Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 25.07.2013
hier kommt auch der dritte Teil.
Ich würde mich über ehrliche Kommentare dazu freuen. Diese Geschichte ist anders, als das was ich sonst schreibe, aber ich wollte mich eben mal etwas weiter aus dem Fenster lehnen :D Also seid nicht zimperlich.
Lieber Gruß, eure blue-haze
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Kapitel 3
Es ist ein harter Kontrast. Die Atmosphäre am See, mit diesen Geschwistern aus einer harmonischen Familie, die sich verstehen, als seien sie ein Herz und eine Seele. Auf der anderen Seite steht mein eigenes zu Hause. Meine Familie. Nein, sie hat nichts von einer heilen Familie. Meine Eltern – eine erfolgreiche Anwältin und ein Forscher – sind praktisch nie zu Hause und wenn sie es doch einmal sind – so wie heute, dann streiten sie sich. Ich hoffe, dass sie die Tür nicht haben zufallen hören. Sollten sie es doch gehört haben, dauert es nämlich keine fünf Sekunden, bis ihre Laune auf mich übergreift. Auf leisen Sohlen, schleiche ich in mein Zimmer und bemühe mich, die Tür so lautlos wie ich kann hinter mir zu schließen. Erleichtert seufze ich auf und will mich umziehen, als mein Handy klingelt. Es ist eine Nachricht von Sam. „Wo bleibst du?“ Mit einem Blick auf die Uhr, merke ich, dass es schon zehn ist. Ich bin spät dran. Leise fluchend ziehe ich mich um, wickle mir meine Bandagen um meine Hände und steige durchs Fenster. Meine (nennen wir sie mal) Eltern, werden es nicht merken. Sie merken es seit einem Jahr nicht, also werden sie es auch heute nicht.
Mein Weg führt mich zu einem abgelegenen Parkplatz. Sam und die anderen erwarten mich bereits. Erinnert ihr euch, als ich von Dingen gesprochen habe, die keiner von mir weiß? Hier sind sie. Wir versammeln uns hier nicht um feiern zu gehen. Sam und seine Freunde, kenne ich durch einen gemeinsamen Freund. Nun haben wir gewissermaßen ein Bündnis. Ich ziehe mit ihnen los und kämpfe gegen eine gegnerische Gruppe. Nicht in einer Arena oder einem Boxring und schon gar nicht fair und mit Regeln. Wer morgens nach Hause kommt, darf sich glücklich schätzen. Wer ein heiles Gesicht hat, hat den Jackpot geknackt. Bisher hatte ich sogar immer den Jackpot. Schon als ich hier angefangen habe. Meine Sportlichkeit und die Jahre beim Kick-Boxen haben sich bezahlt gemacht. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass auf der Straße keine Regeln herrschen. Die ersten Wochen musste ich nach Hause getragen werden. Aber mein Gesicht ist heil geblieben. Warum mir das so wichtig ist, ist derselbe Grund wie bei den meisten anderen auch: Wir gehen noch zur Schule und wollen keine lästigen Fragen, weder in der Schule, noch zu Hause. Letzteres ist für mich weniger ein Problem, da meine Eltern es vermutlich nicht einmal bemerken würden, wenn ich mit gebrochener Nase durch die Gegend laufen würde.
