Voiceless - Teil 7

Autor: Emiliemia
veröffentlicht am: 14.01.2014


Vielen Dank für eure netten Kommentare :) Hier ist der nächste Teil. Feedback ist wie immer erwünscht :) Und frohe Weihnachten euch allen!


- Sam -

Ich schlafe wenig in dieser Nacht. Viel zu viele Dinge gehen mir im Kopf herum. Die meisten handeln von Summer.
Sie ist so besonders, so anders.
Ich bin noch nie einem Mädchen wie ihr begegnet. Ich meine jetzt nicht die Tatsache, dass sie nicht spricht. Es ist dieser Ausdruck in ihren Augen, dieser Glanz. Ich bin so stolz auf mich gewesen, als sie aufgrund meiner Aussage gelächelt hat. Sie hat ein so wunderschönes Lächeln.

»Sam. Sam!«, es ist die Stimme meiner Mutter, die mich weckt. Ich stöhne und rolle mich auf die andere Seite. Ich will nicht aufstehen.
»Sam!«, wiederholt meine Mutter eindringlich und ich öffne ein Auge. »Sie ist weg.«
Sofort bin ich hellwach.
»Wer?«, will ich wissen, doch ich ahne es schon.
»Summer.«, erwidert sie mit sorgenvollem Gesichtsausdruck und alles in mir vereist sich. Nein, das darf nicht wahr sein. Wieso hat sie das getan?
Ich springe auf, schnappe mir ein T-Shirt und stürme die Treppe hinunter.
»He! Willst du dir nicht noch eine Hose anziehen?«, ruft Mum mir hinterher.
»Keine Zeit!«, erwidere ich und schlüpfe in meine Schuhe.
Während ich den schmalen Pfad hoch sprinte, überlege ich fieberhaft, was sie dazu gebracht haben kann, wegzulaufen.
»Sam!«, höre ich Eric rufen. Sein Gesicht ist leichenblass. »Schnell, wir müssen überlegen wo sie hin gelaufen sein kann. Hugo und die anderen haben den Ort abgesucht, aber da ist sie nicht.«
»Hast du die Polizei schon alarmiert?«, frage ich keuchend.
Schockiert sieht Eric mich an.
»Fuck, daran habe ich gar nicht gedacht!«, ruft er aus und ich bin kurz davor ihm eine reinzuhauen.
»Du Idiot!«, zische ich. »Das macht man immer als Erstes. Ich werde die Landstraße absuchen. Und du rufst jetzt sofort die Polizei an!«
Eric eilt ins Haus und ich setze mich wieder in Bewegung, Richtung Landstraße. Ich frage mich, wie lange sie schon weg ist. Der Gedanke, dass ihr etwas passiert sein könnte, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und ich verdränge ihn weit weg in die hinterste Ecke.
Verdammt, was hat sie dazu veranlasst?!
Ich weiß nicht wie weit ich laufe. Ich weiß nur, dass ich nicht aufgeben kann. Ich muss sie finden.
Das Ortsschild liegt schon weit hinter mir. Drei Kilometer vor unserem Ort steht ein drei Meter hoher Felsbrocken, sozusagen das Markenzeichen unseres Ortes. Eigentlich müsste ich da bald ankommen. Ich beschließe, ab da wieder umzukehren. Weiter zu laufen hat keinen Zweck. Ich hoffe, dass Eric so intelligent ist und der Polizei sagt, dass sie auch die umliegenden Orte verständigt.
In weiter Ferne erkenne ich schon den Felsbrocken, dennoch laufe ich weiter und achte auf die Umgebung. Vielleicht hat sie sich versteckt. Je näher ich jedoch dem Felsbrocken komme, desto deutlicher erkenne ich einen kleinen Schemen, der obenauf sitzt. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Es ist Summer! Dem Himmel sei Dank, ich hab sie gefunden!
Sie bemerkt mich erst, als ich schon direkt am Brocken angekommen bin.
