Romeo und Julia - Teil 15

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 07.05.2012


Sooooo hier mal wieder ein längerer Teil....;) Ich hoffe er gefällt euch! Ich bitte um Kommentare, wenn irgendjemandem irgendetwas nicht gefällt...:D

„Es ist so gekommen, wie du es dir erhofft hast. Heute bei Nachhilfe hat es zwischen Nath und mir gefunkt und wir sind zusammengekommen.“ Wow, das war ja mal eine super gute Nachricht.
„Hey, gratuliere! Da haben sich echt die zwei richtigen gefunden. Ihr passt super zusammen!“ Ich lächelte ihn glücklich an, weil ich mich total für die beiden freute.
„Tja, es ist einfach so passiert. Ich weiß auch nicht genau, wie es eigentlich dazu kam“ Jonas klang leicht verlegen, als er mir davon erzählte.
„Es hat halt sollen sein. Wenigstens müssen wir jetzt diese komische Spannung nicht länger ertragen. Das war manchmal ganz schön krass, wie ihr es vermieden habt, euch anzuschauen und wie jeder demonstrativ in eine andere Richtung geblickt hat. Allerdings war es nett mit anzuschauen.“
„War es so offensichtlich?“, fragte Jonas verwundert?
„Für mich schon….“, antwortete ich und musste grinsen, während wir uns auf den Weg zu den Umkleiden machten. „Beim Training erzählst du mir genaueres“, rief ich ihm hinterher, als ich in der Damenumkleide verschwand. „Ok“, hörte ich ihn noch zurückrufen. Beim Umziehen musste ich weiter vor mich hin lächeln. Die zwei! Jetzt hatten sie es doch tatsächlich geschafft. Ich hatte schon fast nicht mehr zu hoffen gewagt. Plötzlich erschien mir die Welt heute in einem ganz besonderen Glanz. Es war doch immer schön, wenn man beobachten konnte, wie zwei Menschen, die man gerne hatte, glücklich wurden.
Stev hatte bereits alle zusammen getrommelt, als ich dazu stieß. „Aha, Sam ist auch endlich eingetroffen…“, meinte er in meine Richtung und grinste. Ich verdrehte die Augen und gesellte mich zu Susi und den anderen Mädels.
„Wie ihr wisst, beginnt bald die Hallensaison und deswegen dachte ich, wir nutzten heute noch einmal das trockenen Wetter und geben richtig Stoff. Wer weiß, wie lange es noch so bleibt…Also bitte drei Runden warm laufen und dann selbstständig stretchen. Ich verlasse mich auf euch, dass dabei nicht zu viel getratscht wird!“, sagte er und warf einen verdächtigen, aber nicht böse gemeinten Blick in unsere Ecke.
Während der drei Runden des Einlaufens berichtete mir Jonas haargenau, was vorhin zwischen ihm und Nath abgelaufen war. Echt süß!
„Hey Sam und Jonas, ihr bekommt heute noch eure Preise für den Gewinn das letzte Mal!“, rief Stev zu uns rüber. Jonas und ich warfen uns einen kurzen, siegerverdächtigen Blick zu und spurteten zu unserem Trainer. „Na, was haltet ihr davon?“, fragte er und hielt uns unseren Gewinn unter die Nase.
„Wow, wie geil!!!“, stieß ich aus und starrte ungläubig auf die zwei Karten der Fußball-EM, die Stev mir hinhielt. „Na hopp, nehmt sie schon…“ Er fuchtelte mit den Karten vor unseren Gesichtern herum.
„Ich schüttelte den Kopf. „Nein, so ein Geschenk kann ich nicht annehmen, Stev. Behalte du sie lieber und nimm irgendein nettes Mädel mit“
„Das ist ja das Problem: Ich bin zurzeit solo und habe keine Begleitung gefunden. Außerdem hab ich auch noch zwei Karten für mich, die hat alle unser Verein gespendet. Und jetzt nehmt die Karten, sonst gebe ich sie jemand anderem. Das würde ich ungern tun, da ihr sie euch wirklich hart verdient habt!“ Er schaute uns eindringlich an.
Mit einem lauten Seufzer nahm ich meine beiden Tickets entgegen. „Vielen Dank, das war wirklich super toll von dir…“ Zum Dank sprang ich Stev spontan um den Hals und machte mich anschließend zusammen mit dem noch recht sprachlosen Jonas auf den Weg zu den Umkleiden, wo wir die Karten sorgfältig in unseren Taschen verstauten.
„Weißt du, was mich wundert?“, wandte ich mich an Jonas, als wir wieder zurück zu den anderen schlenderten, „Dass so ein netter Kerl wie Stev einfach keine Freundin hat. Eigentlich müssten die Frauen in seinem Alter doch bei ihm Schlange stehen!“
„Dafür kann es viele Gründe geben“, entgegnete er mir.
