Autor: Anny
veröffentlicht am: 09.10.2012
Als sich diese Person, dann aber neben mich setze, zog ich mir wütend die Kopfhörer aus den Ohren und wollte mich gerade empört aufregen, was das sollte, aber dann saß Dan neben mir und sah mich mit großen Augen an. „Dein Ernst?“ kam es einfach nur wütend aus mir heraus. „Na du warst…“ begann er zu sprechen. „Steig aus!“ schrie ich ihn an. „Steig verdammt noch mal aus!“ wiederholte ich es. „Was ist denn mit dir los?“ fragte er mich empört. „Was mit mir los ist? Du merkst auch gar nichts mehr oder?“ schrie ich ihn an. „Was denn? Was soll ich denn merken? Ich hab gerade Stress mit Laura…“ begann er zu reden. Der merkt auch gar nichts mehr! Ich schreie ihn an und bin stinke sauer und er merkt es nicht mal, er redet weiter über seine Laura? Da platzt mir doch der Kragen, solche Ignoranz und Dummheit auf einmal! Die Wut kochte immer höher in mir. „Machst du das eigentlich mit Absicht?“ fragte ich ihn dann ruhig. „Was denn?“ antwortete er mir und sah mich an. „Du bist so ein Arschloch, weißt du das? Du redest dauernd von deiner behinderten Laura, ganz ehrlich nimm sie und steck sie dir in deinen arroganten Arsch! Erzähle es sonst wem, aber lass mich mit dem Scheiß in Ruhe. Du checkst gar nichts, rein gar nichts und ziehst hier eine Show ab, immer und immer wieder aufs Neue. Und ich war auch noch so dumm und war immer für dich da, hab dich bei jeder Kleinigkeit unterstützt, hab stundenlang mit dir telefoniert und was machst du? Du machst mir sinnlose Hoffnungen um mich dann doch stehen zu lassen! Und wenn du noch ein einziges Mal fragst, was mit mir los ist…!“ schrie ich ihn an und blickte so finster wie noch nie. Meine Augen strahlten eine Wut aus, die ich zuvor noch nie gefühlt hatte. Ich war von mir selbst überrascht, wie ich die Worte fassen konnte, um ihn die Meinung zu sagen und nicht komplett in Tränen aus zu brechen. Endlich konnte ich meinen ganzen Frust ablassen und ihm mal so richtig die Meinung sagen. Er saß einfach nur stumm da und strahlte eine Dummheit aus, die glatt hätte töten können. „Du liebst mich?“ fragte er ruhig. Will der Typ mich eigentlich komplett verarschen? Ich habe ihm gerade so viele Dinge an den Kopf geknallt und das ist alles, was ihm einfällt? „Gott, wie blöd bist du eigentlich, klar liebe ich dich. Nein falsch, ich liebte dich, denn langsam wird mir das alles zu dumm. Du machst mir auf Partys und mit ewig süßen SMS Hoffnungen und rufst mich dann an, um mir zu sagen du bist wieder mit Laura zusammen oder hast gerade eine andere Olle gefickt. Danke auch, echt danke Dan. Weißt du eigentlich wie ich mich fühle? Ich bin doch eh nur dein Trostpflaster, wenn es gerade nicht läuft. Du benutzt mich und das wird sich nie ändern. Aber weißt du was? Es ist egal, es ist nicht dein Problem, ich bin schließlich Schuld, dass ich ernsthaft geglaubt habe, dass du auf mich stehst und dass wir zusammen kommen könnten. Verzeih, dass ich so naiv war.“ Sagte ich mit letzter Kraft. „Sie steigen jetzt aus, sie belästigen die anderen Fahrgäste!“ nörgelte der Busfahrer, der jetzt neben uns stand. „Fein gemacht!“ sagte ich noch und sah Dan voller Wut an, dann stieg ich wütend aus dem Bus aus und lief einfach. Dan lief mir nach. „Hey wo willst du jetzt hin?“ rief er. „Weg von dir! Zur Not laufe ich jetzt auch 10Km nach Hause.“ Schrie ich. „Es tut mir leid.