Was wäre wenn....!? - Teil 26

Autor: Roxy..21
veröffentlicht am: 04.11.2013


Also es tut mir wirklich seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr leid, ich weiß das sage ich jedes mal.... ich hoffe der Teil gefällt euch trotzdem :) Kritik ist immer willkommen



Verschlafen öffnete ich meine verquollenen Augen, sie fühlten sich schrecklich an. Mein Kopf tat weh, vom vielen Weinen gestern. Katie hatte gestern noch lange mit mir geredet, bis ich ihr alles erzählt hatte. Es war eine Erleichterung gewesen mit ihr zu reden, einfach jemandem alles zu erzählen. Sie hatte mir angeboten sich frei zu nehmen, um mit mir Alisa besuchen zu gehen, doch ich wollte das nicht. Sie sollte sich nicht extra freinehmen wegen mir.
Ich strich mir mit einer Hand meine braunen Haare aus dem Gesicht. Müde drehte ich mich auf die andere Seite, zum Fenster hin. Ich kuschelte mich in meine Bettdecke und schaute hinaus. Es regnete und die Blätter der Birke wiegten sich im Wind. Der Regen klatschte laut und regelmäßig an meine Fensterscheibe, es war ein beruhigendes Geräusch und es füllte die Stille, die in meinem Zimmer herrschte, aus.
Katie war schon lange zur Arbeit gegangen, ich war allein in der Wohnung und es war still, bis auf den Regen. Müde schloss ich noch einmal meine Augen und lauschte nur auf das Geräusch des Regens. Der Rhythmus mit dem er gegen mein Fenster prasselte wirkte beruhigend. Das Wetter passte zu meiner Stimmung, ich suchte Geborgenheit und Frieden und als ich so im Bett lag, eingewickelt in meine lila gemusterte Bettdecke, fühlte ich genau das. Frieden und Geborgenheit. Ich versuchte mich noch tiefer in mein Bett zu kuscheln, um die Gefühle zu verstärken. Es war lange her, als ich mich das letzte mal geborgen gefühlt hatte, vom Frieden ganz zu schweigen. Vollkommener Frieden herrschte bei mir eben so wenig, wie bei dem Rest der Welt. Am schwersten fiel es mir Frieden mit mir selbst zu schließen, mit meiner Entscheidung und mit meinem neuen Leben. Ich musste anfangen es zu akzeptieren, es zu nehmen wie es war ansonsten würde ich es hier nicht überleben.
Als ich so da lag und aus dem Fenster schaute schwirrten mir viele Gedanken im Kopf herum, ich dachte an mich, mein Leben, meine Eltern, wie es ihnen wohl ging, besonders meiner Mutter. Meine Gedanken wanderten aber auch zu Alisa und zu meinen Freunden Beni und Fee, aber auch zu Simon. Ich ließ jeden einzelnen Gedanken zu, dachte ihn zu Ende oder verlor ihn irgendwann und griff einen anderen auf. Es herrschte Frieden in diesem Moment und draußen fiel der Regen immer weiter vom Himmel. Ich weiß nicht mehr wie lange ich da lag, aber das war mir auch egal, denn für diesen Moment herrschte Frieden und ich brauchte Frieden.
Ich ging heute nicht in die Schule, ich gönnte mir den freien Tag, den mir der Rektor und vermutlich auch mein Klassenbetreuer Herr Lausitz, genehmigt hatten. Ein Tag für mich und meinen ganz persönlichen Frieden. Mich beschlich allerdings der Gedanke das der Frieden eher einem Waffenstillstand glich, als einem vollkommenen Frieden. Man musste eben nehmen was man bekommen konnte.
Trotz dem schrecklichen Erlebnis gestern war der Morgen danach schön. Noch ein letztes mal genoss ich die Geborgenheit in meinem Bett und schwang dann, meine Füße auf den flauschigen Teppich der vor meinem Bett lag. Ich machte mir nicht die Mühe mich anzuziehen, ich holte mir einfach ein paar dicke Wollsocken aus meinem Schrank und zog sie an. Dann ging ich kurz ins Bad und band mir die Haare vor dem Spiegel zusammen. Ein paar einzelne Strähnen wollten nicht so recht und rutschten immer wieder heraus. Eigentlich mochte ich meine braunen Haare, sie waren nicht zu dünn und ich hatte für gewöhnlich auch keinen Busch auf dem Kopf.
Fünf Minuten später goss ich heiße Milch in eine große Tasse und verfeinerte sie mit Kakaopulver. Mit der Tasse in der Hand machte ich mich wieder auf den Weg zum Ort des Friedens, meinem Bett. Als ich allerdings davor stand entschied ich mich anders, ich hatte Angst meine heiße Schokolade in mein Bett zu kippen. Kurzerhand stellte ich sie auf meinen Nachttisch, nahm meine Decke und wickelte sie um mich, dann nahm ich wieder die Tasse und machte es mir auf meiner Fensterbank bequem. Draußen regnete es immer noch. Ich genoss meine Schokolade und schaute einfach den Regentropfen zu, wie sie an meiner Fensterscheibe hinab rannten.

