Gifted - Die Befreiung - Teil 4

Autor: Aven
veröffentlicht am: 03.07.2012


So und weiter gehts, viel Spaß beim lesen :)


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Der verwirrend unstete Schlaf und die Droge hatten die beunruhigenden Gedanken des vergangenen Morgens aus ihrem Kopf getilgt, als sie am Mittag ruckartig erwachte. Ihr Herz pochte, als hätte sie etwas erschrocken und so aus den düsteren Träumen gerissen. Sie atmete schwer.
Schlaftrunken blinzelte sie in ihre dunkle Kammer, in der natürlich keine Hinweise auf eine Uhrzeit vorhanden waren. Ihr Kopf fühlte sich schwer und benommen an. Da ertönte ein Klopfen und ihr wurde bewusst, dass ein Vorheriges sie geweckt haben musste.
Sie wollte antworten, hatte aber einen Frosch im Hals. Nach einem schnellen Räuspern, rief sie dann: „Ja?“ und zog die dünne Decke über ihr zu recht.
Die Tür wurde einen Spalt geöffnet und Viktors Gesicht tauchte darin auf.
„Darf ich?“ fragte er und deutete in den Raum. Aurelia nickte und drehte sich zur Seite, um den Kopf auf den angewinkelten, aufgestellten Unterarm stützen zu können. So konnte sie den Schalter für ihre Nachtlampe erreichen, den sie sogleich betätigte. Viktor stieß die Tür noch etwas weiter auf und als er sich durch die Öffnung schob, entdeckte sie das kleine Tablett, das er auf seiner rechten Hand balancierte. Ein verführerischer Duft von frisch gebrühtem Kaffee wehte ihr um die Nase und lockte ihre Lebensgeister.
Er schob ihr das Tablett aufs Bett und schnappte sich in einer kaum sichtbaren Bewegung den Schreitischstuhl, den er ans Bett zog und sich darauf setzte. Wenn sie zusammen waren, machte Viktor sich nicht die Mühe, sich extra langsam zu bewegen. Er wusste, dass es ihr lieber war, wenn er sich so gab wie er war, genauso, wie sie sich ihm gegenüber so verhielt, wie sie eben war. Er genoss diesen Umstand ebenso wie sie.
Als sie ihn dankbar anlächelnd aufrichtete, nach der Kaffeetasse griff und dann den Rest des Frühstücks inspizierte, meinte er schließlich entschuldigend: „Ich dachte, wenn ich dich wiedermal aus dem Bett hole, dann bring ich dir wenigstens eine kleine Stärkung mit.“
Sie klemmte sich die Decke geschickt unter die Arme und setzte sich vollends auf.
„Du warst schon immer sehr schlau.“ gab sie gespielt gönnerhaft zurück und nahm sich den Haferschleim, den Viktor mitgebracht hatte. Dies war das einzige Frühstück, das man hier bekommen konnte, Brötchen oder ähnliches waren eine Seltenheit.
Nach ein paar Löffeln registrierte sie den besorgten Ausdruck, den sein Gesicht angenommen hatte und fragte: „Was ist denn los? Geht’s Meredia gut?“
Er machte eine abwinkende Handbewegung. „Der geht’s hervorragend. Sie stillt gerade den Kleinen.“ Bei dem Gedanken an seinen Sohn trat eine Glückseligkeit in seine Augen, die Aurelia völlig unbekannt war. Es musste ihm schwer gefallen sein, sich von dem Anblick seiner kleinen perfekten Familie zu lösen. Anscheinend beschäftigte ihn etwas noch Dringlicheres, denn seit er verheiratet war, besuchte er sie nur noch selten und schon gar nicht, wenn sie noch schlief. „Was ist es dann? Raus damit!“ ermunterte sie ihn zwischen zwei Schluck Kaffee. Er warf ihr einen Blick zu, als müsste ihr klar sein, was ihm im Kopf herumging.
Siedend floss die gestrige Mission wie Lava in ihren Kopf und begrub alles andere unter sich.
Sie begriff sofort. „Die Steine?“
Er nickte beklommen, dann fuhr er fort. „Ich konnte nicht richtig schlafen, also bin ich in aller Herrgottsfrühe zu Syrus und habe ihn darauf angesprochen.“
„Ist die Analyse schon fertig?“
Er schüttelte den Kopf. „Aber er hat was anderes entdeckt. Auf jedem der Steine ist etwas eingraviert. Aber jedes Zeichen sieht anders aus, irgendwelche geschwungenen Schnörkel. Dann hat er mit einem Diamantlaser ein Eckchen von einem der Steine abgeschnitten und wollte es untersuchen.“
Sie sah ihn gespannt an, als er eine bedeutungsschwere Pause machte. „Er legt den Splitter also unters Mikroskop und als das ganze chemische Zeug verdunstet war, wurde auf ein Mal das Licht des Mikroskops immer heller und heller, bis es nach ein paar Sekunden einfach den Geist aufgegeben hat.“
Aurelia überlegte, wo sie diese Information einordnen sollte. „Du meinst, sie sind sowas wie eine elektrische Energiequelle, vielleicht Magneten?“
Viktor hob leicht die Schultern „Daran habe ich auch zuerst gedacht. Aber vielleicht sind sie sogar mehr als das! Sie sind warm Aurelia! Hast du schon mal einen warmen Stein berührt?“
Er versank kurz in seinen Gedanken und auch Aurelia dachte nach. „Ich musste einfach mit jemandem darüber reden. Die ganze Sache stößt mir langsam wirklich übel auf!“ Er betrachtete sie forschend und setze dann zu seiner Frage an. „Könntest du nicht…?“
Sie hasste es ihn abweisen zu müssen. Er war der einzige Mensch, den sie nicht enttäuschen wollte.
Obwohl, nun vielleicht nicht mehr der Einzige! Sofort erinnerte sich ein Teil ihres Gehirns an die vergangene Nacht. Wie war das bloß passiert?
Seit Viktor und sie nicht mehr so viel Zeit zusammen verbrachten, war sie sehr einsam geworden. Zuerst war es ihr Recht gewesen, für sich zu sein. Sie war es ja auch irgendwie gewohnt. Aber mit der Zeit reihte sich ein einsamer, langweiliger Tag an den anderen und sie begann die Scherze und die Gespräche zu vermissen, die ihre eigenen düsteren Gedanken vertrieb und ihr für einen kurzen Moment Ruhe vor ihrem Gewissen verschaffte. Rückschauend wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie dadurch ihre Beziehung zu Pareios Schritt für Schritt vertieft hatte.
Zuerst waren es nur ein paar Witzeleien und hitzige Wortgefechte gewesen. Später trainierten sie immer öfter zusammen. Je häufiger sie das taten, desto leichter wurde es. Sie spielten sich ein, noch mehr, als es vorher im Fünferteam gewesen war. Dass er im Hubschrauber sofort ihre Stimmung erfasst und sie vor dem Thema des Gesprächs beschützt hatte, war das Resultat dieser Annäherung. Wurde sie nach all den Jahrhunderten weich? Sie war sich ihrer glänzenden harten Fassade allzu sicher gewesen und dann doch ihren menschlichen Bedürfnissen erlegen, nach dem sie sie so lange unterdrückt hatte. Und nun war da etwas entstanden, das sich nicht wegleugnen ließ. Ihre auch dieses Mal aufsteigende Übelkeit getrieben von Abscheu bestätigte ihr die aufkeimende Vermutung. Zum Teufel noch mal, verfluchte sie sich selbst. Ihre masochistischen Züge nahmen langsam Überhand.
Der Ausflug dieses Hirnteils trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht.
Viktor bemerkte es verwirrt, missverstand es aber und ruderte sofort zurück. „Ich meine, ist schon ok, du musst ja nicht. Ich dachte nur, vielleicht… ist es ja nah genug!“ Sie starrte ihn an und begriff die Worte, die sie aus ihren Gedanken gerissen hatten.
Er meinte, dass die Bedeutung der Steine sich bald mit ihrem Schicksal verweben würde, sodass sie für ihre Intuition sichtbar wurde. Und dass es bald passieren würde und Aurelia, um dies sehen zu können, nicht so weit in die Zukunft denken würde müssen.