“ Rief Dan, aber es klang ehr wie eine Frage, wie eine Frage bei einer Prüfung. Nur sind wir hier bei keiner Prüfung und ich bin keine Lehrerin. Wir sind hier im realen Leben und wir sprechen von Gefühlen und nicht von billigen Noten und Bewertungen und auch nicht dem Versuch sich durch zu mogeln und einzuschleimen. Im dem einen Moment war ich noch total taff und hätte eine Gruppe Wrestler verprügeln können und im nächsten stiegen mir die Tränen in die Augen und ich hatte keine Kraft mehr. Ich hatte keine Kraft und keine Lust mehr zu diskutieren. Über Sachen und Dinge zu diskutieren die unabwendbar sind, die sinnlos waren und im Endeffekt keine Rolle mehr spielten. Alles was ich sagen wollte war gesagt. Punkt aus Ende Schluss. Dan lief mir noch eine Weile nach, gab es jedoch irgendwann auf. Ich hatte auch nicht erwartet, dass er jetzt ernsthaft um mich kämpfen würde. Ich lief den ganzen Weg nach Hause, meine Füße taten mir weh und mein Rucksack wurde auch nicht leichter. Alles nur wegen diesem Idioten…
Zuhause angekommen hatte ich die Faxen dicke. Ich hatte weder Lust etwas zu essen, TV zu schauen oder mich bei irgendwem zu melden. Mein Akku war sowieso leer, da ich den halben Nachhauseweg versuchte meine Eltern zu erreichen, aber nichts da. Ich stampfte wütend in mein Zimmer, warf die Tasche in die Ecke und zog mir ein Top an und eine kurze Jogginghose. Ich musste jetzt erst einmal Joggen, egal wie sehr die Füße schmerzten, ich musste mich jetzt erst einmal abreagieren, meine Wut abbauen. Ich schnappte mir noch meinen IPod und band mir im Gehen einen Zopf, dann verließ ich das Haus. Ich joggte etliche Feldwege entlang und hörte dramatisch laute Musik, um auf andere Gedanken zu kommen. Nach einer Weile musste ich wieder weinen und brach zusammen. Meine Beine gaben einfach nach, ich fiel einfach in den Dreck. Ja, wie Dreck fühlte ich mich auch. Dreck, der überall verteilt ist, den jeder sieht, aber um den sich keiner kümmert, weil ‚Ist ja nur Dreck‘, richtig? Ich kniete auf dem Boden, meine Hände auf den Boden gestützt und ich bekam kaum noch Luft, vielleicht hätte ich es nicht so übertreiben sollen, aber mir ging es seelisch schon deutlich besser. Ich saß noch eine Weile auf einem Hügel von dem ich das ganze Dorf überblicken konnte. Langsam wurde es dunkel, doch der Himmel war so wunderschön. Wunderschön und unerreichbar, unantastbar, unglaublich. Der komplette Himmel färbte sich rosa und dann orange bis rot. Rot wie ein verliebtes Herz, doch dann brach die Nacht an und der Himmel färbte sich dunkel. So dunkel, wie ein zerbrochenes Herz. Das einzige, was das Herz noch erstrahlte waren die vielen klitzekleinen Sterne. Viele klitzekleine Sterne, wie viele kleine Erinnerungen und vergangene Moment, schöne Momente, doch sie waren einmal und strahlten nur noch in der Nacht. Nachts, wenn die die Menschen träumten. Sie träumten und trauerten verlorenen Zielen, vergangen Beziehungen, einem geliebten Menschen oder alten Zeiten hinterher. Nichts ist mehr so, wie es war. Und ist der Tag angebrochen, war alles wieder beim Alten. Keine Sterne, keine Träume.
Da war ich wieder, enttäuscht und verletzt, zweifelnd, den Glauben an die Liebe verloren. Für was auch lieben, wenn es einem sowieso nicht gedankt wird, wenn man sowieso nur verletzt wird, wenn man sowieso immer nur zweite Wahl ist. Ist es dann nicht besser gar nicht zu lieben, als vergebens zu lieben?
„Ein Buch in Haut geschrieben.
Ein lebenslanger Spiegel.
Begraben in der Zeit .
Im Nebel der Vergangenheit.
Die Narben auf unseren Seelen.
Bestimmen den Gang des Lebens.
Hand aufs Herz,
Spürst du den Schmerz?“
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