Autor: Boo
veröffentlicht am: 24.01.2012
An diesen Treff kann ich mich sehr gut erinnern.
Wir verabredeten uns und fuhren wieder an den See.
Diesmal war die Stimmung angespannt. Wir waren beide nicht gut gelaunt, versuchten aber uns nichts anmerken zulassen. Wir redeten oberflächlich über unseren Alltag und schwiegen die meiste Zeit. Es war Anfang Juni und es wurde immer wärmer. Ich trug meine Haare zu einem strengen Dud. Oz störte mein Zopf.
„Mach doch deine Haare auf.“, sagte er etwas grob.
Ich war noch von der Schule genervt, weil ich eine Klausur geschrieben hatte, die gerade nicht gut gelaufen war.
„Oz. Es ist warm! Was soll ich mit offenen Haaren?“, fragte ich ihn funkelnd.
„Warum zickst du mich denn jetzt so an? Das erinnert mich an deine Mutter. Du siehst damit so streng aus wie sie.“
Ich rollte mit meinen Augen und starrte ihn böse an.
„Nur weil es dich an meine Mutter erinnert? Hörst du überhaupt, was du da von dir gibst?“
„Ich hab das gar nicht so gemeint, wie du das verstanden hast. Nur immer wenn sie mich angesehen hat, sah sie so streng und wütend aus und das erinnert mich gerade daran.“
Ich seufzte und machte mein Dud auf. Meine Mutter hasste ihn nicht, trotzdem war sie nicht gut auf Oz anzusprechen. Sie hatte einiges von seinen Eskapaden mitbekommen und war entsetzt darüber, das ich was mit ihm haben könnte. Sie war der Meinung, dass er „nicht der richtige Umgang“ sei
„Bist du jetzt zufrieden?“
„Ja bin ich danke!“, antwortete er genervt.
Er hatte auch keinen guten Tag gehabt. Er war kaputt von der Arbeit und wollte sich eigentlich ausruhen.
Also lagen wir auf der Wiese nebeneinander und starrten den See an. Keiner von uns äußerte etwas. Sein Handy klingelte wie immer und er ging nie, bei meiner Anwesenheit, ran. Es machte mich misstrauisch, Hintergedanken kamen auf aber ich wollte ihm vertrauen.
„Warum gehst du nie ran?“
„Boo, das weißt du doch. Warum fragst du noch? Ich gehe nicht auf unbekannte Anrufe.“
„Ja aber es könnte ein Notfall sein. Nicht alle anonymen Anrufer wollen scherzen.“
Seine Begründung war nämlich, dass die unbekannten Anrufer von früheren Kunden waren, wo er noch mit Gras gedealt hatte. Mir kam es trotzdem merkwürdig vor. Ich wusste auch, dass sein Handy von der Polizei wegen seiner Vergangenheit noch abgehört wurde.
Ich wollte mich aber nicht mit ihm streiten.
Irgendwie kam es dann zum Thema „Zukunft“.
„Boo, meine Eltern waren am Anfang nicht dagegen als wir zusammen kamen. Aber nachdem es Schluss war, ging es mir nicht gut. Da sind ein paar Dinge vorgefallen halt. Ich glaube, wenn sie das mit uns mitbekommen würden, würden sie sehr misstrauisch sein und auch nicht ganz dafür sein. Sie mögen dich, aber wegen damals halt.“
Ich blieb still. Er hatte mir bis heute nichts davon gesagt. Ich dachte mir, dass wenigstens seine Familie dahinter stehen würde. Sie würden bestimmt mehr dahinter stehen als meine, dennoch würden sie auch nicht mit ganzen Herzen dafür sein.
„Meine Eltern schreiben mir nicht vor mit wen ich heiraten soll. Es ist meine Entscheidung und ich glaube sie würden es respektieren.“, fuhr er fort.
Ich fühlte mich angegriffen, weil er damit eine Anspielung auf meine Eltern machte.
„Was soll das Oz? Wir haben verstanden, dass mein Vater dagegen ist. Musst du mir das immer vorsetzen? Denkst du ich bin dabei glücklich?“
„Nein das sag ich nicht. Es wird schwer, dass will ich dir deutlich machen.“
„Ist okay. Mir war das überhaupt nicht bewusst, danke Oz echt.“
„Nichts zu danken.“, ein Unterton, der seine schlechte Laune richtig hervorbrachte.