Plötzlich kam mir ein genialer Einfall. „Jonas, ich habe da gerade eine mega Idee!“
„Willst du Stev etwa mit jemandem verkuppeln? Also du kannst deine Finger einfach nicht von einsamen Herzen lassen, was?!?“ Ich überhörte den letzten Kommentar einfach und sprudelte los: „Erstens hat es bei dir und Nath doch wunderbar geklappt und zweitens…Ach egal! Du kennst doch Anja?!“
„Wen???“
„Anja“
„Welche Anja???“
Plötzlich fiel mir ein, dass ja gar nicht er, sondern Brian in die Schauspiel-AG ging, und er somit ja wirklich keine Ahnung haben konnte, wer Anja war.
„Die Leiterin unserer Schauspiel-AG“
„Nein, die kenne ich nicht, aber Brian…“
„Jetzt lass mich doch endlich mal ausreden!“, meinte ich ungeduldig, „Auf jeden Fall ist sie genau in Steves Alter und soweit ich weiß auch Single. Außerdem sieht sie gut aus und ich finde, dass Anja und Stev das ideale Paar abgeben würden…“
„Und was willst du jetzt machen?“ Jonas peilte das Ganze immer noch nicht so ganz.
„Ich dachte, da ich beide wirklich sehr gerne mag und da beide sehr viel Zeit und Nerven in mich investiert haben, versuche ich zu arrangieren, dass die beiden zusammen zur EM gehen können.“
„Aha“, war Jonas einziger Kommentar.
„Ich würde sogar auf meine Karten verzichten, wenn die beiden sonst noch Leute mitnehmen wollen!“
„Aber dann hast du ja gar keine!“ Jonas verzog das Gesicht.
„Macht nichts!“
„Das würdest du echt machen??? Dann kriegst du eben eine von meinen beiden“
„Muss nicht sein! Du kannst Nath mitnehmen; die freut sich bestimmt auch total. Aber trotzdem Danke! Also bist du dabei???“ Ich blickte ihn flehend an.
„Ok, ich mache mit bei dem ganzen Spiel“
„Wow, das wird so toll!“ Ich freute mich jetzt schon auf das Ergebnis und konnte es kaum noch abwarten, meinen Plan in die Tat umzusetzen.
Diese Gelegenheit bekam ich auch gleich schon am nächsten Tag bei dem Treffen der AG. Gleich zu Beginn nahm ich Anja beiseite, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. „Du bist doch auch ein Fußballfan, oder?“, fragte ich sie.
„Ähm, ja“, antwortete sie, wobei sie mich etwas perplex anstarrte. „Ok, ich komme gleich zur Sache: Ich habe von meinem Trainer zwei Karten zur EM bekommen und die möchte ich dir schenken, als Dankeschön für alles, was du bisher für mich getan hast. Aber eine Bedingung habe ich: Du musst mit Stev, meinem Trainer hingehen, denn er bräuchte noch eine nette Begleitung. Aber keine Angst, du kannst sonst auch noch jemanden anderen mitnehmen, du hast ja insgesamt zwei Karten!“ Ich schnaufte erst einmal durch vom schnellen Reden und blickte die total sprachlose Anja erwartungsvoll an.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Aber ich kann das doch nicht annehmen und außerdem weiß ich doch gar nicht, was dein Trainer für ein Typ ist. Ich kann doch nicht einfach mit einem wildfremden Mann zur EM gehen…“
„Du kannst ja morgen zum Training mitgehen und gibst dich einfach als meine Schwester aus. Dann kannst du ihn dir mal in Ruhe anschauen. Ich verspreche dir, wenn du ihn siehst, wirst du deine Meinung sofort ändern“
„Sam, ich weiß nicht…“
„Keine Widerrede, sonst schmeiße ich die Karten weg.“
Dafür schienen Anja die Tickets nun doch wieder ein wenig zu Schade zu sein und sie erklärte sich bereit, mich zum Training zu begleiten.
„Ok Leute, ihr übt noch einmal kurz die Szenen vom letzten Mal und dann sehen wir weiter.
Zusammen mit den Mädels spielte ich unseren Teil vom letzten Mal durch und Anja war richtig zufrieden mit uns. „Das hast du richtig gut gemacht, Sam. Genauso will ich das haben. Du wartest hier einen Augenblick und ihr zwei, Franzi und Sarah, ihr geht zu den anderen und übt eure nächsten Szenen.“
Also setzte ich mich auf den Boden und blickte Anja hinterher, die zu Brian ging und kurz mit ihm sprach. Gleich darauf kam sie mit ihm im Schlepptau zu mir zurück. Bei Brians Anblick machte mein Herz tausende Purzelbäume und begann wie wild zu klopfen.
Er trug auch heute wieder seine typische Mütze, die seine blonden Haare verdeckten. Zugern würde ich ihn mal ohne diese Kopfbedeckung sehen, aber die nahm er bestimmt nicht einfach so ab, schon gleich gar nicht für mich.


