New story - Teil 7

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 07.08.2013


Nicht vergessen: Kommentare erwünscht.
Bei Wunsch nach einer fertigen Story: http://www.rockundliebe.de/liebesgeschichten/liebesgeschichten_3055.php
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Kapitel 7

Will

Vielleicht hat er ja recht. Vielleicht steckt ja doch mehr in dieser Geschichte. Im Park krame ich das Buch heraus und beginne darin zu lesen.
„Hey Will. Was machst du hier?“
„Marc...“ Na super, der hat mir gefehlt. Seit Neustem finde ich ihn ziemlich nervend. Ein Glück, hat er meine Nummer nicht. „Ich lese...“
Er lacht. Nicht das Lachen, wie Chris es hat. Es ist eher ein raues, hartes Lachen. Sehr unschön. Fragt mich nicht, warum ich es ausgerechnet mit dem von Chris vergleiche. Ich hätte es auch mit Sams vergleichen können. Egal.
„Du liest? Das ist doch ein Witz. Du hast immer von Büchern gesprochen, als seien sie die Pest.“
„Hatte wohl vor mich zu infizieren.“
Wieder dieses Lachen. Ob es aufhört, wenn ich ihn in den See werfe? Oh nein, jetzt setzt er sich auch noch neben mich. „Ich gebe heute Abend eine Party. Ich würde mich freuen, wenn ich dich dort sehen würde. Milly übrigens auch.“
„Aha...“
„Ich nehme das als ein Ja an.“
„Also eigentlich...“
„Wunderbar, bis dann.“ Und weg ist er. Super. Jetzt wird er Milly sagen das ich komme und ich kann nicht mehr absagen.

Die Party ist... schrecklich. Es ist eine Ansammlung grölender, trinkender, Idioten. Ich beobachte das Treiben mit einem Bier in der Hand und versuche mich zumindest über die Peinlichkeiten zu amüsieren. Milly ist nicht zu sehen, dafür jedoch eine Menge Tussen, die scheinbar vergessen haben sich etwas anzuziehen. Zumindest sehen sie aus, als würden sie nicht mehr als ihre Unterwäsche tragen.
„Hey Will, da bist du ja.“ Wie sehr wünsche ich mir, das wäre Milly.
„Hey Marc.“
„Gefällt dir die Party?“
„Wie sagt man schonend „Nein“?“
„In etwa so...“ Er versucht sich an einem charmanten Grinsen. Viele Mädchen würden dahinschmelzen. Ich gehöre nicht dazu.
Es ist spätestens ab dem Zeitpunkt seltsam geworden an dem er begonnen hat während der Party an meinen Fersen zu haften. „Und, wie läuft die Schule?... Wie schmeckt dir das Bier?... Warum unternimmst du nicht öfter etwas mit Milly?“
Smalltalk war noch nie meine Stärke. Zu allem Überfluss nähert er sich mir ständig. Ich sollte einfach gehen. Ja, genau das sollte ich machen. Vielleicht werde ich mir nicht einmal eine Auseinandersetzung mit Milly deswegen liefern müssen. Vielleicht... „Nimm deine Hand von meinem Hintern, Marc.“
Nach einigen Flaschen von... ich weiß nicht, was er da trinkt, beginnt er zu lallen. „Sorry...“ und etwas das ich als ein „War ein Versehen“ deute.
Ich verdrehe die Augen und gehe in den Garten, wo ich unter einem Laternenlicht vor habe mich weiter mit Alice anzufreunden. Allerdings macht Marc mir diese Sache nicht gerade einfach, denn er lässt nicht locker. „Hey Will. Was is\'n mit dia los? Du bisso verkramwd.“
„Und du betrunken.“
Seine Hand beginnt meinen Arm zu streicheln, ich schiebe sie weg.
„Komm schon. Du bisss doch ssscharw auf mich, seidddun kleins Mäschn warsssd.“
„In welcher deiner Fantasiewelten?“ Als seine Hand auf meiner Brust landet, habe ich entschieden genug. Ich stehe auf und will gehen, aber seine Hand hält mich fest. Ich Packe sein Handgelenk und mit einem kräftigen Ruck, sorge ich dafür, dass er einen der Pavillon Pfosten Knutscht, bevor ich die Party verlasse.

Niedergeschlagen erkenne ich, dass ich ein Problem habe. Meine Mitfahrgelegenheit ist betrunken und hat nicht vor zu gehen. Angekommen war ich in der Gewohnten annahme, dass Marc mich nach Hause fährt, wenn er mich schon einlädt. Es gab Zeiten, da hat das funktioniert, aber für gewöhnlich war Milly auch dabei. Dem ist heute leider nicht so.
Elender Mist. Ich setzte mich auf eine Bank, krame Alice heraus und hoffe, dass ich die Nacht überstehe, bis die Busse wieder fahren. Der Nachteil einer Kleinstadt. Nach zehn Uhr ist sie ausgestorben.
Irgendwann, nachdem Alice im Kaninchenbau gelandet ist, permanent die Größe geändert hat, einen eigens durchgeführten Idioten Test nicht bestanden hat, und schließlich am ertrinken war, entdecke ich beim Umblättern ein Lesezeichen. Ich habe kein Lesezeichen benutzt, schließlich habe ich das Buch erst angefangen zu lesen. Ich nehme es heraus und erkenne eine Handynummer. Ohne Namen. Wie die wohl dort hin kommt? Ich sehe nicht auf die Uhr. Ich riskiere es einfach und rufe an.

