Wer bist du wirklich? - Teil 4

Autor: Nancy
veröffentlicht am: 19.04.2012


Hier ein neuer Teil! :)Das Lied ist übrigens von He is we und heißt Blame it on the rain, falls es sich jemand anhören möchte. :)

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„Hope-Lina das reicht jetzt! Geh bitte vor die Tür, ich werde dich holen, wenn die Stunde zu Ende ist!“ Toll! Jetzt schickt mich auch noch die Mice aus der Französischstunde und das nur, weil ich dieser nervigen Tussi Barbie die Meinung gesagt habe. Ich meine, ihr Name passt wirklich zu ihr. Barbie hat lange wasserstoffblonde Haare, große blaue Augen, sie haut sich hundert Tonnen Schminke ins Gesicht und am liebsten hat sie die Farbe pink. Oft habe ich mir heimlich die Frage gestellt, ob ihre Brüste echt sind und dann auch noch die langen Fingernägel.
Nach ungefähr fünfunddreißig Minuten steckte die Mice ihren Kopf durch die langweilige weiße Tür und meinte mit ihrer schrillen Stimme, dass ich nun wieder am Unterricht teilnehmen könnte. Gemütlich trottete ich zurück in die Klasse und ließ mich locker auf meinen Stuhl fallen. Carly beobachtete mich belustigt von der Seite, stöhnend richteten wir unsere Aufmerksamkeit zurück zu Ms. Mice, welche verzweifelt versuchte uns die französische Grammatik beizubringen. Es war die letzte Schulstunde für diesen Tag und die letzte für diese Woche. Morgen hatten wir erst um 10:00 Uhr Schule und durften um 12:00 Uhr nach Hause gehen, montags würden die Ferien beginnen und wir waren ganze zwei Wochen von schulischen Pflichten befreit! Nach drei weiteren Schulstunden ging ich müde nach Hause, wo meine Mutter und mein Vater schon mit dem Mittagessen auf mich warteten, Thony hatte heute zwei Stunden länger als ich Unterricht. „Mom Carly kommt später zum DVD gucken und pennt dann hier, geht das klar?“, ich spießte ein Salatblatt auf und schob es mir in den Mund. „Klar Liebling, du weißt doch, Dad und ich fliegen über die Ferien zu Oma in die Schweiz.“ Ach ja stimmt doch, wie konnte ich dass nur wieder vergessen?! Innerlich schüttelte ich den Kopf und musste grinsen. „Klar Mom.“, ich gab meinen Eltern einen Kuss auf die Wange und lief nach oben in mein Zimmer, wo ich mir eine bequeme Jogginghose und ein weites T-Shirt anzog. Ich holte Decken, DVDs und Schokoladeneis. Als Carly zusammen mit Thony und natürlich Dan das Haus betrat waren Mom und Dad schon weg. „Carly hat uns von der heutigen Französischstunde erzählt.“, grinste Thony und klopfte mir freundschaftlich auf die Schultern. Genervt verdrehte ich die Augen und beobachtete Dan aus dem Augenwinkel. „Was wollt ihr beiden eigentlich hier?“ - „Ich hab sie eingeladen.“, Carly warf mir einen wissenden Blick zu, worauf ich innerlich aufseufzte. Na toll, jetzt kann ich zusammen mit Dan DVD gucken, wirklich großartig. Nachdem wir zwei Actionfilme und eine Komödie angesehen hatten wollten die Jungs einen Horrorfilm ansehen und obwohl ich keine Lust darauf hatte blieb ich zwischen Dan und Thony sitzen, Carly diese Verräterin hatte sich in den weichen Ledersessel niedergelassen und grinste mich entspannt an. Schon bei dem ersten Monster hielt ich mir schreiend die Hände vors Gesicht, zwei kräftige Arme umschlungen meinen Körper und ich wurde fest an eine muskulöse Brust gepresst. Instinktiv kuschelte ich mich noch näher an den Körper, irgendwann fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.
