Braune Augen

Autor: e93
veröffentlicht am: 14.08.2013


Hallo ihr Lieben,
ich hab mich mal an einer neuen Story versucht und möchte euch das Ergebnis präsentierten.

Über eure Meinungen freue ich mich sehr.

- - -

EINS


Es war ein Mittwoch Nachmittag. Meine Schwester rief mich kurz vor ihrer halbstündigen Pause an und lud mich zur unserem Stammcafé ein. Also begab ich mich gleich nach der Schule dorthin, da meine Schule sowieso ebenfalls im Stadtzentrum lag. Wir begrüßten uns mit Wangenküssen und setzten uns nach drinnen, wo wir auch schon von dem süßen, neuen Aushilfen begrüßt wurden:
„Ciao, was kann ich für die zwei Conigli (Hasen) bringen?“
Meine Schwester fing sofort an zu grinsen und bestellte sich ein Amarettobecher. Anschließend schaute er zu mir rüber und fragte: „Und für dich?“
„Spaghettieis.“, antwortete ich knapp und als er mit seinem italienischen Akzent grinsend erwiderte: „Kommt sofort.“ wurde meine Schwester rot, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und wollte neugierig wissen: „Ist der nicht süß?“
„Sehr sogar.“, gab ich ihr freudig Recht und beobachtete meine aufgeregt Schwester. Aber es war nicht ihre Schuld. Er war zwar neu, allerdings erledigte er seine Arbeit erstklassig und verzauberte mit seinem italienischen Akzent vor allem die weiblichen Gäste. Zwar ließ mich sein Charme auch nicht kalt, jedoch hielt es sich bei mir in Grenzen, was ich von meiner nur zwei Jahre älteren Schwester nicht behaupten konnte. Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, stemmte sie ihr Ellenbogen auf den Tisch und ihr Kopf legte sie auf ihre offene Handfläche.
„Wieso sagst du ihm nicht einfach das du ihn kennenlernen willst?“, fragte ich neugierig und gemeinsam beobachteten wir, wie er unsere Bestellung zubereitete.
„Quatsch. Er ist zwar ein Schnuckelchen, aber mehr auch nicht.“, antwortete sie und fing an über ihren anstrengenden Arbeitstag als Friseurin zu sprechen.
„Und weißt du was heute das Schlimmste war?“, fragte sie verärgert und wartete erst gar nicht auf meine Antwort, sondern erzählte schon: „Heute kam ein Mädchen zu uns. Sie hatte so schöne lange und gepflegte Haare und hat sich diese richtig kurz schneiden lassen und das nur, weil ihr Freund auf Kurzhaarige stehen würde.“ Ihre Stimme hob sich immer mehr an, sodass langsam alle Blicke auf uns gerichtet waren, bis ich meine Hand auf ihre legte und ihr zu Verstehen gab. „Es ist okay. Beruhig dich! Du kannst jetzt auch nichts mehr daran ändern.“
„Ja, da hast du Recht. Aber Irem, ich bitte dich. Welches Mädchen würde sich von ihren tollen Haaren wegen irgendeinem Kerl trennen?“, wollte sie neugierig von mir wissen und grinsend antwortete ich: „Natürlich ein verliebtes.“
Leider schien sie nicht in der Stimmung für Ironie zu sein, denn sie warf mir einen unverständlichen Blick zu und seufzte.
Erst als der süße Kellner kam, die Bestellung uns auf den Tisch stellte und uns buon appetito wünschte, strahlte meine Schwester wieder und bedankte sich mit den Worten: „Grazie”. Anschließend lief er weiter und auch ich begann zu essen, während ich ihr leise mitteilte: „Ich werde die Klasse wiederholen.“ Ungläubig starrte sie mich an und fragte schockiert: „Wieso?“
„Wegen Mathe und Wirtschaft.“, antwortete ich kaum hörbar und schaute nur zu meinem Becher, da ich ihrem Blick entkommen wollte. Doch dies nützte nicht wirklich viel, da ich von Augenwinkel sehen konnte, wie ihre Blicke mich durchbohrten. Einen Augenblick schwieg sie, ehe sie nickte und überzeugt sprach: „Lieber ein zweiter Versuch, als ein schlechter Durchschnitt.“
Nachdem wir auch dies geklärt und fertig gegessen hatten, ging sie mit ihrer Hand durch meine schwarzen Haare und schlug vor: „Lass mich am Wochenende deine Haare schneiden.“
„Okay.“, stimmte ich zu und schaute ihr tief in die grünlichen Augen. Fulya war wirklich eine sehr hübsche und talentierte Frau. Schon bevor sie ihre Ausbildung angefangen hatte, hatte ich ihr meine Haare anvertraut und es kein einziges Mal bereut.