Bei diesen Gedanken war ihr unwohl. „Viktor, du weißt, wie es ist. Wenn ich erst mal drin bin und danach suche, dann hört es nicht auf, bis ich es finde. Und wenn es zu weit weg ist…, dann kann ich nicht mehr zurück.“
Er sah sie weiter bittend an. „Und wenn wir das versuchen, was wir in Argentinien gemacht haben? Damals hat es doch ganz gut geklappt!“ Aurelia gab einen bösen und entsetzten Blick zurück. Das war nicht sein Ernst!!
„Soll das heißen, du wärst bereit, mich für diese Information niederzuschlagen?“ Der Satz klang empört und Viktor machte eine entschuldigende Miene.
„Nein, ich meine Ja, ich meine…. du weißt, was ich damit sagen will!“
Dumpf erinnerte sie sich an jene Nacht und den Schmerz, der noch zwei Wochen später in ihrem Kopf pochte. „Du spinnst!“ Sagte sie und versuchte hart zu klingen. Sie dachte an die Steine und dass sie ein ebenso ungutes Gefühl bei ihnen hatte, wie er.
„Vielleicht ist es wirklich wichtig!“ bohrte er weiter und machte ein flehendes Gesicht. Viktor bemerkte sofort, dass ihr Widerstand bröckelte, er war sich dessen bewusst, dass sie ihm ungern etwas abschlug.
„Was wenn es uns alle das Leben kosten könnte…?“
Aurelia gab seufzend nach.
„Na gut! Aber wenn du nicht hart genug zuschlägst wirst du dein blaues Wunder erleben!“
Er nickte und sie stand auf, um sich etwas überzuziehen. Schon jetzt verfluchte sie sich selbst für diese Entscheidung. Das konnte ja nur schief gehen, auf die eine oder die andere Weise.
Sie öffnete ihren winzigen Schrank, der mehr ein Spint war und ihre paar Habseligkeiten beinhaltete. Während sie in schwarze sportliche Sachen schlüpfte, tat Viktor so als wäre er in sich versunken und hatte seinen Blick auf den kleinen Aschenbecher gerichtete, in dem noch immer der kleine Stummel lag.
Seit er verheiratet war, war er noch moralischer geworden und sie halbnackt zu sehen, entsprach nicht seiner Vorstellung von wahrer Treue. Sie beglückwünschte Meredia zu einem solchen Fang. Solche Männer gab es nicht oft, dachte sie objektiv. Wenn man so lange lebte, dann hielten normale Beziehungen zwar länger, drohten aber durch die unglaublich lange Zeit langweilig und einseitig zu werden. Deshalb war der Unterschied zu einer solch herkömmlichen Beziehung in deren beider Fall besonders deutlich. Ihnen war etwas passiert, was jedem der Elevender, potentiell zumindest, von Geburt an zu gedacht war.
In der Sekunde, in der sie geboren wurden, stand fest, dass ihnen ein Gegenstück erschaffen würde. Sie nannten es Elevation, denn diese besondere Verbindung verstärkte die Kräfte des einzelnen Elevenders. In ihren Geschichten und Sagen war diese mystische Begebenheit seit Anbeginn der Existenz ihrer Rasse verankert.
Allerdings hieß, dass das perfekte Gegenstück kommen würde, nicht, dass man es auch fand. Obwohl die Welt durch den Entwicklungssprung und die umfassende technische Zentralisierung, die Anfang des 21. Jahrhunderts entstand immer weiter zusammen gerückt war, war es schwierig für die Elevender auf ihrer Seite in großen Gesellschaften zu leben.
