Autor: emeliemia
veröffentlicht am: 25.04.2014
So, hier geht es auch weiter. Der Teil ist etwas kurz geworden, aber ich wünsche euch dennoch viel Spaß beim Lesen! :)
»Wuah!«, ruft er aus und wirbelt herum. »Summer! Mann, hast du mich erschreckt!«
Oh Gott, ist das peinlich. Ich merke, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Was hast du dir nur dabei gedacht, Summer?
Sam braucht einen Moment um sich wieder zu beruhigen.
»Das ist ja mal eine Begrüßung.«, murmelt er schließlich, grinst dann aber. Jedoch verschwindet sein Grinsen, als sein Blick auf meine Füße fällt.
»He, du blutest!«
Jetzt, wo ich auf meinen Fuß schaue, ist das Stechen wieder da. Scheiße.
»Komm, ich bringe dich zu mir, dann kann meine Mutter dich verarzten.«, meint er, nimmt vorsichtig meinen Arm, legt ihn sich um die Schulter und hält meine Hand fest. Dann schlingt er seinen anderen Arm um meine Taille.
Es ist, als würde mir jemand einen Stromschlag versetzen. So nah, war ich ihm bisher noch nie. Überhaupt, so nah war ich einem Jungen noch nie. Seine Haut ist warm und riecht gut.
Kann man sich gleichzeitig elektrisiert und weich wie Butter fühlen?
- Sam -
Summer ist unglaublich schmal. Ich kann ihre Rippenknochen spüren. Ihr Kopf geht mir ungefähr bis zur Schulter und der Duft ihres Shampoos steigt mir in die Nase. Nach Zitronen, duftet sie.
Konzentriere dich Sam, sie ist verletzt, sage ich mir und richte meinen Blick auf den Pfad.
Kann ein Mensch für jemanden gleichzeitig Himmel und Hölle sein?
In ihrem Fuß hat sich ein Splitter gebohrt, aber laut meiner Mutter ist es nicht so schlimm, wie es aussieht. Sie reinigt Summers Fuß in einem desinfizierenden Bad und dann zieht sie vorsichtig den Splitter raus. Summer verzieht keine Miene. Ich hingegen, kann da gar nicht hinsehen, auch wenn ein Splitter nun wirklich nicht sehr schlimm ist.
»Du solltest dir vielleicht eine Socke über den Verband anziehen.«, meint meine Mutter, als sie fertig ist. Summer starrt sie an. Ich trete rasch hinter sie und bedeute meiner Mutter mit Handzeichen, dass sie sich gerade gewaltig auf dem Holzweg befindet.
Sie ist bisher immer barfuß gelaufen. Und so wird es auch bleiben, da bin ich mir sicher.
»Na ja, mach wie du es möchtest, Summer.«, lenkt meine Mutter sofort ein und Summers Gesicht entspannt sich ein wenig. »Sam, hast du schon gefrühstückt?«
»Weiß ich nicht.«, gebe ich wahrheitsgemäß zu und grinse dann. »Aber ich könnte schon was essen.«
Meine Mutter schüttelt lachend den Kopf und verschwindet in der Küche. »Irgendwann futterst du mir noch die Vorratskammer leer!«
Summers Mundwinkel zucken leicht nach oben, als sie das sagt und ich könnte schon wieder jubeln.
»Komm.«, sage ich und helfe ihr hoch. »Du hast sicherlich auch Hunger.«
- Summer -
Mein Fuß fühlt sich seltsam an. Kein Wunder, denn sonst bin ich immer barfuß gelaufen. Ich habe so gut wie nie Socken, geschweige denn Schuhe getragen.
Im Radio läuft das Lied Wrong Directions. Es ist ein schönes Lied, keine Frage, aber irgendwie passt es gerade nicht zu der lockeren, ungezwungenen Stimmung, die hier gerade herrscht.
»Ich glaube, unser Rundgang durch den Ort können wir vergessen.«, meint Sam schließlich verdrießlich, als wir fertig gegessen haben. Anscheinend hat er sich schon darauf gefreut mit den Ort zu zeigen und ich habe ihm mit meinem Fuß einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Das schlechte Gewissen plagt mich. Ich hätte genauer schauen müssen, wo ich hinlaufe, stattdessen renne ich blindlings durch die Gegend.
»Ihr könnt ja eine Fahrradtour mit dem Tandem machen, Sam.«, schlägt Jenny vor. »Summer geht dann nach hinten. Du müsstest dann für euch beide strampeln.«
Sam überlegt. Dann nickt er und ich frage mich, was ein Tandem ist. Davon habe ich noch nie gehört.
»Gut, dann hol das schon mal aus dem Schuppen. Ich mache wieder den Abwasch.«, meint Jenny und beginnt die Teller zu stapeln. Sam erhebt sich und verschwindet aus der Küche. Ich fühle mich ein wenig verloren, da ich nichts machen kann. Jenny bemerkt das, aber lächelt mich nur warm an. Ihr Blick sagt mir, dass ich kein schlechtes Gewissen zu haben brauche.
Einige Augenblicke später kommt Sam wieder rein.
»Ein Wunder, es ist nicht kaputt!«, grinst er breit, kommt zu mir, beugt sich runter, legt seine Arme um mich herum und zieht mich vom Stuhl. Das alles macht er mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als wäre es nicht erst das zweite Mal. »Mal schauen, ob du humpeln kannst.«, meint er fröhlich und der Miesepeter von vorhin ist verschwunden. »Tschüss, Mom. Bis nachher!«
Mein Gesicht fühlt sich heiß an und ich wette, dass ich wieder so stark glühe wie eine Ampel. Draußen am Zaun steht ein Art längliches Fahrrad mit zwei Sätteln und zwei Lenkern. Mit gemischten Gefühlen aus Interesse und Misstrauen beäuge ich es. So etwas ist also ein Tandem. Dieses ist hellblau, an einigen Stellen bereits ein wenig verrostet, aber es hat seinen Charme.
Ich merke, wie Sam mich beobachtet. Als ich ihm ins Gesicht blicke, lächelt er und mein Herzschlag beschleunigt sich ein wenig. Er hält mich immer noch fest.
»Bist du schon einmal mit so was gefahren?«, fragt er und sein Atem berührt meine Haut und hinterlässt eine Gänsehaut. Seine Körperwärme greift auf mich über und ich merke, wie die Starre in meinem Nacken langsam schmilzt. Mein Puls rast, als ich vorsichtig mit dem Kopf schüttele.
Sams Augen strahlen noch heller als die Sonne und ich glaube, es hätte nicht viel gefehlt, bis er mich geküsst hätte. Er gibt sich viel Mühe, um nicht wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen, um nicht zu zeigen, dass er beinahe platzt vor Stolz. Sam versucht sich normal zu verhalten und ich rechne ihm das sehr hoch an. Vielleicht ist es auch deswegen, dass mein Puls in seiner Nähe so verrückt spielt.
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