Liebe bis in den Tod Teil 2

Autor: Katrin
veröffentlicht am: 25.08.2008




Ich wachte auf und sah nur verschwommen. Aber da war ein wunderschönes Gesicht über mir gebeugt. Ich erkannte ihn, er war es. 'Du bist schon wieder in meinen Träumen', flüsterte ich. 'Wie bitte', fragte er verdutzt. Ich begriff dass ich nicht träumte und sauste mit meinem Oberkörper nach oben um mich schnell aufzusetzen. Zu schnell. Ich lag wohl auf einem OP Tisch und knallte mit voller Wucht gegen die OP-Lampe. 'AUA'. Ich fasste an meine Stirn und sofort merkte ich, dass ich blutete. Ich schaute durchs Zimmer und sah Josh. Er stand am äußersten Ende des Zimmers. Sein Mund war zusammen gepresst und sein Kiefer war angespannt. Ich merkte dass sein ganzer Körper angespannt war und seine Muskeln zuckten. Aber das seltsamste waren seine Augen, sie waren nicht mehr so leuchtend bernsteinfarben, sie waren schwarz. 'Lynn, kann man Dich denn keine fünf Sekunden aus den Augen lassen, bleib hier, ich hole meinen Vater', presste er unter zusammen gebissenen Zähnen hervor. Und weg war er. Wie kam er so schnell aus dem Zimmer? Ein paar Sekunden später flog auch schon die Tür auf. 'Mensch Lynn, da ist ja wieder meine Lieblingspatientin. Lass mich mal sehen.' Und schon berührten mich wieder die eiskalten Hände von Dr. Feller. 'Dass muss genäht werden Lynn, aber die Wunde ist hoch oben an der Stirn, wenn eine kleine Narbe bleibt, kannst Du sie unter deinem Pony verbergen.' Dr. Feller lächelte sanft und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Wie peinlich bin ich eigentlich? Da steht ein überaus gutaussehender Mann und er redet sogar mit mir. Erst falle ich in Ohnmacht, was schon schlimm genug ist und dann haue ich mir auch den Schädel ein. Dass kann doch alles echt nicht wahr sein. Aber ich weiß gar nicht ob Josh mir überhaupt wohlgesonnen ist, immerhin wollte er mich in meinem Traum töten. So hatte ich zumindest das Gefühl. Aber es war ja auch nur ein Traum, oder?!

'So Lynn das war es. Fertig. Ich habe Josh gebeten, Dich nach Hause zu bringe. Du hast doch nichts dagegen, oder? Ich habe Angst, dass Du auf der Fahrt nach Hause noch einen Unfall baust.'
'Ähm...ich glaube ihr Sohn hasst mich.'
Dr. Feller schaute verdutzt, dann musste er laut lachen. 'Wie kommst Du denn darauf?'
'Er...ähm...er schaute mich so böse an, als ich mir den Kopf angeschlagen habe.'
'Achso.' Dr. Feller sagte es so, als wäre es das Einfachste der Erkenntnis, aber ich schaute ihn nur fragend an.
'Josh kann überhaupt kein Blut sehen. Ihm wird schlecht davon, aber sag ihm nicht, dass ich es Dir gesagt habe, ok?!'
'Oh...ok...ja wenn das so ist.'

Ich sprang auf und verabschiedete mich von Dr. Feller. Ich sollte in zwei Wochen meinen ersten Dienst antreten. Na bei meinem Glück lande ich noch öfter in der Notaufnahme als mir lieb ist.

Dann sah ich Josh, er sah überhaupt nicht mehr so angespannt aus und seine Augen leuchteten als er mich sah.
'Hey, da bist Du ja und geht es Dir besser?'
'Ja danke.' War alles was ich zu Stande brachte. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Ich benehme mich bestimmt wie ein dummer Teenie.
'Na komm ich bring Dich erstmal nach Hause. Du siehst irgendwie ganz schön fertig aus.'Und als wäre es selbstverständlich legte er den Arm um meine Taille. Was ein Gefühl. Er fühlte sich so hart an und doch so geschmeidig. Er hielt mir wie ein Gentleman die Beifahrertür offen und ging graziös ums Auto herum. Gott, bewegt der Kerl sich elegant. Hat er das irgendwo gelernt?
Die Fahrt nach Hause verlief ganz gut. Wir plauderten darüber warum ich hier bin und dass er hier schon seit zwei Jahren wohnt, mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern. John und Josie. John ist 20 und Josie ist 17. Er ist 23 und besucht die Uni in Seattle. Es war total unkompliziert mit ihm zu reden. Seine melodische sanfte Stimme und seine Ausstrahlung machten alles so einfach. Vergessen war mein Traum in dem er mir in den Hals biss und meine Angst. Mein Verlangen allerdings kam immer mal wieder in schwachen Wellen zum Vorschein, wenn er mir in die Augen schaute und das machte er oft. Es war mir nicht vorstellbar wie er sich dabei auf die Straße konzentrieren konnte!

Viel zu schnell standen wir vor meine Haustür. Wie stiegen aus, natürlich hielt er mir wieder die Tür auf.

'Kann ich noch mit hoch kommen. Ich würde Dich gerne heile in Deinem Zimmer wissen!' Bei dem Satz lächelte er mir so lieb in die Augen.
'Na klar, gar kein Problem!'
Bin ich bescheuert. Wie leichtsinnig ist das denn? Mensch denk doch mal nach Mädel. Du kennst diesen jungen Mann überhaupt nicht. Aber wie kann ich nein sagen? Ein Blick in seine Augen und ich bin verloren. Ich bin sein. Der Gedanke kam mir so schnell. Ja ich bin sein. Er kann mit mir anstellen was er will, hauptsache ich bin bei ihm. In meinem Traum hatte ich das Gefühl, dass er mich töten will, aber alles ist vergessen, bei einem Blick in seine Augen. Sie halten einen gefangen, lassen einen nicht mehr los.

Wir gingen rauf und standen in meinem Zimmer. Ich betrachtete ihn, wie er in meinem Zimmer stand, als wäre es selbstverständlich. Der Raum wirkte neben ihm schäbig und grässlich. Er strahlt eine solche Schönheit aus, dass alles neben ihm verblasst. Oh Gott, wie sehe ich wohl neben ihm aus? Ich beschloss eine überaus gründliche Schönheitspflege vorzunehmen, sobald er weg war. Maniküre, Pediküre, Gesichtsbehandlung alles was ich habe, würde ich definitiv benutzen.

'Ok, wie ich sehe, bist Du gut angekommen und ich konnte keine spitzen Gegenstände in Deinem Zimmer ausmachen, die Dich ausversehen umbringen könnten.' Er lächelte und seinen Augen lächelten mit. So ein schiefes hübsches Lächeln.
'Ja, ich werde mir die größte Mühe geben, mich nicht selbst umzubringen. Keine Sorge.''Ist das versprochen?' Und er kam einen Schritt näher auf mich zu.
Mein Herz begann wie wild zu rasen. Wieso reagiere ich so auf ihn. Ich kenne ihn doch gar nicht.
'Ja, kein Problem. Ich schätze, dass ich das hinbekomme.'
'Ok dann mache ich mich mal wieder auf die Socken. Falls Du Lust hast mit mir mal einen Kaffee trinken zu gehen, sag mir doch einfach bescheid.'
Ich hasse Kaffee. 'Na klar, ich liebe Kaffee, ich kann gar nicht genug von Kaffee bekommen, Kaffee ist eine klasse Idee. Ich ruf Dich an, ok...dazu brauche ich allerdings Deine Nummer, damit wir Kaffee trinken können.'
Er musste grinsen. Ich mache mich vollkommen zum Depp. Wie oft kann man in einem Satz, dass Wort Kaffee benutzen?
Er schnappte sich ein Stück Papier und meinen Playboy-Bunny-Stift (wie peinlich, den werde ich sofort entsorgen) und schrieb mir seine Nummer auf. Josh kam auf mich zu und reichte mir den Zettel. Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Seine kalten Lippen trafen mich wie der Schlag. Mein Blut pulsierte und ich wurde rot. Meine Knie gaben leicht nach doch ich konnte mich schnell wieder fangen.
'Ok, dann freue ich mich auf den Kaffee. Bis bald!'
Und weg war er!
Ich stand allein in meinem Zimmer, vollkommen bewegungsunfähig. Ich musste atmen. Der Kuss brannte auf angenehme Weise auf meiner Stirn. Dass beste daran war, als er mir so nah war, konnte ich ihn riechen. Ich habe noch nie in meinem Leben einen so gut riechenden Mann getroffen oder sollte ich sagen gerochen. Er riecht so männlich aber irgendwie weich. Ich kann diesen Duft nicht beschreiben. Es war traumhaft. Luft, ich brauche immer noch Luft. Erstmal das Fenster öffnen. Dann wird es besser. Die eiskalte Luft tut mir unglaublich gut und atme ein paar Mal tief ein. Ich ging zu meiner Stereoanlage und legte meine Lieblings-CD. ‚Ich kenne nichts' von Xavier Naidoo. Ich lauschte den vertrauten Klängen. Aber warum war ich noch so aufgewühlt. Dieses Lied beruhigt mich eigentlich immer. Zigarette, das war es. Erst einmal eine rauchen. Ich wühlte in meiner Tasche rum, bis ich endlich meine Packung fand. Ich rauchte nicht oft, aber in stressigen Situationen tat es mir doch ganz gut und im jetzigem Augenblick fühlte ich mich definitiv gestresst. Ich ging zum Fenster, machte die Zigarette an und inhalierte den vertrauten Qual tief ein. Warum hat er mir so selbstverständlich einen Kuss auf die Stirn gedrückt? Macht man das so? Wie bei guten Freunden? Aber wir sind keine Freunde. Wir kennen uns gerade mal ein paar Stunden. Oder lege ich zu viel Bedeutung in diesen kleinen Kuss?