Die Zeit verging so schnell, dass sie einen Schock bekam, als sie auf ihr Handydisplay sah und sehr laut feststellte: „Oh mein Gott, nur noch fünf Minuten!“
„Ist okay, das ist doch sowieso hier um die Ecke.“, beruhigte ich sie und legte die Hand auf ihre Schulter.
„Ja, stimmt schon, aber trotzdem.“, erwiderte sie und rief den Kellner zu uns, um die Rechnung zu begleichen.
Genau in diesem Moment drehte sich ein Junge, der an dem Tisch gegenüber von uns gesessen hatte, um und blickte direkt zu meiner Schwester. Meine Augen hafteten auf seinen. Er hatte wunderschöne braune Augen. Der Fremde stand auf und begab sich mit seinem blonden Freund, wohl europäischer Abstammung zu uns. In diesem Moment traf auch der Kellner an und nickte dem Südländer zu. Dieser nickte zurück und reichte seine Hand meiner Schwester. „Selam Fulya, naber?“
(Hallo Fulya, wie geht’s?)
„Hallo Eser, ganz gut.“, begrüßte sie ihn ziemlich kühl zurück.
Ich merkte sofort, dass sie nicht gut auf ihn zu sprechen war. Doch trotzdem stand dieser Eser am Tisch und fragte als würde er ihre Abweisung nicht bemerken: „Wie läuft die Arbeit? Ich komme diese Woche zu dir zum Haare schneiden.“
„Gut. Mach das.“, antwortete sie knapp und fragte den Kellner:
„Wie viel macht das?“
„7,50 €“, antwortete dieser und wirkte ziemlich still, vielleicht weil dieser Eser bei uns stand.
„Hier.“, erwiderte meine Schwester und drückte ihm einen 10 € Schein in die Hand. Dieser gab ihr das Rückgeld und wünschte uns einen schönen Tag noch, ehe er davonging.
„Eser, willst du noch was?“, fragte sie, während sie sich erhob und warf ihm einen verärgerten Blick zu.
Er schaute ihr tief in die Augen, ehe er verneinte und mit seinem Freund gemeinsam verschwand.
„Wer war das?“, wollte ich von meiner Schwester erfahren, die ihre Hände zu Fäusten formte und mir aufgewühlt quittierte: „Der Ex Freund von Yagmur. Dieser Arsch hat sich von ihr getrennt, nachdem er sie entjungfert hat! Sie waren gerade mal drei Monate zusammen! Man, weißt du wie scheiße es Yagmur wegen diesem Idioten geht? Sie liebt ihn immer noch so sehr.“
Yagmur war eine sehr gute Freundin von meiner Schwester. Zwar kannte ich sie sehr flüchtig, aber ich wusste, dass sie wirklich ein sehr süßes und sehr naives Mädchen war. Aber ich war ja selbst leichtgläubig.
„Er hatte bestimmt zu dieser Zeit auch andere Mädchen am Start. Dem traue ich wirklich ALLES zu.“, meinte meine Schwester nachdenklich, erhob sich, nahm ihre Umhängetasche und verabschiedete sich mit den Worten: „Wir sehen uns heute Abend.“ Dann war sie auch schon weg und ließ mich alleine zurück. Mein Blick war auf die Tür gerichtet. Draußen schien die Sonne und trotzdem fühlte ich mich so niederträchtig. Wie konnte er mit seiner eigenen Landsfrau so umspringen? Hatte er denn gar kein schlechtes Gewissen? Das Beängstigende war auch noch das er wirklich atemberaubend aussah. Mit diesen braunen Augen, vollen Lippen, gut gebautem Körper und seinem Lächeln, wusste er ganz bestimmt, wie er mit Mädchen umzugehen hatte, um sie um sein Finger zu wickeln.





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