Autor: live love rock
veröffentlicht am: 05.04.2012
Am nächsten Morgen war ich bereits früh auf den Beinen. Ich zog mir ein enges Top und eine Jogginghose von Jack an, die er mir dagelassen hatte. Dann schlich ich in die Küche und kochte erst einmal Kaffee. Die anderen Mitbewohner, bis auf Felix, hatte ich gestern nicht mehr gesehen. Ich war ja sofort in mein Zimmer gegangen. Anscheinend dachten sie, es sei besser mich in Ruhe zu lassen. War es ja auch. Der Kaffee war fertig und ich setzte mich mit der Tasse an den Tisch. „Morgen“ sagte eine mir unbekannte Stimme und ich blickte auf. Es war ein Mädchen. Etwa so groß wie ich, etwas molliger gebaut, aber eigentlich ein sehr hübsches Gesicht. „Morgen.“ erwiderte ich mit einem leichten Lächeln. Das Mädchen setzte sich mir gegenüber. „Du musst Katharina sein. Ich bin Sharon.“ – „Freut mich. Aber nenn mich doch Kadda.“ Sie nickte nur lächelnd und stand dann wieder auf, um sich einen Kaffee zu machen. Ich genoss die morgendliche Stille, bis sie unsanft unterbrochen wurde. „Hallo ihr zwei Schönen na alles fit?“ Genervt sah ich in Felix breit grinsendes Gesicht. „Guten Morgen.“ sagte ich gespielt freundlich und widmete mich dann wieder meinem Kaffee.
Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Felix sich neben mich hinsetzte. Ich versuchte ihn zu ignorieren, doch Sharon schien mir einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen. „Wollen wir nicht heute Abend ein Lagerfeuer machen? Morgen ist immerhin ein Feiertag und das sollten wir doch ausnutzen. Da können wir uns dann direkt alle besser kennen lernen.“ Das war ja ganz klasse. Da konnte ich doch nicht einfach absagen. Felix war direkt Feuer & Flamme. „Ja das ist ne echt geile Idee. Bin dabei!“ Beide schauten zu mir. „Was ist mit dir?“ Ich nickte nur und Felix boxte mir begeistert gegen den Arm. „Cool dann kann man sich ja auf den Abend freuen.“ Ich sah ihn wütend an und trank dann meinen Kaffee aus. Danach ging ich ins Bad um zu Duschen.
Der Schultag ging rasend schnell vorbei. Wieso war das immer so?! Immer wenn ich auf etwas keine Lust hatte, verging die Zeit bis dahin wie im Flug. Ich schloss also die Tür auf und ging in die Küche, um etwas zu Essen zu machen. Die Anderen kamen auch schnell und so lernte ich noch den letzten Mitbewohner Dennis kennen. Und er war wirklich total lieb. Er sah umwerfend aus. Eigentlich ein Traum von jedem Mädchen, wenn er nicht Schwul wäre. Aber ein echt toller bester Freund wie ich schnell herausfand. Gegen 19 Uhr machten die Jungs draußen das Lagerfeuer an. Sharon und ich brachten 2 A-Gitarren und ein Cajón (wird auch gerne mal ‚Kistentrommel’ genannt) auf die Terrasse. Das Feuer brannte bereits und so setzten wir uns auf die Holzstämme rund herum. Felix und Dennis nahmen sich die Gitarren und Sharon das Cajón. Es wurde wirklich ein schöner Abend. Wir tranken nebenbei noch das ein oder andere Bier und spielten old-fashioned Lieder wie ‚Sweet Home Alabama’, ‚Wenn jetzt Sommer wär’, ‚Leaving on a jetplane’ und, und, und…
Stundenlang saßen wir draußen, machten Musik, quatschten und tranken. So konnte man den Abend wirklich genießen. Es machte mir auch gar nichts mehr aus, dass Felix auch dabei war. Ich hatte mir vorgenommen einfach neu anzufangen…
Jack
--------------------------
Die ersten beiden Tage waren echt hart für mich. Ohne Kadda fehlte einfach etwas in meinem Leben. Das mochte jetzt vielleicht kitschig klingen aber es war die Wahrheit. Mittlerweile lenkte ich mich mit dem Gedanken ab, dass ich sie ja bald besuchen konnte und genoss mein Leben als kleiner Musiker. Heute Abend hatten wir mal wieder ein Konzert und wir waren gerade auf dem Weg zur Location. Wir mussten nicht sehr lange fahren. Nach 30 Minuten Fahrt standen wir vor dem Eingang Bar. Es war vielleicht nicht eine der größten Bars zum Musik machen, aber sie hatten eine Bühne und wir hatten 250 Karten verkauft – das Konzert war restlos ausverkauft. Es versprach also ein guter Abend zu werden. Unglaublich, dass wir ein ausverkauftes Konzert gaben, auch wenn es nur eine relativ kleine Location war.
