Autor: Maggie
veröffentlicht am: 10.02.2012
So...Knall auf Fall geht es weiter...und ich geh auf einen Wunsch ein ;)
Der Teil ist etwas kürzer, hat mir aber besonders viel Spaß beim Schreiben gemacht.
LG Maggie
Keine 10 Minuten später klingelte es an meiner Tür.
Obwohl ich genau wusste, wer unten vorm Eingang stand, fragte ich trotzdem durch die Gegensprechanlage. Ich hörte die Geräusche der Straße, dann Eriks tiefe Stimme: „Deine Rettung!“
Ich drückte auf den Knopf, öffnete meine Wohnungstür und lauschte seinen Schritten, 4 Stockwerke musste er aufsteigen und ich hörte ihn immer näher kommen. Als er die letzten Stufen hoch lief, beobachtete ich ihn und wunderte mich, dass er kaum aus der Puste war. Ich war es gewohnt die endlosen Stufen zu erklimmen, schnaufte aber noch immer wie ein Nilpferd nach jedem Aufstieg.
Er sah auf und lächelte. Ich begrüßte ihn mit einem „Na endlich!“ Er zog die Augenbrauen hoch, musterte meine Erscheinung und sagte in seinem üblichen sarkastischen Tonfall: „Grad aufgestanden, was?“
Erschrocken stellte ich fest, dass ich mich noch gar nicht geschminkt hatte und mir die Haare nach dem Duschen nur in ein Handtuch gewickelt hatte. Mit meinem kleinen Turban auf dem Kopf, den geschwollenen Augen und den schlabbrigen Klamotten gab ich sicher nicht das umwerfendste Bild ab. Erik dagegen sah aus, wie aus dem Ei gepellt. Er trug ein weißes Hemd, die Ärmel schlicht hochgekrempelt, eine dunkle Stoffhose und schicke Schuhe. Nur seine Haare waren wie immer total verwuschelt und ein Stück zu lang. Er schob sich an mir vorbei, warf mir einen gespielt verächtlichen Blick zu und schob seine Brille mit dem großen dunklen Rahmen zurecht. Ich mochte diese Geste an ihm. Drinnen begrüßte er die Kater:
„Na ihr dicken verwöhnten Stubentiger!“
„Die sind nicht dick, die sind nur plüschig!“ gab ich verteidigend zurück.
„Mhm, schon klar!“ Er streichelte Diego lässig über den Rücken, während Pablo um seine Beine strich. Die Kater mochten ihn. Erik war nicht oft bei mir zu Besuch, aber wenn er mal da war, denn klebten die Kater an ihm. Ich hatte keine Ahnung, was er an sich hatte. Im Prinzip war ich ziemlich besitzergreifend, wenn es um meine Kater ging und dass sie ihn ohne weiteres so mochten, wo sie doch sonst panische Angst vor allen Menschen außer mir hatten, versetzte mir einen dummen Stich der Eifersucht.
„Du bist nicht zum Kater streicheln her gekommen, oder?“ fragte ich ihn bissig. Sofort tat mir die fiese Frage Leid, doch es war zu spät, es war bereits aus mir raus gesprudelt. Ich stand so unter Anspannung, außerdem hatte ich immer noch gemeine Kopfschmerzen und mir war schlecht. Er sah mich verletzt an:
„Was soll das denn jetzt? Ich kann auch wieder gehen. Ich hab mich nicht angerufen und um Hilfe gebettelt!“
„Ja...tut mir leid!“ ich fasste mir an die Stelle zwischen den Augen, senkte den Blick und versuchte die richtigen Worte zu finden „Wirklich...Sorry! Mir geht’s... noch nicht so gut und ich steh leicht unter Schock, außerdem war das gestern ein furchtbarer Abend und mir ist schlecht und ich hab Angst wegen dem scheiß Hacker und...“ Er unterbrach mich:
„Ja ja, schon gut. Im Jammern bist du echt spitze. Jetzt zeig mir mal die alte Mühle und ich schau, was ich noch retten kann!“ Ich lächelte ihn reumütig an und reichte ihm besagtes Gerät. Den Seitenhieb überging ich ganz geflissentlich.
