Autor: Celithizia
veröffentlicht am: 29.08.2011
Erneut musste ich schlucken. Tot? Konnte das wirklich sein? Ich spürte, wie meine Knie nachgaben, dann sah ich wieder zu meinem Bruder. Wie gern würd ich ihn jetzt in den Arm nehmen, ihn trösten. „Komm, wir müssen langsam..“ meinte die Stimme hinter mir erneut. Jetzt drehte ich mich doch langsam um. Vor mir stand ein junger, großgewachsener Mann. Er hatte schwarze Haare, die ihm weit bis über die Schultern ragten, und seltsame Augen. Im Ernst, diese Augenfarbe hatte ich nie im Leben gesehen. Es war eine Art … Magenta. „Bin ich jetzt … ein Geist?“ fragte ich mit einer kehligen Stimme. Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert. Er blickte so Ernst drein, als sei ihm eine Laus über die Leber gelaufen. „Sowas ähnliches.“ Ich ballte die Fäuste. Sowas ähnliches? Das war alles? Verdammt nochmal, ich wollte endlich wissen, was hier los war! „Jetzt komm endlich! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“ Oh, ich hatte jede Menge Zeit. Schließlich war ich doch tot, oder? Ich hatte die ganze Ewigkeit. Dann erst fiel mir eine wichtige Frage ein, die ich eigentlich schon früher hätte stellen müssen. „Wer bist du überhaupt?“ fragte ich, ein wenig gereizt. Plötzlich fiel mir seine seltsame Kleidung auf. Es war ein weißes Gewand, mit goldenen Verzierungen. „Ich bin Lucien, dein Wächter.“ Meinte der Kerl Monoton, dann packte mein selbsternannter „Wächter“ meinen Arm. „Was soll das? Lass mich los!“ rief ich und versuchte, mich ihm zu entreißen. Sein Griff jedoch war stark, und so schleifte Lucien mich einfach hinter sich her. Mittlerweile war mein Wiederstand gebrochen. Er zog mich nach draußen vor unser Haus, wo ich sah, dass unser Wagen vorfuhr. „Warte, das sind meine Eltern“ sagte ich zu Lucien. „Das ist jetzt nicht wichtig. Du musst loslassen, Candy!“ Eigentlich hätte ich mich fragen sollen, woher er meinen Namen kannte, aber ehrlich gesagt, war mir das momentan ziemlich Schnuppe. Ich schaffte es endlich doch, mich loszureißen und lief zum Auto meiner Eltern. Ich stand direkt vor der Autotür, doch als sie von innen stürmisch aufgerissen wurde, glitt sie einfach durch mich hindurch. Mein Vater stieg aus, mit einem Verwirrten Gesichtsausdruck. Er ging ums Auto herum, und als er meiner Mutter die Tür öffnete und ihr hinaus half, sah ich, dass sie geweint hatte. Dann wussten sie es also auch schon. Vielleicht würden sie es ja schaffen, meinen Bruder zu trösten. Ich hoffte nur, das er jetzt nichts dummes Tat. Mir fiel auf, dass Lucien mir gar nicht gefolgt war, um mich zurückzuhalten. Doch das holte er jetzt nach, mit einem deutlich genervten Gesichtsausdruck. Ha, anscheinend ging ich ihm richtig auf den Keks. Geschieht ihm recht. Ich mochte den Kerl jetzt schon nicht, vor allem, da er jetzt schon wieder nach meinem Arm griff. „Jetzt komm endlich!“ fauchte er. Oha. Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, doch er hob die noch freie Hand, und plötzlich tat sich unter uns der Boden auf. Bevor ich wusste, wie mir geschah, fielen wir auch schon herein. Ich schrie und krallte mich in Luciens Arm fest, dessen Gesichtsausdruck ein wenig verzerrt war. An den Wänden des seltsamen Tunnels, durch den wir fielen, wirbelten die unterschiedlichsten Farben, und seltsame Gesichter tauchten manchmal auf, und griffen mit ihren knöchernen Händen nach uns. Einer Hand gelang es, nach meinem Ärmel zu packen, doch Lucien zog mich weg, und augenblicklich ließ die Hand mich los. Bald tat sich der Tunnel auf, und mit einem dumpfen Aufprall schlug ich auf einer Wiese auf, während mein toller Wächter sanft auf seinen Füßen neben mit landete. „Steh auf, du hast schon genug Zeit vertrödelt“ murrte er, und ging sofort weiter. Nett. Er könnte mir ja wenigstens aufhelfen, oder sich erkundigen, ob ich mich verletzt hatte. Ich stand schnell auf und musste ein wenig rennen, um mit ihm Schritt zu halten. „Wo gehen wir hin?“ fragte ich und kam mir vor, wie ein kleines, dummes Kind. „Wir gehen zu Calhavintas.“ Bitte wohin? Konnte er nicht mal anfangen, mir auch Sachen zu erklären. „Und wer oder was ist das?“ Lucien stöhnte sichtlich genervt. „Calhavintas ist der Herrscher über diese Welt. Wir müssen dich ihm vorstellen, bevor du anfangen kannst.“ Ich machte große Augen. „Anfangen womit?“ fragte ich verwirrt. Er blieb stehen und sah mich an, als würde ich mir die Antwort selbst denken können. „mit der Jagt natürlich.“ Super, ich und jagen. Können Geister in Ohnmacht fallen? Wohl eher nicht, denn sonst würde ich hier schon längst liegen.
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