»Schöne Aussicht von dort oben, oder?«, begrüße ich sie und stütze mich leise keuchend mit den Armen auf meinen Knien ab. Ihre Augen sind vor Überraschung und Verwirrung geweitet, der Mund leicht offen. Selbst mit so einem Gesichtsausdruck sieht sie unglaublich süß aus.
»Es ist herrliches Wetter, heute. Ich dachte mir, ich nutze das aus und laufe ein bisschen.«
Ihr Blick fällt auf meine Boxershorts und in ihren Augen erkenne ich Skepsis. Ich gehe nicht darauf ein, sondern plappere munter weiter und lasse mir nicht anmerken wie sehr ich außer Atem bin: »Der Stein auf dem du übrigens sitzt, ist sozusagen das Markenzeichen unseres Dorfes. Vor über hunderten von Jahren wollte irgendein reicher Kaufmann diesen Stein mit zu sich nach Hause nehmen. Der kommt, wenn man den Geschichten glauben schenkt, aus dem Harz, in Deutschland. Aber die Kutsche, in der der Kaufmann reiste, brach unter dem Gewicht zusammen und begrub den armen Mann unter sich. Seitdem steht der Stein hier. Schon komisch, oder?«, erst nachdem ich die Worte ausgesprochen habe, merke ich, wie falsch das klingt und ich korrigiere mich hastig: »Also ich meine, dass es nicht witzig ist, dass der Kaufmann gestorben, sondern wie der Stein hier her gekommen ist.«
Was bist du nur für ein Idiot, Sam, ärgere ich mich über mich selbst. Ich muss sie irgendwie bewegen hinunter zu kommen und mit mir zurück zu gehen.
»Sag mal, hast du keinen Hunger? Hättest du nicht Lust mit mir zu frühstücken? Unser Bäcker macht hier ganz leckere Brötchen.«, schlage ich vor. »Also, wenn du Lust hast, dann kommst du jetzt runter und wir gehen zurück, ja? Und wenn nicht, dann nicht.«
Ich sehe Summer auffordernd an, doch sie dreht sich weg und richtet den Blick in die Ferne. Das versetzt mir einen leichten Stich, doch ich schlucke die Enttäuschung so gut es geht hinunter. Dann eben nicht. Ich wende mich ab, gehe wieder die Straße zurück und hoffe, dass sie auf dem Felsen sitzen bleibt, zumindest solange bis ich Eric und den anderen Bescheid gesagt habe. Ich will nicht derjenige sein, der sie zurück schleifen muss, das würde das kleine, zerbrechliche Band zwischen uns nur zerstören.
Gerade mal fünfzig Meter habe ich zurückgelegt, als Summer neben mir auftaucht. Sie ist barfuß und ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen.
»Komm, sonst gibt es keine Brötchen mehr.«, sage ich und wage es vorsichtig ihre Hand zu nehmen. Sie wehrt sich nicht dagegen also ziehe ich sie etwas zügiger mit. Aus den Augenwinkeln beobachte ich sie, während wir weiterlaufen. Ihre Wangen haben sich leicht gerötet, was wunderbar zu ihrer Haut und ihrem weißen Nachthemd passt.
Allgemein ist sie, wenn man sie näher betrachtet, ein schönes Mädchen. Ihre dunklen, braunen Haare sind leicht gewellt und gehen ihr bis über die Schultern. Sie hat große, braune Augen, eine kleine, süße Stupsnase und einen großen, rosafarbenen Mund. Ihre Haut ist sehr braun und rein und mit kleinen Muttermalen überdeckt.
Summer bemerkt, dass ich sie betrachte und ich wende nicht den Blick ab, sondern schenke ihr ein leichtes Lächeln. Sie errötet erneut und sieht weg.
Für Außenstehende muss das bestimmt komisch aussehen. Zwei Menschen, Hand in Hand, der eine in Boxershorts, die andere im weißen Nachthemd.