Sofort war Erik in seinem Element. Mit ernstem Blick, gespitzten Lippen und konzentrierter Miene starrte er auf den Bildschirm. Seine Finger rasten über die Tastatur, die Maus klickte ununterbrochen. Ich fragte ihn, ob er auch einen Kaffee wollte. Er antwortete mit einem schlichten „Mhmpf!“ Ich war mir sicher, dass er nicht mal verstanden hatte, was ich ihn fragte. Ich hätte genauso gut sagen können, dass ich mich nackt ausziehen wolle, er hätte nicht anders reagiert. Unter anderen Umständen hätte es mich sogar gereizt dies auszuprobieren, doch ich war weiß Gott nicht für so etwas in der Stimmung.
Ich ging in die Küche um Wasser aufzusetzen. Während der Kaffee durch lief, verschwand ich schnell im Bad um wenigstens die Haare zu kämmen und nen schlichtes Makeup aufzutragen. Die Haare waren noch etwas feucht und ich beschloss sie an der Luft trocknen zu lassen. Der Kaffee war fertig. Ich goss mir und Erik ein, ging wieder ins Wohnzimmer und nahm auf dem Sofa gegenüber von ihm platz. Er war noch immer in den mir unverständlichen Weiten meines Laptops vertieft und schimpfte leise vor sich hin. Seine hellbraune Wuschelmähne stand noch schlimmer von seinem Kopf ab, die goldbraunen Augen wanderten hin und her, hoch und runter. Wieder rückte er seine Brille zurecht. Ich musste Grinsen. So kannte ich Erik. Ich war froh, dass ich mir die Mühe gemacht hatte, ihn besser kennen zu lernen. Er war ein toller Freund und hatte mich noch nie im Stich gelassen. Ich war mir sicher er würde den Schaden wieder beheben können, er war genial im Umgang mit Computern, ich zweifelte keine Sekunde an seinen Fähigkeiten.
Er raufte sich mit einer Hand die Haare, murmelte etwas unverständliches und krempelte sich die Ärmel seines Hemdes weiter hoch. Plötzlich fiel mir auf, dass seine Oberarme richtig muskulös waren. Wie kam das denn? Ich fragte ihn verwundert: „Was ist denn mit deinen Armen passiert Erik? Gehst du trainieren?“
Er schaute verärgert durch meine Unterbrechung auf und fragte verwundert „Was?“
„Deine Arme!“ Ich deutete auf ihn „Du hast ja richtig Muskeln! Gehst du ins Fitnessstudio?“
„Ja, das mache ich tatsächlich. Und stell dir vor, schon seid über einem Jahr! Und das wüsstest du auch, wenn du dich zur Abwechslung mal für das Privatleben deiner Freunde interessieren würdest!“ Autsch! Das tat weh. Ich machte einen Schmollmund und trank verlegen meinen Kaffee.
„Nur weil du nicht gern über deines sprichst, heißt das nicht, dass du unseres ignorieren musst“ Seine Stimme klang schon etwas sanfter. Ich nickte nur, er wandte sich wieder dem Laptop zu. Ich dachte über seine Worte nach. Wieso war mir nicht in Erinnerung geblieben, dass Erik ins Fitnessstudio geht? Die Antwort war einfach: Weil es mich nicht interessiert hatte. Genauso wenig, wie es mich interessierte ob Kim sich ein neues Tattoo stechen ließ, mit wie vielen Frauen Luca die letzte Nacht verbracht hatte oder ob Franzi und Christian sich wieder versöhnt hatten. Ich war eine miese oberflächliche Freundin und mich beschäftigten nur meine eigenen Probleme. Die Tatsache war mir nicht neu, aber es tat weh zu erfahren, dass meinen Freunden dies negativ aufgefallen war und es sie - offenbar – verletzte. Na toll, jetzt fühlte ich mich noch schlechter! Ich beschloss eine rauchen zu gehen, schnappte mir meine Zigaretten und war auf dem Weg zum Balkon. Erik hielt mich auf.