Der Mond steht am Firmament und bietet uns das einzige Licht, als sich unsere Gegner nähern. Ich habe als Waffe einen einfachen Metallstab gewählt, den ich unterwegs entdeckt habe. Der imaginäre Startschuss fällt und im nächsten Moment wehre ich einen Baseballschläger mit meinem Metallstab ab, trete meinem Gegner in den Magen und feure ihm zum Abschied die Spitze meines Stabs hinterher. Nein, ich sehe ihn mir nicht an. Ich weiß nicht wie er aussieht, nachdem ich ihn zugerichtet habe. Weiß nicht einmal ob er noch lebt. Ich kämpfe nur. Versuche nur nicht zu sterben. Möglichst nichts ab zu bekommen. Der nächste zielt auf mein Gesicht. Mit einem Sprung zurück, weiche ich ihm aus und zertrümmere ihm anschließend den Oberarm. Als ich mein Umfeld nach meinen Mitstreitern absuche fällt mir einer von ihnen ins Auge. „Tyson!“ Der Idiot lässt sich schon wieder von hinten angreifen! Gerade rechtzeitig, breche ich dem Mistkerl, der ihm feige einen Dolch in den Rücken jagen will die Hand und im nächsten Moment fährt mir ein Stechender Schmerz in die Seite und sinke zu Boden. Alles um mich herum verschwimmt und wird schwarz. Verdammt! Jetzt bin ich leichte Beute! „....ill...“ wie durch Watte nähert sich eine Stimme. „Will, verdammt steh auf!“ Ich höre, wie neben mir jemand zu Boden sackt und dann sitzt Sam vor mir. Er sieht besorgt aus, und versucht mich hoch zu ziehen. „Geh weg, Sam...“, meine Stimme klingt dünn, doch er darf sich nicht um mich kümmern. Nicht jetzt. Schwer atmend sehe ich hinter ihn und bin überrascht. Um uns herum stehen Tyson, Matt und Lyra. Sie beschützen uns. Ich kratze meine letzte Kraft zusammen und stehe auf – blutend, wie ein Schwein, doch ich stehe. Den Metallstab umklammert, hoffe ich, dass ich diese Nacht überlebe. Wie die stille Antwort auf ein nicht gesprochenes Gebet, erklingen in der Ferne Polizeisirenen. Die Kämpfenden erstarren und lauschen den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie sich zerstreuen. Sam, der meinen Zustand noch nicht vergessen hat, stützt mich und hilft mir bei meiner Flucht. Ich presse meine Hand auf die Wunde. Es tut höllisch weh. „Habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich dich schätze, dafür, dass du kein weinerliches, kleines Mädchen bist?“ „Hast du gerade eben getan“, würge ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Wir schaffen es, bis zu seinem Haus, wo er mich verarztet. „War er heute dabei?“ Ich fühle mich schwach und meine Sicht verschwimmt permanent, doch ich stelle trotzdem, die Frage, die ich nach jedem Kampf stelle.
„Nein...“
Ich sehe aus dem Fenster und ertrage stumm das Brennen des Desinfektionsmittels. „Will...“, beginnt er zögerlich „er ist nicht mehr da, seit du zu uns gestoßen bist. Du suchst ihn seit einem Jahr.“ „Und du redest es mir seit einem Jahr aus.“ „Du musst ihn vergessen.“ Dass er nicht den meint, nach dem ich gefragt habe, ist mir klar. „Sam, misch dich nicht ein.“ „Du wärst heute fast umgekommen. Ist es dir das wirklich wert?“ „Kümmere dich lieber um dein eigenes Leben, das du riskierst.“ Ein brennender Schmerz, jagt über die Wunde in meinen Körper. Ein lauter Schrei entfährt mir. „Verdammt! War das Absicht?“ „Nicht doch.“ „Deinen Sarkasmus kannst du dir sonst wo hin schmieren.“ „Und du dir deine Pläne. Du kommst nicht mehr mit.“ „Das wagst du nicht.“ „Lass dich hier nicht mehr blicken.“ Zorn wallt in mir auf. Doch mein Körper versagt, als ich mich ruckartig aufrichte. Meine Sicht verschwimmt und ich muss mich irgendwo festhalten. Dummerweise ist es Sam, der meinen Händen in die Quere kommt, also klammere ich mich an ihm fest. Er legt seine Hände an meine Oberarme und hält mich fest. „Versteh es doch, Will...“ „Tu mir das nicht an. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.“ „Du kannst daran nichts mehr ändern. Du hast noch ein Leben. Wirf es nicht weg. Das hätte ich dir schon vor einem Jahr sagen sollen.“ Die Kraft verlässt mich, und ich schaffe es nicht ihm zu widersprechen. Woher kommt nur sein plötzlicher Sinneswandel? Ich würde nicht sagen, dass wir wirklich Freunde sind. Doch eine Sache verbindet uns und das macht uns doch ziemlich vertraut. Wenn mich jemand versteht, dann ist es Sam.
Die Müdigkeit schleicht sich an mich heran und ich lehne meinen Kopf an seinen Brustkorb und während er mir übers Haar streicht, schlafe ich ein.
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