- Summer -

Ich habe vorher noch nie die Hand eines Jungen gehalten und ich habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Mittlerweile müsste mein Gesicht wie eine rote Ampel leuchten. Es fühlt sich … toll an. Meine Haut kribbelt und ich fühle, wie seine Körperwärme auf mich übergreift.
Warum vertraue ich ihm? Warum gehe ich mit ihm mit, obwohl er nur auf Erics Wunsch Zeit mit mir verbringt?
Mit einem Mal fängt Sam an leise irgendein Lied vor sich hin zu trällern und mein Herz schmilzt beim Klang seiner Stimme dahin. Sein Gang ist federnd, beinahe hüpfend – er hat wohl gute Laune. Mir gefällt das Lied, das er summt und er merkt es auch, denn seine Stimme wird ein wenig lauter.
So etwas ist selten, wenn Jungs in Gegenwart eines Mädchen singen, selbst wenn es ein bisschen schief ist. Sam trifft die höheren Töne nicht so ganz, aber wie schon gesagt, mir gefällt es sehr.
Als das Ortsschild in Sichtweite ist, hört er mit einem Mal auf und fragt: »Läufst du eigentlich immer barfuß?«
Seine Augen blicken in meine, doch ich will nicht, dass er die Antwort aus ihnen liest. Ich will versuchen zu nicken. Doch ich schaffe es nicht. Mein Kopf und Nacken sind wie erstarrt. Ich weiß nicht, ob Sam merkt, dass ich es versuche, denn nach ungefähr zwei Sekunden lächelt er schief und nickt.
»Dann musst du ja eine richtig dicke Hornhaut unter den Füßen haben.«, stellt er glucksend fest und summt sein Lied weiter. Wir erreichen den Ort und laufen weiter die Straße entlang. Sam lässt meine Hand nicht los, obwohl ich das jetzt eigentlich von ihm erwartet hätte. Aber ich bin froh darüber, dass er sie weiterhin hält und rede mir ein, dass es daran liegt, dass ich mich sonst so verloren fühlen würde und nicht, dass ich es mag.
Als ich den Ort vorhin verlassen habe, war keine Menschenseele auf der Straße zu sehen, doch jetzt sind viele unterwegs. Sie alle starren uns schief an, zuerst Sam, der ja nur in Boxershorts ist, dann auf unsere Hände und dann mich. Ich blicke die ganze Zeit zu Boden. Wie schon erwähnt, ich mag es nicht, wenn man mich anstarren. Sam bemerkt das nicht, denn er trällert weiter munter vor sich hin und zieht mich mit. Im Bäckerladen werden wir von einem großen, rundlichen Mann mit roter Nase begrüßt.
»Morgen Sam!«, dröhnt er laut und grinst breit über das ganze Gesicht. Dann fällt sein Blick auf mich. »Oh!«, macht er. »Eine schöne Unbekannte.« Und dann: »Hey, du bist doch die Kleine, die letztens mit Samuel in den Brunnen gefallen ist!«
Bei seinen Worten fangen meine Wangen wieder an zu glühen und ich senke verlegen den Blick zu Boden. Himmel, was mache ich hier?!
»Das ist Summer.«, sagt Sam und drückt meine Hand ein bisschen fester. »Wir hätten gerne vier normale Brötchen, Bernie.«
Als Sam bezahlen will, schüttelt Bernie der Bäcker den Kopf und dröhnt wieder mit seiner lauten Stimme: »Geht aufs Haus, Junge. Amüsiert euch schön!«
Irgendwie ist er sympathisch. Auf die eine oder andere Weise.
Als wir wieder auf der Straße sind, sagt Sam: »Komm, wir frühstücken bei mir. Ich wohne hier ganz in der Nähe.«
Erneut lasse ich mich von ihm mitziehen und erneut sind wir den Blicken der Leute ausgesetzt. Ich versuche, sie weitestgehend zu ignorieren, was mir jedoch ziemlich schwer fällt. Die ganzen Monate davor habe ich mich vor den Leuten versteckt. Es ist nicht einfach, sich so schnell an etwas Neues zu gewöhnen.
»Hier.«
Wir stehen vor einem kleinen, einfachem Haus mit braunen Fensterläden und einem dunkelgrünen Dach. Vor den Fenstern hängen Blumentöpfe mit gelben, weißen und lilafarbenen Stiefmütterchen drin. Der kleine Vorgarten ist überwuchert mit verschiedensten Pflanzen aller Art und erst auf den zweiten Blick erkenne ich einen schmalen Kieselpfad, der zur Tür führt. Besonders die wilde, chaotische Art, wie die Pflanzen angeordnet und gewachsen sind, erinnert mich stark an Mum. Ich halte den Atem an und warte darauf, dass sich mein Brustkorb wieder zusammenzieht, doch nichts geschieht. Es fühlt sich einfach nur leer an.
Und da wird mir klar, dass das alles einfach an Sam liegen muss. Dass er mir gut tut, dass er praktisch mein \'Heilmittel\' ist.
»Komm.«, sagt er leise, öffnet das Gartentor, geht vor und hält für mich die Pflanzen zurück. Sehr Gentleman like.
Kurz bevor wir die Tür erreichen, öffnet sich diese und ich zucke erschrocken zusammen. Sam drückt meine Hand. Im Türrahmen steht eine durchschnittlich große, dunkelblonde Frau, mit freundlichen, grünen Augen. Sams Augen.
Seine Mutter.
»Guten Morgen ihr zwei.«, begrüßt sie uns lächelnd. Ihr Lächeln ist warm und einladend, sodass ich mich gleich ein wenig wohler fühle. Sie scheint sich gar nicht darüber zu wundern, dass Sam in Boxershorts herumläuft und ich barfuß bin.
»Hey Mum. Ich habe Brötchen gekauft.«, sagt Sam.
»Super! Kommt rein. Ich bin übrigens Jenny.«


