Autor: Anny
veröffentlicht am: 24.05.2012
Kapitel 5
Janina und ich saßen sprachlos auf der Couch. „Er liebt dich…“ flüsterte Janina mir zu. Tat er das?
Ich saß einfach nur da, saß da und starrte auf den Bildschirm, der schon schwarz geworden war. Ich fühlte nichts, ich dachte nichts. Rein gar nichts. Mein bester Freund, auf den ich schon seit Ewigkeiten stand, liebte mich also auch? Und wollte mich vor Susann schützen, indem er mich mied? Bitte, was soll das denn? Langsam fühlte ich wieder etwas, ich wühlte Wut, Wut und Enttäuschung. Ich klappte den Laptop wütend zu stampfte in mein Zimmer, holte einen Bilderahmen tief aus dem Nachttischschrank und ging wieder ins Wohnzimmer. In dem Bilderrahmen war ein Foto von mir und Fin, wie wir uns gegenübersaßen und uns einfach nur anschauten. Ich nahm es aus dem Bilderahmen und zerriss es. Ich zerriss es in tausend Teile, so wie er mir damals mein Herz zerrissen hatte.
Ich wünschte ich wäre Ahnungslos geblieben, hätte diese Video nie gesehen und … und hätte mich nie in ihn verliebt! Damals nicht und heute nicht!
Dann spürte ich eine Wärme, die mich in den Arm nahm. Es war Janina, die da war. Ja sie war ja auch immer da. Sie war da, als mich alle anderen im Stich gelassen haben, als Fin mich im Stich gelassen hatte. Langsam sackten wir zusammen und saßen gegenüber. Ich wusste nicht wieso, aber mir liefen viele kleine Tränen vom Gesicht. Janina nahm mein Gesicht in ihre zarten Hände und sagte „Hey Süße, schau mich an ja? Alles wird gut, versprochen!“ ich sah ihr in die Augen, schniefte und sagte „Okay.“ Dann zog sie mich an den Armen hoch und sagte „Wir gehen jetzt eine große Runde Joggen, dann schön in den Pool, ein dickes fettes Schokoeis und dann schauen wir einen Actionfilm oder einen Horrorfilm mit viel Blut!“ ich musste irgendwie grinsen, sie wusste immer wie man mich aufmuntern konnte.
Wir gingen in mein Zimmer, zogen uns Sportklamotten an und holten noch zwei Trinkflaschen aus dem Kühlschrank. Danach schloss ich die Tür ab und ließ mein Handy auf dem Küchentisch liegen. War auch nicht weiter schlimm, wer was will, ruft auch zweimal an!
Wir liefen unsere gewöhnliche Rute durch den Stadtpark.
Ich war einfach total durcheinander, wieso konnte mein Leben nicht einmal schön verlaufen und annähernd perfekt ausgehen? Nur einmal? Ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf stand und was ich dachte, fühlte.
Janina blieb dies nicht unbemerkt. Sie schaute mich besorgt an und meinte, dass wir eine Pause machen sollten. Das taten wir dann auch, wir setzten uns auf eine Holzbank im Stadtpark. Ein Paar Meter vor der Bank war ein kleiner See, wo manchmal ein paar Angler saßen, heute allerdings niemand.
„Das habe ich echt nicht erwartet.“ Sagte ich dann und starrte auf den Boden. „Niemand hätte das erwartet. Er ist ein Arsch.“ Antwortete mir Nina. Ein Arsch, ja das war er definitiv. „Aber eigentlich wollte er dich doch nur beschützen, Amelia.“ Fügte sie mit einer ruhigen Stimme hinzu. Blödsinn, er fand Susann einfach nur toller, als mich. Er ist einfach ein Egoist gewesen und dachte nur an sich. „Lass uns weiter.“ Sagte ich hart, vielleicht zu hart. Schließlich konnte Janina jetzt nichts dafür. Nachdem wir einige Minuten still nebeneinander her joggten sagte ich „Ach man, tut mir leid Ninchen. Du kannst ja gar nichts dafür.“ Uns sah sie reumütig an. Sie kniff mir in die Seite und sagte „Ach mir tut es auch leid, dass ich so etwas gesagt habe.“ Ich musste mir eingestehen, dass ich auch drüber nachgedacht habe, ob er mich wirklich nur schützen wollte. „Kein ding, vielleicht wollte er wirklich nur Gutes…“ sagte ich wiederum nachdenklich.
Nach dem Joggen beschlossen wir uns noch einen Coffee to go im Starbucks zu holen. Wir stellten uns an der Kasse an und ich bestellte mir einen Java Chip Chocolate und Janina einen Karamell Latte-Macciato.
Gerade als ich mich umdrehte hätte ich beinahe meinen Kaffee über jemanden geschüttet. Warum musste der auch so nah hinter mir stehen? Ich regte mich innerlich schon wieder total auf. Dann sah ich nach oben und schaute wieder in diese fast schwarzen Augen.
