Wir lieben die Sterne zu sehr, um uns vor der Nacht zu fürchten - Teil 13

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 20.10.2011


Gott, da hat man schonmal Ferien, kommt aber nicht zum Schreiben, weil man viel zu viele Dinge tut =O
Na ja, hier ist er. Der unheilvolle 13. Teil.

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Ich schlafe schlecht in der Nacht. Dass Ted sich so eigenartig verhalten hat, als er das Foto gesehen hat, macht mich nervös. Ich habe das Gefühl, dass er diese Person kennt, aber es verschweigt. Ich wälze mich hin und her, so gut es eben geht in diesem schmalem Bett. Von oben hör ich immer mal ein leises Wimmern, aber immer, wenn ich leise frage, ob alles okay ist, herrscht Schweigen. Doch als ich gegen drei Uhr morgens meine Hand nach oben strecke schließen sich Vis Finger darum. Sie drückt fest zu. „Ich bin froh, dass du jetzt Ted hast.“ „Ich auch“, erwidere ich. „Aber dich will ich trotzdem nicht verlieren.“ „Ich will nicht sterben. Ich will nicht, will nicht...“ Sie murmelt vor sich her, wird immer leiser und irgendwann höre ich nur noch ein leises, regelmäßiges Atmen.
Als die Sonne durch das Bullauge scheint, stehe ich auf und ziehe mich an. Die Haare binde ich mir zu einem Zopf zusammen, ich habe keine Lust sie zu waschen. Dann verlasse ich das Zimmer und begebe mich in den Aufenthaltsraum. Dort sitzt Ted bereits, auch er sieht aus, als hätte er kaum geschlafen. Ich gehe zu ihm, drücke kurz meine Lippen auf seine und lasse mich dann neben ihn fallen. Er legt den Arm um mich und flüstert: „Hat er sich nochmal gemeldet?“ Ich schüttle den Kopf. „Nein. Vi schläft auch noch. Sie ist erst gegen vier eingeschlafen.“ Er schaut mich intensiv an. „Wie lange hast du geschlafen?“ Ich zucke mit den Schultern. „Gar nicht, oder?“ „Es ging einfach nicht.“ Seine Hand streicht über meinen Rücken. „Das ist nicht gut.“ Er steht auf und holt uns Kaffee. Ich lächle, als ich meine Tasse entgegen nehme und einen großen Schluck nehme.

Nach dem Frühstück müssen wir alle ans Deck und uns wird erzählt, was wir an dem Tag machen werden. Segeln, was sonst? Wir erledigen alles, was uns gesagt wird und segeln dann los.
Später sitzen Viola und ich an einer Ecke des Decks, wo wir von den anderen entfernt sind. Sie tippt auf ihrem Handy rum und schaut mich dann an. „Wie sterbe ich?“ Ich zögere. Soll ich es ihr sagen? Da sie sowieso stirbt wäre es nur richtig. Aber es würde gegen meine Prinzipien verstoßen. Ich seufze. „Vi.“ Sie dreht sich zu mir und nimmt meine Hände. „Bitte, bitte! Valerie, ich muss es wissen, ich...“ Ihr laufen Tränen über die Wangen, sie schluchzt leise. Ich nehme sie in den Arm und drücke sie fest an mich. „Viola, bitte!“ „Du weißt es doch! Es geht um mich!“ „Du ertrinkst“, flüstere ich. Sie zuckt zusammen und fängt an zu weinen. „Dann passiert es auf der Klassenfahrt, ich wusste es, deshalb wollte ich nicht mit, aber Carlos, meine Eltern, sie haben mich überredet!“ Ich beginne auch zu weinen, fühle mich hilflos. Ich will nicht, dass sie stirbt, ich will nicht, dass ihr etwas wegen mir passiert. Es ist immer meine Schuld, wenn was geschieht.
Es legen sich Arme um uns und ich rieche Teds unverwechselbaren Duft. Er drückt uns an sich, flüstert leise ein paar Wörter, die uns beruhigen sollen. Doch das tun sie nicht, wir weinen einfach weiter.
So sitzen wir noch, als wir plötzlich halten und der Skipper was ruft von wegen, wir könnten jetzt ins Wasser. Ted lächelt. „Kommt, wir gehen schwimmen, haben ein wenig Spaß und weinen später weiter.“ Viola schüttelt den Kopf. „Ich will nicht schwimmen. Aber ihr könnt ruhig gehen, ich brauch einen Moment für mich.“ Ich schaue Ted an, dieser nickt, nimmt meine Hand und geht mit mir runter zu den Zimmern. Vor meiner Tür bleibt er stehen. „Beeil dich, ja?“ Ich nicke, gehe in die Kajüte und ziehe mir schnell meinen Bikini an. Dann schaue ich in den Spiegel. Ich sehe mir selbst in die Augen, sie sind rot vom weinen und das Blau darin ist tiefer als sonst. Mein Gesicht bewegt sich mehr auf den Spiegel zu, bis ich mit der Nase dagegen stoße. Ich starre mich einfach an, als es passiert.

