Dafür hasse ich ihn - Teil 9

Autor: Wolfskatze
veröffentlicht am: 05.03.2014


Es ist Montagmorgen und ich stehe gerade auf, um mich für das Training fertig zu machen. Regina hat sich für heute angekündigt. Nachdem die letzte Woche recht ereignislos verlaufen ist, ist das eine gute Möglichkeit im Training weiter zu kommen. Ich frühstücke noch schnell und bin dann um zehn vor sechs an der Tür, um sie rein zu lassen. Wir gehen in die Sporthalle und sie sprüht mal wieder vor Tatendrang. Im Grunde ist sie ganz anders als die anderen Lehrerinnen, sie sieht sich mehr als Trainerin als als Sportlehrerin und hat ein freundschaftliches Verhältnis zu den älteren Schülerinnen. Deshalb dürfen wir sie auch beim Vornamen nennen, obwohl sie schon Mitte dreißig ist. Dafür sieht sie aber jung und sportlich aus.
"Können wir dann anfangen?" - "Äh, ja, klar." Ich muss dringend meine Tagträumereien in den Griff bekommen. Wir wärmen uns auf und legen dann richtig los. Wie habe ich es vermisst gegen einen Gegner zu kämpfen. Deshalb bin ich ihr auch sehr dankbar, dass sie sich in ihrer Freizeit Zeit nimmt, um mit mir zu trainieren. Aber es hilft ja auch ihr fit zu bleiben.
Nach einiger Zeit lassen wir uns erschöpft auf eine Bank fallen, trinken und warten bis wir wieder zu Atem kommen.
"Du bist heute richtig gut," lobt sie mich, "aber was war bei dem Turnier neulich los? Wenn du so gekämpft hättest wie gerade, hättest du diesen Finn besiegen können." Musste sie mich unbedingt auf dieses Thema ansprechen? "Ich hatte einfach einen schlechten Tag." Ich kann ihr doch nicht erzählen was alles zwischen Finn und mir vorgefallen ist.
Aber sie redet auch schon weiter. "Ich weiß von der Fehde zwischen euren Familie, aber er ist für dich einfach ein Gegner wie jeder andere, solange du noch zur Schule gehst. Was ihr danach macht ist eure Sache, aber ich will nicht, dass du dir wegen einer persönlichen Racheaktion oder so die Zukunft verbaust." Ich frage mich woher sie das alles weiß. "Ich habe nicht vor mir von so einem Idioten die Zukunft versauen zu lassen." Sage ich ernsthaft. "Ich habe euch neulich im Park gesehen. Das sah nicht so aus, als würde er dich kalt lassen?" - "Halt dich da einfach raus, das ist meine Sache." Mein Tonfall ist gereizter, als beabsichtigt. Jetzt schafft es Finn schon, dass ich mich fast mit Regina streite. Dafür hasse ich ihn.
"Wollen wir rumsitzen und reden, oder wollen wir kämpfen?" rettet sie mich aus der Situation. Ich springe sofort auf und bin bereit alles zu geben, solange ich dabei nicht reden oder denken muss. So trainieren wir noch Stunden, bis sie schließlich nach Hause muss.
Ich dusche, ziehe mir frische Sachen an und überlege was ich mit dem restlichen Tag machen soll.
Es ist Nachmittag, als ich aus dem Fenster schaue und sehe, dass es angefangen hat zu nieseln. Der erste Regen seit zwei Wochen. Draußen war schon alles ziemlich trocken. Ich gehe raus. Es ist immer noch ziemlich warm. Also laufe ich barfuß und nur in T-Shirt und kurzer Hose in den Stadtpark. Die meisten Leute sind auf dem Heimweg und versuchen der Feuchtigkeit zu entkommen. So schlüpfe ich ungesehen durch den Wald auf meine Lichtung und lasse mich nass regnen.
Nach einem kurzen heftigen Schauer hat der Regen aufgehört und der Wald duftet, wie er nur nach einem Regen duftet. Durchnässt, wie ich inzwischen bin, mache ich mich schnell auf den Heimweg, um mich nicht zu erkälten. Im Internat angekommen stelle ich mich gleich unter die warme Dusche und gehe danach zum Abendessen zu Frau Breuer. Danach gehe ich gleich ins Bett. Es ist zwar erst sieben Uhr abends, aber durch das frühe Aufstehen und die körperliche Anstrengung bin ich todmüde.





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