New story - Teil 8

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 19.08.2013


Wie gesagt, ich bin nicht der Typ, der sich für zu Kurze Teile entschuldigt, sie kommen, wie sie kommen.
Tut mir allerdings leid, dass es so lange gedauert hat. :)
______________________________
Kapitel 8

Chris

Ich finde sie völlig durchnässt im Park auf der Wiese. Es ist Abend. Es mag Kalt sein, da sich der Herbst nähert, doch es regnet nicht. Sie sitzt einfach nur da und starrt auf den See. Ist sie ins Wasser gefallen? Langsamen Schrittes nähere ich mich ihr. Sie zuckt zusammen, als sie meine Schritte im Gras rascheln hört. Sie ist doch sonst nicht so schreckhaft. Sie dreht sich um und wirkt erleichtert, doch jetzt erkenne ich den Grund für ihre Angst. Ihr Gesicht ist voller blauer Flecken und Platzwunden. „Warst du wieder...“ Ich beende meine Frage nicht. Ich kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass sie an diesen Kämpfen teilnimmt. „Ich meine...Was ist passiert, Willow?“
„Du bist's nur...“ Sie wendet ihr Gesicht ab und sieht wieder auf den See. Die Klasse hat sich auf mich gestürzt und dann in den See geworfen. Sie sagt es so gelassen als sei es nichts besonderes. „Was? Warum?“ Ich dagegen bin Fassungslos.
„Milly hat ihnen erzählt, was ich mit ihrem Bruder gemacht habe.“
„Mit ihrem Bruder? Der, der dich angegraben hat?“
„Ja. Sie war sauer, weil ich ihn halb umgebracht und anschließend liegen lassen habe. In seiner Version habe ich ihn angemacht und war sauer, weil er nichts von mir wollte.
„Hast du ihr die Wahrheit gesagt? Und überhaupt, warum hast du dich nicht gewehrt?“ Ich weiß, dass sie sich wehren kann. Wer mit einem Messerstich durch die Gegend läuft und sonst keine großen Schäden davon trägt, muss sich zu wehren wissen.
„Nein.“ Eine lange Pause entsteht. „Warum auch? Sie würde mir nicht glauben. Das Wort des Bruders steht über allem. Ich verstehe das. Wenn man jemanden liebt, ist die Objektivität gleich Null. Warum ich mich nicht gewehrt habe...?“ Sie versinkt in tiefe Nachdenklichkeit und scheint sich darin zu verirren.
„...Du sprichst auf einmal ganz anders...“ Ich setzte mich zu ihr.
„Ach ja?“
„Mit so viel...Gelassenheit und Ruhe...“
„Als ich da so im Wasser mein Blut habe fliesen sehen... da ist mir etwas klar geworden. Der Grund, warum ich nie Probleme hatte zu sein wie ich bin, war keine Akzeptanz... es war schlicht Toleranz, weil Milly mich akzeptiert hatte. Mit dem Ende ihrer Akzeptanz, endete die Toleranz der anderen. Ich kann nicht sagen, was das für ein Gefühl ist... Aber ich fühle mich dennoch irgendwie... gut.“

Will

Ich sehe dieses selige Lächeln auf seinen Lippen und einen Glanz in Chris' Augen. „Das ist gut. Du machst dich nicht von der Meinung anderer abhängig.“
„Bei Alice...“ Der plötzliche Themenwechsel irritiert ihn, doch ich ignoriere es. „Egal wie seltsam diese Geschichte ist... irgendwie steckt immer eine Gewisse ...nun ja... sie versucht dennoch irgendwie immer eine Logik zu stricken.“
„Ähm...“
„Zum Beispiel die Sache mit dem Tränenmeer“, unterbreche ich seine angesetzte Antwort, „Sie ist größer geworden und hat geweint. Dann wurde sie Winzig und passt die Größe der Tränen an.“
„Ja...“ beginnt er gedehnt und weiß nichts weiter zu erwidern.
„Ich wollte es nur gesagt haben“, murmle ich.
Wieder lächelt er. „Du hast weiter gelesen.“
Ich nicke. „Es ist wie mit den Rollenspielen als Kinder... Man denkt sich eine Welt aus... und passt sie sich an, wie man sie will. Man hat Regeln... und Schlupflöcher oder Lösungen.“
Sein freundlicher Bilck, trotz der Narbe ist warm. Die Narbe macht ihn nicht unheimlich oder hässlich. Sie ist ein Teil von ihm.
„Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal wie ein Kind gefühlt habe.“

Chris

Diese plötzliche Offenheit irritiert mich ein bisschen. Sie war immer verschlossen und am besten noch bissig. Wie soll ich darauf reagieren? „Es ist nie zu spät wieder zum Kind zu werden?“
„Wie bitte?“
Ich grinse breit. „Die Bibel sagt: Seid wie die Kinder. Aus gutem Grund, will ich meinen.“
„Du ...bist verrückt.“
Ich grinse noch breiter. „Normal ist auch langweilig. Findest du nicht?“
„Also...“ Noch bevor sie antworten kann, nehme ich ihre Hand und zerre sie zum Spielplatz. Langsam wird es dunkel und es ist niemand mehr da. Trotz ihrer Proteste nehme ich sie auf die Arme und setze sie auf die Schaukel um sie an zu Schubsen.
„Was machst du da?“ Ich sehe im Schein der Straßenlaterne ihr Gesicht rot werden.
Mein Grinsen erlischt nicht. „Was würdest du als Kind tun?“
„I-ich bin aber kein Kind mehr.“
„Dann sei wieder eins.“
Ihre Hände klammern sich fester um die Ketten der Schaukel. „Als Kind habe ich immer versucht einen Weitsprung von der Schaukel zu machen.“
„Dann los.“ Ich setze mich auf die Schaukel neben an. „Ich wette, ich schaffe es weiter als du.“
„Wie? Jetzt?“
„Natürlich. Oder hast du angst zu verlieren?“
„Du glaubst doch nicht ernsthaft du kannst mich besiegen?“ Jetzt stiehlt sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Das wollen wir doch sehen.“
Als wir genug Schwung haben, zählen wir auf drei und springen. Lachend sehe ich sie neben mir hin fallen. „Ich habe gewonnen.“
„Gar nicht wahr, ich bin weiter gesprungen.“
Sie lacht weiter „Wohl eher gefallen.“
„Du doch auch“, ich knuffe sie in die Seite.
„Haha, scheint als bringt Sportlichkeit meinen verlorenen Gleichgewichtssinn nicht automatisch wieder ins Lot.“
Ein Niesen bringt mich wieder auf den Boden der Tatsachen. „Du erkältest dich...“ Ich lege ihr meine Jacke um die Schultern. „Ich bringe dich nach Hause.“






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz