Skiurlaub und andere Katastrophen - Teil 22

Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 13.08.2012


Gelangweilt starrte Kathy auf die Uhr. Noch 10 min. dann war diese Qual hier endlich vorbei und Herr Meyer war fertig, sie mit seiner Interpretation von englischer Literatur zu nerven. Die Schule hatte vor zwei Tagen wieder angefangen und nach dem ersten Tag – wo alle noch viel aus ihrem Urlaub zu berichten hatten – war auch schnell wieder der Alltagstrott eingekehrt. Die letzten drei Tage ihres Winterurlaubes im Haus hatte Kathy so verbracht, wie sie ihn eigentlich den ganzen Urlaub geplant hatte – lesend auf ihrem Zimmer. Und jede Minute war ihr fürchterlich vorgekommen. Ihre sonst so heiß geliebten Liebesromane waren wie persönliche Folter und was anderes zu lesen hatte sie nicht dabei gehabt. Schließlich hatte sie es aufgegeben und nur noch stupide Fernsehen geguckt und den beiden „Pärchen“ Marc und Lisa, sowie Paul und Ivonne beim turteln zugeguckt, war ihrer Stimmung auch nicht gerade zuträglich gewesen war. Als dann am Montag die Schule wieder anfing, hatte sie nichts mehr gegraut als Monique wiederzusehen - zum Glück war Jake ja nicht mehr auf der Schule, denn das hätte sie nun gar nicht ertragen. Was mit Jakes und Moniques „Termin“ gewesen war, wusste sie nicht, genauso wenig, ob Jakes Mutter das mit seinem kleinen „Urlaubsschwindel“ herausbekommen hatte. Monique danach zu fragen, traute sie sich nicht und von Jake hatte sie – wie wäre es auch anders zu erwarten gewesen – seit seiner Abreise nichts mehr gehört.

Endlich war die Stunde zu Ende und Kathy packte schnell ihre Sachen um Monique, die ebenfalls mit ihr in der Klasse saß, zu entgehen. Auf deren ewige Sticheleien hatte sie nun wirklich keinen Bock. Leider hatte sie heute keinen Erfolg. „Na, hast du mal wieder was von Jake gehört?“ erklang auf einmal Moniques Stimme in Ihrem Nacken. Langsam dreht Kathy sich um und guckte Monique betont desinteressiert an. „Nein – ich denke da solltest du doch sowieso viel besser informiert sein – Ich meine wenn du doch auch sonst so eine aufmerksame Zeugin bist.“ Moniques Augen blitzen gefährlich auf. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Kathy wusste was der Grund für Jake und ihre überstürzte Abreise gewesen war. Prüfend schaute sie Kathy an. „Weisst du was Kathy? Wenn das so ist, werde ich Ihm gleich einfach mal schöne Grüße von Dir bestellen, wenn ich mich mit ihm in der Stadt treffe. Mich versteckt er ja immerhin nicht hinter verschlossenen Türen auf einer Skihütte.“ Mit diesem Kommentar drehte Monique sich um und lies die verblüffte Kathy stehen. Monique wusste von Ihr und Jake? Kathy hatte das Gefühl als hätte ihr jemand die Sauerstoffzufuhr abgedreht.

Am Nachmittag lief Kathy gedankenverloren durch die Stadt. Ihre Mutter hatte sie gebeten noch ein Rezept in der Apotheke einzulösen, viel lieber würde Kathy sich in ihrem Zimmer vergraben und in ihrem Elend baden. Moniques Kommentar lag ihr immer noch schwer im Magen. War Jake wirklich so ein Arsch und war sie Kathy wirklich so blauäugig gewesen und darauf reingefallen? Normalerweise war sie ja immer sehr überlegt, doch bei Jake hatte ihr Verstand vollkommen ausgesetzt. Sie hatte einmal ihr sicheres Terrain verlassen und das hatte sie nun davon! Die Apothekerin packte ihr die bestellten Sachen zusammen und Kathy wandte sich zum gehen. Draußen schien die Sonne noch erstaunlich hell und sie musste sich die Hand schützend über die Augen legen, um nicht geblendet zu werden. Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, war ein Pärchen aus dem Haus getreten und auch trotz der Sonne im Gesicht hätte Kathy ihn sofort erkannt. Jake. Und neben ihm – wie hätte es auch anders sein sollen – Monique! Ihr erster Instinkt war es wieder in die Apotheke zurückzukehren, doch das wäre wohl auch etwas komisch gekommen, also drehte sie sich und ging in Richtung Straßenecke, in der Hoffnung, dass die beiden sie nicht sahen. Jake hatte ihr sowieso den Rücken zugewandt, doch Monique stand mit dem Gesicht zu ihr während sie sich angeregt mit ihm unterhielt. Mit einem mal jedoch legte Monique ihre Arme um seinen Hals, beugte sich vor und küsste ihn. Kathy wäre bei diesem Anblick beinahe über ihre eigenen Beine gestolpert. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie – ihr armes Herz war bei diesem Anblick endgültig in zwei Teile gebrochen – um es einmal in der blumigen Sprache der Autorinnen der zahllosen, von Kathy gelesenen, Liebesromane zu fassen.

