Autor: Caprice
veröffentlicht am: 27.08.2012
Raziel und Michael sprachen in Gedanken zu mir. Meine Augen weiteten sich. Angespannt höre ich ihnen zu.
„Sie sagen, dass wir dich aufhalten sollen, wenn du erneut gegen ihre Gesetze verstößt. Gelingt es uns nicht, werden sie es in die Hand nehmen. Dies ist eine offizielle Warnung.“ Michael´s Stimme klang Silbe für Silbe gequälter, aber eindeutig. Wie sollte ich das anstellen? Wie soll ich aufhören sie zu Lieben? Alleine die Vorstellung ließ meine Knie weich werden.„Ich kann nicht aufhören sie zu lieben, Michael!?“ Sage ich und schaue ihn eindringlich an.
„Davon wissen sie nichts. Noch nicht.“ Raziel´s Stimme hallte in mein Bewusstsein. Er wusste es? Er wusste es die ganze Zeit? Langsam hob er seinen Kopf. Ich sah ihn mit offenem Mund an. „Es geht um deine Ausbrüche. Die Nutzung von dunkler Magie.“ Seine Stimme klang, wie Stein. „Du darfst die Kraft, die aus negativen Gefühlen entsteht, nicht weiter nutzen. Solltest du dich widersetzen, wirst du mit dem Fall bestraft und darfst nie wieder in den Himmel zurückkehren.“ Raziel sah mich scharf an. Jetzt ergab alles einen Sinn. Deshalb hatte Zadkiel zu Michael gesagt, dass er weiss, was sie tun müssen, wenn ich es nicht schaffe meine Kräfte zu kontrollieren. Ich nickte. „Habe verstanden.“
Ich nippte unruhig an meinem Wasser. Die Stille machte mich nervös. Sie starrten einander an- ohne, ein Wort zusagen. Manchmal bewegen sie sich langsam und wenn sie sprechen wirken sie, als kommen sie von einem anderen Planeten. Dieses weltfremde, war es wohl, was mich so an ihnen faszinierte. Vorallem bei ihm. Er wandte sich den anderen ab und kam geschmeidig auf mich zu. Ich höre mich fragen, ob alles inordnung ist. Merke, dass ich rot werde und meine Ohren anfangen zu glühen. In seiner Gegenwart fühle ich mich eigenartig wohl. Er zögert. „Ja.“ Sagt er schließlich und schenkt mir ein weiches Lächeln mit seinen perfekten, vollen Lippen. Seine Stimme ist golden, wenn er spricht. Wenn er wüsste, wie schön er ist. Sein Gesicht, wahrlich dass eines Engel´s. Offen, freundlich und klar. Er beugte den Kopf und eine Strähne, die ich nie vergessen werde, fiel in seine Stirn. Dort ruht sie oft. Seine Haare waren auf eine wilde, verspielte Art zerzaust und hatten einen schönen, dunklen, nachtfarbenen Ton. Sie betonten die Himmelblauen Augen, die wachsam in den Höhlen ruhten, in denen ich mich nur zu oft verliere. „Freut mich.“ Stammelte ich und schaute verlegen weg. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Michael und Raziel das Gesicht verzogen. Irgendetwas schien sie zu beunruhigen. Michael sah übermäßig besorgt aus in letzter Zeit. Seine ganze Aufmerksamkeit schien Seith zu gelten. Doch so sehr ich ihn anstarrte, so sehr ich mir Gedanken machte- ich kam nicht darauf, was der Grund für diesen Ernst in seinen Augen war. Sie redeten nicht viel mit mir und von wichtigen Entscheidungen bekam ich selten etwas mit. Es war frustrierend und manchmal fühlte ich mich ausgeschlossen. Aber, ich wollte mich deswegen nicht beklagen. Denn dass sie hier waren, zeigte, dass ich nicht alleine bin. Ich war erleichtert, als Zadkiel zurückkehrte. Er strahlte diese Ruhe aus, mit der er alle zu verzaubern schien. „Ist es geklärt?