Chris

Mein Handy klingelt mich wach. Eine mir unbekannte Nummer. „Hallo?“, murmle ich.
„Ähm...Chris?“
„Mhm...“
„Shitt...“ ertönt es vom anderen Ende. „Hätte ich mir denken können.“ Es durchfährt mich wie ein Blitzt und ich bin wach. „Willow? Bist du das?“
„Will.“
„Ähm...du..ich...wieso rufst du an?“
„Hab deine Nummer im Buch gefunden und dachte ich teste mal von wem die ist.“
„Ah...ach so...“ ich sehe auf die Uhr „Um ein Uhr morgens?“ Im Hintergrund ertönt ein fieses Gegröle „Wo bist du?“
„Auf einem Idiotentreff. Ich warte nur noch darauf, dass die hier anfangen weiße Kaninchen zu sehen.“
„Ähm... soll...soll ich dich abholen?“
Es dauert ein bisschen, bis sie mir widerwillig die Adresse nennt, aber schließlich ziehe ich mich an und fahre los.

Will

Im Auto herrscht Stille. Na ja, ganz leise läuft im Hintergrund irgend eine Band, die ich nicht kenne. Ich versuche zu hören, was gesungen wird und erhasche Worte wie: „I come to you in pieces...“ klingt nach einer Schnulze.
Nachdem sich die Stille ins unendliche gedehnt hat, bringe ich schließlich doch noch ein „Danke“ hervor.
„Kein Problem.“ Stille. „Warum gerade mich?“

Chris

Sie sieht aus dem Fenster. Ich erhasche aus den Augenwinkeln einen Blick auf das Mädchen, das so zerstört in sich wirkt, bis sie schließlich antwortet, mit dieser Stimme, die mich an rieselnden Sand erinnert – ich weiß auch nicht wieso. Ihr schwarzes Haar schimmert im Laternenlicht. „Ich habe fünf Nummern in meinem Handy gespeichert: Die meiner Eltern. Die von Milly und die von zwei Typen, die du nicht kennst.“ Sie macht eine kurze Pause. „Meine Eltern würden nicht kommen, selbst wenn ich blutend und vergewaltigt in einem Graben liegen würde. Milly hat keinen Führerschein und außerdem kann ich ihr schlecht sagen, dass ihr betrunkener Bruder mich angegraben hat und mich nicht nach Hause fahren kann, weil ich seinen Schädel gegen einen Pfosten gedonnert habe. Und was die beiden Typen angeht... einer arbeitet Nachtschicht und der andere ist tot.“
Ich brauche ein Moment um zu verarbeiten was sie gerade gesagt hat. Am Ende ist meine Reaktion auf die Reihenfolge abgestimmt in der sie gesprochen hat: „Tut mir leid... schätze er hat es verdient... und... tut mir leid...“
Ich wende ihr kurz mein Gesicht zu um ihrem Blick zu begegnen, als sie ihre Augenbraue hebt um den Mund zu einem schiefen Lächeln verzieht. „Du bist echt seltsam.“
„Danke.“ Ich konzentriere mich wieder auf die Straße und wieder herrscht Stille. Aus den Lautsprechern ertönt jetzt nicht mehr „Pieces“ sondern „Start again“ von Red. Einer meiner Lieblings-Songs. Ich drehe die Musik etwas lauter und trommle mit den Fingern den Takt auf dem Lenkrad.
„All this time
I can make it right
With one more try
Can we start again?“
Leise singe ich mit und höre ein leises, helles Lachen neben mir. „Was ist?“
„Nichts...es ist nur...ach nichts.“
„Na los. Sag schon. Wenn ich dich schon zum Lachen bringe – was übrigens ein seltenes Ereignis ist – will ich auch wissen, wie ich dieses Wunder vollbracht habe.“
„Es ist nur... wie wird aus einem aggressivem, schwarz tragenden, permanent schlecht gelauntem Kerl, der Mädchen abschleppt, wie ein Jäger seine Beute, ein Sunnyboy, der Schnulzen hört und Kinderbücher liest?“
Diesmal lache ich. „Tja, das ist eben ein wasch echtes Wunder.“
Sie lacht ein trockenes: „Ha Ha.“
„Nein wirklich. Das ist Gott.“
„Willst du mich jetzt verarschen?“
Ich verziehe meine Mundwinkel zu einem wehmütigen Grinsen. „Nein. Es ist so...“
„Du willst mir also sagen, die Religion hat aus dir einen neuen Menschen gemacht?“
„Nein.“ Ich halte an der Stelle an der ich sie das letzte Mal abgesetzt habe. „Jesus hat aus mir einen neuen Menschen gemacht. Religion ist etwas totes, in dem die Menschen durch Riten und gute Worte versuchen von Gott abzulenken und behaupten ihn darin zu finden nur um sich selbst zu belügen.“
Ich sehe das Fragezeichen in ihrem Gesicht.
„Komm doch einmal mit zum Gottesdienst, dann wirst du den Unterschied sehen.“ Das war für sie wohl der Witz des Jahrhunderts. „Ich und in eine Kirche?“ Sie lacht vermutlich eine geschlagene Minute. „Nein. Da kriegen mich keine zehn Pferde rein. Tut mir leid.“
Ich muss lächeln. Dieselbe Reaktion hat vor etwas über einem Jahr ein anderer von mir gesehen. „Okay. Kein Problem. Also dann...gute Nacht, Willow.“
Sie seufzt „Du lernst es nie, was? ...Nacht.“






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