Da sie von den Anderen verfolgt wurden, waren sie gezwungen sich in zersplitterten kleinen Grüppchen unter der Erde zu verstecken. Sie benutzten geheime Kommunikationswege, die auch immer wieder erneuert werden mussten, bevor sie entdeckt werden konnten. Manche wählten ein einsames Dasein, ganz abgeschieden von jeglicher Zivilisation. Und einige, deren Kräfte sich äußerlich verbergen ließen und die sie unter Kontrolle hatten, lebten versteckt unter der normalen Bevölkerung und führten ein ähnliches Sklavenleben wie sie. Dies führte dazu, dass man nicht vielen ihrer Gattung über den Weg lief. Auch kam es vor, dass das Gegenstück getötet wurde, bevor man sich überhaupt begegnet, der andere gar geboren war. Und nicht zu vergessen, waren da natürlich noch die Anderen. Dies war wohl die unglücklichste Kombination.
Als sie sich wider auf ihre Pritschte setzte, fragte sie sich beklommen, ob Viktor überhaupt eine Wahl gehabt hatte, was Meredia betraf.


Er räusperte sich gespannt und rutschte auf seinem Stuhl weiter nach vorn. Seine Augen stierten beinahe hypnotisierend in ihre, während er seine Muskulatur darauf vorbereitete, schnell handeln zu können.
„Bereit? Du erinnerst dich an das Zeichen?“ fragte sie. Er nickte schlicht und machte eine entschlossene Miene. Mit der linken packte er ihre Hand und hielt sie wie in einem Schraubstock umklammert.
Aurelia konzentrierte sich. Sie begann das Hier loszulassen. Dabei schloss sie wie selbstverständlich die Augen. Sie fokussierte die Steine, suchte in dem endlosen rasenden Strom von Bildern und Eindrücken nach ihnen. Der Strom schwoll zu einem reißenden Fluss an. Das geschah immer, wenn sie sich aus der unmittelbar bevorstehenden Zukunft in die weiter entfernt liegende begab. Sie durchdrang die Zukunft Ebenenweise. Nach jeder Entscheidung die sie hypothetisch traf fächerten sich weitere Begebenheiten auf. Die Anzahl der Bilder stieg exponentiell an, was die zunehmende Stärke und Fesselung ihrer Kraft erklärte. Es war wie ein Baum, der sich in die Unendlichkeit verzweigte. Aus jeder Astgabel wuchsen fünf weitere kleine Sprösslinge und aus diesen wieder und so ging es weiter. Aber je mehr es wurden, desto schwieriger war es, aus den Abermillionen von Bildern, sie sie mitrissen ein einzelnes zu erkennen. Die Eindrücke ließen sie vergessen, weswegen sie gekommen war. Sie verlor sich. Ein einziges Mal, damals in Argentinien, war sie in ihren Visionen an den Punkt gelangt, an dem sie sich ganz von sich gelöst hatte. Dann enthielten die Eindrücke, keine eigene Zukunft mehr. Es war die von anderen Menschen. Doch sie schreckte davor zurück, diese unsichtbare Grenz zu überschreiten. Trotz des Schmerzes war sie Viktor dankbar gewesen, dass er sie davor bewahrt hatte, noch weiter in diese Welt vor zu dringen.
Auch heute erging es ihr so. Doch Viktors Hand, sein eiserner Griff, sorgten dafür, dass ihre Frage, das wonach sie suchte, nicht völlig in Vergessenheit geriet. Es war wie ein leichter Dunst, der noch irgendwo in ihrer Gedankenwelt hing, und durch dessen Schleier manche Bilder deutlicher hervortraten. Diese Art der Fokussierung erreichte einen Höhepunkt, als sie sich plötzlich in einer der Szenarien wieder fand.
Alles war in gleißendes Licht getaucht. Es stach ihr in die Augen und sie musste das Gesicht abwenden. Es war so hell, dass es sogar noch durch die jetzt geschlossenen Lider drang und diese von innen orangelich schimmern ließ. Dann fiel eine Verdunkelung auf sie, die sie vor dem verzehrenden, durchdringenden Hell schützte. Sie blinzelte und öffnete die Augen.
Sie erblickte eine Gestalt, zuerst sehr dunkel vor dem gleißenden Hintergrund. Dann nach kurzer Akkommodationsphase, konnte sie mehr erkennen.
