Gegensätze ziehen sich an! - Teil 7

Autor: e93
veröffentlicht am: 22.03.2012


Hey da bin ich wieder, tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hab mir nochmal Zeit für meine alte Geschichte genommen und eine neue angefangen. Aber hier ist der lang ersehnte 7. Teil. Viel Spaß damit und ich würde mich riesig freuen, wenn ihr mir Kommentare da lassen würdet.
...


*
An diesem Abend legte sie sich recht früh ins Bett, in der Hoffnung, dass der morgige Tag besser ablaufen würde. Doch automatisch dachte sie dann an Emir. Wie sollte sie ihm weiterhin in die Augen schauen können, wenn sie doch ganz genau wusste, dass er nicht das gleiche wie sie empfand.
Sie hoffte inständig nur, dass er sich nicht in sie verliebt hatte, sondern einfach nur aus reiner Höflichkeit, sie wie eine Prinzessin behandelte. Sie würde es nicht über das Herz bringen, ihn zu verletzten, deswegen entschied sie sich, morgen ihre Cousine dazu zu rufen. Natürlich mochte sie Emir sehr und sie wusste, dass sie keinen Besseren als ihn finden würde, aber sie konnte diese Gefühle einfach nicht erwidern, auch wenn sie es wollte.
Vergeblich legte sie ihrenn Kopf auf das Kissen und versuchte ein zu schlafen, denn in ihren Gedanken spielten sich immer wieder diese Szenen ab, wie Luca sie berührte und küsste. Er hatte ihr, ihren ersten Kuss geben, sie überall berührt und sie erregt. Verdammt, sie fühlte sich ausgenutzt, denn ihr war klar, dass dies eine Ausrutscher war. Luca würde sie bestimmt kein zweites mal so berühren, geschweige denn die Kontrolle über sich selber verlieren. Schon wieder vergoss sie Tränen, unzählige Tränen, die ihren Schmerz trotzdem nicht linderten.
Erst in diesem Moment fühlte sie sich so einsam, obwohl schon seit einigen Tagen niemand mehr bei ihr übernachtete, da sie ausdrücklich gesagt hatte, dass sie alleine sein wolle, damit keiner ihre blauen Flecken sah und sie nach dem Geschehen fragte. Mira wollte einfach nicht darüber reden und erst Recht nicht daran denken. Langsam weinte sie sich endlich in den Schlaf und wachte kurz vor 8:00 Uhr wieder auf. Sofort ging sie ins Badezimmer, räumte anschließend das ganze Haus auf und schminkte sich auch gleich danach. Sie gab ihr Bestes, damit man ihre blauen Flecken nicht sah und rief schließlich ihre Cousine an, zu ihrem Glück bejahte sie und versprach ihr schon in einer halben Stunde zu erscheinen. Dann öffnete sie ihren Kleiderschrank und nahm sich eine dunkle Jeans und einen roten Pulli raus, sie wollte sich nicht fein an ziehen, damit sie Emirs Blicke nicht die ganze Zeit auf sich zog.
Wie Versprochen klingelte es eine halbe Stunde später an der Tür, sie öffnete sofort die Tür und ihre Cousine Yasemin betrat den Flur. Yasemin war ein sehr hübsches Mädchen. Im Gegensatz zu Mira hatte sie hell braune Haare und grün braune Augen. Sie war etwas länger als Mira und hatte beinahe die ideale Propotion von 90–60–90.
„Hallo Schatz“, begrüßte sie Mira und küsste sie auf ihre Wangen.
„Schön das du kommen konntest“, erwiderte Mira lächelnd.
„Natürlich, wenn meine Cousine mich schon einlädt, dann muss ich doch wohl auch die Einladung annehmen und erscheinen“ ,erklärte sie während sie ihr Mantel auszog und neugierig fragte: „Wann kommt denn dein Freund?“
„Yasemin, er ist nicht mein Freund, sondern ein guter Freund, aber ich denke so gegen 9 Uhr wäe er da!“ ,widersprach Mira ihr, zog sie mit in die Küche und deutete daraufhin, dass sie das Frühstück endlich vorbereiten sollten. Yasmin lachte laut auf, nickte und half ihr ohne zu zögern. Nach einer weiteren halben Stunde, als beide endlich fertig waren, klingelte es bereits auch an der Tür.
„Gehst du bitte aufmachen?“ ,fragte Mira lieb, da sie Emir überraschen wollte.
Yasemin atmete tief aus, bejahte trotzdem und lief zur Haustür.
Mira lehnte sich an die Wohnzimmerwand, beobachtete ihre Cousine und bemerkte in der Tat, die überraschten Blicke von Emir. Aber Emir lächelte nur höflich, begrüßte sie freundlich und lief sofort zu Mira, um ihr, sowohl den Blumenstrauß als auch die Brötchen zu geben. Mira seufzte genervt, begrüßte ihn leicht abweisend und nahm die Sachen entgegen. Verdammt, Emir hatte Yasemin nicht einmal wirklich angeschaut.
Yasemin dagegen sah die Sache gar nicht so tragisch, da sie ein sehr lebenslustiger und fröhlicher Mensch war und solche Kleinigkeiten nicht wahr nahm. Trotzdem lief sie auf die beiden zu, nahm ein Brotkorb, um die Brötchen da rein zu legen und setzte sich Emir gegenüber. Erst jetzt bemerkte auch Emir ihre Schönheit und fragte Mira frech grinsend: „Willst du mir die junge Dame nicht vorstellen?“
Mira lächelte, nickte sofort und stellte ihre Cousine vor: „Das ist Yasemin, meine Cousine.“