- Sam -

Sobald Summer unser Haus betritt, scheint sie perfekt hinein zu passen. Perfekt zu uns. Zu unserer Familie.
Mum verhält sich einfach nur wundervoll. Sie sieht Summer nicht zu lange an, sodass man es als Starren bezeichnen könnte, aber doch lange genug, um sie zu beobachten, wie sie reagiert. Sie tut so, als ob Summer ihr antworten würde und behandelt sie ganz normal und freundlich, so wie sie jeden Menschen behandelt.
Man kann es Summer deutlich ansehen, dass sie sich nach und nach entspannt. Der etwas scheue Ausdruck in ihren Augen ist verschwunden und sie lässt sich gegen die Stuhllehne sinken.
Beim Essen fällt mir ein, dass ich Eric ja noch Bescheid geben muss.
»Entschuldigt mich kurz, ich muss jemanden anrufen.«, sage ich deshalb und an Summers Blick erkenne ich deutlich, dass sie weiß, wen ich anrufen werde. Ihre Augen verfinstern sich ein wenig – ein Anzeichen dafür, dass es ihr missfällt. Ich frage mich warum. Vielleicht weil ich so noch mehr Aufmerksamkeit auf sie lenke? Aber andererseits, ich muss ihm ja Bescheid sagen, dass sie wieder da ist. Sonst sucht der sich ja zu Tode und die Polizei ebenfalls.
Also setze ich meinen Weg aus der Küche fort, zum Telefon hin und wähle die Nummer von Erics Haus.
»Ja?«, ertönt seine Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Ich habe sie gefunden.«, sage ich so leise wie möglich, damit nichts in die Küche dringt. »Sie ist jetzt bei mir, wir frühstücken gerade. Es geht ihr gut.«
Eric atmet erleichtert aus.
»Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Sam.«
Ich versteife mich. Eric geht es gar nicht um Summers Wohlbefinden. Er will nur den Job und das Geld. Seine Einstellung wird sie schlecht beeinflussen. Er wird ihr nicht gut tun. Er kann ihr nicht das geben, was sie wirklich braucht.
»Du kannst mir danken, in dem du dich von ihr fernhältst.«, sage ich kalt und lege auf, bevor er etwas erwidern kann.