Wir trugen also unser Equipment in das Hinterzimmer. Als wir alles aus dem Van getragen hatten, tranken wir erstmal eine Flasche Bier. Der Veranstalter kam zu uns, um uns zu begrüßen und alles nochmals durch zu gehen. Danach mussten wir auch schon raus, für den Soundcheck. Es tauchten allerdings keine Probleme auf und so konnten wir entspannt auf den Abend warten. In einer Stunde war Einlass und als ich aus dem Fenster blickte, sah ich schon die ersten Jugendlichen mit Karten. Mein Grinsen wurde immer breiter. „Hey Jungs ich bin mal kurz frische Luft schnappen.“ meinte ich und verließ die Bar. Es dauerte nicht lange, bis die 4 Mädchen auf mich zukamen. „Hey bist du nicht Jack – der Gitarrist?“ Ich sah die Mädchen an und nickte. „Jaa kann man so sagen.“ erwiderte ich. Die Vier begannen zu Grinsen und sahen mich interessiert an. „Ooh können wir ein Foto mit dir machen? Du siehst so heiß aus! … Bist du noch vergeben?“ Ich konnte mir ein leises Lachen einfach nicht verkneifen. „Okay alsoo ja klar machen wir erstmal das Foto.“ Begeistert fragten sie einen Passanten, ob er ein Foto von uns machen würde. Nach der kleinen ‚Fotosession’ beantwortete ich dann die anderen Fragen. „Danke für das Kompliment und…“ Ich musste kurz überlegen. Kadda war für mindestens 3 Jahre nicht mehr hier und es würde der Band sicher helfen, wenn niemand vergeben war. „also nein ich bin nicht mehr vergeben.“ meinte ich dann und setzte ein kleines Lächeln aus. Die Mädchen sahen sich vielsagend an und danach wieder zu mir. „Na gut ihr hübschen ich muss mich mal fertig machen. Ich sehe euch nachher in der ersten Reihe?!“ Ich zwinkerte ihnen zu und verschwand wieder in die Bar. Irgendwie erwischte mich dann doch das schlechte Gewissen. „Hab ich gerad gesagt ich sei Single?!“ murmelte ich zu mir selber und seufzte. „Egal…nur für die Band. Kadda wird das nicht erfahren!“
Die Bar füllte sich allmählich und unser Auftritt begann. Ich war erstaunt, als ich die vier Mädchen von vorhin wirklich in der ersten Reihe sah. Ich zwinkerte ihnen zu. Man fühlte sich hier auf der Bühne ja schon beinahe wie ein griechischer Gott. Okay…Etwas übertrieben. Wohl eher wie ein waschechter Rockstar, bei dem die Mädchen reihenweise in Ohnmacht fielen. Wir begannen unser erstes Lied zu spielen. Es war sofort gute Stimmung und ich glaube niemand stand still. Ein wahrhaftig guter Gig…
Kadda
--------------
Zusammen mit den Anderen räumte ich alles wieder in die Wohnung. Endlich hatte ich für einen kleinen Moment die Sehnsucht zu Jack vergessen können. Ich war froh diese Entscheidung getroffen zu haben. Auch wenn ich deshalb mit Felix zusammen wohnen musste. „Hey Kadda! Deine Stimme ist immer noch so schön wie früher.“ rief Felix plötzlich, als ich in meinem Zimmer verschwinden wollte. Ich drehte mich verwirrt um. „Danke…“ murmelte ich. Sharon platzte zwischen uns. „Wollen wir nicht noch einen Film angucken? Das wär doch super oder! Ja das machen wir.“ Ich musste lachen. Sharon akzeptierte kein ‚Nein’. Das hatte ich schon am ersten Tag kennen gelernt. Also zuckte ich lediglich mit den Schultern und ging mit ihr und Felix zurück ins Wohnzimmer, wo Dennis schon eine DVD einlegte. Wir hatten zwei große Sofas und so setzten wir uns alle auf eine. Dennis, Sharon, Ich und Felix. Der Film begann und ich erschrak als ich den Titel las. „Ein Horrorfilm?!“ rief ich entsetzt aus. Alle begannen zu lachen. „Hast du etwa Angst?“ kam von Dennis. Empört verschränkte ich meine Arme vor der Brust und lehnte mich zurück. „Ich? Angst? Paaah! Das hättest du wohl gerne was?!“ An sich hatte ich kein Problem mit Horrorfilmen, solange ich jemanden zum Kuscheln hatte. Und mir passte es rein gar nicht, dass lediglich Felix neben mir saß. An Sharon konnte ich mich ja wohl schlecht kuscheln. Die lag jetzt schon in Dennis Armen. Ich hatte so oder so keine Wahl, also lies ich es einfach geschehen. Das sollte ich wirklich noch bereuen…
Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24 Teil 25 Teil 26 Teil 27 Teil 28 Teil 29 Teil 30 Teil 31 Teil 32 Teil 33 Teil 34 Teil 35 Teil 36