Es kommt anders als man denkt - Teil 5

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 14.01.2012


Am nächsten Morgen wartete ich mal wieder auf Marc. Als er dann endlich kam fragte ich ihn direkt. »Hey ich hab mal ne Frage.«
»Und die wäre?«
»Hast du am Samstag Zeit? Meine Schwester heiratet da. Eigentlich wollte ich Kathi mitnehmen. Aber sie hat mir gestern abgesagt. Meine Schwester hat halt schon ‘nen Platz extra besorgt. Dann bin ich nicht alleine.«
»Gerne. Wann denn?«
»Die Trauung ist um drei in der St. Marien Kirche und die Feier ab halb vier im Löwenbräu.«
»Okay. Ich weiß aber nicht ob ich zur Trauung kommen kann.«
»Ist nicht schlimm. Wollen wir dann los?«
»Ja.«

Am Samstag wachte ich für meine Verhältnisse früh auf. Ich nahm zuerst ein Bad und fing so gegen eins an mich fertig zu machen. Zuerst zog ich mir mein kurzes, dunkelblaues Kleid an – welches meine schmale Figur betonte –, dann steckte ich meine leicht lockigen Haare hoch und schminkte mich. Meine Rehbraunen Augen hob ich durch schwarzen Maskara und schwarzen Kajal hervor.
So gegen halb drei klopfte es an meiner Tür und meine Schwester kam rein. Als sie mich sah öffnete sie ihren Mund und blieb erstaunt stehen. »Na Schwesterherz. Schon aufgeregt?« Warf ich ihr über die Schulter zu während ich meine Handtasche packte.
»Ein bisschen.« Sie trat auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. »Du siehst umwerfend aus.«
»Danke.« Sagte ich mit einem breiten Lächeln. »Komm mit. Du musst dich auch noch fertig machen.« Ich nahm ihre Hand und schliff sie in das Schlafzimmer unserer Eltern. Dort machten meine Mutter und ich sie fertig und gingen dann alle gemeinsam zur Kirche. Da ich die Ringe überreichen sollte, war mein Platz in der ersten Reihe. Die Eltern von Patrick – ihrem Verlobten – und unsere saßen an der Seite neben dem Altar. Meine Mutter hatte schon jetzt vor der Trauung angefangen zu weinen. Als meine Schwester und Patrick die Ringe tauschten, brachen bei meiner Mutter alle Dämme. Ein Taschentuch nach dem anderen verbrauchte sie. Bei einem Blick durch die Kirche fiel mir erstmals auf, dass Marcel gar nicht da war. Wahrscheinlich wartet er lieber vor Löwenbräu. Nach der Trauung wurden noch einige Fotos geschossen und alle machten sich auf den Weg zum Restaurant. Wie erwartete stand Marcel schon in der Menge. Weil die Freundin meiner Schwester ein Cabrio fuhr und ich bei ihr mitgefahren bin, konnte man mich relativ gut sehen. Als ich ausstieg, kam er direkt auf mich zu und lächelte. »Hübsch sehen sie aus Frau Winkelmann.«
»Dankeschön. Sie aber auch Herr Weinberger.« Wir lachten, ich hakte mich bei ihm unter und er führte mich in den Saal. Leider saßen wir nicht am gleichen Tisch. Ich saß bei meiner Familie – also am Tisch von der Braut und dem Bräutigam – und er hinten an einem Tisch an der Bar. Glücklicherweise hatte ich einen guten Blick auf den Tisch. Während des Essens schaute ich öfters zu ihm rüber und zu meiner Genugtuung schien er mich auch immer wieder anzugucken. Nach dem ersten Tanz der für die frisch Vermählten und deren Eltern gedacht war, forderte er mich zum Tanzen auf. »Na darum lasse ich mich nicht zweimal bitten.« Ich lachte ihn an und wir gingen auf die Tanzfläche. Zwischendurch setzten wir uns hin und tranken etwas. Ich war leicht angetrunken und sah meine Chance. Sofort packte ich seine Hand und schliff ihn raus in einen der verschiedenen Gänge. Dort drückte ich ihn an die Wand und küsste ihn. Er drückte mich leicht weg und fragte:»Was ist denn jetzt los?«
»Warum nicht?« Sagte ich und küsste ihn erneut. Aber wieder drückte er mich weg. Verdammt! Er will wohl doch nichts von mir. Seufzend ging ich von ihm weg und lehnte mich an die gegenüberliegende Wand. »Ich muss dir etwas sagen.«
»Was denn?«
»Naja also… In der Schule tun wir immer so als wenn wir zusammen wären. Ich sag ja immer dass ich es nett von dir finde, dass du das mitspielst. Aber… In Wahrheit finde ich es nicht nur nett. Ich finde es einfach… Einfach unglaublich. Ich weiß nicht wieso, aber immer wenn ich dich sehe, du mich berührst, mich küsst oder mich anlächelst springt mein Herz im Dreieck. Ich habe keine Ahnung wie das passiert ist. Aber ich schätze ich habe mich in dich verliebt.« Er kam auf mich zu und sah mir tief in die Augen. Wiedermal sprang mein Herz im Dreieck. Behutsam nahm er mein Gesicht in seine Hände und strich herunterlaufende Tränen weg. Er wollte mich küssen aber ich drehte meinen Kopf weg. »Warum warst grade eben so abweisend zu mir?« Seine Hände nahm ich von meinen Wangen und schwang sie zu ihm zurück. Verletzt schaute ich ihn an und er sagte:»Weil ich dachte, dass du es nur machst weil du angetrunken bist.« Sowohl Fassungslosigkeit über die Tatsache, dass er dachte dass ich so ein Mädchen bin das alles macht nur weil es angetrunken ist, als auch Freude darüber, dass er wirklich etwas für mich empfand machten sich in mir breit. Am Ende überwog die Freude die Fassungslosigkeit und ich sank in seine Arme. Genau in diesem Moment kam mein Vater um die Ecke und schrie:» Was läuft hier denn ab?!« Wir zuckten zusammen und ich schaute ihn völlig perplex an. »Du Dreckssack! Was machst du da mit meiner Tochter?!«
»Ich… Wir…« Fing Marcel an zu stottern. Mein Vater ging bedrohlich auf ihn zu und ich stellte mich zwischen die beiden.
»Papa! Bitte lass es! Ich bin ihm um den Hals gefallen! Marc kann nichts dafür! Ich habe ihn zuerst geküsst! Lass ihn in Ruhe!« Verzweifelt versuchte ich ihn zu beruhigen. Doch es wollte einfach nicht funktionieren. Er schob mich zur Seite und stellte sich vor Marc. Seine Augen funkelten vor Wut und Hass...





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