„Hope aufwachen.“ Jemand berührte sanft meine Schultern, schlaftrunken blickte ich nach oben. Scheiße! Ich hatte wirklich in Dan's Armen gelegen. 'Und geschlafen.', hört das denn nie auf?! Nerviges Hirn. Mit einem Mal saß ich kerzengerade auf der Couch, das Blut schoss mir in die Wangen und in meinen Ohren rauschte es. Oh Gott, wie würden wohl meine Haare aussehen?! „Tut..tut mir Leid.“, nuschelte ich und verschwand aus dem Wohnzimmer. „Thony hör auf zu grinsen!“, ich musste es nicht sehen, um zu wissen, dass er es tat. „Aber woher..?“ - „Ich weiß es halt. Ich geh ins Bett Gute Nacht.“ Mit diesen Worten stolperte ich die Treppe nach oben und machte mich bettfertig, ich befand mich nur im Halbschlaf, als sich die Tür öffnete, Carly schlich auf Zehenspitzen zu mir ins Zimmer, ich schloss schnell meine Augen, das letzte was ich spürte waren ihre kühlen Fingern, die meine Wange streichelten, ich lauschte angestrengt, Schritte, die leiser wurden, kurz blieb es still, ehe ich meine Tür hörte, erneute leise Schritte und schließlich Stille. Und mit dieser Stille schlief ich schließlich ein.
„Hope wo bleibst du denn?!“, wieso hat sie es denn so eilig, wir haben doch noch zehn Minuten bis wir losgehen müssen. Seufzend glättete ich mir die letzte lockige Strähne und sprühte ein wenig Taft auf meine roten Haare. Ich stöckelte mit meinen grauen Schuhen die Treppe nach unten, wo mein Bruder sowie Dan und Carly warteten. „Wow und ich dachte schon ich würde lange brauchen.“ - „Tja Carly, ich hab dir wieder einmal das Gegenteil bewiesen.“ Zusammen mit den beiden Jungs machten wir uns auf den Weg in die Disco, den letzten Schultag hatten wir hinter uns und jetzt endlich zwei Wochen ausspannen und feiern! Im Joecy's trennten sich unsere Wege, die Jungs schlängelten sich durch die Menschenmenge zu den Sofas an der Nordseite während Scarlett und ich uns zu der Bar begaben, Carly bestellte sich einen Malibu Kirsch und ich ließ mir einen Gin Tonic bringen. Nach einigen Liedern und Getränken klingelte plötzlich mein Smartphone in meiner Hosentasche.
`Hey Hope, Dan bleibt über die Ferien bei uns, hab vergessen dir Bescheid zu geben, hoffe es ist ok. Hab dich lieb Thony. ´
Na toll! Jetzt muss ich diesen Kerl auch noch zwei Wochen rund um die Uhr ertragen, nun ja, rund um die Uhr wohl auch nicht aber immerhin lang genug. Trotzdem schrieb ich Thony, dass es für mich ok wäre. Das Lied `She doesn't mind´ von Sean Paul erklang aus den Boxen und der Beat ließ den Boden vibrieren. Leicht angetrunken zog ich meine beste Freundin hinter mir auf die Tanzfläche, doch plötzlich blieb ich stehen und nicht nur ich, auch mein Herz blieb stehen, nein es blieb nicht stehen, es zersprang, es zersprang in tausend Stücke. Etwa drei Personen weiter stand Dan und er war nicht allein, er hielt Barbie im Arm und sie küssten sich. Die Personen und die Musik verschwammen, ich sah nur die beiden vor mir, ein winzig kleiner Teil des Liedes drang in mein Unterbewusstsein.
`No, she doesn't mind. She doesn't mind. She doesn't mind.´