'Mensch Du rauchst, lass den Scheiß mal, dass ist nicht gut für Dich!'
Ich wirbelte herum, ich hab mich schon lange nicht mehr so erschrocken. Fynn ist wieder durch mein Fenster gestiegen.
'Fynn bist Du irre? Du kannst doch nicht einfach so in mein Zimmer steigen.' Ich war irgendwie wütend. Ich wollte lieber meinen Gedanken nachhängen.
'Warum das haben wir doch früher auch immer gemacht?'
'Fynn, dass war früher. Ich hätte nackt sein können.'
'Oh...schade dass Du es nicht bist.' Und er lächelte dabei, recht spitzbübisch.Die Bemerkung war definitiv unverschämt aber irgendwie steckte sein lächeln an.'Mensch Fynn. Klopf wenigstens das nächste Mal an bevor Du vorhast, bei mir einzusteigen, ok?!'
'Ok, auch wenn mir dadurch garantiert eine Menge Spaß entgeht.'
'Was gibt es Fynn'? fragte ich mit einem genervt verspielten lächeln.
'Eigentlich nichts, ich wollte nur fragen ob Du Lust hast mit mir in den Park zu gehen? Da waren wir schon so lange nicht mehr. Es wird in ein paar Stunden dunkel und Paul ist noch nicht wieder zurück, da könnten wir doch etwas Zeit miteinander verbringen.
'Klar warum nicht. Dann lass uns mal losgehen. Aber...durch die Tür.'

Mist meine geplante Schönheitsbehandlung musste warten. Aber ich hatte wirklich Lust noch nach draußen zu kommen und mit Fynn war es wirklich sehr nett zusammen. Also zogen wir los.

Der Park ist sehr schön in Ebbinghouse. Viele Bäume, schöne grüne Wiesen, Grillplätze, ein großer Teich und es gibt viele versteckte kleine Orte an denen frisch verliebte Pärchen in Ruhe knutschen konnten. Ich fühlte mich hier sehr wohl und wir gingen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. Fynn schien wohl zu wissen, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, aber er unterbrach mich auch nicht bei meinem Schweigen. Dass haben Fynn und ich auch früher oft gemacht, wenn es uns schlecht ging oder wir Streit mit unseren Eltern hatten, auch wenn wir keine Lust hat darüber zu reden, schwiegen wir gemeinsam. Aber wir waren nicht allein. Dass haben Fynn und ich immer an uns geschätzt. Meine Blicke schweiften über den Park und dann an einem kleinen Grillplatz sah ich sie. Die ganze Familie Feller. Sie saßen alle fünf zusammen. Josh fiel mir natürlich als erstes auf. Seine blonden Haare leuchteten in der Abenddämmerung. Er saß in lässigen Jeans und T-Shirt auf den Rasen und schaute verträumt durch die Gegend. Trotz seines lässigen Outfits sah er wunderschön aus. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem T-Shirt ab und dann sah ich Josie. Sie sah aus wie eine Göttin. Strahlend weiße Haut, lange braune Haare und trotz der Entfernung konnte ich ihre Augen erkennen. Sie waren auch bernsteinfarben. Sie war groß und schlank. John sah ebenfalls gut aus. Er war sehr groß und noch breiter als Josh. Aber Joshs Mutter, sie sieht unwerfend aus und noch so jung. Dass konnte doch nicht sein. Ich betrachtete Dr. Feller und seine Frau und sie wirkten nicht viel Älter als ihre Kinder. Mir wurde unwohl und mich fröstelte es leicht.