Yasemin reichte ihm die Hand und Emir nahm sie sofort entgegen und gab aufrichtig zu erkennen: „Freut mich dich kennen zu lernen, ich bin Emir.“
„Ja, ich weiß.“ ,sagte Yasemin sanftmütig.
Dann kamen beide endlich ins Gespräch und lernten sich besser kennen. Mira dagegen blieb still und frühstückte zufrieden. Es freute sie sehr, dass sich die Beide so gut verstanden und amüsierten.
Nach fast einer Stunde klingelte plötzlich Yasemin's Handy.
Sie nahm ihr Handy aus ihrer Tasche, gab uns zu verstehen, dass wir leise sein sollten und ging zögernd an ihr Handy ran: „Ja Baba? ... Ich bin gerade bei Mira, wir frühstücken. ... Jetzt? ... Ach Baba, muss das sein? ... Ja, in Ordnung ich mach mich sofort auf den Weg. Bis dann“, und legte auf.
„Was, du musst schon gehen?“ ,fragte Emir enttäuscht. Yasemin nickte traurig, dann fragte sie Mira, ob sie noch beim Aufräumen mithelfen solle, doch Mira verneinte, da sie wusste, dass Yasemin's Vater streng war. Sie brachte Yasemin an die Tür, schaute zu, wie Yasemin ihren Mantel und Stiefel anzog und verabschiedete sie sogleich auch.
Emir stand auf, stellte sich unbemerkt hinter Mira und erschrak ungewollt diese, als sie sich umdrehte. Beide standen sich gegenüber und blickten sich tief in die Augen. Dann streichelte er ihr sanft über ihre Wange, sodass man ihren blauen Fleck erkennen konnte und fragte mit einer ernsten Stimme: „Sag mir, ohne mich zu an zu lügen, wer dafür verantwortlich ist.“
Mira war schockiert, dabei war sie sich doch so sicher, dass keiner dies bemerken würde. Sie legte ihre Hand über ihre Wange und senkte ihren Blick. Emir hob ihr Kinn hoch, sodass sie ihm in die Augen sehen musste und fragte erneut: „Wer hat dir das angetan?“
Mira wollte nicht antworten, sie riss sich von ihm los, lief auf das Esstisch zu und fing an das Tisch ab zu räumen. Emir hielt es nicht aus, versperrte ihr den Weg und schrie zornig: „ICH REDE MIT DIR! WER HAT DIR DAS ANGETAN? MIT WEM HAST DU STRESS?“
„MIT KEINEM!“, schrie sie zurück und bekam Tränen in den Augen. Emir tröstete sie jedoch nicht, sondern fragte nur stur weiter: „Wer war das?“
„Kennst du nicht...“, antwortete sie und wusch sich die Tränen weg.
„Sag mir einen Namen!“, befahl Emir kalt.
„Warum interessiert dich das überhaupt?“, fragte Mira ihm in die Augen schauend.
Emir hielt ihre Schulter fest und antwortete aufrichtig: „Weil ich dich mag Mira. Ich hab gemerkt, dass du etwas verbirgst, weil du sonst nie soviel Puder benutzt, außerdem spüre ich doch deutlich, dass etwas passiert ist. Also bitte, sag mir endlich die Wahrheit.“
Mira musste sich schnell eine Lüge überlegen. Sie durfte auf keinen Fall ein Wort über Luca verlieren und sofort fiel ihr auch schon etwas Passendes ein: „Ich hab vor einigen Tagen beobachtet, wie ein Typ sich an ein Mädchen ran gemacht hat, sie wollte es nicht, aber war zu schwach um sich selber zu helfen und deswegen habe ich mich eingemischt, mehr war da nicht“, jetzt hoffte sie nur noch, dass sie so glaubwürdig wie möglich rüber kam. Emir schaute ihr noch einmal tief in die Augen, als würde er kontrollieren wollen, ob sie die Wahrheit sagte und nickte dann trotzdem zögernd. Danach half er ihr beim Abwaschen und sprachen nebenbei über Silvester.
„Hast du schon etwas an Silvester vor?“, fragte er sie interessiert.
„Weiß ich noch nicht und du?“
„Ich werde mit Freunden feiern gehen, komm doch auch mit.“, bot er ihr an.
„Du weißt, dass ich solche Orte nicht leiden kann.“
„Keine Angst, du kannst ruhig deine Cousine mit nehmen, wir beißen nicht. Außerdem kommen auch meine Cousinen und meine Schwester mit. Es ist eine Hausparty, bei einem guten Freund“, erzählte er weiter und setzte sich erschöpft auf ein Stuhl hin.
Mira drehte sich zu ihm, überlegte kurz und meinte: „Ich frage Yasemin, wenn sie nichts dagegen hat, dann werden wir versuchen zu kommen.“
Emir stand auf, nickte einverstanden, lief ins Wohnzimmer, nahm seine Jacke, lief wieder zurück in die Küche und verabschiedete sich: „Ich geh dann langsam auch mal, wir hören uns.“
Mira nickte, begleitete ihn zur Haustür und gerade als Emir raus lief, drehte er sich um und befahl autoritär: „Ach noch etwas, komm nicht auf den Gedanken mich mit Jemanden zu verkuppeln. Ich kann mir ein Mädchen selber aussuchen und ich bin auch nicht so dumm, dass ich es nicht bemerke, wenn ein Mädchen mich abweist. Du brauchst nicht mehr, mir bei jeder Gelegenheit zu zeigen, dass du für mich nichts empfindest, weil ich für dich genau so wenig empfinde. Es war reine Interesse, aber jetzt wo ich dich kenne, hab ich eingesehen, dass eine Beziehung nicht funktioniert hätte. Also dann, ciao.“
Dieses Geständnis erleichterte Mira einerseits schon, aber es war peinlich, so etwas zu hören. Emir kannte sie eben mittlerweile wirklich sehr gut.


