Wenn 2 Herzschläge ganz besonders klingen, dann nur, weil sie im selben Rythmus swingen :) - Teil 6

Autor: Maggie
veröffentlicht am: 12.02.2012


So...es geht weiter :)
"Leider" bin ich dann erstmal im Urlaub...der nächste Teil wird also erst in 2 Wochen was. Tut mir leid, ich hoffe, ihr freut euch trotzdem...
Viel Spaß ♥
LG Maggie



„Wer ist Lexie?“
„Niemand!“
„Hast du das hier gemacht?“ Er deutete auf die aktualisierte Passwortliste.
„Nein...“
„Gut. Dann nochmal: Wer oder was ist Lexie?“
Ich war wie gelähmt Ich fühlte mich so angegriffen. Dieses Eindringen in meinen Computer, das war wie ein Einbruch in meine Wohnung, nur noch viel privater. Auf dem Laptop war alles gespeichert, mein halbes Leben. Fotos, Texte, Gedichte, wichtige Unterlagen, Zeugnisse, Adressen – einfach alles. Und das wurde durchforstet, durchstöbert, durchwühlt und von fremden Augen gierig ausgekundschaftet. Und zu allem Überfluss stand dieser Fremde auch noch mit Lexie in Verbindung. Oder er hatte mich zumindest“dezent“ auf sie hingewiesen. Mein erster Impuls war es, dieses Ereignis mit der SMS vom gestrigen Tag in Verbindung zu bringen. Es konnte nicht anders sein. Meine Mobilfunkabrechnungen waren auf dem Laptop gespeichert, hier hatte er also meine Nummer her. Auch wenn ich keine direkte Drohung erhalten hatte, bekam ich trotzdem Angst. Allein schon die Tatsache, dass sich jemand die Mühe gemacht hatte meinen PC zu hacken und nur um mich an Lexie zu erinnern! Verdammt! Es war 5 Jahre her. Warum jetzt? Was war das für ein Irrer?
Ich klammerte mich noch immer an Eriks Hand fest, meine Finger waren eiskalt. Mir war sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen und ein lähmendes Gefühl beherrschte mich. Erik sah mich besorgt an. Ich starrte auf den Bildschirm und versuchte mit beherrschter Stimme zu sagen:
„Kannst du...kannst du irgendwie, ganz schnell, dafür sorgen, dass meine PC geschützt ist? Derjenige, der dafür verantwortlich ist, kann wahrscheinlich auch gerade in diesem Moment noch zugreifen, oder?“
Erik schüttelte leicht mit dem Kopf und drückte meine Hand.
„Nein, das ist eher unwahrscheinlich. Ich werde trotzdem deinen Laptop sofort mit einer guten Firewall versehen. Allerdings kann ich dir nicht versprechen, dass er oder sie es nicht wieder schaffen wird. Wie gesagt, diese Person ist GENIAL! Aber ich hab da schon noch nen paar fiese Tricks...“ Er ließ meine Hand los und holte aus seiner Hosentasche einen Stick. Den stöpselte er an und begann wieder konzentriert zu arbeiten. Ich verlor schnell den Überblick, hatte eh keinen Nerv den schnellen Klicks von ihm zu folgen.
Ich ging wie betäubt auf den Balkon. Ich musste mich beruhigen und zündete mir eine Zigarette an.
Das Ganze war so krass. Erst diese merkwürdige SMS, dann diese Hackerattacke. Warum musste das passieren? Ich wollte so was nicht. Ich hatte meine Leben so schön neu geordnet, alles verarbeitet, gewisse Dinge verdrängt – war ein neuer Mensch geworden.
