604800 Sekunden - Teil 8

Autor: Anny
veröffentlicht am: 10.05.2012


Kapitel 8
Ich war hin und her gerissen zwischen bleiben und gehen…
Er sah wirklich fertig mit der Welt aus. Glasige Augen, blasse Haut und kein Lächeln auf dem Gesicht, seine Hände waren total kalt. Er wollte unbedingt mit mir reden, aber wollte ich mit ihm reden? Nachdem er so grob zu mir war? Außerdem über was wollte er mit mir reden? Wohl kaum über eine Beziehung, wie gesagt er war mit Jessica zusammen und sie war wirklich sehr nett, zu nett für Tyler.
Ich sah ihn einfach nur fassungslos an, ohne ein Wort Schloss ich die Tür hinter mir und blieb stehen. Ich war wie am Boden festgewachsen. Selbst in diesem Zustand faszinierte mich Tyler, immer und immer wieder… „Du hast 5 Minuten Tyler.“ Sagte ich ernst. Ich wollte mir nichts an merken lassen, obwohl es mich fast innerlich zerriss, wie Tylers Zustand war. „Okay, danke Amina.“ Er wirkte wie gebrochen, gar nicht so selbstbewusst, wie sonst. Wir setzten uns auf die Couch und ich fragte ihn „Also, was ist? Was ist so wichtig?“ Er biss sich auf die Lippen und begann zu erzählen… „Weißt du ich war nicht immer so ein Frauenheld, bevor wir uns in der Schule kennenlernten lebte ich bei meinem Vater in Kansas. Dort hatte ich eine Freundin und ich war total verliebt in sie, wahrscheinlich liebte ich sie sogar. Auf jeden Fall mochten wir uns von Anfang an und sind auch relativ schnell zusammen gekommen. Alles schien perfekt, wir waren fast jeden Tag zusammen und unsere Eltern verstanden sich auch sehr gut. Nach ungefähr 3 Monaten wurde alles anders. Sie war total abweisend zu mir und hatte kaum noch Zeit. Ich dachte die ganze Zeit, dass es an mir liegen würde und machte mir Tag und Nacht Gedanken, warum sie mich so auf Abstand hielt. Ich hatte tausende Gedanken, die mir rund um die Uhr im Kopf herum wirbelten. Noch dazu hatten wir einen heftigen Streit, da ich ziemlich eifersüchtig war, auf ihren besten Freund. Nicht ganz unbegründet, wie ich später erfuhr. Ich wollte mich jedenfalls bei ihr entschuldigen. Kaufte einen Strauß Rosen und Pralinen und klingelte an ihrer Tür. Ich wusste dass sie Zuhause war, ihre Schuhe standen vor der Tür. Als ich klingelte machte niemand auf, ich war total verwundert. Ging letztendlich zur Hintertür hinein. Als ich ihm Hausflur stand hörte ich Geräusche aus ihrem Zimmer. Ich ahnte nichts Gutes… Dann ging ich langsam die Treppe hinauf und zu ihrem Zimmer. Im Flur lagen überall Klamotten verteilt, erst ein Hemd, ein Shirt, eine Hose, ein Rock, dann ein BH… in dem Moment wollte ich nicht wahr haben, was mich im nächsten Moment erwartete, trotzdem ging ich weiter. Als ich an ihrem Zimmer angelangt war, öffnete ich langsam die Tür. Sie war nicht einmal abgeschlossen, nicht einmal geschlossen, sie war nur angelehnt. Ich glaubte meinen Augen nicht, sie war nicht alleine in ihrem Bett. Sie war gerade dabei mit Nick, ihrem besten Freund zu schlafen. Sie knutschten wild herum und waren schon fast komplett nackt, mehr musste und wollte ich nicht sehen. Mein Herz wurde von einer dicken Eisschicht überzogen und taute lange nicht mehr auf. Es war wie tot, gefühlskalt, nicht existierend…
Ich ließ die Rosen und die Pralinen fallen, die beiden hatten mich schon längst bemerkt, ließen sich aber nicht stören. Ich rannte wie wild aus dem Zimmer, dem Haus. Einfach immer weiter und immer schneller, bis ich irgendwann fast zusammenbrach und einfach auf einer Wiese liegen blieb. Ich traf sie am nächsten Tag Hand in Hand mit Nick in der Schule. Ich kann ihre Worte immer noch in meinem Kopf hören „Du bist zu nett Tyler, blind und naiv. Was solls, so ist das Leben. Verarschen oder verarschen lassen, es liegt bei dir.“ Lachte und ging weg. Ich konnte es nicht ertragen sie jeden einzelnen Tag zu sehen und wie ich immer mehr zu hören bekam. Sie hatte angeblich noch etwas mit der halben Fußballmannschaft und ich war nur ihr Anhängsel für ein paar Monate…“ Er unterbrach und atmete etwas erleichterter auf. „Oh man, Tyler… Wieso hast du nie etwas gesagt?