„Ich muss hier weg.“, mehr als ein Flüstern brachte ich in diesem Augenblick nicht zustande, verständnisvoll nickte Carly und begleitete mich nach draußen. „Lass nur, du kannst hier bleiben.“, ich wollte ihr den Abend nicht verderben, doch sie blieb stur und schrieb meinem Bruder eine SMS, dass es mir nicht gut gehen würde, es war nicht gelogen, wir verschwiegen nur, weshalb es mir so dreckig ging. Ich war dankbar, eine so wunderbare beste Freundin wie Carly zu haben. Schwankend lief ich neben ihr her, das einzige Geräusch waren unsere Absätze, welche rhythmisch auf den Betonboden klackten. Mit zittrigen Händen schloss ich die Haustüre auf, müde schleppte ich meinen Körper in mein Zimmer, wo ich mir die Schuhe auszog und meine Jeans, Carly beobachtete mich schweigend von der Türe aus. Ich machte mir keine Mühe um mich abzuschminken oder meine Schlafsachen anzuziehen. „Gute Nacht und Danke.“, ich sah nur noch ihr leichtes Lächeln, dann verschwand sie und schloss die Tür hinter sich. Jetzt endlich konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen, das Zimmer wurde von meinem lautlosen Schluchzen umhüllt, mein Kopfkissen war feucht und die Haut brannte, wo sich die salzigen Tränen ihren Weg bahnten. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie geschwollen meine Augen aussehen würden. Die Jungs kamen eine Stunde nach uns nach Hause und mit dabei war Barbie. Wieder schossen mir die Bilder in den Kopf, dass viele weinen erschöpfte mich und irgendwann fiel ich in einen unruhigen aber traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde ich durch den Duft von frischen Waffeln und Kakao geweckt, doch obwohl ich seit gestern Mittag nichts zu mir genommen habe verspürte ich keinen Hunger, mein Magen gab kein Knurren von sich. Ich spürte keine Gefühle, keine Empfindungen, das einzige was ich spürte war Schmerz. Als würde er mich von innen auffressen. Verschlafen stieg ich die Treppen nach unten, auf dem Küchentisch standen fünf Tassen und Teller, Besteck und die frischen Waffeln, eine Kanne Kakao und Orangensaft. Vier der fünf Plätze waren besetzt, Dan und Barbie tuschelten, sie strich ihm auffällig über seinen Oberschenkel und er lächelte ihr zu. Ich betrat die große Küche und sofort flogen ihre Köpfe nach oben, Carly ließ vor Schreck ihre Kakaotasse fallen, das braune Gebräu floss den Tisch entlang und tropfte an der Kante hinab auf den Boden. Sie kümmerte sich nicht um den Saustall sondern kam auf mich zu und schob mich sanft aber bestimmend Richtung Tisch. Nervös nahm ich Platz und spielte mit meinen Fingern. „Wo kommst du den her?“, Barbie grinste mich an und strich sich eine Strähne ihrer blonden Haare hinter die Ohren. Ich zuckte mit den Schultern und goss mir ein Glas Orangensaft ein. „Willst du nichts essen?“, fragte Thony. „Ne, keinen Hunger.“, antwortete ich schnippisch und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Nach einer heißen Dusche hatte ich wieder mehr Ähnlichkeiten mit mir selbst, einzelne Wassertropfen rannen über meine nackten Schulterblätter. Ich schlüpfte in eine schwarze Leggins und ein langes grau-weiß gestreiftes Oberteil, meine feuchten Haare band ich zu einem Zopf zusammen. Ungeschminkt schnappte ich mir meinen MP3-Player und die dazugehörigen Ohrstöpsel. In der Garderobe nahm ich meine schwarze Lederjacke vom Hacken und meine Sneakers aus dem Schuhschrank. Nachdem ich das Haus verlassen habe wartete ich bei der nahegelegene Haltestelle auf den Bus, welcher fünf Minuten später kam. Ich ließ mich auf einen Sitzplatz abgelegen von den anderen Leuten nieder und hörte immer wieder dasselbe Lied.

You got me caught in all this mess
I guess we can Blame it on the Rain
My pain is knowing I can't have you
(I can't have you)
...






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