New story - Teil 15

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 23.08.2013


Kapitel 15

Chris

Im Krankenhaus wacht sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich auf. „...Chris?“
„Will...“ Ich bin so erleichtert, dass ein Zentner Steine von meinem Herzen abfällt. Ich spreche Gott ein inneres Danke aus und sehe sie an.
„Du hast mich also gerufen...“ ihre Stimme klingt bröckelnd. „Alles wird gut... Willow...“
„Nein... ich habe gesagt du sollst aufwachen.“ Ich sehe sie irritiert an. „Ich habe dich diesmal nicht Willow genannt. Im Krankenwagen hat auch niemand so etwas gesagt... Hätten sie vielleicht mal sollen“, murmele ich und denke an die beunruhigende Hektik, die geherrscht hat.
„Wer dann?“
Ich sehe sie warm an und frage mich, was sie gehört hat. Dann wird das beklemmende Gefühl in mir wieder stärker und ich kann nicht anders als wieder zu versuchen ihr zu sagen was geschehen ist. Ich will zumindest, dass sie nicht mehr mit dem Gefühl leben muss, er sei gestorben, weil er mit jemandem gekämpft hat. „Will... ich... es tut mir leid... William-“
„Ich will nichts hören.“ Ich zucke zusammen, als sie mich unterbricht.
Schwach schließt sie die Augen.
„Du solltest dich ausruhen.“ Ich will nicht, dass sie sich aufregt. Oder mich sogar noch mehr hasst.
Sie scheint in Gedanken versunken zu sein. Zu meiner Erleichterung, bittet mich die Krankenschwester zu gehen. Es wird wohl besser sein, wenn ich sie morgen erst besuchen komme.

Will

Es ist hell. Ein ungewöhnlich helles, warmes Licht. Um mich herum ist alles weiß. Da ist sie wieder. Diese klanglose Stimme, die meinen Namen ruft und mein Herz zum hüpfen bringt.
Wer bist du?
Wo bist du?
Ich will zu dir... ich will so sehr zu dem, der mich ruft...

Chris

Als ich sie am nächsten Tag besuchen will, komme ich reichlich unpassend. Die Tür stand offen, also bin ich eingetreten und somit in dem Moment hereingeplatzt als ein Junge Will küsst. Nicht das ich ein Recht auf dieses unbehagliche Gefühl in meiner Magengegend habe, welches sich gerade in mir ausbreitet. Trotzdem ist es da. Ich atme tief durch, trete aus dem Bild, wie ein Statist, der sich beim Dreh vor die Kameralinse verirrt hat und warte. Worauf eigentlich? Als ob sie mich sehen will. Den Mörder ihres Freundes.

Will

Neben der Frage, wer es ist, der mich die ganze Zeit ruft, beschäftigt mich noch eine Sache. Etwas, das nicht ins Bild passt. Darum habe ich Sam ins Krankenhaus bestellt.
„Wusstest du es?“
„Was?“
„Dass er zwei Tage vor seinem Tod angefangen hat...“ wie nennt man das? „anders zu werden.“
„Was meinst du? Will, du benimmst dich seltsam.“
„Hat er dir diese Jesus-Geschichte erzählt?“
Einen Moment bleibt er still. Sein Blick spricht nicht das, was seine Worte wiedergeben. Dann sieht er weg. „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
Der Scheißkerl lügt mich an. „An dem Abend, als er zu dem Kampf gegangen ist. Was ist passiert? War er anders als sonst? Hat er irgendwas zu dir gesagt? Sam, ich muss es wissen, ich-“ Plötzlich liegen seine Lippen auf den meinen. Ich versuche ihn von mir zu schieben, doch er drückt nach, bis ich ihn mit der Faust im Gesicht treffe. Erst dann, lässt er von mir ab. Zitternd vor Wut, sehe ich ihn an. Was ist in ihn gefahren?
„Er wollte nicht kämpfen!“ In hastigen Bewegungen, wendet er sich von mir ab. Fährt sich durchs Haar, sieht zum Fenster, dann wieder zu mir. „Er hat irgendwas von einem Neuanfang gesagt. Dass er jetzt erst versteht, was wahre Liebe ist und das mit dem Kämpfen nicht mehr braucht.“ Er wirkt wie ein Tiger im Käfig, als er beginnt im Zimmer auf und ab zu laufen. „Ich meine, wie konnte er so etwas sagen? Es klang, als hätte er vorgehabt alles auf zu geben. Dich... mich... Er wollte mich im Stich lassen! Erst kommt er, als ich ihn zum Kampf rufe und dann will er mich im Stich lassen? Verdammt, Will ich habe in der Scheiße gesteckt, nachdem ich deren Boss kalt gemacht hab.“
Ich brauche einige Momente um seine Worte zu erfassen. Seine Lippen bewegen sich, aber sie ergeben keinen Sinn. Scheinbar nur um irgend eine Reaktion zu zeigen, beginne ich zu sprechen. „Du...hast...ihn...kalt ...gemacht“, während ich diese Worte wiederhole, beginne ich zu begreifen. „Du verdammter Scheißkerl!“ Ich springe auf. „Deinetwegen hat dieser Kampf stattgefunden!“