„Philipp, tut mir leid.“ Grinste ich ihn an. „Ganz schön stürmisch heute.“ Lachte er zurück. „Ach ja, ich bin heute ein wenig aufgewühlt und…“ er unterbrach mich „Durcheinander?“ Ja ganz genau, durcheinander war ich. Und wie durcheinander! „Ja genau.“ Lächelte ich ihn an und spielte mir in den Haaren herum. „Ach ich muss noch mal auf die Toilette, Amelia.“ Zwinkerte mir Janina zu. Für diese Gesten könnte ich sie echt knutschen. Wir verstanden uns auch ohne Worte und ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu, denn sie auch zu verstehen wusste. „Da du schon einen Kaffee hast, wird das ja schon wieder nichts mit einladen.“ Lachte er mich an. Wir liefen zusammen raus und standen vor der Tür. Er holte seine Zigaretten raus und begann zu rauchen. Wie klar, alle heißen Typen rauchen doch oder? „Übrigens die Hose steht dir echt gut.“ Grinste er. Ach ja, ich hatte ja meine superenge Sporthose an… man konnte bestimmt meine Unterwäsche hindurchsehen. Wie peinlich, dachte ich mir. Ich verdrehte aber nur die Augen und zog eine Schnute. „Morgen schon was vor?“ fragte er mich. Ich stand einfach nur total verträumt da und hielt meine Kaffee in der Hand. Ich starrte in seine dunklen Augen, sie waren wie ein schwarzes Loch, das alles was er erblickte in sich verschluckte. Wie peinlich, ich starrte ihn an… ja ich glotzt beinahe. „Hallo?“ fragte er mich nochmals verwirrt. „Hm? Hast du was gesagt?“ fragte ich ihn unbeirrt. „Also so eine Abfuhr habe ich auch noch nie bekommen.“ Lachte er. „Ach man, tut mir leid, aber ich war gerade irgendwo anders mit meinen Gedanken.“ „Das passiert dir ziemlich oft oder?“ fragte er. „Ja in letzter Zeit schon.“ Grinste ich ihn an. „Also nochmal, magst du morgen etwas mit mir unternehmen?“ er wirkte beinahe schüchtern und biss sich nervös auf die Unterlippe. Ich fand ihn beinahe süß, aber nur ein klitzekleines bisschen. Vielleicht. „Klar, wann und wo?“ strahlte ich ihn an. Hoffentlich sieht man mir das nicht so extrem an. „Echt? Ja cool, ähm ich schreib dir nachher noch eine SMS, okay?“ freute er sich riesig. „Ja okay, ich freu mich.“ Lachte ich ihn an und er umarmte mich und ging.
Wie toll, wir haben also ein Date! Uii, ich war so aufgeregt. Das musste ich sofort Janina erzählen. Halt, ist das ein Date?
Im nächsten Moment kam Janina aus dem Starbucks. „Ninchen!“ schrie ich sie glücklich an. „Huch, was ist denn mit dir los?“ fragte sie überrascht. „Philipp hat gefragt, ob wir morgen etwas zusammen unternehmen!“ gluckste ich laut. Eine ältere Oma drehte sich um und warf mir einen nicht deutbaren Blick zu. Naja, vielleicht war ich ein wenig zu laut, aber ich freute mich so riesig. „Echt? Och nein, wie niedlich“ hüpfte sie nun mit mir. Die Leute starrten uns schon an, aber man soll seine Freude doch zeigen, nicht wahr?
Dann liefen wir wieder zu mir. Wir gingen nacheinander Duschen und legten uns dann in mein riesiges Himmelbett. Dann quatschten wir noch eine Weile.
„Meinst du er steht auf mich?“ fragte ich Janina nachdenklich. „Klar, wieso sollte er dich sonst nach einem Date fragen?“ antwortete sie mir. „Naja, ist das ein Date?“ fragte ich unsicher. „Aber natürlich, hat er eigentlich schon geschrieben Wann und Wo?“ fragte sie. „Warte ich schau mal.“ Durch meine ganze Aufregung und Freude, habe ich mein Handy total vergessen. Es lag ja immer noch in der Küche auf dem Tisch.
Ich kletterte über Janina hinweg und lief in die Küche. Ich nahm es in die Hand und schaute auf die Benachrichtigungen. Ich hatte 3 Neue SMS. Drei? Eigentlich hatte ich ja nur eine einzige erwartet. Ich öffnete die Erste, sie war von meiner Mum, übliches Gerede und so. Die nächste war von Philipp, sofort breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus, während ich wieder in mein Zimmer lief. *Naa du. ;) Also, was meinst du zu Angeln und Picknick?“ Angeln? Or nee, dachte ich mir. Aber Picknick klang gut. *Hey ;) Klingt Super!* schrieb ich ihm gleich zurück. Gerade als ich die letzte SMS lesen wollte vibrierte mein Handy erneut und Philipp hatte schon zurück geschrieben. *Prima, wir treffen uns vorm Eingang vom Stadtpark, um 15.00 Uhr?* *Ja, alles klar. Freu mich auf Morgen ;)* schrieb ich wiederum zurück. Von ihm kam gleich ein *Ich auch ;)* zurück. „Amelia, lass uns bitte endlich schlafen, ich bin so kaputt.“ Rief Janina vom Bett aus. Ich beschloss die letzte SMS erst morgen zu lesen, wird schon nichts wichtiges sein, dachte ich mir.
Oder doch?
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