'Was ist los Lynn, alles ok? Du wirkst so blass? Du bist schon den ganzen Tag so ruhig, stimmt etwas nicht?' Fynn machte sich wirklich Sorgen, dass sah ich an seinem Blick.'Nein es ist nichts. Danke, alles in Ordnung. Sag mal Fynn, kennst Du die Fellers?''Na klar wer kennt die nicht?' Er sagte es irgendwie verächtlich.
'Warum sagst Du das so?'
'Sieh sie Dir doch an. Die überhaus perfekten Fellers. Die Jungs können jedes Mädel abschleppen und alle Mädels im Dorf hecheln ihnen hinter her. Es ist ekelhaft. Außerdem können sie auch alles. Haben auch nur perfekte Noten. Dann dieses protzige Haus. Das kann man sich doch als normaler Arzt nicht leisten. Kein Wunder, dass diese Geschichten über sie erzählt werden?'
'Was für Geschichten?' jetzt wurde ich neugierig.
'Ja also, eigentlich ist es total lächerlich. Geschichten halt.'
Wir setzten uns auf einen umgestürzten Baum und rückten etwas näher aneinander. Es war doch etwas frostig geworden. Aber trotzdem war ich wirklich neugierig.
'Nun erzähl schon', bat ich.
'Also Lynn, es sind wirklich nur Geschichten, ok?!'
'Ja ist schon in Ordnung. Raus mit der Sprache. Es kann ja wohl nichts schlimmes sein.'Und Fynn fing an zu erzählen.
'Die Fellers sind eigentlich recht verschlossen. Sie lassen sich nicht oft in der Stadt blicken und leben lieber für sich allein. Sie gehen viel Wandern, machen weite Ausflüge. Dr. Feller fehlt oft in der Klinik und auch an die Uni und Highschool gehen die Drei nicht regelmäßig. Ich frag mich wie sei dann diese guten Noten zu Stande bringen. Wenn die Sonne richtig heftig scheint, kommen sie gar nicht raus. Hinzu kommt ihr perfektes Aussehen, diese Geschmeidigkeit, Eleganz und Anmut. Alles ist so perfekt an ihnen.'
Also ist es nicht nur mir aufgefallen, dass sie sich so schön bewegen. Ich lauschte gespannt Fynns Wörtern weiter. Er wurde irgendwie unruhig.
'Das protzige Haus wirkt nicht gerade einladend und es ist etwas versteckt am anderen Ende des Dorfes. Wenn die Fellers sich mal verabreden, dann nur mit Ihresgleichen.'
'Ihresgleichen? Was meinst Du damit!'
'Lynn es wird sich hier erzählt, dass die Fellers...jetzt lachst Du mich bestimmt aus...'
'Nein, ich werde nicht lachen. Nun sag schon, was wird sich erzählt.'
'Es wird erzählt, dass die Fellers', er machte eine bedeutungsvolle Pause und holte noch einmal tief Luft, 'Vampire sind.'

