Autor: Boo
veröffentlicht am: 13.04.2011
2007: Hin- und Hergerissen:
Meine Eltern sind nicht konservativ. Na klar sind sie in manchen Punkten sehr streng und auch nicht umzustimmen, aber ich hatte immer meine „Narrenfreiheit“.
Ich durfte auf Partys, bei Freundinnen übernachten und lange draußen bleiben. Eigentlich durfte ich vieles aber wenn es um die Ehe ging, waren sie Streng. Ich durfte mir zwar aussuchen wen ich heirate, aber unter der Bedingung, dass er mein Glauben hatte. Oz hatte nicht mein Glauben. Trotzdem entschied ich mich für ihn, weil ich daran glaubte, dass es klappen kann. Unsere Eltern kannten sich und seine Familie war nicht Streng. Ich muss sagen ich bin Daddys Girl. Ich liebe mein Vater über alles denn er ist wie ein Freund für mich. Mit ihm kann man sich nur verstehen und er ist sehr Verständnisvoll. Doch wenn es um die Liebe geht sind wir beide verschiedener Meinung. Es fing damit an, dass er immer wieder andeutete, dass er keinen Jungen als Schwiegersohn akzeptieren würde, wenn dieser nicht unseren Glauben hat. Je mehr ich aber mit ihm darüber debattierte desto mehr bemerkte er, dass es wohl jemanden in meinem Leben gibt auf den es zu treffen könnte. So wurde er automatisch strenger zu mir, fragte meine Schwester aus ob ich ein Freund hätte und war immer sehr misstrauisch. Ich hatte Angst, weil ich wusste das er irgendwann herausfinden würde das es auch noch Oz ist. Ich wollte mein Vater nicht enttäuschen aber ich liebte Oz zu sehr.
Also blieb ich auch bei ihm. Er war so süß, denn er wusste von diesem Problem doch trotzdem wollte er darum kämpfen.
„Mein Vater kann doch mit deinem Vater reden, die kennen sich doch und am Anfang sind die Eltern doch eh immer misstrauisch und nicht umzustimmen. Irgendwann wird er bestimmt nachgeben und sehen das alles Prima mit uns klappt.“ Immer wenn er so redete hatte ich Hoffnung und wie er das immer mit positiver Energie sagte. Er glaubte mehr daran als ich und das gab mir die Kraft. Wir blieben zusammen. Das Bild, wo wir zusammen gekommen sind, hatte ich als Passfoto für unser Portmonee drucken lassen und er trug es immer mit sich.
Er war oft im Krankenhaus, entweder weil er Tollpatschig war oder weil seine Nierensteine wieder schmerzten.
Erst hatte er sich beim Fußball verletzt und irgendwie ein Riss in seiner Achillissehne.
So musste er für 5 Wochen mit Krücken laufen. Immer wenn er im Krankenhaus war, besuchte ich ihn sooft es ging. Er konnte nur grinsen und er liebte es mich zu küssen.
Er lag da in seinem Bett und fragte plötzlich: „ Krieg ich ein Kuss?“
„Nein kriegst du nicht.“, sagte ich.
„Warum denn nicht? Darf ich nicht mal meine Freundin küssen?“
„Oz du willst alle 5 Minuten ein Kuss haben.“
„Kann ja nichts dafür wenn ich danach süchtig bin. Es tut mir gut.“ Er schaute mit seinem Dackel Blick in meine Richtung.
Oh ich wusste das er mich solange nerven würde bis ich ihn wieder küsste.
Also küsste ich ihn. „Ich liebe deine Lippen, wusstest du das?“
„Hmm hab ich gemerkt aber gut zu wissen.“ Sagte ich während ich ihn wieder küsste.
Sein Kuss war gefühlsvoll, vorsichtig und dennoch intensiv. Ich hatte immer dieses eine Gefühl was nicht zu beschreiben war. Es war schön, so leidenschaftlich das mir davon Schwindelig wurde.
