Flügelschlag - Teil 8

Autor: melisaliebtbücher
veröffentlicht am: 04.04.2013


Kapitel 8 : Sie (Daniel)
In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so zerbrechlich gefühlt oder verletzt. Ich dachte ich wäre immun gegen alles, wäre stark. Aber alles änderte sich. Nicht nur wie ich mich gesehen hatte. Mein Leben hatte sich geändert. Ein Blick hatte mir genügt und ich verfiel in eine Trance bei der ich dachte nie wieder erwachen zu können. Wie sie da gesessen hatte und so… wunderschön ausgesehen. Sie saß ganz und gar schön aus. Mit den braunen Haaren die sanft und ganz zärtlich ihr Gesicht umrahmten. Ihre rosigen, vollen Lippen die mich bei jedem Anblick um den Verstand brachten. Sie waren Schuld daran, dass ich jeden Tag leiden musste wenn ich sie nicht sah. Ich rede von ihren smaragdgrünen Augen. Die egal ob sie traurig, wütend oder verletzt waren, die immer leuchtender funkeln als jeder Sonnenstrahl im Universum. Doch als ich sie heute sah, wie sie da angehumpelt kam, ihre Jeans einen, nein gar zwei Löcher hatten, das so aussah als ob man sie mit Gewalt gerissen hatte. Auf ihrem honigfarbenen Sweater klebte Blut und ich roch diesen Geruch von ihr bis rüber zu mir. Ihr Gesicht war vor Schmerzen verzerrt. In diesem Moment starb etwas in mir. Bis ich begrief, dass das was in mir gestorben war, mein Herz gewesen ist. Ich eilte ihr zu Hilfe.

Die 3 Minuten in der ich sie fest hielt war die schönste Zeit meines wertlosen Lebens geworden. Bis mir klar wurde, dass mein dar sein in ihrer Nähe weit aus mehr waren als nur wertlos. Diese Gelegenheit nutzte ich aus und sog all ihren Duft in mich ein. Unwillkürlich musste ich lächeln. Sie roch nach Rosen und nach etwas, dass nicht in meinem Wortschatz vorhanden war aber der wundervollste Geruch der mir je in die Nase gekrochen war er auf jeden Fall.
Viel zu schnell sind wir oben in der 2.og angekommen. Ich durfte nicht schwach werden. Nicht jetzt. Nicht so. Nicht bei ihr.
„Dankeschön, du hattest Recht ich habe wirklich Hilfe gebraucht.“, sie lächelte mich wehmütig an. Ich wollte <Ich helfe dir gern wieder> oder <Ich würde dir immer helfen>, aber ich musste mich zurück halten.
„Klar.“, sagte ich und drehte mich um und lief zu den Treppen. Ich rannte runter. Die letzten 8 Stufen übersprang ich. Ich schnellte aus dem Schultor und war heil froh darüber jetzt in der frischen Luft zu sein. Ich füllte meine ausgehungerten Lungen mit frischer, kalter Luft. Das tat gut. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich verstand die Welt nicht. Ich verstand nicht mal mich. Mir selbst konnte ich nicht erklären warum ich in der Nähe von Jearinne so aus der Fassung komme. Jedes mal kostete es mich eine so große Überwindung mich von ihr zu lösen und sie einfach da stehen zu lassen. Es fühlt sich so an als ob ich mein Leben verlasse.
Augenblicklich schüttelte ich denn Kopf, um sie aus meinen Gedanken zu verbannen, doch so einfach war es nicht, das war es noch nie.
Nachdem ich mich beruhigte hatte, ging ich die Treppen hoch zu meinem Unterricht. Als ich die Klasse betrat, erkannte ich meinen Fehler. Mr.Conklin saß vor seinem Schreibtisch und wartete bis die Klingel schirrte. Chemie. Mein Blick glitt zu meinem wie üblichen Sitzplatz, dort, wie immer schön, saß Jearinne. Die Art wie sie gerade aussah war wunderschön. Sie schaute verträumt aus dem Fenster und war ganz in ihre Gedanken verloren. Sie bemerkte mich nicht einmal als ich mich neben sie setzte. Sie starrte immer noch aus dem Fenster, wie gebannt. Ich räusperte mich doch darauf reagierte sie nicht.
„Jeara?“.
„Hm?“, sie zuckte zusammen und sah mich mit diesen unergründlichen Augen an.
„Du hast nicht auf mich reagiert.“, brachte ich heraus. Sie sah mich verwirrt an.
„Tut mir leid.“, sagte sie anschließend nachdem sie verstanden hatte auf was ich gedeutet hatte.
„Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann tauche ich total ab, weil mich der Wald fasziniert.“, bei den Wörtern Wald und faszinieren funkelten ihre Augen vor Aufregung. Schließlich ertappte sie mich wie ich sie anstarrte woraufhin ich lächelte und mich dem Lehrer widmete, der immer noch müde auf seinem Stuhl saß. Ich lugte über meine Schulter zu Noah und den anderen. Sie sahen alles irgendwo anders hin, also tat ich das Gleiche.
Nur das ich dabei an das Mädchen neben mir dachte.