Drei Stunden später stand ich angezogen und mit einem Regenschirm bewaffnet vor unserer Haustüre und war bereit es mit der Welt wieder aufzunehmen. Den Weg zur Bushaltestelle legte ich zügig zurück, der Himmel schien alle seine Schleusen geöffnet zu haben. Seit langem konnte ich völlig entspannt auf den Bus warten, denn es würde mir niemand begegnen, kein Simon und auch keine Saskia oder ihr Bruder mit seinem Schlägertrupp. Der Bus kam und ich fuhr bis zum Hauptbahnhof dort stieg ich aus und kaufte an einem Blumenladen ein Strauß. Ich entschied mir für einen herbstlichen Strauß mit Sonnenblumen. Mit dem Blumenstrauß in der Hand ging ich die kurze Strecke bis zum Uniklinikum zu Fuß, ich wollte Alisa besuchen. Zuvor hatte ich den Rektor angerufen und gefragt in welchem Krankenhaus sie liege, da ich sie unbedingt besuchen wollte. Wieso es mir so ein Bedürfnis war sie zu besuchen, weiß ich auch nicht.
An der Rezeption der Klinik fragte ich wo ich Alisa finden würde, die Antwort war nicht sehr aufbauend, sie liege auf der Intensivstation, teilte mir dir Frau mit. Die Frau an der Rezeption erklärte mir den Weg zur Intensivstation worüber ich sehr froh war, denn in Krankenhäuser setzte mein Orientierungssinn buchstäblich aus. Als ich schon beinahe außer Hörweite war, rief die Frau mir noch hinterher: „Aber den Blumenstrauß können Sie nicht mit auf die Intensiv nehmen! Das ist aus hygienischen Gründen verboten.“ Sie sah mich entschuldigend an. „Okay“ , sagte ich nur ging aber weiter und stieg, ohne zu wissen was ich mit dem Strauß anfangen würde, in den Fahrstuhl ein. Eigentlich sollten Krankenhäuser beruhigend wirken, denn wenn man hier war, war man ja in guten Händen. Allerdings überzeugte mich dieses Argument nicht sonderlich, jährlich starben tausend Menschen in Krankenhäuser und viele von ihnen dachten sie wären in guten Händen und sicher. Hier herrschte kein Frieden und würde es auch nie tun. Im Fahrstuhl drückte ich den Knopf für die Intensivstation. Es befanden sich außer mir noch drei weitere Personen im Aufzug. Eine Krankenschwester, die übermüdet aussah und einen alten Mann im Rollstuhl dabei hatte und ein Arzt. Ich nahm an das er ein Arzt war, er hatte einen weißen Kittel an und so ein Schildchen an dem Revers auf dem sein Name stand, den ich allerdings nicht lesen konnte. Zudem hatte er irgendwie die Ausstrahlung eines Arztes. Der Mann den ich für einen Arzt hielt musste bestimmt schon vierzig sein, an seinen Schläfen zogen sich einzelne graue Strähnen durch sein dunkelbraunes Haar. Ich wandte meinen Blick von dem Arzt ab und schaute den alten Mann an. Er sah nicht wirklich glücklich aus, in seinem Handrücken steckte eine Infusion und um seinen Kopf war ein weißer Verband geschlungen. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus tippte ich dem Mann auf die Schulter. Überrascht schaute der Mann zu mir hoch. „Hier“ sagte ich und streckte ihm meinen Blumenstrauß entgegen „der ist für Sie.“ Ich lächelte ihn gewinnend an. Die Verwirrung wich schnell einem Lächeln und er strahlte mich regelrecht an, als er nach dem Strauß griff.
