Musik, Chaos & die große Liebe - Teil 23

Autor: live love rock
veröffentlicht am: 03.04.2012


Kadda
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Jeden einzelnen Tag schrieb ich an meinem neuen Song. Ich saß eigentlich nur noch vor meinem Keyboard oder im Park mit meinem Songbook. Hin und wieder hatte ich zwar eine Schreibblockade, aber alles in allem war ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich war also bereit für das Vorsingen. Hoffte ich…

Mit dem Songtext in der Tasche ging ich zu Jack. Sein Vater öffnete mir die Tür und lies mich rein. Ich ging also die Treppen hoch in sein Zimmer. Jack lag gelangweilt auf seinem Bett und spielte leise mit seiner Gitarre. Ich schmunzelte, als ich ihn da so liegen sah. Als er mich hörte hob er kurz den Kopf. Er lächelte mich an und richtete sich auf. „Hey Maus. Na wie geht’s dir?“ Ich ging zu dem Bett und setzte mich neben Jack. „Ich wollte, dass du dir den Song mal anhörst.“ Er nickte und ich gab ihm den Zettel. Die Akkorde waren ebenfalls darauf vermerkt, so konnte er mich begleiten. Jack holte eine Gitarre und setzte sich wieder zu mir.

Als wir fertig waren sah er mich erstaunt an. „Das klang wirklich toll! Damit schaffst du das Finale auf jeden Fall.“ Er lächelte mich an. „Wollen wir es mal hoffen.“ Ich steckte den Songtext ein und lies mich rücklings auf sein Bett fallen.

Die Zeit verging fiel zu schnell, denn mittlerweile saß ich schon im Zug Richtung Hamburg Hauptbahnhof. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto aufgeregter wurde ich. Neben mir saßen Jack und Sassy. Beide sahen mich erwartungsvoll an. Die ganze Zeit spielte ich mit meinen Fingern. „HALLO??? Erde an Kadda“ Erschrocken sah ich auf und blickte in Sassys verwirrtes Gesicht. „Hm?“ Sie seufzte leise und kicherte dann. „Ob du dich freust?“ Ich nickte eifrig. „Oh man jaa…aber ich bin so nervös.“ Jack und Sassy sahen sich an, ehe sie laut loslachten. „Kadda…Schatz du schaffst das. Du hast Talent und die Technik! Worüber solltest du dir Sorgen machen? Außerdem hast du mehrere Zusagen für ein Praktikum. Du bist auf dieses Studium nicht unbedingt angewiesen. Nimm das einfach als schönes Extra falls es klappt.“ Jack lächelte mich an und gab mir einen Kuss. Er war so unbeschreiblich. Ich fühlte mich direkt etwas besser. Das schlechte Gewissen wegen Felix hatte ich mittlerweile in eine Ecke verbannt. Ich war sehr glücklich mit Jack und das sollte auch so bleiben. ‚Sehr geehrte Passagiere. In wenigen Minuten werden wir in den Hamburger Hauptbahnhof fahren. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt oder Weiterreise….’

Wir schnappten uns unser Gepäck und gingen schon einmal zum Ausgang. Als ich aus dem Fenster blickte erstarrte ich. Das war ja riesig hier. „Oh gott…da verläuft man sich ja!“ Ich schluckte und die anderen nickten nur. Wir stiegen aus dem Zug und sahen uns erst einmal hilfesuchend um. Ich entdeckte ein Schild, welches den Ausgang anzeigte. „Ich glaube hier entlang.“ meinte ich und ging voran. Die Anderen folgten mir schweigend. Tatsächlich fanden wir den Parkplatz, wo auch Taxis standen. Wir mussten jetzt erst einmal zum Hotel finden. Also stiegen wir alle in eines der Taxis. Als es vor dem Hotel parkte blickte ich verwundert zu Jack. „Das sieht total teuer aus.“ Jack zuckte nur mir den Schultern. „Wir wollen ja auch einen schönen Aufenthalt haben.“ Ich lachte leise und wir stiegen aus. Da standen wir also – drei Kleinstädter vor dem Radisson Blue in Hamburg. Nach dem Einchecken mussten wir ein paar Stockwerke zu unserem Zimmer fahren. Es war ziemlich weit oben. Jack hatte ein Doppel- und ein Einzelzimmer für Sassy gebucht. Die zwei Zimmer lagen aber direkt Nebeneinander und hatten eine Zwischentür – wie praktisch. Ich lies meinen Koffer mitten im Raum stehen und blickte aus dem Fenster. Man hatte einen fantastischen Ausblick. Das Hotel lag ziemlich direkt neben einem Park. Planten un bloomen war sein Name. Jack hatte erzählt, dass abends im Park Wasserspiele mit Musikbegleitung waren. Da wollten wir unbedingt hin. Doch erst einmal hieß es jetzt auspacken und heute früh ins Bett gehen. Morgen war es so weit. Morgen entschied sich meine Zukunft.

