Take me anywhere - Teil 12

Autor: Kathrin
veröffentlicht am: 13.10.2011


„Also, das versteh’ ich nicht ganz… Willst du dich nun wieder mit ihm treffen?“ Helena zog skeptisch die Brauen in die Höhe und schob die Auflaufform mit meiner selbstgemachten Lasagne in den Ofen.
„Ich…Ja…Nein…Vielleicht! Helena, ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht!“ rief ich verzweifelt aus und begann den Tisch zu decken – nur für Helena und mich. Wo die Jungs waren, wusste ich nicht. „Ich bin verwirrt“
„Ich merk’s“
„Ich weiß nicht, ob er mir gefallen hat“
„Aber du hast ihn doch geküsst“
„Ja, aber das bedeutet nichts. Außerdem hatte ich ein bisschen Wein getrunken“
„Oh, Mila… Hast du mit ihm geschlafen?“ fragte Helena neugierig.
„Um Gottes Willen, nein! Das ist nicht meine Art. So was habe ich noch nie nach einem ersten Date gemacht und werde es auch nicht tun!“ wehrte ich hastig ab.
Helena lachte leise, seufzte aber dann und ließ die Schultern hängen. „Lukas ist nicht verkehrt für dich, denke ich“
„Eben! Nichts an ihm ist verkehrt. Rein gar nichts. Er ist perfekt, aber nicht für mich“
„Ich versteh’ dich nicht“
Ich legte mir eine Hand die Stirn und schüttelte mit dem Kopf. „Ich verstehe mich auch nicht. Aber ich fühle nichts – er ist… er ist nicht mein Typ, nehme ich an“
„Du redest Unsinn und das weißt du. Ich wäre froh, wenn Dave nur ein bisschen mehr wie Lukas wäre!“
Überrascht schaute ich auf: „Was?! Du und Dave, habt ihr etwa…?“
„Es gibt ein paar Probleme in letzter Zeit und ich glaube, er will Schluss machen“
„Oh, das tut mir…“ Bevor ich weiter reden konnte, unterbrach sie mich: „Mach’ dir keinen Kopf. Es ist vielleicht besser so – ich meine, weil Max und ich und…“ Sie brach komplett ab und schüttelte mit dem Kopf: „Aber es geht hier nicht um mich, sondern um dich, meine Liebe!“
„Ich habe alles gesagt!“
„Nein, du hast mir nicht gesagt, warum du Lukas geküsst hast, obwohl du anscheinend kein bisschen an ihm interessiert bist“
„Ich weiß es nicht. Ich wollte mich ablenken“
„Ablenken von was?“ Leon und Moritz kamen in die Küche, schauten beide in den Ofen und blickten dann wieder auf – beinahe synchron.
Helena kicherte leise und stellte noch zwei weitere Teller mit raus, als Moritz schnell sagte: „Stell’ meinen Teller wieder weg. Ich bin gleich wieder fort“
„Wohin gehst du?“ fragte ich neugierig und biss mir gleich auf die Zunge. Warum fragte ich ihn auch so etwas?!
Moritz Blick wanderte von Helena zu mir. Auf seine Lippen trat ein Lächeln: „Tania“
„Oha! Eine Neue! Wer hätte es gedacht?!“ Leons Stimme trotzte nur so vor Sarkasmus und Moritz zog daraufhin nur eine Grimasse und verpasste Leon einen leichten Stoß gegen die Schulter, bevor er seine Lederjacke vom Stuhl nahm und wieder verschwand.
Mit einem lautlosen Seufzen schaute ich ihm hinterher, als ich die Stimme von Helena wahrnahm: „Oh nein, Mila. Oh nein!“
Erschrocken schaute ich auf und blickte sie fragend an: „Was? Ist die Lasagne verbrannt?“
„Nein, schlimmer“
„Was kann denn schlimmer sein?“ fragte Leon lachend und strich sich die dunklen Haare aus den Augen. „Ich telefonier’ schnell mit Anna. Ruft mich, wenn’s Essen fertig ist“ Mit diesen Worten verschwand er aus der Küche und sobald wir die Tür von seinem Zimmer hörten, packte mich Helena fest am Arm: „Es liegt nicht daran, dass Lukas nicht dein Typ ist!“
Ich versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien, doch für eine solch kleine Person hatte sie erstaunlich viel Kraft: „Du hast die in Moritz verliebt?!“
Zuerst wollte ich es abstreiten, doch dann ließ ich erschlagen die Schultern hängen und nickte leicht: „Vielleicht… ein bisschen“ Ich schaute Helena an und versuchte breit zu lächeln, doch ich ahnte schon, dass mir das misslingen wird.
„Gerade er! Du hast keine Ahnung, wie Moritz ist. Du kennst ihn noch nicht so lange wie ich“