Fynn schaute mich ernst an. Er meinte das tatsächlich ernst. Ich machte große Augen und konnte mich nicht mehr zurück halten. Ich prustete los und musste mir meinen Bauch festhalten. Es tat gut so laut zu lachen. Vampire? Wie lächerlich ist das denn bitte? Ich bin doch nicht mehr das kleine Mädchen von früher, dem man so leicht Angst machen konnte! Wir leben in dem hier und jetzt. Gut ich lese auch gerne Vampire Geschichten, es gibt tolle Bücher. Aber das war es eben. Geschichten..., Geschichten in Büchern und Filme. Ich konnte immer noch nicht aufhören zu lachen und mir liefen Tränen über das Gesicht.
'Du lachst ja doch. Du hast versprochen mich nicht auszulachen. Ich glaube diese Geschichten ja selber nicht, aber Du wolltest sie ja hören.'
'Sorry Fynn', prustete ich immer noch, 'aber das ist wirklich so was von absurd. So etwas gibt es doch nicht. Wer erzählt Dir denn so etwas?
Fynn wurde wieder ernst, für meinen Geschmack etwas zu ernst.
'Die Vampirjäger!'
Meine Augen weiteten sich und wieder und mich schüttelte ein nächster Lachanfall. Mein Bauch tat mittlerweile weh und meine Kiefermuskeln hörten nicht mehr auf zu knacken.'Mensch Lynn, dann lass mich auch zu Ende erzählen.' Fynn war total angenervt. Aber das war mir egal. Ich fand es einfach unglaublich unterhaltsam, wie er versucht mit Angst zu machen. Aber ok. Jetzt wollte ich auch die Geschichte von den Vampiren und den Jägern hören. Ich kniff mir in die Mundwinkel und zwang mich zur Ruhe.
'Weißt Du eigentlich dass Du wunderschön aussiehst, wenn Du so herzlich lachst?'
Fynn beugte sich etwas zu nah an mein Gesicht und nahm mein Kinn in seine Hand.
'Ähm...ja...also nein. Ich lache selten so laut.'
'Dass solltest Du aber, dass steht Dir unglaublich gut.' Dabei schaute mir Fynn tief in die Augen und hielt mein Kinn immer noch fest.

Das Gespräch nahm eine unangenehme Wendung. Ich fühlte mich in dieser Nähe zu Fynn irgendwie unbehaglich. Nicht das ich Fynn nicht mochte, aber er war doch mein Freund. Mein bester Freund aus Kindertagen. Ich schaute an seinem Gesicht vorbei und begegnete dem eiskalten Blick von Josh. Aus der Entfernung, schaute er mir tief in die Augen. Aber was lag da in seinem Blick. War es Eifersucht, Hass? Dass kann nicht sein. Wir schauten uns nicht lange an und Josh blickte wieder weg über den See.

Ich löste mich aus Fynns Umklammerung.
'Hör zu Fynn, ich habe genug von den Schauergeschichten. Mir ist kalt und ich möchte gerne nach Hause. Du kannst mir doch ein andern Mal von den', ich unterdrückte ein kichern, 'Vampirjägern erzählen, ok?!'
'Na gut, schade. Hättest Du die ganze Zeit nicht so gelacht, wäre ich noch richtig in Fahrt gekommen.'
'Wir holen das nach.'
'Versprochen?'
'Versprochen.'

Wir kehrten ohne Umwege zurück und verabschiedeten uns vor der Haustür. Es brannte Licht auf der Veranda und Paul war auch schon zuhause.
'Hey Sunshine. Wie war Dein Tag?', fragte Paul.
'Super. Ich habe einen Job, weißt Du. Des weiteren noch Schürfwunden an den Ellenbogen und eine Platzwunde am Kopf. Sonst nichts weiter.'
Paul schaute mich sorgenvoll an.
'Mensch Lynn, bist Du immer noch so ein Riesentollpatsch? Dass mit dem Job freut mich für Dich, aber ich will mir nicht ständig Sorgen machen, wenn Du über die Straße gehst.'
'Ich passe auf mich auf, ok?! Jetzt bin ich aber auch echt müde. Ich gehe ins Bett. Schöne Grüße noch von Fynn.'
'Ah...Du warst mit Fynn aus. Dass freut mich aber. Er ist nett, oder?!
'Paul!'
'Schon gut. Dann schlaf mal schön, Sunshine.'
'Gut Nacht Paul.'
Wie vor ein paar Stunden mit mir abgesprochen machte ich mein Beautyprogramm. Gesichtsreinigung und Gesichtsmaske, Pediküre, Maniküre und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Ich saß auf dem Bett lauschte wieder meiner Lieblings-CD. Eigentlich müsste mich das Lied schmerzen. Es war unser Lied, dass Lied von mir und David. Ich wartete auf den Schmerz. Aber da war nichts. Wie kann es sein, dass ich so schnell nichts mehr fühlte. Ich war gerade mal zwei Tage hier. Meine Welt lag vor ein paar Wochen noch in Trümmern, ein Scherbenhaufen. Aber jetzt fühlte ich nichts.