Die Situation zwischen uns beiden hatte sich nicht im Geringsten entschärft, sie ist ganz im Gegenteil noch angespannter geworden. Das lag sicher an dem ‚egoistischen Arschloch‘, das ich ihm an den Kopf geworfen hatte und an dem kleinen Zwischenfall in meinem Zimmer. Nur in Gegenwart von Jonas und Nath waren wir freundlich und taten so, als wäre alles in Butter.
Brian warf mir aus seinen himmelblauen Augen einen bitterbösen Blick zu, der Anja natürlich nicht entgangen war. „Brian setz dich bitte zu Sam auf den Boden“
Er setzte sich widerwillig hin, wobei er natürlich einen riesen Abstand zu mir hielt. Auch ich vermied es entschieden, ich anzublicken und starrte nur stur geradeaus.
„Ihr denkt wohl, mir ist es nicht aufgefallen, was zwischen euch aufläuft. Schon komisch, dass ihr alle Szenen ohne Probleme spielen könnt, nur wenn ihr zusammen seid, plötzlich nur noch wie aufziehbare Spielzeuge herumstolziert. Ihr lebt die Rolle gar nicht mehr und leiert nur noch den Text herunter. Euer Verhalten ist echt total kindisch und unangebracht und das werde ich auch nicht länger auf mir sitzen lassen. Ich will nämlich nicht, dass ihr euch eine große Chance versaut, nur weil ihr euch gegenseitig anzicken müsst. Das ist einfach nur dumm, denn ihr zwei habt ein Talent, das habe ich selten gesehen. Ihr könntet ganz nach oben gekommen und wollt euch das alles versauen, nur weil ihr euch nicht leiden könnt? So blöd war echt noch kein Mensch…“ Anja funkelte uns zornig an.
„Es tut mir leid, wir versprechen, dass sich das ändern wird.“, ich sah sie flehend an, aber Anja ließ sich nicht versöhnen: „Das glaube ich nicht! Das versprichst du jetzt einfach, aber wie wollt ihr das größte Liebespaar aller Zeiten spielen? Das geht gar nicht, oder könntet ihr euch jetzt einfach so auf der Stelle küssen, wie es beiden Szenen gefragt ist?“ Brian und ich blickten uns an und ich würde Wetten, dass auch er gerade an unseren letzten Versuch des Küssens dachte. Wie auf Anhieb schüttelten wir beide den Kopf.
„Und genau deswegen habe ich bereits dafür gesorgt, dass sich das ändern wird.“, fuhr sie fort.

Als sie das sagte, kam mir Schlimmes in den Sinn: „Schmeiß uns bitte nicht raus, Anja. Wir werden auch alles tun, was du sagst“, bat ich sie.
„Von Rausschmeißen war nie die Rede…Allerdings wird das, was ich für euch geplant habe, auch nicht angenehmer sein!“
Ich atmete erleichter aus, denn das was uns blühte konnte auf keinen Fall schlimmer sein als der Rausschmiss aus der AG. Damit wäre für mich eine Welt zusammen gebrochen.
„Was müssen wir denn tun?“, fragte nun Brian.
„Heute ist Donnerstag und nächste Woche habt ihr doch Herbstferien, oder?“ Wir nickten und sie fuhr fort: „Von Samstag bis Mittwoch findet in Heidelberg ein Workshop statt, zu dem ich euch angemeldet habe. Das heißt, ihr fahrt da zusammen am Samstag in der Früh mit dem Zug hin und nehmt an diesem Workshop teil. Am Mittwoch kommt ihr dann hoffentlich erfolgreich wieder zurück nach München.“ Als sie geendet hatte, blickte sie uns erwartungsvoll an.





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