt nur wieder Fragen, Vorwürfe und eine Menge Predigten. Ich will nicht schon wieder von ihnen bloßgestellt werden.
„Es geht nicht!“, beharre ich, vielleicht ein wenig zu heftig.
Nia hebt verwundert die Augenbrauen und bleibt stehen. Mit ihren braunen Augen, die sie nun skeptisch verengt, scheint sie mich und meine Reaktion abmessen zu wollen. Ich weiche ihrem Blick aus.
„Und wohin soll ich dich dann bringen?“, fragt sie.
„Ich… ich…“, stottere ich und presse die Lippen aufeinander.
Mal wieder werde ich mir der schmerzhaften Tatsache bewusst, dass es absolut niemanden gibt, wo ich hinkönnte. Ich bin allein.
Ich stoße die Luft aus und will gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als sich Céline plötzlich einschaltet.
„Sie kann doch zu uns kommen!“, schlägt sie begeistert vor.
„Nein!“, rufe ich mit schneidender Stimme und hebe abwehrend einen Arm hoch.
Das kleine Mädchen zuckt zusammen.
„Ich will euch nicht noch mehr zur Last fallen“, erkläre ich nun ein wenig ruhiger.
Nia stemmt die Hände in die Hüften. „Hör zu, Leona. Du bist verletzt, also helfen wir dir. Wenn du nicht nach Hause willst - gut. Du magst deine Gründe haben, die ich akzeptieren werde. Auch wenn wir nicht befreundet sind, werde ich dich nicht hier im Wald lassen. Das kannst du vergessen! Du hast meiner Schwester geholfen, also werden wir dir auch helfen“
Ich schlucke hart.
Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.
„Wir müssen deine Wunden behandeln und zusehen, dass dir nicht mehr so kalt ist. Sonst bekommst du noch eine dicke Erkältung“, meint Nia und zieht mich vorsichtig ein wenig vorwärts. „Unser Haus ist direkt in der Nähe“
Ergeben nicke ich.
Ich habe das Gefühl, dass Widerstand sowieso zwecklos wäre. Nia hat einen starken Willen, ähnlich wie bei Mama. Doch ihr entschlossenes Drängen unterscheidet sich von dem meiner Mutter. Bei Nia ist das… anders. Irgendwie.
Eigentlich sollte ich nicht so erleichtert sein.
Aber auf eine seltsame Art und Weise tut es gut zu wissen, dass es doch noch Menschen gibt, die mir ihre Aufmerksamkeit schenken, mir sogar helfen und ganz normal mit mir reden.
Das habe ich nicht erwartet.
Ändert das etwas?