Und nun holte mich das Alles wieder ein. Ich wurde dazu gezwungen mich wieder mit Lexie zu beschäftigen...und mit Tom. Natürlich hatte ich Lexie nie verdrängt. Nein, die Person Alexandra Henning, meine beste Freundin, meine Seelenverwandte, sie trug ich ganz fest in meinem Herzen. Nur an ihren grausigen furchtbaren Tod wollte ich mich nicht erinnern. Diese schreckliche Nacht, in der es geschehen war, sie war aus meiner Erinnerung gestrichen. Und Tom, ihn hatte ich ebenso verdrängt. Ich hatte damals so starke Gefühle für ihn, die nie erwidert wurden. Auch die Erinnerung schmerzte, weil wir uns trotz Allem so Nahe standen und uns immer noch etwas verband. Und dann auch noch der Zufall, dass ich Toms ehemaligem Mitbewohner getroffen hatte. Das war Alles so unglaublich unwirklich. Mein Kopf dröhnte und ich fühlte mich extrem aus der Bahn geworfen. Ich wollte, dass alles wieder normal war. Inkognito und unnahbar vor mich hin leben. Kurz mal mit einem weinenden Auge an die Vergangenheit denken, mich aber auf die Zukunft konzentrieren. Stattdessen wurde ich von einem Unbekannten unterschwellig bedroht, hatte mich von Toms blöden Mitbewohner einlullen und küssen lassen und war meinen Freunden langsam mal eine Erklärung schuldig. Zu allem Überfluss hatte ich einen mordsmäßigen Kater, mir war schlecht und ich fühlte mich so richtig beschissen.
Ohne das ich es wollte kullerten mir Tränen über die Wangen und ich starrte verzweifelt auf die blank geputzten Fliesen meines Balkons. Plötzlich sah ich einen Schatten , ich sah auf und Erik stand mit einer verwunderten Miene vor mir. Er beugte sich zu mir runter und nahm mich unbeholfen in den Arm und tätschelte nervös meinen Rücken. Er hatte mit weiblichen Gefühlsausbrüchen nur wenig Erfahrung.
„Hey...oh Gott. Nicht weinen, bitte! Ähhh...brauchst du irgendwie nen Taschentuch oder so?“
Ich schniefte und schüttelte mit dem Kopf.
„Gut, ich hätte auch keins gehabt. Warum weinst du überhaupt? Ich mein, klar, dein Laptop wurde gehackt...aber das ist doch kein Weltuntergang. Ich hab doch alles wieder gerichtet!“ Er klang betreten und seine Worte sollten mich wohl trösten.
„Du verstehst das nicht.“
„Dann erkläre es mir! Ich versteh nämlich wirklich im Moment nichts und du weißt, dass ich Unverständnis nicht gewohnt bin, das macht mir Angst. Ich weiß doch sonst immer Alles!“ Er wollte die Situation entschärfen und mich aufmuntern. Dies schaffte er auch direkt und meine Tränen kamen mir albern vor.
Ich kicherte. „Jetzt weißt du wie ich mich immer fühle!“
„Wie kommst du nur damit klar?“ Wir grinsten uns an.
Er setzte sich neben mich und schwieg. Wartete auf eine Erklärung. Ich war sie ihm schuldig, aber ich wollte und konnte nicht über Lexie sprechen. Dann hätte ich ihm alles erzählen müssen, jedes schmutzige Detail. Er hätte ein vollkommen neues Bild von mir. Um ehrlich zu sein hatte ich sogar Angst, dass er mich danach nicht mehr mögen würde. Dass er geschockt sein würde von meiner Vergangenheit, von dem, was ich einst war. Mir wurde bewusst, wie viel mir seine Zuneigung bedeutete. Wie wichtig mir die Meinung meiner Freunde über mich war. Keiner sollte jemals erfahren, was ich getan hatte, denn dann wäre ich wieder allein. Wie nach Lexies Tod, als mich alle verabscheut hatten, mit dem Finger auf mich zeigten und nur noch mit dem Kopf schütteln konnten. Vorher war mir egal was Mitschüler, Bekannte oder Verwandte von mir dachten. Selbst meine Eltern waren mir nicht wichtig. Ich hatte Lexie und Tom, mehr brauchte ich nicht. Nach Lexies Tod hatte ich Niemanden mehr, Tom ließ sich nicht mehr blicken, er trug die selbe Verantwortung und wurde damit genau so wenig fertig. Wären wir uns noch einmal begegnet, wir hätten uns gegenseitig zerfleischt, weil jeder in dem anderen seine eigene Schuld so deutlich sah. Ich war also allein, redete nur das Nötigste, war abgestumpft, ein Zombie – ich sah keinen Sinn mehr. Dachte mehr als einmal an Selbstmord, hatte aber nie die Kraft zu handeln. Keiner kam an mich ran. Wie ich in diesem Zustand mein Abitur bestehen konnte, war mir unbegreiflich. Aber ich hatte mich aus dem Sumpf der Trauer, Resignation und des Selbsthasses befreit. Ich hatte meinen Neuanfang gehabt. Nichts um alles auf der Welt konnte mich dazu bringen das alles wieder kaputt zu machen.