“ Höre ich Michael fragen und sehe, wie die Anspannung, die ich nicht verstehe, von ihm abfällt, als Zadkiel stumm nickte. Auch Seith wirkte so, als sei ihm gerade eine Last von den Schultern gefallen. Ich versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ein kläglicher Versuch, wie ich feststellen musste. Wenn es um ihn ging, konnte ich gar nicht anders. So sehr ich es wollte. Es gelang mir nicht, meine Gedanken auf etwas anderes, als ihn, zu richten. Er schien verwirrt, als er mich gedankenverloren sah und ich seinen Blick auf mir spürte. Ich wurde sofort wieder rot. „Geht es dir gut?“ Die Andeutung eines Lächeln´s umspielte seinen Mund. „Ja,“ log ich und konnte nicht aufhören in seine Augen zusehen, die mich bannten. Er legt den Kopf zur Seite, runzelt die Stirn und sieht mich an, als versuche er in mir zu lesen, wie in einem Buch. Ich stelle mir währenddessen die Frage, ob Engel wohl Gedanken lesen können und bete zu Gott, dass sie es besser nicht können sollten. In seinem Ausdruck lag neugier, aber auch frustration, die mich aufatmen ließ. Ich kann mir nicht erklären, warum er mich so interessiert und durchdringlich anstarrt, als wäre ich irgendwie wichtig für ihn, auf eine persönliche Weise. Man merkt es in seinem Ausdruck. Er ist nicht geübt im Umgang mit Menschen. Und ich mochte das. Dieses kindliche. Diese neugier und den Wissenshunger in den hellen, leuchtenden Augen. „Okay.“ Antwort er sanft und rollt das Wort mit seiner Zunge ab, was bei mir dazu führt, dass sich meine Nackenhaare, angenehm, nach oben stellen.
„Die Zeit läuft.“ Raziel gab den Startschuß. Seith erschrak bei seinen Worten, als hätte ihn jemand, gewaltsam, aus seinen Gedanken gerissen. Er wandte den Blick von mir ab und schaute zu Michael, der sich gerade seinen taupefarbenen Trenchoat über die Schulter schwang. Sie wirkten alle etwas angespannt. Und es war ja klar, dass ich mich dafür verantwortlich fühlte. Wäre diese dämonische Karte nicht, wäre uns vieles erspart. Ich würde weiterhin die Exsistenz aller Lichtwesen anzweifeln, in Santa Fe, mehr oder weniger, zufrieden leben, mein High School Diploma machen, mir anschließend eine eigene Wohnung suchen und vermutlich in irgendeiner Bar, als Kellnerin landen, um Geld für´s College zusparen. Andererseits, hätte ich ihn dann nicht kennengelernt und um ehrlich zu sein, tat mir die Vorstellung, nach dem nicht, sogar weh. „Bist du soweit?“ Ich schreckte hoch, als Seith auf einmal wieder an meiner Seite stand. „Oh, entschuldige. Ja, sicher.“ Sagte ich schnell und lächelte verlegen. „Wofür die Entschuldigung?“ Erwiderte er überrascht und mit dieser Sanftheit in der Stimme, die mich dahinschmelzen ließ. Ich wusste keine Antwort und schürzte die Lippen. Ein Mensch hätte- ohne zufragen, verstanden, dass ich mich für geistige Abwesenheit entschuldige. „Ist schon okay. Es war nichts“ Murmelte ich und schaute erbost auf die Erde. Ich seufzte und fühlte mich in dem Augenblick, wie ein Volltrottel. „Lasst uns aufbrechen.“ Sagte Michael trocken und ging anmutig und schnell voraus. Die Sonne stand senkrecht zur Erde und tauchte den finster liegenden Wald in ein freundliches, grünes Licht. Ich atmete tief durch und schaute zu Seith, der neben mir ging. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er mich aufmerksam beobachtete. Sein Anblick ließ mich verstummen. Er war makellos schön.
