Autor: lucy-josephin
veröffentlicht am: 09.04.2012
Ich wollte geistesabwesend Angels Mäppchen aufheben, als ich meine Hand nicht auf das Mäppchen legte, sondern auf die eines anderen. Sofort zuckte meine Hand zurück. Mein Blick glitt an dem muskulösen Arm hinauf und ich schaute in sein Gesicht. Steve. Ausgerechnet Steve! Ich verfluchte mich für mein Ungeschick und murmelte ein „ Danke“, als mir das Mäppchen gab. „Kein Problem.“ sagte er und grinste mich an. Zum Glück kam Angel mir zur Hilfe und nahm ihm den Kajal aus der Hand. „Danke.“ sagte sie etwas kühl und beugte sich wieder über ihre Sachen. Gerade da kam noch jemand, auf dessen Begegnung ich nicht wirklich aus war. Victor Davids.
Er kam unwillkürlich auf die zwei Freundinnen zu. Als er fast bei ihnen war, sah das umwerfende Mädchen ihn kühl an und verzog den Mund leicht. „Kann ich euch irgendwie helfen?“ fragte Vic, doch das Mädchen und der Junge sahen nicht sehr begeistert aus. Nur ihre Freundin, eine quirlige Mischung aus einem Wirbelwind und Hippie, nickte und meinte: „Ja! Haben Sie vielleicht eine Tasche für mich?“ „Einen Moment, ich frage mal im Seki nach. Ich meine im Sekretariat…“ Victor hatte die Schule noch in den Knochen, aber der Wirbelwind-Hippie grinste nur. „Schon klar!“ Vic ging los, um die Tasche zu besorgen, obwohl er eigentlich keine Ahnung hatte, wo er genau fragen sollte.
Angel warf mir einen Blick, der so viel wie „Er ist doch süß!“ bedeutete. Ich seufzte und beachtete Steve nicht, der neben mir stand und auf etwas zu warten schien. Als er meine Abweisung endlich verstanden hatte, zischte er langsam ab. Irgendwie tat er mir leid. Jeder wusste, dass er auf mich steht, nur er verstand es nicht, dass ich nichts von ihm wollte! Manchmal war Steve ja ganz putzig, aber so langsam ging er mir auf den Keks. Wie er auf einmal neben mir auftaucht… Gruselig. Meine Gedanken schweiften zu einem anderen Thema. Wie wollte Herr Davids die Tasche organisieren? Er war neu und hatte wirklich keine Ahnung… Aber Angel war anderer Meinung. Ohne das ich etwas gesagt hatte, meinte sie plötzlich: „Victor bekommt bestimmt eine… ich würde mich wundern, wenn die Sekretärinnen so immun gegen seinen Charme wären wie du!“ Sie kicherte, als ich sie giftig ansah. „Wie nennst du Herrn Davids eigentlich?!“ „So wie er heißt! Er ist schließlich höchstens 3 Jahre älter als wir…“ Ich schüttelte den Kopf. „Was heißt hier nein?! Sieht er etwa aus wie 40?“ „Das habe ich gar nicht gemeint.“ verteidigte ich mich, doch ich konnte nicht ergänzen, dass ich es respektlos fand, denn er kam schon wieder zurück.
Die Mädchen sahen ihn an und ein wenig komisch fühlte er sich schon. Was war los mit ihm? Er wurde doch schon öfters angestarrt! Vic warf ihnen die Tasche zu. „Danke.“ sagte die Eine und machte sich daran, ihre Sachen einzupacken. „Könnt ihr mir zeigen, wo der Raum 089 ist?“ entwischte ihm. Warum hatte er das gefragt?! Er biss sich auf die Lippe. Als das eine Mädchen sagte: „Sky? Gehst du? Ich kann mein Zeug auch alleine einpacken.“ Sky, dachte Vic, passt zu der Schönheit. Was dachte er denn da? Verflucht! Ihm entging nicht, dass Sky die sinnlichen Lippen aufeinanderpresste und ihre Freundin mit einem Blick tötete. Konnte sie ihn nicht leiden? Oder warum… Stopp! Was machte er sich Gedanken darüber, ob sie ihn mochte?! Vic verscheuchte die Gedanken, indem er leicht den Kopf schüttelte. Er folgte ihr und als er bemerkte, wie sein Blick an ihr entlang glitt, sah er hastig weg. Dennoch war ihm ihre schlanke Figur aufgefallen, die weder zu dünn, noch zu kräftig gebaut war, ihr Gang leicht wie eine Feder zu sein schien und ihr zarter Hals verlockend zu sehen war. Wieder musste er sich diese Gedanken verbieten. Er war sicher nicht ihr Typ, sie konnte bestimmt alle haben die sie wollte. Warum also ihn? Seine Gedanken kreisten stätig um Sky, und als sie anhielt, kam ihm das viel zu schnell vor. Wie? Schon hier? Sky sah ihm nicht in die Augen, als sie in eine Ecke deutete: „Da drüben.“ „Danke.“ erwiderte er gedankenverloren und nun sah sie auf. Ihre Augen! „Kein Problem.“ sagte sie kühl. Er blinzelte. Die Worte kamen ihm vor wie eine kalte Dusche. Sie verschwand und zurück blieb nur ein angenehmer Duft.
Ich tötete Angel mit meinem Blick. „Haha!“ lachte ihr Blick auf mich zurück. Angel, das wirst du noch bereuen. Um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen, ging ich voran. Der Raum 089 war im 6er Jahrgang. Jahrgang war gut, es gab nämlich nur zwei Klassen. Mein Puls rauschte laut in meinen Ohren. Ich spürte seine Blicke förmlich im Nacken. Was gab es denn da zu glotzen?! Das ganze hatte Angel zu verdanken. Sie und ihr Verkupplungs-Drang! Als wir da waren, war mir ein Schauer über den Rücken gelaufen, als Victor, ich meine Herr Davids, neben mir stand. Ein hastiger Blick zur Seite bestätigte mir, dass er noch besser aussah, als ich dachte. Er war durchtrainiert und benutzte das beste Deo, was ich je gerochen hatte. Man! Was dachte ich hier eigentlich?! Unmöglich! Ich sah auf und blickte direkt seine Augen. Sie waren nicht nur dunkelbraun, sondern hatten auch noch ein kleines Stückchen Grün um die Iris. War das überhaupt die Iris? Oder… Auf alle Fälle das schwarze im Auge. Ich war noch nie besonders gut in Bio… Ich schmolz fast, als er mit seiner dunklen Stimme sagte: „Danke“. Ich riss mich zusammen und meinte: „Kein Problem.“ Einen Moment war alles still, dann hielt ich es nicht mehr aus und ging. Angel!! Ich töte dich!
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