Seine kastanienbraunen Haare waren wellig und kurz gehalten. Sie reichten gerade bis zum Ohr. Das Licht ließ sie in vielen Facetten schillern, auch bronzene und goldblonde Strähnen waren darin enthalten. Seine Augen und die Partien darum herum waren beschattet von einem Schwung der Haare, die ihm ins Gesicht hingen. Den Mund hatte er zu einem grausigen, aber verwirrend attraktiven Lächeln verzogen. Es zog sie an, aber es machte ihr auch Angst. Er war ohne Zweifel ein Elevender. Auf seinem Anzug, er glich eindeutig einer Uniform, war links über dem Herzen ein umgekehrtes Dreieck in Gold eingestickt, durchdrungen von einem türkisenen, geschwungenen Zeichen. Überrascht erkannte sie, dass das strahlende Licht von ihm ausging, sie konnte eine unglaubliche Kraft darin spüren. Aber er sparte den Fleck aus, an dem sie zu seinen Füßen kauerte.
Er hielt etwas in der ausgestreckten Hand, eine schwarze kleine Erbse. Der Anblick verbreitete einen weiteren Anflug von negativen Gefühlen. Bevor sie ihn und seine Umgebung weiter erkunden konnte, stach ihr etwas heftig ins Herz. Es war, als durchdrang ein Feuer diesen kleinen pumpenden Muskel, und er begann widerwillig gegen die Störung anzustolpern, während er mittig verglühte. Ihre Atemzüge gerieten aus dem Rhythmus und das Feuer dehnte sich auf ihre Blutbahnen aus, zerfraß sie innerlich. Ihr wurde übel vor Schmerz, als würde sich das Chaos dieser Situation von ihrer Psyche auf ihren Körper ausweiten.
Sie konnte das Bild nicht mehr festhalten, sie hatte gesehen weswegen sie gekommen war, auch wenn sie keine Gelegenheit gehabt hatte, alles ganz genau zu betrachten und aus dem Gesehenen schlau zu werden.
Nun trieb sie ziellos und benommen von höllischen Schmerzen durch den Strudel der Zukunft. Es gab nichts mehr das sie anzog, nichts mehr, das ihr eine Richtung gab, keine Hinweise, wo es vorwärts oder rückwärts ging. Dann meldete sich, wie aus einer weit zurückliegenden, längst vergangenen Zeit, eine Erinnerung. Da war doch etwas gewesen!
Eine Hand, die sie hielt. Die Erinnerung schien so alt zu sein, dass sie ihr verschwommen vorkam. Dann begriff sie.
Sie fühlte etwas Schweres auf ihrer Haut, das sie wie ein Anker im Strudel zurückzog. Bevor die Kette zu diesem Fixpunkt, die schon bedrohlich gespannt ächzte, wieder reißen konnte, raffte sie alle Konzentration, die sie noch irgendwo fand zusammen. Sie zwang die so merkwürdig weit entfernt wirkenden Nerven Impulse zu leiten und die Muskeln, sich zu bewegen. Ihre Länge Stück für Stück zu verkürzen, bis sie es zustande brachte die Hand, die ihre eigene hielt, kurz aber fest zu drücken.
Auf Viktor war Verlass.
Es dauerte nicht einmal eine Hundertstelsekunde, ehe sie hart von etwas seitlich am Hals getroffen wurde. Seine Schnelligkeit und Präzision waren erschreckend, doch er schaffte es sie mit einem Ruck aus den tosenden Wellen an Eindrücken zu ziehen. Sie tauschte das Flirren der Bilder gegen tiefe undurchdringliche Schwärze. Sie sank schnell in die Bewusstlosigkeit. Er hatte gezielt auf die Stelle an ihrem Hals geschlagen, wo sich die Arterie in eine tiefer und eine oberflächlicher verlaufende Bahn teilte. Der Punkt war sehr empfindlich. Wenn er einer starken Kompression unterlag wurde dem Gehirn signalisiert, dass der Druck in den Kopfschlagadern zu hoch wurde und der systemische Blutdruck gesenkt werden musste. Das Resultat war eine starke Verlangsamung des Herzschlags, der meistens zur Bewusstlosigkeit führte, wenn der Körper aufrecht war und man nur hart genug zuschlug. Viktor war nicht zimperlich mit ihr. Zumindest nicht mehr.








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