Ich dachte über Fynns Geschichte nach. Vampire? Ich musste wieder bei dem Gedanken schmunzeln, wie ernst Fynn bei der Geschichte blieb. Dass ist doch wirklich lächerlich. Trotzdem machte mich Fynns Geschichte nachdenklich. Der seltsame Traum, als Josh mir in den Hals biss. Dass machen Vampire doch. Die Situation als ich mir den Kopf angeschlagen habe und blutete. Die Reaktion von Josh war mehr als beängstigend. Die kalten Hände und Lippen. Dieses Verlagen, dass er in mir entfachte. Dass war nun wirklich nicht normal. Aber er sah nun mal so unglaublich sexy aus. Doch eins war wirklich seltsam. Obwohl die Fellers zum Grillen im Park waren und obwohl der Grill angeworfen war und das Fleisch darauf saftig brutzelte, habe ich keine Teller oder Geschirr gesehen. Ich habe auch niemanden von ihnen essen sehen oder trinken. Außerdem die Sache mit den Eltern. Sie sehen noch so jung und umwerfend schön aus. Nicht viel älter als ihre Kinder. Mich fröstelte als ich mich bei der Erkenntnis ertappte, dass ich Fynns Worten tatsächlich Glauben schenken wollte. Dass kann nicht sein.

Ich drehte mich auf den Bauch und merkte nicht, dass ich schon so weit am Rande des Bettes war. 'Vorsicht, Du hast es versprochen', eine vertraute Stimme in meinem Kopf meldete sich, aber da war es schon zu spät. Ich fiel vom Bett und knallte mit meinem Kopf gegen den Nachtschrank. Dass gibt eine riesen Beule. Aber was war das? War das Joshs Stimme? Es hörte sich so an als wäre er in meinem Zimmer. Ich sprang auf und schaute mich um. Mir war leicht schwindelig, mein Kopf hat heute wirklich schon genug gelitten. Er war nicht da. Warum auch, was sollte er hier. Ich werde verrückt. Mit Schauermärchen kann man mir also immer noch Angst einjagen.

Ich legte mich in mein Bett und ich war wirklich müde. Ich kuschelte mich in meine Decke und hörte Paul am anderen Ende des Flures genüsslich schnarchen. Ich lächelte und schlief ein.

Wieder war ich im Wald. Wieder war es nass und dunkel und wieder war ich auf der mir mittlerweile bekannten Lichtung. Ich musste nicht lange warten und sah Josh. Ich hatte keine Angst vor ihm. Er stand wieder am Baum gelehnt mit seiner nackten Brust und er schaute mich unentwegt an. Das Mondlicht erhellte seinen Körper und es war als würden tausend Sterne auf seiner nackten vollkommenen Brust tanzen. Die Schönheit seines Anblickes raubte mir die Sinne. Er kam langsam auf mich zu. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Er sprang nicht wie ein wildgewordenes Tier auf mich. Er kam langsam und bedächtig, anmutig zu mir. Sein Blick hatte nichts Bedrohliches. Als er eine Armlänge von mir entfernt stehen blieb, schweifte sein Blick ab und blickte in die Bäume. Ich wusste nicht was los war aber ich wollte nicht, dass er stehen blieb, ich wollte dass er mich in den Arm nimmt, ich wollte dass er mich festhält, dass er dieses Verlangen stoppt und mich küsst. Dass diese Gier nach ihm verschwindet und mir das gibt was ich will. Mein Körper zitterte vor Verlangen und Begierde. Mir wurde heiß und kalt, ich konnte kaum atmen und mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust. Dann nach unendlichen Sekunden sah er mich wieder an und er nahm mich tatsächlich in seine starken überaus männlichen Arme. Sein Körper war kalt, kälter als alles andere was ich kannte, ich hätte schwören können, er war kälter als Eis. Sofern das überhaupt möglich war. Es ging mir gut, es ging mir so dermaßen gut in seinen Arm und ich fühlte mich trotz der Kälte wohl. Er beugte wieder den Kopf zu mir hinunter und flüsterte mit seinen kalten traumhaft schönen Lippen in mein Ohr, 'Du bist mein Honey, bis in die Ewigkeit'. Ich wartete, ich wartete dass er mir wieder in den Hals biss, aber diesmal hatte ich keine Angst, mach mich zu Deinesgleichen hämmerte es in meinen Kopf und als ob er meine Gedanken lesen könnte, beugte er sich tiefer zu meinen Hals. Aber dann wie aus dem Nichts, erschien Fynn. Er sah aber so anders aus. Er trug einen schwarzen Kampfanzug und war groß, größer als er es sonst eigentlich ist und stark und irgendwie attraktiv. 'Nein sie wird Dir nie gehören, dass lasse ich nicht zu!'

Ich wachte auf. Was war das jetzt schon wieder?







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