Nachtgedanken Teil 2

Autor: roses of mackintosh
veröffentlicht am: 17.04.2008




Er stand hinter mir, hatte seine Hände auf meine Oberarme gelegt und küsste mir den Hals. Ein Seufzer entwich meiner Kehle. 'Du bist so wunderschön...', wisperte er. Seine Hände gingen auf Wanderschaft, berührten meinen Bauch, fuhren am Rand meiner Jeans lang. Er erfasste mein Oberteil und zog es mir aus.
Ich war unfähig mich zu rühren, mein Atem ging stoßweise und ich spürte wie meine Haut seine Berührung ersehnte und gleichzeitig unter ihr litt. Er drehte mich zu sich um, ich schaute zu ihm auf, in seine eisblauen Augen. Leicht schüttelte er den Kopf, fast ungläubig, mich wahrhaftig vor sich zu haben. Sein Kopf schnellte auf meinen zu und er küsste mich. Fast gewalttätig drängte sein Mund an meinen Lippen, er verschlang mich und ich gab auf. Ich war flüssiges Gold in seinen Händen - unfähig mich zu wehren und unfähig dies noch zu wollen. Mich immer noch liebkosend, öffnete er meinen BH, er glitt zu Boden. Entblößt stand ich da, beschämt und doch willig, ihm alles zu geben. Er entledigte sich seines Shirts und drückte meinen Körper an sich. Ich spürte meine Brüste an seiner Haut, das Heben und Senken seines Brustkorbes. Nie wieder wollte ich etwas anderes fühlen als seine Haut an meiner.

Keuchend erwache ich. Dieses Mal bin ich eindeutig zu weit gegangen! Heute Nacht bin ich allein und niemand ist da, der meine Gedanken stoppen kann.
'Es ist ewig her, Ina, ewig, über zehn Jahre! Du musst das vergessen...' Seufzend drehe ich mich auf die andere Seite und versuche zu schlafen. Diese Träume kehren immer wieder, ich bin nicht fähig Christian zu vergessen. Und ich habe es mit vielen probiert...Ich erinnere mich an einen Abend.

Wir waren spazieren. Meine Eltern vertrauten ihm, dass er mich sicher zurückbringen würde. Er nahm meine Hand, ich war überrascht, aber es war nichts Ungewöhnliches, schließlich kuschelten wir auch in der Schule. Gemeinsam hüpften wir den Feldweg entlang, wir benahmen uns wie Kinder, aber es war wunderschön.
Ich erzählte ihm von meinen Träumen: Ein Haus am Strand, ein schöner Job, Glück, eine eigene Familie...
Er griff das auf und meinte: 'Naja, für die Familie musst du aber erst mal mit irgendwem ins Bett!' Lachend jagte ich ihn übers Feld. Wir begannen über Sex zu reden. Keiner von uns beiden hatte damals irgendwelche Erfahrungen, aber es war spannend zu hören, welche Vorlieben er glaubte zu haben. Wir redeten stundenlang, vergaßen die Zeit und meine Eltern waren recht pikiert, als ich erst nachts um eins wieder zu Hause erschien.

Ein anderes Mal, wir waren bei ihm zu Hause, spielte er mir etwas auf seiner Geige vor. Ich war ergriffen. Aber mir war so kalt, dass ich mich in sein Bett kuschelte und ihm von dort aus zuhörte. Ich musste wohl eingenickt sein, denn irgendwann vernahm ich seine Stimme an meinem Ohr: 'Mensch Ina, du bist ja eiskalt.' Und dann legte er sich neben mich. Er schlang die Arme um mich. Sein Kopf lag meinem gegenüber und er grinste mich an. Ich weiß noch ganz genau, wie mein Herz klopfte, er sah so verdammt süß aus. Ohne Nachzudenken küsste ich ihn. Erschreckt von meiner unüberlegten Reaktion zog ich mich sofort zurück und blickte ihn beschämt an. Er grinste immer noch...
Ich war mit Philipp zusammen und hatte Christian geküsst. Meine Schuldgefühle waren enorm, ich konnte weder Christian noch Philipp in die Augen sehen.

Ich vermisse Christian so sehr. Seine Unbeschwertheit, sein Grinsen, seine Art mit Musik umzugehen und der beruhigende Blick in seine eisblauen Augen.
Ich wünsche mir, er könnte bei mir sein, mich wieder in seine Arme nehmen und meinen Kopf an seine Brust betten. Wieso war ich so dumm gewesen? Wie konnte man nur so dumm sein?
An diesen Abenden damals hätte ich es merken müssen, meine Liebe zu ihm. Alle meinten damals zu mir, dass ich doch mehr für ihn empfände. Aber ich verstand es nur tief in mir drin, in einem kleinen Stückchen meiner Seele, wie eingepackt in Stahl, unhörbar für mich.

Ich spüre, wie meine Wangen nass werden. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Trauer ein Mensch vertragen kann, ohne äußerlich zu zerbrechen, innerlich bin ich schon jahrelang ein Wrack...
Seufzend versuche ich ein Gedicht zu rezitieren, um mich abzulenken, aber mir fällt nichts Gescheites ein. Meine Gedanken fließen unaufhörlich weiter. Plötzlich erscheint am Rande meines Bewusstseins ein Schemen, eine Melodie. Langsam dringt er an die Oberfläche. Ich stehe auf und laufe zu meinen CDs. In der hinteren Reihe finde ich, was ich suche: Eine CD von Jack Johnson, ein Weihnachtsgeschenk von Christian.

Ich hatte ihm eine Schachtel 'Küsschen' geschenkt. Nachmittags kam er vorbei, ebenfalls mit einer Schachtel 'Küsschen'. Ich war etwas erstaunt und irgendwie verärgert. Also kitzelte ich ihn durch, aber er grinste nur. Ich wollte ihm eines anbieten, öffnete die Schachtel und fand keinerlei Schokolade vor, sondern diese CD. Er hatte meine Schachtel genommen, geleert und die CD hineingesteckt. Er lachte sich schlapp, als er meinen Gesichtsausdruck sah.

Ich lege die CD in meinen Player und suche einen bestimmten Song, ich kann mich nicht mehr an die Nummer erinnern. Zu lange ist es her, dass ich mich getraut habe, in meinem wirklichen Leben, an ihn zu denken. Nachts muss ich die Steuerung an mein
Unterbewusstsein abgeben, aber wenigstens tagsüber will ich diese schmerzhaften Gedanken verbannen.
Ich habe das Lied gefunden, langsam erklingen die Töne in meinem Schlafzimmer. Ich stelle auf 'Dauerreplay' und lege mich in mein Bett. Unter den schönen Worten schlafe ich ein. '… but this is all that I have, so please take what's left of this heart and use, please use only what you really need, you know I only have so little, so please mend your broken heart and leave…'

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Hallöchen liebe Leser,
tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich musste es tausendmal umändern, bis es mir gefiel. Ich hoffe, es ist nicht zu kompliziert geworden, ich weiß, ich habe meine ganz eigene Art zu schreiben, und ich bin untröstlich, noch nicht aufklären zu können/dürfen, wer der Mann neben ihr aus dem ersten Teil ist. Ich hoffe, ihr verzeiht mir. Ich werde euch aber nicht ewig auf die Folter spannen^^. Auf Nachfrage schreibe ich weiter. LG roses of mackintosh :*







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