Kurz gesagt, trotz der ganzen Probleme waren wir glücklich miteinander.
Irgendwann bekam ich aber etwas mit, was ich nicht verstehen konnte.
In der Schule sagte mir ein Mädchen, dass Oz und eine Klassenkameradin von ihm miteinander immer schreiben würden und sich auch mal getroffen haben. Angeblich will sie was von ihm. Ich dachte ich hör nicht richtig. Also ging ich zu ihm und stellte ihn zu Rede.
„Oz ich hab was gehört und ich will nur wissen ob das Stimmt. Also antworte nur mit Ja oder Nein. Hast du dich mit einem Mädchen aus deiner Klasse getroffen die was von dir will?“
Er schaute mich erstaunt an. „Von wem hast du denn das gehört?“
„Also stimmt das?“ „Ja Nein das ist nicht so wie du denkst Boo. Das ist schon lange her und da war wirklich nichts.“
„Du hast es mir aber verschwiegen Oz. Du hast mit ihr hinter meinem Rücken geflirtet. Und du hast dich mit ihr getroffen.“ Ich war so verletzt.
„Schatz ich schwör auf alles was mir heilig ist, ich habe nichts gemacht. Wir hatten uns getroffen ja, aber nicht alleine. Daniel ist mit ihrer Freundin in der Kennenlernphase und ich hab ihn nur begleitet.“
„Warum erzählst du mir so was nicht Oz? Warum hör ich das von anderen? Weiß du wie man da steht? Du weiß doch das viele nur darauf warten, dass unsere Beziehung in die Brüche geht. Wenn sie dann noch so was mitbekommen sind sie Schadenfroh. Soll ich jedes mal wenn du Fußball spielen oder beim Box-Training bist, denken das du dich mit anderen Mädchen triffst?“ Ich hasse es, wenn Menschen mich anlügen. Er hatte mir das verschwiegen.
Im Endeffekt haben sie sich getroffen, wo wir schon zusammen waren.
„Boo es tut mir leid. Kommt ehrlich nie wieder vor aber es war wirklich nichts. Ich weiß das die Leute gern alles umdrehen und die Geschichte aufpuschen aber du kannst Daniel fragen. Da war wirklich nichts. Sie weiß das ich dich liebe Boo. Es tut mir leid wirklich.“
„Oz ich verbiete dir nichts verstehst du? Ich erwarte nur das du ehrlich bist mehr nicht.“
„Okay es kommt nicht vor ich wollte es dir nicht verheimlichen. Ich habe es dir nur nicht gesagt, weil ich nicht wusste ob du es falsch verstehen würdest.“
„Wenn du es mir erzählt hättest, würde ich nichts falsch verstehen. Auf diese Art und Weise wie du gehandelt hast, bekommt man Hintergedanken Oz. Lass uns die Sache vergessen“
Er umarmte mich und wir gingen in die Kantine um etwas zu essen.
Der Tag war stressig, die Atmosphäre war angespannt und als ich nach Hause kam war es nicht anders als in der Schule. Mein Vater machte Stress und wollte wissen wo ich so lange war. Dazu fing meine Mutter an zu schimpfen warum ich so spät war und das ich mit meinem Verhalten sie nur provozieren würde. Ich wollte mich nicht mit ihnen Streiten aber es kam dazu.
„Was ist los mit dir Boo? Warum verhälst du dich uns gegenüber so? Wir sind deine Eltern und wir wollen nur das Beste für dich.“ Das waren Sachen die ich seit Tagen immer zu hören bekam. Wenn mein Vater außer Haus war, sprach meine Mutter mich immer wieder an.
