Autor: Wolfskatze
veröffentlicht am: 12.02.2014
Es gibt zwei Zeiten im Jahr, die ich besonders hasse. Die eine davon beginnt nächste Woche. Im Internat herrscht jetzt gute Laune, denn die Sommerferien stehen vor der Tür. Heute haben wir unsere Zeugnisse bekommen. Über meine Noten kann ich nicht klagen, ich bin eine recht gute Schülerin. In den meisten Fächern stehe ich auf zwei. Und in Sport bin ich mal wieder die Beste. Aber was bring mir das, wenn ich die Freude mit niemandem teilen kann?
Alle anderen freuen sich auf die Ferien, die sie mit ihren Familien verbringen werden. Ich habe keine Familie mehr. Dank Finn. Naja, eher dank seiner Eltern. Dafür hasse ich ihn.
Es herrscht Aufbruchstimmung. Die Lehrerinnen und Schülerinnen packen ihre Sachen, organisieren die Fahrt und verabschieden sich von ihren Freundinnen.
Ich sitze vor dem Büro unserer Rektorin und warte darauf, dass sie Zeit für mich hat. Ich kann mir schon denken worum es geht.
Die Tür geht auf. "Hallo Saphira, schön, dass du es geschafft hast herzukommen." Ja, sehr schön. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen. Ich verkneife mir die sarkastische Antwort und folge ihr schweigend ins Büro. "Du kannst dir sicherlich denken, warum ich dich hergebeten habe." Ich nicke nur. "Gut, du wirst hier über die Ferien wohnen bleiben. Das kennst du ja schon. Hier sind die Schlüssel der Schule" Sie gibt mir ein Schlüsselbund mit einigen Schlüsseln. "Die Regeln kennst du: wohnen, trainieren und lernen. Keine Jungs, keine Partys, kein Alkohol, und die Nachtruhe gilt wie in der Schulzeit. Herr und Frau Breuer werden dich im Auge behalten und dich mit Essen versorgen. Wenn irgendwas ist, wende dich an sie. Kann ich mich auf dich verlassen?" "Ja, Frau Müller-Obermeyer."
Herr Breuer ist unser Hausmeister. Er wohnt mit seiner Frau in einem kleinen Haus neben dem Internatsgebäude. Ich werde also wieder einmal die Sommerferien alleine in der Schule verbringen. Ich gehe in mein Zimmer zurück und betrachte unterwegs die Schlüssel in meiner Hand. Damit habe ich Zutritt zu nahezu jedem Raum im Gebäude. Ziemlich viel Vertrauen, was die mir entgegenbringen, wenn man es recht überlegt. Aber ich hatte mir auch noch nie was zu Schulden kommen lassen - bis auf die paar Male, die ich zu spät war.
Im Grunde hat einfach nur niemand Lust sich um mich zu kümmern. Auch Frau Breuer tut das nur, weil ihr Mann deshalb ein Extragehalt bekommt.
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