Erik riss mich aus meinen Gedanken:
„Ist Lexie das Mädchen auf dem großen Bild in deinem Flur?“ ich zuckte zusammen. Er war so scharfsinnig.Wie zur Hölle kam er da drauf? Als könnte er Gedanken lesen sprach er weiter:
„Du hast einen Foto-Ordner auf dem Rechner namens Lexie. Tut mir Leid, ich hab ihn nur durch Zufall gesehen, ich wollte nicht spionieren.“ Ich sah ihn durch einen Tränenschleier an. Seine goldbraunen Augen blickten so sanft, so liebevoll, gar nicht überheblich, wie ich es von ihm gewohnt war. Sie hatten die Farbe von Bernsteinen... oder Whiskey. Ziemlich außergewöhnlich. Er schaute etwas verlegen und rückte sich aus Reflex die Brille zurecht, ihm war mein intensiver Blick wahrscheinlich unangenehm. Ich schaute sofort weg und suchte nach den richtigen Worten, sagte aber nur knapp:
„Ja, das ist Lexie.“ Es tat so ungewohnt gut ihren Namen laut auszusprechen.
„Ist sie eine Freundin von dir?“ Ich korrigierte ihn automatisch „Sie war meine Freundin.“
„Oh, das tut mir Leid, habt ihr euch gestritten?“ Seine Naivität war schon fast süß. Er war so schlau und doch so inkompetent sobald es um zwischenmenschliche Beziehungen ging. Ich antwortete knapp:
„Nein, sie ist gestorben.“
„Fuck!“
Dieses Wort konnte alles so wunderbar zusammenfassen. Ich nickte bedeutungsvoll wappnete mich innerlich gegen die unausweichliche Frage, was mit ihr passiert war. Doch er fragte nicht. Ein angenehmes Schweigen lag zwischen uns. Ich zündete mir noch eine Zigarette an. Er wedelte den Qualm vorwurfsvoll weg und stand auf.
„Dein PC ist soweit wieder sicher.“
„Tausend Dank!“
„Was machst du heute Abend?“ Ich sah ihn erstaunt an.
„Was? Sieh mich doch an. Mir geht’s furchtbar und ich sehe schrecklich aus. Ich mache gar nichts!“ Ich klang trotzig wie ein Kleinkind, er verzog den Mund zu einem frechen Grinsen.
„Schätzchen, du siehst nicht schrecklicher aus als sonst auch. Aber wenn du nicht weg willst, dann kommen wir eben zu dir!“ Ich dachte mich verhört zu haben „Wer sind wir?“
„Deine Freunde Maya! Luca, Kim und ich...und wenn du weiter so misstrauisch guckst, dann bring ich auch noch Franzi mit!“ Das war schon fast eine Drohung und ich ergab mich lachend meinem Schicksal.
„Okay okay...aber bring Wein mit!“ Er schüttelte schmunzelnd mit dem Kopf und machte sich wieder auf den Weg.

Auch wenn es mir nicht rosig ging und ich kaum Kraft hatte, begann ich trotzdem meine Wohnung zu putzen. Eigentlich war das unnötig, bei mir war es immer sehr sauber und ordentlich. Ich leidete unter einem manischen Putzzwang. Sobald etwas um mich rum chaotisch war, bekam ich kribbelige Hände. Unordnung machte mich verrückt. Deshalb hasste ich auch so die WGs. Also saugte ich den eh schon staubfreien Boden, wusch die 2 Tassen vom Kaffee, wischte alle Regale und Böden feucht ab, bezog mein Bett neu, schrubbte die glänzenden Fliesen und Armaturen im Bad...powerte mich so richtig aus und verdrängte jeden Gedanken an Tom oder Lexie – erfolgreich.
Nachdem ich fertig war, begann ich mich selbst wieder herzurichten. Ich schminkte mich nochmal richtig, frisierte mir die frisch gewaschenen Haare und ging zu meinem Kleiderschrank. Die Schlabberklamotten tauschte ich gegen einen Mini-Rock und ein schlichtes weißes eng anliegendes Trägertop.