Chris

Ich höre einen Schrei und wütende Flüche aus Wills Zimmer. Nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist, stecke ich den Kopf durch die Tür und sehe Will, die Schlag um Schlag nach dem Jungen ausholt. Jetzt, wo ich sein Gesicht sehe, erkenne ich ihn auch. Die Metallstange neben meinem Gesicht, wirkt wieder bedrohlich nahe. „Willow!“ Ich schnelle auf sie zu und halte sie fest um sie von ihn fern zu halten. „Lass mich los! Ich bringe ihn um! Er hat ihn in den Kampf geschickt! Er hat euren Boss umgelegt und darum wolltet ihr Rache.“ Dann wendet sie sich an ihn. „Was hast du ihm gesagt, damit er kämpft? Was? Hast du ihm etwas von Verrat erzählt? Ein schlechtes Gewissen gemacht? Sag schon!“
„Er wollte nicht kämpfen! Ich dachte er hat mich verraten! Wir haben uns gestritten und er ist gegangen. Dann habe ich ihn nicht mehr gesehen! Versteh doch Will. Wenn ich er gewesen wäre, hätte ich dich nie verlassen!“
„Elender Bastard!“ Langsam wird es schwierig sie fest zu halten. Sich windend versucht sie wieder nach ihm aus zu holen. Ich nehme sie hoch, und ertrage die Tritte gegen meine Schienbeine, bis ich sie auf dem Bett ablade. „Du bleibst liegen.“ Vermutlich überrascht von meiner ungewohnt bestimmenden Art, sieht sie mich an und gehorcht, als ich mich an den Jungen wende. „Es ist besser, wenn du gehst.“
„Misch dich nicht ein. Das geht nur mich und Will was an, du Mörder.“
„Ja, ich fühle mich schlecht, falls das dein Ziel war. Meine Klage wurde fallen gelassen, nachdem ich mich selbst angezeigt habe. Was ist mit deiner?“
Der gewünschte Effekt tritt ein. Er brummt ein „Wir sind noch nicht fertig“ und verschwindet. Seufzend setze ich mich auf einen Stuhl neben dem Bett und sehe zu Boden. Ich kann ihr noch nicht in die Augen sehen.
„...fallen gelassen. Warum?“ Ihre Stimme klingt so zerbrechlich.
„Man nennt es Notwehr für einen dritten. Im Endeffekt wurde es als Unfall abgestempelt. Ich habe Sozialstunden bekommen, weil ich an diesem Kampf teilgenommen habe. Aber...Ich... lass mich erklären.“
„Notwehr für einen Dritten? Also hat er doch gekämpft.“
„Nein. Warte.“ Endlich sehe ich auf. Sie wirkt so verzweifelt. Am Ende. Wie auf einem Minenfeld taste ich mich vor und wage es ihre Hand zu nehmen. Eine Explosion bleibt aus. Sie lässt es zu. Ich erzähle ihr was geschehen ist. Wie William als unbewaffneter Held gestorben ist, durch ein dummes versehen, im Versuch einem Mädchen das Leben zu retten, das nichts an diesem Ort zu suchen hatte. Die Tränen in ihrem Gesicht schneiden mir ins Herz, doch ich kann nichts tun, als ihr die Wahrheit zu erzählen. Ich erzähle ihr, wie er mir mit seinen letzten Worten den Weg in eine neue Richtung gewiesen hat und mit dieser Visitenkarte, die wie Zufällig passend zu seinen Worten neben ihm gelegen hat, hatte ich endlich begriffen, dass es wirklich nicht so sein musste. „...am Ende, haben Rachel und der Junge, der sie abstechen wollte zu meinen Gunsten ausgesagt. Es war wie ein Wunder... es war ein Wunder. Von da an, konnte ich nicht anders, als mein Leben zu ändern. Meinen sogenannten Freunden bin ich ausgewichen – sie mir leider nicht, bis ich das Abschiedsgeschenk bekommen habe.“ Ich zeige auf die Narbe. „So war es...“ beende ich leise.
Sie schweigt. Den ganzen Abend lang sagt sie nichts mehr. Allein der Druck ihrer Hand, verrät mir, dass sie mir zumindest Glauben schenkt.





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