- Jenny -

Ich habe keine zwei Sekunden gebraucht um zu begreifen, was bei meinem Sohn los ist und muss mich jetzt stark zusammenreißen um nicht wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen.
Er hat sich verliebt.
Mein kleiner Samuel ist verliebt.
Ich habe es schon geahnt, als er klitschnass nach Hause gekommen ist und mich gefragt, wie sie, die Diebin, die sein Herz gestohlen hat, aussieht. Wenn sich jemand wie Samuel verliebt, dann muss sie sehr besonders sein. Und nun sitzt sie vor mir.
Summer ist wirklich etwas Besonderes. Ich meine jetzt nicht, dass sie nicht spricht. Es ist ihre Art, wie sie sich bewegt, wie sie ihre Umgebung wahr nimmt.
Sie erinnert mich stark an Mike, dem wundervollsten Menschen, den es je gegeben hat – zusammen mit Samuel. Je älter Sam wird, desto mehr ähnelt er Mike. Das Einzige, was er von mir hat, sind die Augen. Manchmal tut es schrecklich weh Sam zu betrachten.
Ich höre, wie Sam leise mit Eric telefoniert, jedoch verstehe ich nicht, was genau er sagt. Und als er wieder in die Küche zurückkommt, merke ich sofort – Mutterinstinkt halt – dass seine gute Laune verflogen ist und dem Ärger Platz gemacht hat.
»Ihr könnt dann mal nach oben gehen oder etwas unternehmen.«, sage ich um die Stimmung ein wenig aufzulockern. »Ich mache den Abwasch.«
Sam nickt und wirft mir einen dankbaren Blick zu. Summer steht auf und stapelt ihr Geschirr fein säuberlich auf ihrem Teller. Ich schenke ihr ein Lächeln.
»Danke. Jetzt haut schon ab, ihr beiden.«
Ich sehe, wie Sam nach ihrer Hand greift und als sie aus der Küche gehen, dreht sie sich noch einmal um und in ihren Augen lese ich: Danke.


- Summer -

Wir gehen die Treppe hinauf in Sams Zimmer. Es ist in hell– und dunkelblau gehalten. An der Wand gegenüber vom Fenster steht ein etwas breiteres Einzelbett, daneben ein Nachtisch wo zwei große, weiße Muscheln deponiert sind. Sam folgt meinem Blick und erklärt: »Die hat mein Vater mir aus Madagaskar mitgebracht.« Seine Augen verdunkeln sich als er das sagt. Aber es ist keine Wut. Es ist Trauer.
Hat er ihn verloren? Wodurch?
Sam schnappt sich eine kurze, türkisfarbene Hose und zieht sie an. Es scheint ihn nicht zu stören, dass ich ihm dabei zusehe. Wobei ich das ja eigentlich gar nicht will, aber ich schaffe es einfach nicht meinen Blick von ihm abzuwenden.
»Komm, wir gehen schnell zu dir nach Hause, damit du dich auch umziehen kannst, in Ordnung?«
Er nimmt mich wieder an die Hand und erneut kribbelt es auf meiner Haut und in meiner Magengegend. Letzteres nennt man auch Schmetterlinge im Bauch. Warum reagiere ich so empfindlich auf ihn?
Wir gehen den kleinen Pfad entlang, den ich mittlerweile schon ganz gut kenne. Und da merke ich, wie nah wir beieinander wohnen und das Kribbeln in meinem Magen verstärkt sich ein wenig.
Eric sitzt im Garten und raucht eine Zigarette, die er hastig aus drückt, als er uns entdeckt. Sams Blick wird hart und ich frage mich, was zwischen den beiden wohl geschehen ist.
»Da bist du ja.«, sagt er. »Du hast mir solch einen Schrecken eingejagt, Summer, mach das bitte nicht noch einmal.«
Mach das bitte nicht noch einmal.
Schon wieder ein Befehl. Schon wieder ein Verbot. Ich denke, er will mir helfen? Stattdessen gibt er mir Befehle, die ich befolgen muss. Aber nicht mit mir. Wie Mom immer gesagt hat, der Mensch ist ein freier Mensch. Ihm nur einen begrenzten Raum von Möglichkeiten zu geben, die er machen kann, ist schädlich, es zerfrisst ihn von innen. Und irgendwann ist er nur noch ein Wrack. Ich will nicht als Wrack enden. Ich will das machen, was ich will und nicht was andere wollen. Und bisher habe ich das Gefühl, dass nur Sam das versteht.





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