Ich trat vor den Spiegel. Dank dem Make-Up konnte ich die Spuren der letzten Nacht ganz gut verbergen, trotzdem erkannte ich noch Augenringe. Ich sah dünn aus mit dem engen Oberteil. Ich fühlte mich auch so, mein Bauch war irgendwie hohl. Erschrocken stellte ich fest, dass es bereits kurz vor Sechs war und ich noch nichts gegessen hatte. Hunger empfand ich trotzdem nicht. Ich war zu aufgewühlt, zu unruhig. Ich rauchte lieber noch Eine. Mein Brummschädel war so gut wie verflogen, also machte ich mir noch eine Flasche Wein auf. Es war ja Samstag Abend, beruhigte ich mein schlechtes Gewissen und in der Woche trank ich auch nur äußerst selten. Ich fühlte mich ein bisschen schlecht, da ich dem Essen Alkohol und Zigaretten vor zog.
Auf dem Balkon herrschte ein mehr als friedliche Stimmung. Die Sonne stand noch halb hoch am Himmel und durchflutete die Stadt mit einem angenehmen gelben Licht. Die Kater dösten friedlich auf den Stühlen. Eine kleine Hummel bahnte sich den Weg durch das Katzennetz und umschwirrte brummend meine Balkonbepflanzung. Ich nippte an dem Wein, schloss die Augen und genoss die Wärme auf meinem Gesicht.
Ich liebte die Sonne. Wieder ein genüsslicher Zug an der Zigarette, Pablo wurde durch die Hummel wach, sah mich und stand sich langsam räkelnd auf. Er tappte zu mir und sprang schnurrend auf meinen Schoß. Ich streichelte ihn gedankenverloren das weiche Fell. Dies war ein Moment der Ruhe, tiefste Entspannung; Sorgen hatten hier keinen Platz. Und ich nickte automatisch ein.
Meine Haustürklingel riss mich aus dem Schlaf. Die Sonne stand schon tief am Himmel und ich sprang erschrocken auf. Dabei schubste ich den armen Kater von meinem Schoß, welcher mit einem empörten Laut davon lief. Ich ging zur Tür und fragte wie immer, wer da sei. Es waren Luca, Erik und Kim. Während sie den Aufstieg bezwangen lehnte ich mich verschlafen an den Türrahmen und sah automatisch auf mein Handy. Kein Anruf, keine SMS – wie beruhigend mal zur Abwechslung.
Die Drei waren gut drauf, hatten 2 Flaschen Wein, Chips und DVDs dabei. Wir saßen in gemütlicher Runde zusammen, lachten über den gestrigen Abend, tranken, erzählten – hatten Spaß. Erik verlor kein Wort über den Hackerangriff und auch Kim fragte nicht nach Jesse und woher er mich kannte, obwohl ich ihr ja versprochen hatte es ihr zu erzählen. Wieder einmal mehr wurde mir bewusst, wie viel mir meine Freunde bedeuteten und gelobte mir selbst Besserung. In Zukunft würde ich mich mehr mit ihnen und ihren Problemen auseinander setzen, richtig zuhören und nicht nur Interesse vorheucheln.
Kim und ich gingen auf den Balkon.
„Das war ja gestern mal so ein richtiger Reinfall mit den Männern.“ Kim schüttelte mit dem Kopf und verzog den Mund zu einem abfälligen Grinsen. Ich stimmte ihr zu:
„Das kannst du laut sagen.“
„Woher kanntest du nochmal diesen Jesse?“ Oh Nein. Das war klar. Ich überwand mich und hielt mein mir eben erst gegebenes Versprechen.
„Ich kannte ihn nicht. Er war wohl der Mitbewohner eines ehemaligen Freundes von mir...von Damals.“ Ich blickte sie schüchtern an, versuchte ihr über meinen Gesichtsausdruck mitzuteilen, dass das im Moment alles war, was ich ihr zu erzählen hatte. Kim verstand mich, sie seufzte:
„Versteh schon, du willst nicht drüber reden. Wie immer...“
„Worüber will sie nicht reden?“ Eriks tiefe melodische Stimme unterbrach uns, er und Luca traten auf den Balkon. Luca beantwortete die Frage:
„Mit Sicherheit über den tätowierten Gangster, den sie gestern nach dem Küssen fast vollgekotzt hätte!“ Luca klang mehr als amüsiert, ich verdrehte die Augen, Kim kicherte vor sich hin. Erik dagegen fragte verblüfft „Ihr habt euch geküsst?“ Er klang schockiert, ich zuckte gelangweilt mit den Schultern.