Ich hatte nicht sehr gut geschlafen. Ich war viel zu nervös und lag fast die ganze Nacht mit aufgerissenen Augen im Bett. Dementsprechend müde war ich jetzt um 9 Uhr morgens. In 2 Stunden mussten wir da sein. Ich sprang unter die Dusche und versuchte danach meine Augenringe einigermaßen mit Make Up zu verdecken. Meine Haare steckte ich zu einer verspielten Hochsteckfrisur zusammen und ich entschied mich für ein dezentes Make Up. Ich wollte natürlich wirken – so wie ich war. Jack kam zu mir ins Bad, gab mir einen Kuss und stieg ebenfalls unter die Dusche. Im Gegensatz zu mir hatte er geschlafen wie ein Stein und trotzdem sah er aus, als wenn er die Nacht durchgefeiert hätte. Ich zog mir meine Röhrenjeans, ein Top, einen Blazer und meine Pumps an, als es an der Zwischentür klopfte. Ich öffnete Sassy die Tür und sah sie fragend an. „Geht das so?“ Sie nickte lächelnd und strich mir über den Arm. „Du siehst fantastisch aus. Komm lass uns Frühstücken.“ – „Schatz? Bist du fertig? Wir wollen Frühstücken.“ Ich entnahm nur ein ‚Ja’ aus dem Bad und Jack kam in Boxershorts raus. So ein Anblick versüßte einem doch glatt den ganzen Tag. Er zog sich schnell an und schon waren wir auf dem Weg nach unten in den Frühstückssaal.

Die Zeit verging mal wieder viel zu schnell und so mussten wir uns auf den Weg zur Hochschule machen. Ich wurde nervös – viel zu nervös. Ich meldete mich im Büro und eine nette, ältere Dame führte mich in den großen Saal. Er besaß eine Bühne und genug Sitzmöglichkeiten für hunderte von Zuschauern. Verständlich – es war ja auch eine große Musikschule. Jack und Sassy hatten zwei reservierte Plätze irgendwo in den ersten drei Reihen. Ich wurde in den Hinterraum geführt, wo sich andere Teilnehmer bereits warm machten. Sei es mit ihren Instrumenten, oder Voice-warm-up. Ich trank vor dem Warm Up einen großen Schluck Wasser. Meine Stimme wollte nicht funktionieren. Ich war kurz vor dem Verzweifeln. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Ich erinnerte mich an die Zugfahrt und an die Worte von Jack. Wieder versuchte ich es und diesmal ohne Probleme. Erleichtert atmete ich aus und setzte mich einen Moment. Es war so weit. Einer nach dem Anderen wurde nach draußen auf die Bühne gerufen. Ich konnte ein paar mithören und war erstaunt. Es war wirklich ein sehr hohes Niveau. So etwas hatte ich selten gehört. So viele talentierte Künstler auf einer Veranstaltung. Mein Name wurde aufgerufen. Jetzt gab es kein zurück mehr. Langsam trat ich auf die Bühne und holte tief Luft. Als ich anfangen wollte kam kein einziger Ton aus meinem Mund. Ich musste mir die Tränen verkneifen. Plötzlich stand Jack auf und sah mich aufmunternd an. Er ging auf einen der Veranstalter zu und besprach etwas mit ihm. Dann kam er zu mir auf die Bühne und nahm sich eine der Gitarren. Er wollte mich begleiten. Ich hörte ihn spielen und schloss die Augen. Stellte mir sein Zimmer vor. Mein Einsatz – Geschafft! Und mit so viel Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr gesungen. Jack spielte die letzten Akkorde und ich fing an zu lächeln. Egal wie sich die Jury entscheiden würde – ich hatte es geschafft. Ich hatte mein eigenes Lied vorgetragen.

Es würde noch eine Stunde dauern. Nervös lief ich den Flur auf und ab. Immer wieder, bis Jack und Sassy mich festhielten. „Beruhig dich Mausi. Du warst super jetzt kann man eh nichts mehr ändern.“ Ich seufzte leise und nickte. Wieso verging die Zeit jedes Mal so schnell nur jetzt schien sie stehen zu bleiben. Nach gefühlten Jahren wurden wir aufgerufen, auf die Bühne zu kommen. Ich tappte von einem Bein auf das Andere. Wieso mussten Entscheidungen immer so in die Länge gezogen werden? Endlich ertönte die Stimme des Schulleiters.

„Die Entscheidung fiel uns dieses Jahr mal wieder sehr schwer. So viele talentierte Künstler hatten wir schon lange nicht mehr. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden zwei von Ihnen eine Chance zu geben, bei uns zu Studieren. Der erste Gewinner hat eine lange Reise hinter sich und kommt aus München. Kevin mit seinem Saxophon. Du hast uns wirklich beeindruckt…“

Meine Nervosität wuchs stetig. Ich betete alle paar Sekunden, dass ich die zweite Gewinnerin sein würde.

„…und unsere zweite Gewinnerin – ja meine Damen und Herren es ist eine junge Frau – einen herzlichen Applaus bitte für Kadda mit ihrem wunderschönen Lied ‚With you now’. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich das alles realisierte…Dann brach ich in Freudentränen aus. Der Schulleiter überreichte mir den Gutschein. Ein paar Minuten später sprang ich in Jacks Arme. „Ich hab es geschafft. Ich hab es wirklich geschafft.“





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