„Ich weiß, ich weiß. Und ich wehre mich ja schon dagegen“
„Anscheinend ohne Erfolg“
„Er ist immer da. Er ist überall“ Ich lachte über meine Aussage und allgemein erinnerte mich dieses Gespräch zwischen Helena und mir eher an ein Gespräch unter Zehntklässlerinnen als an ein Gespräch unter erwachsenen Frauen. Doch ich glaube, es gibt Dinge, die haben alle Frauen gemeinsam – ob jung oder alt (so wie Helena und ich).
„Du solltest Moritz vergessen, glaub’ mir. Das führt zu nichts“
„Sprichst du aus Erfahrung?“
„Gott sei Dank nicht. Aber ich hatte mal eine Freundin, von der Moritz die Finger nicht lassen konnte. Ist böse ausgegangen. Ich habe bis heute keinen Kontakt mehr zu ihr“
Ich verzog das Gesicht. Doch dann wurde ich wieder ernst: „Glaub’ mir Helena, ich kriege das hin. Ich bin… ich bin doch unabhängig und stark, oder?“
„Im Moment nicht“ lachte Helena und ich musste mitlachen, auch wenn ich eigentlich eher hätte heulen können. Doch ich riss mich zusammen und wandte meinen Blick von Helena ab, als meine Augen drohten sich mit Tränen zu füllen. „Ich glaube die Lasagne ist fertig“ sagte ich schnell, schaltete den Ofen aus und nahm die Ofenhandschuhe von der Arbeitsplatte. Warme Luft kam mir aus dem Ofen entgegen und jetzt tränten meine Augen wegen der Hitze und nicht wegen Moritz.
„Das riecht gut. Du musst mir das Rezept verraten“ meinte Helena als die Auflaufform auf dem Herd abgestellt hatte.
„Vielleicht kannst du es als Versöhnungsessen mit Dave kochen“
„Ich glaube, bei uns gibt es keine Versöhnung mehr“
„Es ist wegen Max oder?“ hakte ich nach und wurde Helena gegenüber das erste Mal direkt. Ich lehnte mich der Hüfte gegen die Arbeitsplatte, während ich begann die Lasagne in gleich große Teile zu schneiden und mich über die Schulter umdrehte, um Helena anzuschauen.
„Ich weiß nicht, wie du darauf kommst“
„Helena, ich bin weder blind noch blöd“
„Bei blind geb’ ich dir Recht“
Ich machte ein empörtes Gesicht, sah aber an ihrem Blick, dass sie es nicht ernst meinte. „Die Jungs färben auf dich ab“ grummelte ich und nahm den ersten Teller und lud das Essen drauf. „Also… Max und du“
„Ja, vor knapp einem Jahr“
„Das ist lange her“ Ich reichte ihr den Teller und nahm den Zweiten an mich.
Seufzend setzte Helena sich an den Tisch und schüttelte mit dem Kopf: „Ich weiß. Doch ich habe keine Chance Max aus dem Weg zu gehen. Und es geht mir auch schon viel besser, als vor ein paar Monaten“
„Hast du mal darüber nachgedacht auszuziehen“
„In Hamburg sind die Wohnungen teuer und nicht gerade reichlich vorhanden – außerdem ist ein Auszug gar nicht nötig. Es geht mir gut“
„Ich glaube dir“ Ich setzte mich neben sie und zuckte mit den Schultern. „Warum hat es nicht geklappt?“
„Er hatte keine Zeit für mich“
„Vielleicht ist es jetzt anders. Ich glaube, er mag dich wirklich sehr“
„Jetzt setz’ mir doch nicht wieder solche Flausen in den Kopf“
Ich hob abwehrend die Hände: „’tschuldigung. Aber du kennst mich: Hoffnungslos optimistisch!“
Helena lachte leise und schüttelte mir dem Kopf: „Ich weiß. Und das macht Pessimisten wie mich ganz verrückt!“
Ich lachte und probierte als Erste die Lasagne und ohne, dass ich irgendwie hätte anders reagieren können, schrie ich auf, und spuckte das Essen äußerst unfein wieder aus.
Gleichzeitig verzog Helena mir gegenüber das Gesicht. Mit einer Grimasse schluckte sie und lachte: „Salz mit Zucker zu verwechseln ist wirklich blöd“
Ich nickte lachend, stand auf und nahm beide Teller vom Tisch: „Oh Gott, war das ekelhaft. So etwas ist mir ja noch nie passiert“ Ich warf beide Lasagnestücke in den Müll und lachte erneut.
Helena lachte und zwinkerte mir dann zu: „Stell’s zurück in den Kühlschrank. Fabi isst’s sicher gerne“
Meine Augen tränten erneut; diesmal vor Lachen. „Helena, du kannst ja ein richtiges Biest sein!“






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