„Dein Hemd sieht ganz schön mitgenommen aus!?“ Stelle ich fest und lasse meinen Blick auf seine Haut, die unter dem Stoff hervorscheint, gleiten. Auch sie war makellos schön. Hör auf ihn so anzustarren, flüstert mir mein Gewissen zu. „Du hast recht! Das sollte ich wohl nicht so lassen.“ Antwortet er sanft und strich sich mit den Händen über die Brust. Bin in sekunden, fügte sich der Stoff in sich zusammen, bis das Hemd risslos, sauber und sogar, wie neu aussah.
„Wow, sowas würde ich auch gerne können. Ich bräuchte nie wieder eine Waschmachine.“ Er legte den Kopf zu Seite und runzelte die Stirn. „Waschmachine?“ Fragte er verwirrt. Ich hob eine Augenbraue. „Ja, eine Waschmachine!?“ Er schüttelte perplex den Kopf. Mir viel es wie Schuppen von den Augen. Ich hatte völlig vergessen. Engel besitzen derartige Hilfsmittel ja nicht. Ich musste schmunzeln.
„Das ist eine Machine mit der man Kleidung wäscht. Ziemlich laut. Ziemlich lästig.“ Erkläre ich und konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen.
„Verstehe,“ sagt er vor sich hin und lächelt verunsichert.
„Kann ich dich etwas fragen?“ Sage ich vorsichtig und schaue ungeduldig auf meine Hände.
„Alles, was du möchtest.“ Antwortet er mit seidiger Stimme. „Ich habe Michael und Zadkiel reden hören, als sie dich zurück in die Höhle trugen,“ Der Gedanke an seinen Anblick, wie er blass und leblos in Michael´s Armen lag, ließ mich zusammenschauern. Ich hielt inne. Ein Anflug von Panik lag in seinen Augen, die mich beunruhigte. „Sie haben gesagt, dass du es kontrollieren musst, oder sie keine Wahl hätten. Ich habe mich gefragt, was sie damit meinten!?“
„Meine Kräfte.“ Sagte er nach einer kurzen Pause langsam und starrte auf die Erde.
„Manchmal werde ich wütend,“ fuhr er fort. Seine Stimme klang jetzt traurig. Ich konnte nicht aufhören ihn anzusehen. „..und dann verändern sie sich.“
„Inwiefern?“ Wollte ich wissen und hoffte nicht aufdringlich zu wirken.
Er legte den Kopf zur Seite und spannte die Lippen. „Sie werden dunkel.“ Sagte er tonlos und schaute beschämt weg. Dunkel? Ich schluckte und wusste im ersten Moment nicht, was ich davon halten sollte. Erkannte aber, wie schwer es ihm fiel, darüber zusprechen und es machte mich traurig, ihn so verloren zusehen. „Das muss schwer für dich sein.“ Sage ich und höre mich nun selbst trüb an. Seine Augen wurden schmal, während sich unsere Blicke kreuzten. „Machst du dir sorgen um mich?“ Fragt er auf eine verwirrte, weltfremde Weise. „Ein wenig,“ gebe ich zu und schaue verlegen auf die Bäume, die sich rechts und links säumen.
„Das brauchst du nicht. Ich habe es jetzt unter kontrolle.“ Sagt er und sieht mich eindringlich an, als würde er nicht nachvollziehen können, dass sich jemand um ihn sorgte. Nicht jemand, wie ich. „Sich sorgen um jemanden zu machen ist kein Gefühl das man kontrollieren kann Seith.“ Antwortete ich ein wenig eingeschnappt und merkte, dass ich wieder rot wurde.
„Verstehe.“ Sagte er unwiderstehlich sanft. Selbst das Zwitschern der Vögel, in den Bäumen, konnte nicht mit dieser Stimme mithalten. Sie brachte mich um den Verstand. Er brachte mich um den Verstand. Ich warf einen Blick auf Zadkiel. Er trat gerade einen Schritt zurück, reichte Seith ein stück Pergament und ging geschmeidig zurück zu Michael. Seith öffnete das Pergament, warf einen kurzen Blick darauf und faltete es wieder zusammen, ehe er es sich, in die Anzughosentasche steckte. "Wie weit noch?" Frage ich neugierig. "Nicht weit." Sagt er und lächelt.
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