*
Als Luca in der Wohnung ankam, lief er ohne ein Wort zu sagen hoch in sein Zimmer, zündete sich eine Kippe an, legte sich gemütlich auf das Bett und schaltete sein Laptop an. Sofort öffnete er Youtube, hörte sich Lieder von Sido an und legte sein Kopf auf das Kissen. Ja, mit seinen Lieder konnte er sich identifizieren. Dieser Hass würde ihn sicherlich bald entweder umbringen oder zum Mörder machen und ihm war auch klar, dass er seine Mutter so oder so verletzen würde. Seine Mutter wäre bestimmt die einzige, die ihn vermissen und um ihn trauern würde. Das würde er nicht ertragen, dafür liebte er seine Mutter zu sehr. Er war ja nicht immer so, auch wenn sein Opa, ihn schon seit klein an mit den Ereignissen des 2. Weltkriegs konfrontiert hatte. Sein Opa hatte es geschafft, sein Hass auszulösen, indem er ihm erzählte, dass eigentlich die Juden die Verursacher des 2. Weltkriegs wären und das Ganze nur auf deren Mist gewachsen wäre. So ein Schwachsinn, aber was man als Kind gelehrt bekommt, kann man eben nicht mehr vergessen. Seine Mutter war extrem schockiert, als er das erste mal gesagt hatte, dass er Juden hasst, vor allem weil er zu dieser Zeit gerade mal 5 Jahre alt war. Seit diesem Tag an, hatte alles begonnen und erst Recht in der Grundschule, als er von den Ausländern gemobbt wurde, breite sich sein Hass aus. Er hatte wahrhaftig sehr viel ertragen müssen, aber auch wenn Deutsche mitschuldig waren, verzieh er ihnen. Klar, weil er ohne Vater aufgewachsen war, hatten wenige Respekt vor ihm und dafür sehr viele Vorurteile. Das ging so weit, dass er irgendwann begann sich zu ändern und sich Rache schwor, er wurde standhaft und gefährlich, gründete die jetzige Clique und führte sie an. Er rächte sich gnadenlos! Für seine schlimme Kindheit, machte er jedoch nur seinen Vater verantwortlich. Er war sich sicher, wenn sein Vater hier bei ihm wäre und die Aufgaben eines guten Vaters übernommen hätte, wäre er bestimmt nicht so geworden. Er hätte ein Herz und ein liebevolles Leben.