„Ja...kurz...und es war nicht mal toll...“
„Es war wortwörtlich zum KOTZEN!!“ Luca kringelte sich vor Lachen, ich warf ihm einen verärgerten Seitenblick zu, Kim blickte betreten zur Seite und versuchte ihre zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen. Erik schüttelte verständnislos mit dem Kopf. Ich konnte seine Miene nicht deuten, er sah irgendwie beleidigt aus. Sein Blick brachte mich aus unerklärlichen Gründen dazu, mich rechtfertigen zu müssen.
„Ich war betrunken...sehr sogar! Was sollte ich denn machen. Er hat mich einfach geküsst...ich war machtlos.“ Ich grinste verschmitzt. Ich verstand nicht, warum ich so einen verteidigenden Ton angeschlagen hatte und wollte mit einem Lachen den Worten die Schärfe nehmen. Doch Erik fand das gar nicht lustig:
„Na dann trink doch noch nen bisschen mehr, dann kannst du dich heute wieder von dem nächstbesten Penner küssen lassen.“ Er kehrte auf dem Absatz um und ging wieder in meine Wohnung.
Er lies uns schweigend zurück. Kim sah mich verwirrt an:
„Was war das denn grad?“ Ich schüttelte perplex den Kopf und hob entwaffnend meine Hände:
„Kein Plan!“ Ich sah auf eine Erklärung hoffend zu Luca. Der schaute nur mit trauriger Miene Erik hinterher und blieb stumm.
„Lasst uns auch wieder rein gehen.“ schlug Kim vor, ich nickte.
Erik saß mit Diego auf dem Schoß auf meinem Sofa und startete grad den DVD-Player. Ich lies mich neben ihn nieder, er würdigte mich keines Blickes. Kim und Luca nahmen auf der anderen Seite der Couch platz.
Der Film startete, irgendein Horror-Splatter-Scheiß. Ich neigte meinen Kopf leicht zu Erik, er roch noch immer nach diesem Weichspüler, warm und sauber, und flüsterte ihm zu:
„Das war grad echt gemein! Warum sagst du so was?“ Er flüsterte zurück.
„So war das nicht gemeint. Ich mach mir nur Sorgen...“ Sorgen? Um mich? Wie viel hatte Erik schon getrunken? Ich sah verstohlen zu seinem Glas, fragte aber nur:
„Warum?“ Er atmete scharf ein und lies sich mit seiner Antwort Zeit. Ohne mich anzusehen sagte er:
„Nur so Maya...nur so...“ Ich betrachtete ihn von der Seite, wartete auf weitere Erklärungen, doch er blickte stur zum Fernseher. Ich kam nicht umhin sein Profil zu bewundern. Er hatte ein ausgeprägtes Kinn, eine niedliche Stupsnase und feine Züge. Seine Haut sah babyzart aus. Die Brille stand ihm sehr gut, sie passte perfekt zu seinem Gesicht. Die dichte Haarmähne hing ihm verwegen in der Stirn und stand wieder ganz verwuschelt von seinem Kopf ab. Es sah aus, als hätte er Stunden für das Stylen gebraucht, doch selbst dann würden die Haare nicht so perfekt natürlich aussehen. Erik war wirklich hübsch und ich fragte mich ernsthaft, warum er seid unserer Bekanntschaft noch nie eine Freundin gehabt hatte.
Ich verdrängte den Gedanken und drehte mich wieder zum Film. Irgendeine schwarzhaarige Home-Coming-Queen wurde soeben brutal abgeschlachtet. Ich hasste solche Filme. Mein Kopf war schwer vom Wein und es dauerte nicht lange und ich schlief ein.
Ein Klingeln weckte mich. Ich atmete einen warmen vertrauten Geruch ein und fühlte mich mehr als geborgen. Ich wollte die Augen nicht öffnen.
„Psst....Maya! Dein Handy klingelt!“ Eriks sanfte tiefe Stimme, er tippte mir zaghaft auf die Schulter. Ich fuhr hoch, ich hatte mit Kopf an seiner Schulter gelehnt geschlafen. Mir ging durch den Kopf, dass seine Schulter verdammt gemütlich war, dann sah ich auf mein Handy. Unbekannte Nummer. Wie ich es hasste. Wer rief mich so spät an? Ich zögerte, wollte nicht abnehmen. Kim sah mich erwartungsvoll an und ich ging widerstrebend ran: „Hallo?“ Ich klang noch verschlafen.Ich wartete auf eine Antwort, lauschte in das Rauschen der anderen Leitung, dann sprach die schönste Stimme der Welt zu mir:
„Maya? Ich bins...Tom!“





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