Vielleicht hatte Sie einen quiekenden Laut von sich gegeben, vielleicht aber auch aus vollem Halse gebrüllt, Kathy konnte es nicht genau sagen, jedoch drehte sich Jake auf einmal ruckartig herum und stieß, als er Sie auf der anderen Straßenseite entdeckte, Monique sofort von sich fort. Für einen Moment hielt Kathy seinem Blick stand, dann wandte sie sich ab und eilte die Straße entlang. „Kathy! Kathy jetzt warte doch!“ sie konnte seine Stimme hinter sich hören und bog schnell in die Straße ein wo Sie ihr Auto geparkt hatte, in dem bestreben von ihm wegzukommen. „Jetzt bleibt doch mal stehen! Verdammt noch mal Kathy!“ Seine Stimme klang jetzt ganz nah und Sie konnte auch seine Schritte hinter ihr hören. Kurz bevor sie ihr Auto erreicht hatte – und damit auch eine sichere Zuflucht – hatte er sie eingeholt, hielt sie am Arm fest und drehte sie so zu ihm um, dass Sie ihm ins Gesicht gucken musste. „Was soll das denn? Warum rennst du weg vor mir?“ Sein Atem ging schneller, er musste wohl einen Teil der Strecke gejoggt sein um sie einzuholen. Kathy blickte ihn an. Obwohl es erst ein paar Tage her war, seit sie Ihn das letzte mal gesehen hatte, erschien es ihr wie Lichtjahre. Er sah müde aus und als hätte er sich seit Tagen nicht mehr rasiert, seine Augen blutunterlaufen - was ihn fast gefährlich aussehen lies. Sie antwortete nicht direkt auf seine Frage. „Was willst du von mir Jake?“ Kathy wandte ihren Blick ab und betrachtete betont interessiert ihre Fingernägel. „Ich will wissen, warum du vor mir wegläufst?“ fragte er leise. „Ich... Ich renne nicht vor dir weg“, stammelte Kathy, „ich wollte dich und Monique nur nicht stören, bei... bei was immer ihr auch gemacht habt.“ Jake hatte seine Hand immer noch nicht von ihrem Arm genommen und Kathy hatte das Gefühl innerlich zu verbrennen. „Es war nicht so wie es aussah. Mein Anwalt hat sein Büro in dem Haus und Monique und Ich hatten einen Termin.“ „Dein Anwalt...?“ Kathy guckte ihn leicht irritiert an. Seit wann redete er mit ihr über Dinge die ihn betrafen? Jake schien ihr Verwundern zu bemerken „Paul hat mir gesagt, dass er es Dir erzählt hat.“ Er zögerte „Ich hätte es Dir schon längst sagen sollen, ich weiß auch nicht genau was mich davon abgehalten hat...“ Langsam hob er seine Hand und strich ihr eine der wilden Lockensträhnen, die sich gelöst hatte, zurück hinter das Ohr. Mit belegter Stimme fuhr er fort: „Du weißt gar nicht wie gut es tut Dich zu sehen. Wie gut....“ Kathy hatte bei der Berührung den Atem angehalten. Mit Mühe und zittriger Stimme presste sie hervor: „Jake bitte... bitte ich kann nicht mehr, lass mich bitte einfach in Ruhe.“ Er blickte in ihre Augen doch in dem Moment wo sich ihre Blicke trafen ließ er zögernd von ihr ab. „Kathy, es tut mir Leid... Ich...“. Kathy hörte Schritte die sich vom Gehweg näherten – das musste Monique sein - bevor diese jedoch noch ihren Senf zu der ohnehin schon unschönen Situation beitragen konnte sprang Kathy ins Auto und fuhr ohne noch einen Blick auf die beiden zu werfen los. Im Rückspiegel konnte Sie sehen wie Monique besitzergreifend ihre Hand auf seine Schulter legte, Jake diese jedoch unwillig abschüttelte.






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