Eine viertel Stunde später sitze ich mit einer dampfenden Tasse Tee und einer Decke über den Schultern am Küchentisch der Familie Ammedick - wie ich an der Türklingel ablesen konnte - und presse ein wenig unbehaglich die Lippen aufeinander.
Schon beim Betreten des Hauses habe ich gemerkt, dass es hier anders ist. Besser. Schöner. Freundlicher.
Warme Farben, helle Holzmöbel und viele, persönliche Details wie Fotos dominieren die Einrichtung, machen es zu einer wunderbaren Familien-Oase. Ich habe gleich das Gefühl gehabt hier in etwas… Lebendiges einzutauchen. Überall sprüht es nur vor - ich weiß auch nicht - vor Verbundenheit.
Bei mir Zuhause ist alles sehr kalt, modern und weiß. Man hat ständig Angst etwas kaputt zu machen oder zu beschmutzen. Manchmal glaube ich, dass es genau die Absicht meiner Mutter war, als sie das Haus ganz allein eingerichtet hat. Schließlich glaubt jeder, dass wir eine makellose, weiße Weste tragen, die keine Flecken besitzt. Und möglicherweise soll sich dieser Gedanke auch auf die Einrichtung abfärben. Ich weiß es nicht. Mir kommt es jedenfalls so vor.
Aber hier bei Nia hat alles Charakter. Unordentliche Zeitungsstapel, Fellhaare von der Katze auf dem Sofa, Schuhe, die kreuz und quer im Flur liegen. Das hat was. Es bezeugt, dass hier ein ungezwungenes Klima herrscht.
Ich seufze.
„Ist dir schon ein wenig wärmer?“, erkundigt sich Nias Mutter bei mir.
Sie ist eine dünne, hochgewachsene Frau mit den gleichen braunen Haaren wie ihre Tochter und einem herzlichen Lächeln.
Eine sehr sympathische Person.
Ich nicke. „Ja, mir geht es schon viel besser. Danke“
„Nun, ich glaube, ich sollte mich bei dir bedanken“, meint sie mit einem schmalen Lächeln und stellt das Glas, welches sie soeben mit einem Geschirrhandtuch abgetrocknet hat, in den Schrank. „Ich meine, es war sehr riskant und ich bin froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist und du Céline geholfen hast. Das hätte auch ganz anders ausgehen können“
Ich erwidere daraufhin nichts.
„Nun, wie dem auch sei“, fährt Nias Mutter fort und bedenkt mich mit einem schiefen Lächeln. „Du bist neu hier in der Stadt, richtig? Dein Vater… er besitzt die Anwaltskanzlei, wenn ich mich nicht irre“
„Genau“, bestätige ich ihre Aussage.
„Ich habe schon viel über deine Familie aufgeschnappt. Die Leute hier sprechen sehr gerne, aber verstehe das bitte nicht falsch. Bis jetzt habe ich nur Gutes gehört“
Mein Lächeln ist gezwungen. „Danke“
Sie nickt. „Und du bist mit Nia in einem Kunstkurs?“
„Ja, und Geschichte haben wir auch zusammen“, füge ich hinzu.
„Das ist ja toll. Ich bin mir sicher, dass es für dich nicht sehr einfach ist auf einer neuen Schule. Man muss sich erst einmal kennenlernen, nicht?“
Ich lächele verkrampft.
Im Grunde hat sie recht, bloß, dass es bei mir kein Kennenlernen gab, gibt und geben wird. Das ist wohl der einzige und entscheidendste Unterschied.
„Hey, ich hab die Salbe gefunden“, ertönt auf einmal die Stimme von Nia, die in den Raum marschiert. In der rechten Hand hält sie stolz eine Verpackung hoch.
Sie wendet sich an mich.
„Komm, wir gehen ins Badezimmer. Da können wir dann deine Wunden in Beschlag nehmen“, erklärt sie und lächelt mich - erstaunlicherweise - an.
Ich nicke, erhebe mich und lasse die Decke auf der Küchenbank liegen.
Im Badezimmer setze ich mich auf den Badewannenrand, strecke meine Beine aus und schaue Nia gespannt an. Sie räuspert sich.
„Nun, vielleicht solltest du deine Hose ausziehen. Die ist sowieso schon hinüber und das macht das Ganze ein wenig einfacher“, meint sie.
Ich kann sehen, dass ihr das alles ein wenig peinlich ist und ich bin froh, dass ich nicht die einzige bin, die diese Situation unangenehm findet. Nickend komme ich also ihrem Vorschlag nach und streife mir vorsichtig die Jeans von den Beinen.
„Ich kann dir eine Hose von mir leihen, wenn du willst. Und auch Schuhe, wir haben mit Sicherheit die gleichen Größen“, bietet sie sofort an.
Verblüfft hebe ich die Augenbrauen.
Hat sie das gerade wirklich gesagt? Offensichtlich.
Nicht antwortend, nehme ich ihr die Salbe aus der Hand und beginne meine Wunden damit zu beschmieren. Insgesamt habe ich fünf Kratzer an meinen Beinen. Zwei große, und drei etwas kleinere.
Es tut nicht weh, als ich sie mit der kühlenden Creme behandle. Danach tupfe ich noch etwas auf meine geschundenen Handinnenflächen, ehe ich Nia die Salbe wieder gebe.
Stille dehnt sich zwischen uns aus.