“ fragte ich ihn und legte meine Hand auf seine Schulter. Er tat mir so schrecklich leid. Ich dachte wirklich er ist einfach ein Arsch, weil es ihm Spaß macht… Verarschen oder verarschen lassen. Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, um ihn zu trösten, aber nach den letzten Tagen, war mir das einfach zu viel, zu viel Nähe. „Deswegen bin ich so ein Arsch und lasse kein Mädchen weit an mich heran. Ich hab solche Angst verletzte zu werden, von vorne bis hinten verarscht zu werden, wie damals. Ich kann mich nicht öffnen und lasse mich lieber auf schnelle Nummern ein, bevor ich eine Beziehung eingehe, in der das Risiko besteht, das ich beginne das Mädchen zu lieben.“ Fügte er hinzu. „Aber du öffnest dich doch gerade.“ Sagte ich leise. „Weil ich nicht mehr kann, ich bin total fertig. Schau mich doch an, ich kann es nicht mal mehr verheimlichen, wie schlecht es mir geht.“ „Ich weiß Tyler. Aber… was ist mit Jessica? Das heißt du liebst sie nicht?“ fragte ich vorsichtig. „Jessica? Hm, liebe ist etwas anderes. Wir sind mehr wie Freunde, als ein Paar. Man kann mit ihr gut reden, aber lieben tu ich sie nicht.“ Sagte er mit einem gleichgültigen Unterton. „Tyler, du musst es ihr sagen. Sie ist wirklich nett und bemüht sich total. Mach bei ihr nicht den gleichen Fehler.“ Sagte ich. „Welchen Fehler? Den Fehler, dir Hoffnungen zu machen und die zu küssen?“ fragte er. „Genau diesen Fehler…“ „Das war kein Fehler, Amina. Was glaubst du warum ich so fertig bin? Ich habe Angst, dass ich verletzt werde, wenn ich meine Gefühle zu dir zulasse und dir sage wie sehr ich dich mag. Angst, dass du mich zurückstößt und mein Herz wieder gefriert. Ich mochte dich schon von Anfang an und hab es all die Jahre zurück gehalten, verdrängt und mich mit Weibern abgelenkt. Ich wollte nicht dass du durch mich verletzt wirst, außerdem dachte ich nie, dass du auf mich stehen würdest. Immerhin war ich wohl das größte Arschloch vom ganzen Campus. Du als meine beste Freundin hast mich doch gesehen, mich erlebt wie ich bin.“ Erwiderte er. „Weißt du Tyler, ich habe nie gedacht dass du dieser Junge bist, der alle Weiber einfach nur hintergeht und ausnutzt. Ich habe immer an das Gute in die geglaubt und immer versucht zu verstehen warum du so geworden bist. Aber was erhoffst du dir jetzt? Das ich dir um den Hals falle und sage „Lass uns zusammen sein!“ ? Du hast mich viel mehr mit deiner Unehrlichkeit verletzt, dein ständiges hin und her. Deine Ansage am Strand. So habe ich dich noch nie erlebt und ich weiß echt nicht was ich denken soll, was ich machen soll.“ Sagte ich ernst. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sagte „Amina, nichts von all dem, was ich dir am Strand gesagt habe stimmt. Es war eine Lüge und wenn ich könnte, würde ich es Rückgängig machen. Du bist mein Herz, du bist die, die es zum auftauen gebracht hat. Ich bin immer unheimlich nervös in deiner Umgebung und alles was mir durch den Kopf geht ist, was für ein Idiot ich gewesen bin, dass ich dich gehen ließ, dass ich mich das ganze Jahr kaum gemeldet habe und das ich etwas mit Jessica angefangen habe, obwohl ich ununterbrochen an dich gedacht habe!“ sagte er laut. Ich bekam glasige Augen und war kurz vor einem Heulkrampf. Er liebte mich also doch. Doch liebte ich ihn noch? Ich war mal wieder komplett aus der Bahn gerissen und wusste weder ein noch aus. Letzten endlich ließ ich mich in seine Arme fallen und er hielt mich fest in seinen Armen und küsste mich auf die Stirn. Wir sehr ich diese Gefühl, in seinen Armen zu liegen, vermisst hatte. Es war ein so geborgenes Gefühl. Aber eine Beziehung wollte ich im Moment nicht, ich wusste nicht wie ich zu ihm stand und was mit Ryan war. Gott Ryan…
Ich weiß nicht wie lange wir so da lagen, aber mir liefen die Tränen vom Gesicht. Ich wusste auch nicht so genau warum ich eigentlich weinte. Wahrscheinlich weil mich das Alles so mitnahm und wie viel Schmerz konnte ein 16 jähriges Mädchen auch schon ertragen?







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