Charline Müller - Teil 7

Autor: Wibke
veröffentlicht am: 25.05.2012


Hey,

ich habs tatsächlich mal wieder geschafft weiter zu schreiben. Ich hoffe die Geschichte wird etwas realistischer...

Nochmal danke für die Kommentare.

Liebe Grüße
Wibke


Als ich zu ihr in mit einem großen Haufen Pfannkuchen in ihr Zimmer kam, wachte sie gerade auf. Sie bekam große Augen, als sie sah, dass ich ihr Frühstück an das Bett brachte, das kannte sie nicht. Mum wollte nicht, dass wir auf unseren Zimmern aßen. Sie sagte immer, wenn sie mitbekam, dass wir etwas zu Essen auf die Zimmer schmuggelten, dass das unhygienisch wäre und dass das Essen in die Küche gehörte. Lucy freute sich riesig über die Pfannkuchen. Während des Essens erzählte sie mir, dass gestern während ich mit Leo unterwegs gewesen war, eine Frau vom Jugendamt angerufen hatte und sagte, dass sie eigentlich schon gestern vorbei kommen wolle. Aber es sei so viel zur Zeit los, dass keiner Zeit gehabt hätte, zu kommen. Auch meinte Lucy, dass die Frau sehr erleichtert schien, als Lucy sagte, dass wir gut klar kommen würden. Ich ärgerte mich darüber, dass das Jugendamt sich auf das Gesagte von einem kleinen Mädchen, wie Lucy verließ. Die Frau versprach auch, dass heute jemand vorbeikommen würde. Eigentlich könnten sie auch wegbleiben, dachte ich. Erst da fiel mir ein, dass wir dafür sorgen mussten, dass sie den Fremden nicht zu Gesicht bekamen. Ich denke nämlich nicht, dass sie uns dann so schnell wieder in Ruhe gelassen hätten. Ich schärfte Lucy ein, dass sie ihn nicht vor den Leuten vom Jugendamt erwähnen durfte. Sie schien zwar etwas verwirrt und verstand nicht warum, fragte aber nicht weiter nach, sondern verließ sich, wie so oft auf das was ihre große Schwester ihr sagte. Plötzlich schien sie sich daran zu erinnern, dass der Fremde ja in meinem Bett lag und lief zu meinem Zimmer, das gegenüber von ihrem lag. Ich brachte das Tablett herunter. Als ich in mein Zimmer kam, erschrak ich: der Junge war aufgewacht und Lucy erzählte ihm gerade irgendetwas aus ihrer neuen Schule. Ich ging zu ihr und schickte sie nach draußen. Sie schaute mich etwas beleidigt an, ging aber doch. Als sie das Zimmer verlassen hatte, allerdings nicht ohne die Zimmertür zuzuschlagen, entschuldigte ich mich bei dem Fremden für ihr Verhalten. Er kämpfte sich ein Lächeln ab. Ich fragte ihn, wie er hieß. Er antwortete so leise, dass ich ihn beim besten Willen nicht verstehen konnte. Vorsichtig beugte ich mich über ihn. Er holte tief Luft und sagte, scheinbar unter Schmerzen: „André“. „André“ also, jetzt hatte der Fremde wenigstens schon einmal einen Namen. „Woher kommst du, André?“, fragte ich weiter. „Von einem fernen Ort… von dem kein Mensch etwas weiß.“ Irgendetwas daran, wie er „kein Mensch“ sagte, irritierte mich. Es schien so als, ob andere menschenähnliche Lebewesen etwas davon wussten. Aber es gab keine anderen Lebewesen, wie die Menschen. Und woher sollte André denn dann davon wissen? Und vor allem, wie konnte er von einem Ort kommen, von dem kein Mensch wusste? Er war doch auch ein Mensch, oder? Ich zwang mich, diesen Gedankengang zu beenden und lieber André weiter auszufragen. „Was für ein Ort? Und wenn kein Mensch davon weiß, wie kannst du denn da herkommen? Wer hat dich so zugerichtet? Warum willst du nicht ins Krankenhaus, obwohl du so stark verletzt bist, dass du sterben könntest?