Bei diesem Gedanken schüttelte er hastig seinen Kopf, zündete sich die nächste Kippe an und atmete tief ein und aus. Es brachte nichts mehr, über die Vergangenheit soviel nach zu grübeln. Die Zeiten waren schon längst vorbei, als er an eine Verbesserung glaubte. Er war nun mal der Mensch, der er war, doch eins stand trotzdem fest und das war, dass er, sobald er seinem Vater begegnete, ihn abstechen und ihn in die Hölle schicken würde. Dann schaute er wieder auf sein Laptop und als das Lied „Halt dein Maul“ dran war, rappte er mit.

„Sie reden und reden vergeblich.
Jeder zeigt mir den Weg, doch ich seh nichts.
Ein Versuch mich zu bekehren scheitert kläglich.
Du kannst mir nicht mehr helfen, also red nicht.

Sie reden und reden vergeblich.
Jeder zeigt wie es geht, doch ich seh's nicht.
Doch ich weiß deine Kinder verstehen mich.
Also red nicht ha ha ha halt dein Maul. „
Genau in diesem Moment kam seine Mutter, hörte das Lied und schrie zornig: „SCHON WIEDER DIESER TYP? SCHALT ENDLICH DIESE SCHEIßE AUS!“
„ACH HALT DEIN MAUL ZU WEIßT GAR NICHTS!“, schrie er zurück, knallte die Tür zu, schloss sie sofort ab und zog sich anschließend die Kopfhörer an, volle Lautstärke und ignorierte alles andere um sich herum.
Endlich war er für die außen Welt unerreichbar, kein Stress in der Familie, keine Probleme mit der Clique, keine Bitches die klagten, keine Ausländer die nervten, nichts, nur er allein...





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