Wir setzten uns in die hinterste Reihe, soweit entfernt von den Menschen, wie der Raum es zuließ. Mein Tablett platzierte ich vor mir, Noah und die restlichen gesellten sich dazu. Noah, der sich vor mir hinsetzte schaute mich an. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck, der bedeutet nichts gutes. Ich ließ mein Blick durch die Cafeteria schleichen, um sicher zu gehen, dass keine Augen auf uns gerichtet waren. Jeder war mit sich selbst oder mit jemand anderem beschäftigt nur nicht mit uns. Das war zumindest mal etwas Gutes. Ich wandte mich wieder Noah zu, der den Blick auf alle gerichtet hielt. Er hatte unsere volle Aufmerksamkeit. Er atmete tief ein und die Worte sprudelten wie ein Wasserfall aus ihm.
„Ich habe wieder einen gesichtet. Es war in der Nähe der von Houston. Sie haben unsere Fährte aufgenommen und sind kurz davor und ausfindig zu machen. Wir dürfen nicht länger da sitzen und darauf warten, dass man uns Befehle gibt wie müssen so bald wie möglich handeln. ES war nämlich nicht nur einer der zusehen war sondern gleich 4.“, er atmete wieder aus. Eine ganze Weile sagte niemand was und ich weiß auch nicht wie viel Zeit vergangen war bis Brian das Wort nahm.
„Meinst du etwa Sie, sind wieder da?“, seine Stimme bebte vor Wut und er biss die Zähne zusammen sodass sie knirschten. Noah nickte stumm.
„Wann hast du sie gesehen?“, fragte Colin dessen Körper sich angespannte hatte.#
„Gestern.“, es war kaum mehr als ein Flüstern.
„Was? Dass sie so schnell sind wusste ich ja gar nicht. Sie werden immer gerissener.“, ich sprach mit voller Abscheu.
„Ja aber es war Meilen weit weg von hier, ist doch so?“, diesmal ergriff Colin wieder das Wort. Er klang ein bisschen skeptisch nach seiner Vermutung.
„Ja aber sie haben die Richtung nach Boston eingeschlagen. Sie könnten noch ungefähr ein paar Wochen brauchen um uns zu erwischen, aber es ist riskant.“.
„Was hattest du überhaupt in Houston zu suchen?“, fragte Kyle.
„Das war unsere vorletzte Bleibe ich wollte nachsehen ob da alles in Ordnung ist.“.
„Du sagtest wieder?“, Ethan der die ganze Zeit nur stumm zugehört hatte mischte sich jetzt ein und er klang misstrauisch.
Noah stieg die Röte ins Gesicht und wendete sein Kopf in eine andere Richtung. Mit meinem Fuß stupste ich seinen an. Zuerst schaute er mich grimmig an aber dann seufzte er drehte sein Gesicht wieder zu uns.
„Ich habe Sie nicht wirklich gesehen, aber daher mein Wahrnehmungssinn stärker ist als euer, konntet ihr Sie unmöglich riechen.“, er blickte diesmal direkt mir in die Augen und ich konnte Schmerz und Wehmut in seinen Augen lesen.
„Und weiter!“, drängte ich ihn.
„Heute hat… Jeara nach Ihnen gerochen. Ich hätte Sie fast nicht wahrgenommen, weil Jearas Geruch sie fast überdenkt hätte aber diesen Aschegeruch könnte ich überall wieder erkennen.“, er sah mich immer noch mit diesem Ausdruck in den Augen an. Ich erstarrte, ein Schauer lief meinen Rücken runter und mir klappte die Kinnlade runter. Als hätte ich verlernt wie man sie wieder zu macht benötigte ich viel Aufwand dafür.
Jeara war mit einem in Kontakt gekommen? Das ist doch unmöglich? Was wenn sie in Gefahr ist? Mir schwirrten tausend Fragen durch den Kopf die ich mir selbst nicht beantworten konnte. Wenn ihr was zustoßen sollte wäre das allein unsere Schuld. Nicht nur ich könnte mir das nie wieder verzeihen sondern Noah, Kyle, Brian, Colin und Ethan könnten sich selbst auch nicht akzeptieren. In denn vergangen Wochen ist Jeara uns allen an das Herz gewachsen, für mich sollte diese Bedeutung sehr untertrieben sein. Ich schaute mich im Saal nach ihr um. Ich suchte mit meinen Augen jeden einzelnen Tisch nach ihr oder nach Marilyn und Phil. Von den beiden war keine Spur.
„Wie kannst du das genau wissen?“, wollte ich mich vergewissern.
„Ich sagte doch schon, dass meine Sinne stärker sind als die eurer. Daniel wieso sah Jearinne heute so übel zu gerichtet aus?“, Noah schaute mich verwirrt an. Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich habe sie gefragt aber sie hat zuerst ängstlich ausgesehen aber dann meinte sie, sie wäre vom Fahrrad gefallen.“, beantwortete Colin die Frage. Plötzlich bekam ich einen Stich in den Magen. Warum hat mir Jeara nichts davon erzählt?
„Wie ängstlich hat sie denn ausgesehen?“, fragte Brian.
„Na so als ob irgendjemand hinter ihr her wäre. Ich weiß auch nicht, wie sehen Menschen denn aus wenn sie ängstlich sind?“, darauf hin verzog Kyle eine Grimasse. Es sah so aus als würde er Der Schrei nach imitieren. Ich musste unwillkürlich lachen, doch mir stockte sofort wieder der Atem als mir etwas Schlimmes einfiel.
„Glaubt ihr sie hatte einen kleinen Fahrradunfall wegen Ihnen?“, dieser Gedanke jagte mir einen Angstschauer über den Rücken. Ich wollte erst gar nicht wissen was für Unheil so was anrichten kann. Da bemerkte ich, dass Ethan grinste. Ich warf ihm einen Finsteren Blick zu um ihm klar zu machen, dass es hierbei um nichts Witziges handelt. Er minimierte sein Lächeln aber nur auf ein Minimum.
„Daniel meinst du nicht, dass unsere Jeara bei jeder bietenden Gelegenheit stolpert gar runter fällt. Das grenzt ja nicht an einem Wunder, dass sie einen kleinen Unfall hatte wohl eher Alltag.“, mir kam das etwas realistischer vor doch meine Vermutung ließ mich nicht in Ruhe mein Essen verspeisen.






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