„Das ist aber sehr lieb von Ihnen, junge Dame.“ Nicht nur er, sondern auch die Krankenschwester und der Arzt lächelten mich an. Das war eine gute Lösung für den Blumenstrauß, aber vor allem auch für den alten Mann, dieser strahlte nämlich jetzt über das ganze Gesicht und bewunderte abwechselnd den Strauß und dann mich. Er sah nicht mehr so unglücklich aus und das freute mich.
Ein kurzes „Bing“ ertönte und der Fahrstuhl hielt an. Die Türen glitten auf und die Krankenschwester schob den Rollstuhl hinaus. Der Mann drehte sich noch einmal in seinem Rollstuhl um und sagte: „Auf wiedersehen junge Dame und vielen Dank!“ ich winkte ihm, glücklich ihm eine Freude gemacht zu haben, hinterher.
Danach stieg der Arzt aus und endlich kam dann auch die Intensivstation. Ich stieg aus und schaute mich erst mal um, wo musste ich hin? Dann entdeckte ich eine Art Empfang und steuerte darauf zu.
„Entschuldigung? Können Sie mir helfen?“ fragte ich die junge Frau, die hinter der Theke in ihre Unterlagen vertieft war. „ich möchte eine Freundin besuchen,“
„Einen Moment bitte.“ kam die knappe Antwort. Sie hatte noch nicht einmal aufgeschaut. Sie saß da, in ihrem weißen T-Shirt und blätterte ungerührt weiter in ihren Unterlagen. Ich wartete bestimmt fünf Minuten bevor sie mich überhaupt ansah.
„Was hast du gesagt was du willst?“ verblüfft sah ich sie an. Sehr kompetent wirkte sie nicht auf mich und Freundlichkeit zählte wohl auch nicht zu ihren Eigenschaften.
„Ich möchte eine Freundin besuchen, Alisa, sie wurde gestern hier eingeliefert.“ die Frau suchte schon wieder etwas in irgendwelchen Akten. „Ach so die. Ja also die kannst du noch nicht besuchen, es ist kein Besuch erlaubt.“ Verwirrt sah ich sie an.
„Wieso nicht?“ fragte ich. Jetzt sah mich die Frau direkt an „Weil sie absolute Ruhe braucht wenn sie das überleben will.“ Erschrocken weiteten sich meine Augen. „Aber sie wird das doch überleben? Ich meine sie...sie..“ Die Frau sah mich genervt an. „Du hättest dir mal früher Sorgen um deine Freundin machen sollen, jetzt ist es vielleicht zu spät. Ich darf dir eigentlich nichts sagen, aber es sieht wirklich nicht gut aus. Du kannst nichts für sie tun, sie liegt im Koma.“ Ich stand wie erstarrt vor dem Tresen. Alisa lag im Koma! Diese Information hatte mich zu Stein verwandelt.
„Tut mir leid.“ sagte die Frau noch bevor sie ihre Nase wieder in eine Akte steckte.





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