„Bevor du deinen eh schon durch deinen Lebenswandel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit frühzeitigen Tod noch ein Stück näher rücken willst, solltest du dir das hier vielleicht erstmal ansehen.“
Ich verleierte die Augen, Nichtraucher konnten manchmal so nerven. Doch ich war gespannt auf sein Ergebnis. Ich setzte mich direkt neben ihn, mein nackten Beine waren direkt an seine gelehnt und ich bemerkte wie sein Blick kurz an ihnen hängen blieb. Ich grinste innerlich, ja, auch Erik war nur ein Mann. Er begann irgendein Fenster zu öffnen und begann in komplizierten Fachchinesisch mir meine Firewall zu erklären. Ein angenehmer Geruch drang mir in die Nase und ich schnupperte an ihm, sein Hemd roch himmlisch nach Weichspüler. Der Duft umnebelte ihn, er trug kein Parfüm. Ich unterbrach seine Ausführungen: „Mhmmm...du riechst gut, so schön nach Weichspüler!“
„Ähh...ja...und du riechst nach irgendeiner süßen Nachspeise...könntest du jetzt bitte...!“ Er nickte zum Laptop. „Konzentrier dich doch einfach mal!“ Ich konterte pikiert:
„Wenn du nicht so geschwollen reden würdest, könnte ich dir auch folgen. Sprich doch einfach normal und sag mir was los ist!“ Er zog genervt die Augenbrauen hoch, seine Stimme klang entrüstet:
„Wie du durchs Studium gekommen bist, ist mir noch immer ein Rätsel. Aber egal, Fakt ist: Irgendjemanden ist es erfolgreich gelungen deine Firewall, die im übrigen eine sehr schlechte ist, zu umgehen. Dabei hat er nicht die Spur eines digitalen Fingerabdrucks hinterlassen. Er hat keinen Virus installiert, keinen Trojaner aktiviert und es war auch keine Hackergemeinschaft...und um ehrlich zu sein ist mir völlig schleierhaft, was diese Person von deinem mickrigen Rechner wollte. Ich weiß natürlich nicht, ob dir irgendwelche Dateien fehlen, Bilder oder so. Allerdings ist das für mich nicht nachvollziehbar. Wer sollte einen solchen Aufwand für ein paar uninteressante Fotos von dir betreiben?“ Ich schaute ihn beleidigt an.
„Uninteressant?!“
„Ja, nicht so wie du denkst. Maya, derjenige, der hier gehackt hat, ist extrem schlau, hat sich ne Menge Mühe gegeben und wahrscheinlich Wochen für das Eindringen in deinen PC gebraucht. Es ist heutzutage wahnsinnig schwierig selbst schlechte Firewalls zu umgehen. Das kann kein Normalo, selbst ich hätte damit Schwierigkeiten. Hier war ein Profi am Werk!“
Ich schluckte schwer, das machte mir Angst. Er fuhr fort:
„Was ich aber noch immer nicht kapiere: Was hat das mit deinen Passwörtern zu tun?“ Mein Gehirn ratterte und es machte sofort Klick. Ich vergrub meinen pochenden Schädel in den Händen und sagte nur „Scheiße! Ich bin so doof!“ Erik nahm mich in den Arm und sagte lachend: „Na na...das wussten wir doch schon! Das dich die Erkenntnis grad so schockt?!“ Ich antwortete verzweifelt: „Ich kenne den Zusammenhang mit den Passwörtern.“ Er rückte wieder seine Brille zurecht und sah mich erwartungsvoll an, den nächsten Satz konnte er sich nicht verkneifen: „Ahhh, doch nicht so doof. Spucks aus!“ Ich sah ihn resigniert an, meine Kehle war staubtrocken und meine Stimme klang brüchig: „Geh mal auf eigene Dateien, da gibt es einen Ordner namens privat. Klick da mal rein.“ Er folgte meinen Anweisungen, überflog die Dateien im besagten Ordner und hielt an einer Textdatei mit der Unterschrift „Passwörter“ hängen.
„Oh Nein. Ist das dein ernst?? Frauen!!! Das ist so typisch!“ er schüttelte fassungslos mit dem Kopf. Dann klickte er die Datei an, sie öffnete sich und mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken runter. Ungläubig starrte ich auf das Schreiben. Kalter Schweiß brach mir aus und ich klammerte mich an Eriks Hand fest.
In dieser Liste hatte ich neben jeden Internetaccount, sei es Facebook oder eBay, meine Passwörter geschrieben. Doch jetzt waren die alten Passwörter durchgestrichen und hinter jedem stand:
Lexie
Lexie
Lexie
Lexie
Lexie
Lexie...
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