„Falls es da einen Jungen gibt und du dich deswegen so verhälst, ist es nicht gut. Dein Vater und ich werden dagegen sein und du hast die Wahl zwischen ihn und uns. Es lohnt sich nicht für einen Jungen seine Familie aufzugeben. Es führt nur zu Komplikationen und Spaltungen zwischen unserem Glauben. Es haben viele vor dir versucht so eine Beziehung zu führen. Die meisten sind daran gescheitert und sie sind unglücklich. Mit welchem Glauben willst du deine Kinder erziehen Boo? Er ist sozusagen ein Fremder für uns. Wir würden uns nie wohl fühlen. Dein Vater wär sehr enttäuscht.“
„Ich habe keinen Freund Mama. Aber ich will dir noch was sagen. Die meisten sind vielleicht daran gescheitert aber trotzdem haben es welche geschafft. Nicht alle sind gleich merk dir das.“ Ich nahm meine Sachen und verschwand in mein Zimmer. Ich hatte nur noch schlechte Laune und Oz auch und wir hockten nur noch aufeinander rum. Stritten uns, provozierten uns gegenseitig und waren meistens abweisend zueinander. Er hatte Stress mit seiner Familie wegen seiner Vergangenheit, stritten sich wegen seinem Verhalten und das er immer mehr aggressiver wurde. Ich stritt mich mit meinen Eltern wegen meiner Zukunft und kam nicht klar. Ich war hin- und hergerissen. So verzweifelt war ich noch nie, ich wusste echt nicht was wir tun sollten. Ich konnte nichts meinen Eltern recht machen. Es kam sogar dazu, dass sie anfingen nicht mehr mit mir zu reden. Bei ihm war es dasselbe Problem. So hatten wir kaum Zeit füreinander und wir wollten uns auch nicht streiten. Entweder ging er mir auf die Nerven oder ich ihm. Wir wollten uns nicht mal mehr treffen. Wir hatten beide auf einmal keine Zeit für uns. Wenn ich ihn fragte, traf er sich mit seinen Freunden, war Fußball spielen oder hatte Anti-Agressionsprogramm. Wenn keines davon zu traf, ging er zu seinem Box-Training.
Ich dagegen wurde eine richtige Stubenhockerin oder konnte nicht raus, weil meine Eltern wieder Theater machten. Wenn wir telefonierten, war es sehr kurz.
Mich verletzte all das sehr, weil ich ihn wirklich sehr vermisste und das gerade eine harte Zeit für uns war.
In der Schule sahen wir uns auch nicht mehr sooft, es kam mir so vor als ob wir uns aus dem Weg gingen also wartete ich auf die erste große Pause um ihn zu sehen.
Er kam aus der Klasse raus und ich rief sein Namen. Er schaute mich an und blieb stehen. Ich ging mit schweren Herzens zu ihm. –Heute wird kein schöner Tag- dachte ich.
Ich atmete tief ein und aus.
„Oz…“ „Boo..“ wir fingen gleichzeitig an unsere Namen zu sagen.
„Sag du zuerst.“, sagte er. „Nein fang du an.“, antwortete ich leise.
„Schwere Zeit.“, begann er.
„Probleme ohne Ende.“, beendete ich.
„Wir sollten uns bisschen Zeit nehmen.“
„Eine Pause.“, korrigierte er mich.
„Eeine Beziehungspause.“, sagte ich langsam.
Er räusperte sich. „Okay. Ich glaube wir haben im Moment vieles zu klären. Es wird bestimmt nicht lange dauern und alles wird wieder wie früher.“
Das einzige was ich sagen konnte war ein Ja.
Wir beide wussten, dass es nicht für eine kurze Zeit sein würde.
Wir hatten uns nicht mehr viel zu sagen. Er kehrte mir sein Rücken zu und ging die Treppen hinunter. Nachdem ich ihn nicht mehr sehen konnte ging ich zurück zur meiner Klasse. Mit jedem Schritt entfernten wir uns immer voreinander. Ich spürte ein Klumpen in meinem Hals und merkte wie eine Träne meine Wange streifte.
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