Sie spielt mit der Verpackung in ihren Händen, während ich fahrig an dem Saum meines Sweatshirts zupfe. Schließlich fasse ich mir ein Herz und unterbreche das Schweigen, indem ich ihr die Frage stelle, die mir schon länger auf der Zunge brennt.
„Wieso tust du das?“
„Was meinst du?“, entgegnet sie und schaut mich fragend an.
Ich seufze. „Warum hilfst du mir? Ich meine, wir kennen uns doch gar nicht und… ihr hasst mich doch alle“
„Das ist Unsinn, Leona“, protestiert Nia sofort und zieht abfällig die Augenbrauen zusammen. Sie schüttelt den Kopf. „Ich weiß, dass dich nicht jeder gut behandelt und du vor allem in der Schule nicht tolerierst wirst, aber ich gehöre nicht zu diesem Zirkel, der dich tyrannisiert, wo er nur kann. Das solltest du vielleicht bemerkt haben“
Ich presse die Lippen aufeinander. „Aber warum tun sie das überhaupt, die anderen? Ich habe ihnen doch gar nichts getan!“
Nia lehnt sich mit dem Rücken gegen das Waschbecken und senkt ihren Blick auf den gefliesten Boden. Sie schweigt.
Ich fahre fort: „Wieso behandeln mich die anderen als wäre ich Dreck? Als wäre ich der schlimmste Abschaum? Ich… ich verstehe das einfach nicht. Schon vom ersten Tag an werde ich beleidigt oder ignoriert und als Hexe abgestempelt!“
Zitternd hole ich Luft und balle meine Hände zu Fäusten.
Auf einmal scheint mich alles wieder zu überrumpeln - die Wut, mein Missverstehen, die Trauer - und zum ersten Mal stelle ich die Fragen, die mir so schwer auf dem Herzen liegen, laut.
Aber ich bekomme keine Antworten.
„Bin ich wirklich so schlimm?“, bohre ich verbissen nach. „Ist meine… meine Existenz wirklich so abstoßend?“
„Leona, hör auf damit!“, keift Nia und schaut nun endlich auf. „Du redest Unsinn“
„Ach, tue ich das?“, entgegne ich giftig, stehe auf und ziehe mir wütend die Hose über die Beine. „Wach auf, Nia! Die Tatsachen sehen alle anders aus!“
„Du irrst dich“, beharrt sie.
„Von wegen! Ich werde von jedem wie Scheiße behandelt und ich weiß, dass das nicht an mir liegt!“, zische ich erbost und funkele sie an. „Und ich wette, dass auch du mich morgen und die nächsten Wochen wieder wie Luft behandeln wirst“
Sie schüttelt vehement den Kopf.
Ich rücke meine Kleidung zurecht und öffne die Badezimmertür.
„Vielen Dank, dass du mir geholfen hast, aber ab jetzt komme ich alleine klar“, grolle ich und schaue sie düster an.
Immerhin bin ich die letzen Jahre auch stets ohne Hilfe ausgekommen.
Doch bald wird es mich nicht mehr geben. Noch 19 Tage, dann bin ich tot. Und alle können erleichtert aufatmen, dass Leona Brandt endlich nicht mehr am Leben ist. Ich tue der Menschheit also nur einen Gefallen.
„Leona warte!“, ruft Nia mir hinterher, als ich durch das Haus marschiere und mir im Gehen meine Jacke schnappe, die mit den anderen ihrer Artgenossen an einem Haken hängt. „Du hast doch nur noch einen Schuh!“
„Besser als gar keinen!“, erwidere ich fauchend, öffne mit einem Ruck die Haustür und gehe hinaus.
„Leona, ich–“
Die Tür fällt ins Schloss und verschluckt somit Nias Satz.
Mit steifen Schritten verlasse ich das Grundstück, verschränke fröstelnd die Arme vor der Brust und mache mich auf den Weg nach Hause. Tränen sammeln sich in meinen Augen, die ich nur schwer zurückhalten kann. Sie brennen, scheinen mich zu verglühen und lassen meine Sicht verschwimmen. Ich schlucke hart, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden.
Doch es nützt nichts.
Mit jedem Schritt verraucht mein Zorn ein wenig mehr, bis ich schließlich nur noch Erschöpfung und einen Rest Verzweiflung verspüre.
Mein plötzlicher Wutausbruch hat mir keine Last von den Schultern genommen, wie es vielleicht hätte sein sollen. Stattdessen habe ich während meines keifenden Monologs festgestellt, dass ich mit meiner Entscheidung zu sterben keinen Fehler mache. Es ist richtig.
Wohl das erste Mal, dass ich überhaupt etwas Vernünftiges und Zweckmäßiges tue. Meine Mutter wird mit Sicherheit stolz auf mich sein, das allererste Mal.
Bloß werde ich es nicht mitbekommen.

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Wer glaubt, dass die Szene mit dem Fluss unrealistisch ist… - nein, ist mir tatsächlich auch mal passiert :x Zumindest so ähnlich.
Wollte ich nur noch gesagt haben!

Jetzt habe ich noch einmal eine Frage: Wollt ihr, dass das nächste Kapitel wieder in zwei Teile geschnitten wird, oder einfach in einem Rutsch ein langer Teil kommt? :-) Ihr könnt entscheiden, beide Teile habe ich schon fertig geschrieben, bin mir nur unsicher, ob ich das wieder separat machen soll.

LG






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