>Wir sitzen beim Abendessen. Es gibt Chili con Carne. Ted albert mit Viola rum, will sie ablenken von dem, was in nächster Zeit geschehen wird, als wir über uns Schritte hören. Die Luke öffnet sich und ein junger Mann kommt rein. Er sieht Ted ähnlich. Dieser bemerkt den Mann, springt auf und knurrt. „Was willst du hier?“ Doch der Mann lächelt nur.<

„Val? Val!“ Ted rüttelt an mir. Ich schlage die Augen auf und schaue ihn so vorwurfsvoll an, dass er zurückweicht. „Was... was hast du gesehen?“ „Du kennst ihn!“ „Ich... ich... ja, aber...“ „Wer ist es, Ted? Wer?“ „Ich... er ist...“
Gerade als er es mir sagen will, ruft jemand zum Essen. Ich bin verwirrt. „Wie lange hatte ich die Vision?“ „Eine Stunde vielleicht. Wir sind weitergefahren, weil niemand schwimmen wollte. Ich hab dich nicht wach bekommen. Jetzt sind wir im Hafen.“ „Aber sie hat nur einen kurzen Moment umfasst, eine Minute vielleicht!“ Erneut beginne ich zu weinen. Müssten meine Tränen nicht langsam mal leer sein? So viel kann doch kein normaler Mensch weinen! Na ja, gut, ich bin auch nicht normal, aber trotzdem!
Ted hilft mir hoch. „Wir gehen erst einmal essen, dann reden wir in Ruhe darüber.“ Er küsst mich kurz und flüstert: „Ich liebe dich, Val. Mehr als ich dürfte. Ich will dich doch nur schützen.“ Ich nicke und schmiege mich an ihn. „Ich liebe dich auch, Ted. Und genau darum musst du absolut ehrlich zu mir sein.“ „Versprochen.“ Er wischt mir die Tränen weg, küsst mich, fordernd, leidenschaftlich. Ich erwidere den Kuss, presse meinen Körper an seinen, will nicht, dass er mich loslässt. Ich brauche ihn. Jetzt.

Ich starre das Chili an. Bringe es nicht über mich, was davon zu essen. Ted erzählt Witze, Viola kichert leise. Er lenkt sie ab. Schritte. Der Mann. Ted, wie er aufspringt. Der Mann lächelt. Alles wird wahr.
„Theodore. Du hast dich kaum verändert in den zwei Monaten.“ „Fred, was ist?“ „Ich bin hier um deine Freundin abzuholen, da du es ja nicht hinkriegst, sie auf den ´Stern` zu holen.“ Das Wort ´Stern` betont er so, als gäbe es keinen. Ted wirkt etwas verwirrt. „Sie soll doch gar nicht mitkommen. Ich soll doch hier auf sie aufpassen.“ Inzwischen starrt uns die ganze Klasse an. Fred lächelt unseren Lehrer an. „Ich möchte gerne mit meinem Bruder und seiner Freundin sprechen. Und mit ihr.“ Er zeigt auf Viola. „Also unter acht Augen.“ Der Lehrer nickt. Fred steigt durch die Luke aufs Deck, Ted klettert hinterher, aber nicht ohne mir vorher einen Blick zuzuwerfen, der deutet, dass er mich nicht dabei haben will. Aber den ignoriere ich, es geht immerhin um mich und um meine beste Freundin. Außerdem bin ich sauer auf ihn, er hätte mir sagen können, dass es sein Bruder ist, eben, als ich ihn gefragt habe. Viola klettert auch hinter mir her.
Da stehen wir jetzt. Fred grinst, Ted knurrt, Viola und ich halten uns an den Händen. „Soso“, sagt Fred. „Ich hatte mir also tatsächlich die richtige Freundin rausgepickt. Sehr schön. Valerie, du siehst also die Zukunft. Nun ja, das ist tatsächlich eine Bereicherung für unser Team.“ „Team?“, unterbreche ich ihn, „Was für ein Team? Würde mich jetzt endlich mal jemand aufklären, was hier gespielt wird? Ich hab die Nase voll!“ Ted dreht sich zu mir. „Ich weiß nicht, was Fred hier will, ehrlich, du musst mir glauben!“ „Ach Ted, wann sagst du ihr endlich, dass es keinen Stern gibt? Dass du nur mit ihr spielst?“ Fred schaut mich an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Mein Bruder hatte den Auftrag dich in unser Zentrum zu holen. Dich für ihn zu gewinnen ging am leichtesten, indem er dir vorspielt, dich zu lieben. Was er nicht tut.“
Mein Blick wandert zu Ted, ich schaue ihn fragend an. Doch er sieht nicht zu mir, er starrt angestrengt auf den Boden. Und plötzlich fühle ich es, tief in meinem Inneren. Er liebt mich tatsächlich nicht. Er hat nur mit mir gespielt. Die ganze Zeit. Während ich langsam auf die Knie sinke, wird mein Herz von einer eisigen Kälte umschlossen. Ich beuge mich vorne über, keuche leise. In meinem Brustkorb wird es kälter und kälter, bis mein Herz dem nicht mehr stand hält und in tausend Teile zerspringt.





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