„Unsere Liebe scheint echt Hoffnungslos zu sein.“, sagte ich traurig.
Er schwieg.
„Wenn es mit uns nicht klappen sollte und du dabei bist eine andere zu heiraten... würdest du mich einladen?.“, fuhr ich fort. Man konnte nie wissen was die Zukunft mit sich brachte, es war für mich einfach nur eine Frage die mir gerade in den Sinn gekommen war und der mich neugierig gemacht hatte.
„Würde ich nicht tun, Boo.“, sagte er ohne zu zucken mit einer monotoner Stimme.
Irgendwie hätte ich mir die Frage selbst beantworten können, wer würde denn seine Ex einladen?
„Denn du wirst die Braut sein. Dafür brauchst du keine Einladung.“
Er piekste mich an die Seite.
„Das du so emotional sein kannst, wusste ich gar nicht.“, er fing an zu lachen. Er konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Er lief schon rot an.
„All die Jahre hast du kaum Liebe ausgestrahlt, hast lieber deine Gefühle für dich behalten und jetzt ist es anders. Hättest du nur damals solche Empfindungen gezeigt.“
„Du findest es voll witzig. JA ich bin nun mal empfindlich, wenn du das Thema bist!“, versuchte ich mich zu verteidigen.
Nach seinem Lachanfall wurde er ernst. Er sah so nachdenklich aus.
Ich hatte Angst bei dem Gedanken, ihn zu verlieren und ich merkte, dass er auch gerade daran dachte. Seit Tagen wurden wir mit Fragen ohne Antworten geplagt und wussten immer noch nicht wie es weitergehen sollte.
Still schweigend hörten wir die Musik, der aus Oz’s Handy erklang. Wir lagen auf der Wiese mit dem Blick auf den Himmel gerichtet. Ich betete innerlich, für ihn und mich. Der Himmel färbte sich in verschiedenen Rot -und Fliedertönen. Wir setzten uns auf, um zu sehen wie die Sonne unterging. Ich wünschte mir, dass auch unsere Sorgen so untergehen würden. Mit jedem Sonnenaufgang wünschte ich mir alles erdenkliche und das Beste.
„Es wird spät, lass uns heim.“, sagte Oz.
Er stand auf und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie und stand auf.
Er sah so traurig aus. Was ging wohl in ihm vor? Ich traute mich nicht zu fragen.
Es war so komisch, ich fühlte, dass irgendwas nicht stimmte. Wir schwiegen und trauten kein Wort zu sagen. Über die Fahrt hielt er wieder meine Hand, wie er es immer tat. Doch heute hielt er es fester. Er wollte nicht mal loslassen, als ich die Gänge schaltete. Seine Haltung war angespannt und er hatte leere Blicke.
Als er mich ansah, waren seine Augen glasig.
Er dachte einfach zuviel nach. Bevor er ausstieg nahm er mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen nie enden wollenden Kuss. Ich bekam kaum Luft, aber er ließ mich nicht los. Ich tat dagegen nichts und erwiderte seinen Kuss nur. Danach ließ er sein Stirn auf meiner ruhen mit geschlossenen Augen.
„Ich liebe dich, vergiss das nie.“, sagte er ernst und seine Stimme zitterte.
„Ich liebe dich auch Oz. Daran wird sich ein Leben lang nichts ändern. Mit dir hat es angefangen.“
Er gab mir ein Kuss auf die Stirn.
„Oz?“, rief ich als er ausstieg.
„Ja?“, sagte er erwartungsvoll.
„Bitte pass auf mein Herz auf. Du trägst es in dir.“
Er wusste was dies bedeutete, als wir noch sehr jung waren, hatte er mir mal gesagt, dass ich sein Herz gestohlen hätte. Darauf hin erwiderte ich nur „Du hast doch meins auch gestohlen“ und somit trug er mein Herz und ich seins. Er lächelte traurig. Es klang zwar absurd aber so war es für uns.
„Mach ich mein Engel. Pass du auch auf meins auf ja?“
Er schloss die Tür und ich fuhr davon.
Erst später wurde mir klar, dass es sich nach einem Abschied angehört hatte. Er war auf einmal so seltsam.
Aber warum sollte es enden?
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