“ – „Ich werde nicht sterben!“, sagte André mit so einer Überzeugung, dass ich ihm sofort glaubt, obwohl es mich sehr wunderte. Die restlichen Fragen überging er einfach. Er hatte wirklich schlimme Verletzungen und ich hatte das Gefühl, dass ich nichts für ihn tun konnte. Jedoch war er der festen Überzeugung, dass er überleben würde. Ehe ich nachfragen konnte, wie er das meinte, verlor er wieder das Bewusstsein. Ich saß noch lange an meinem Bett, bis es plötzlich an der Tür klingelte. Lucy lief zur Tür und öffnete. Ich hörte, wie sie sich mit jemandem unterhielt. Dann kam sie in mein Zimmer gelaufen und flüsterte mir in mein Ohr: „Dein Verehrer ist da!“. Ich schaute sie beleidigt an und sie lief lachend in ihr Zimmer. Dieses Mädchen schaffte es in letzter Zeit immer mich auf die Palme zu bringen. Aber irgendwie war es ja süß, wie sie sich darüber lustig machte, dass ich Besuch von einem Jungen bekam. Ich wusste, dass sie Leo mochte. Das sah ich ihr an. Aber ich war mir sicher, dass Leo nicht mein Verehrer war, sondern nur ein Freund. Ja, ich mochte ihn, aber über Freundschaft hinaus ging es nicht. Ich atmete tief durch und versuchte, all meine Gedanken wieder zu ordnen. Dieser André hatte es geschafft, mich völlig aus der Fassung zu bringen. Eigentlich warf mich nichts so leicht aus der Bahn, aber er schaffte es mit wenigen Worten. Schnell lief ich ins Wohnzimmer, wo Leo schon auf mich wartete. Wir umarmten uns kurz und gingen dann in mein Zimmer. Dort erzählte ich ihm davon, dass der Fremde aufgewacht ist und dass er André heißt. Aber was er sonst noch erzählt hat, verschwieg ich. Ich weiß nicht warum, aber ich hielt es für richtig. Zwar bekam ich dadurch ein schlechtes Gewissen Leo gegenüber, weil er mir ja vertraute und mir geholfen hatte, André hierher zu bringen, aber ich konnte es ihm nicht erzählen. Dann entstand ein unangenehmes Schweigen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und Leo ging es scheinbar genauso. Lucy erlöste uns schließlich. Sie kam ins Zimmer gelaufen und wollte un-bedingt wissen, was der Fremde erzählt hatte. Also wiederholte ich noch das gleiche, was ich Leo schon erzählt hatte. Jedoch schien sie mir nicht zu glauben, was sie aber zum Glück für sich behielt. Ich wusste, dass sie später noch einmal auf mich zukommen würde, um die restlichen Details zu erfahren. Sie versuchte so zu tun, als ob sie immer noch sauer auf mich wäre, aber bald schon hatte sie es vergessen. Dafür war ich sehr dankbar.
Gegen Mittag ließ ich Leo, Lucy und André alleine in meinem Zimmer zurück, um uns ein wenig was zu essen zu machen. Als ich mir ge-schmierten Broten wieder in mein Zimmer kam, sah ich Leo und Lucy beim Kartenspielen. Ich schaute zu, wie Lucy Leo haushoch besiegte. Dabei aßen wir die Brote. Nach dem Essen verabschiedete Leo sich schließlich, er wollte noch etwas für die Schule machen. Gerade als ich die Tür hinter ihm schließen wollte, hielt ein Auto vor unserem Haus. Ein Moment wunderte ich mich darüber, aber dann sah ich die Aufschrift auf dem Auto: „Jugendamt Berlin“. Da fiel mir wieder ein, dass Lucy ja gestern den Anruf entgegen genommen hatte. Es stiegen ein junger Mann und eine ältere Frau aus.






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