Autor: live love rock
veröffentlicht am: 03.04.2012
Als ich die Toilette erreicht hatte, stützte ich mich auf das Waschbecken und atmete einmal tief durch. „Okay Alex! Jetzt reiß dich zusammen. So ne eingebildeten Tussen konnten dir noch nie was anhaben!“ Redete ich gerade wirklich mit meinem Spiegelbild? Noch einmal holte ich tief Luft und machte mich dann wieder auf den Weg zu dem Klassenzimmer. Dort starrten mich alle an. Vanessas Augen funkelten mich böse an. Anscheinend hatte ich mir jetzt ne richtig gute Freundin geholt. Ich setzte mich an meinen Platz. Ein Mädchen kam zu mir und sah mich begeistert an. „Wow! Noch niemand hat es gewagt Vanessa so einen Reinzudrücken. Ich bin übrigens Mila.“ Ich grinste leicht und zuckte mit den Schultern. „War ja nichts Großes. Ich bin Alex.“ – „Hast du Lust nach der Schule noch kurz n Eis essen zu gehen oder so? An der Alster gibt’s echt n paar schöne Orte und ich denke mal du kennst noch nicht so viel.“ Ich überlegte kurz. „Naja..eigentlich…“ fragend sah sie mich an und schließlich nickte ich. „Na gut machen wir.“
Endlich klingelte die erlösende Klingel. Der restliche Schultag verlief eigentlich ohne besondere Vorkommnisse. Mila und ich stiegen in den Bus und fuhren in die Innenstadt. Als wir so – mit einem Eis in der Hand – am Wasser entlang gingen war ich echt froh mitgekommen zu sein. Es war wunderschön und ich konnte endlich mal wieder etwas entspannen. Mila und ich setzten uns auf eine Bank und sie sah mich neugierig an. „Also erzähl mal von dir. Wo wohnst du? Wie ist deine Familie so? Hast du Hobbys?“ Ich schmunzelte leicht. „Also ich wohn hier ziemlich in der Nähe. Ein paar Straßen weiter. Naja meine Familie…besteht aus meinem Dad und meinen zwei Brüdern Dennis und Marc.“ Interessiert sah sie mich an. „Ältere Brüder?“ Ich nickte. „Ja Dennis ist 19 und Marc ist 21“ – „Cool. Und Hobbys?“ Ich sah kurz in den Himmel und lies mir die Sonne auf das Gesicht scheinen. „Zu Hause, also in meinem alten zu Hause, habe ich 3 Jahre lang Kickboxen gemacht. Das möchte ich hier eigentlich auch fortführen!“ Erstaunt sah mich Mila an. „Wooow Kickboxen? Wie cool. Wenn du willst kann ich dir nen Boxclub zeigen. Mein großer Bruder geht da immer hin. Ist total cool da.“ Begeistert blickte ich sie an. „Das wäre richtig cool von dir! Danke.“
Zusammen gingen wir zu mir nach Hause. Ich entschuldigte mich für das Chaos, doch Mila winkte ab. „Quatsch ist doch total aufgeräumt! Naja zumindest dafür, dass ihr gerade erst umgezogen seid.“ In meinem Zimmer packte ich schnell ein paar Sportsachen in meine Tasche und ging dann mit Mila los. Sie stoppte an einer großen Halle und ging mit mir rein. Es war wirklich umwerfend. Man hatte viele Trainingsmöglichkeiten, zwei Boxringe und und und…
Begeistert blickte ich mich um. Ich sah weit und breit kein trainierendes Mädchen. „Ist das hier n reiner Männersport?“ Verwundert blickte ich zu Mila. Diese lachte leise und nickte. „Man sieht selten ein Mädchen boxen. Außer vielleicht in einem Schuhladen, wo sich zwei Mädchen um ein paar Schuhe prügeln.“ Über diese Bemerkung musste ich schmunzeln. Ein kräftig gebauter Junge kam zu uns. Er sah echt gut aus. Strahlend blaue Augen, braune Haare und ein muskulöser Körper. Er begrüßte Mila mit einer Umarmung und diese zeigte auf mich. „Das ist Alex und sie boxt!“ Der Typ, den Mila mir als Dave vorstellte, grinste mich an. „So so du boxt also und meine kleine Schwester führt dich erst einmal zu uns.“ – „Ach du bist Milas Bruder. Ja ich boxe seit mehreren Jahren schon.“ erwiderte ich. Prüfend blickte er mich an. „Ist ziemlich anstrengend was. Dann wollen wir mal sehen was du so drauf hast!“ Er trat mit mir zu einem Sandsack und stellte sich dahinter. Ich rümpfte leicht die Nase. „Kann ich mich erstmal umziehen?! Danke.“ Ich schnappte mir meine Tasche und ging in die Umkleide. Dort zog ich mir eine kurze Trainingshose und mein Top an. Meine Fuß- und Handgelenke bandagierte ich und ging dann wieder zu den Anderen. Dave sah zu mir. „Eine Kickboxerin. Oha Jungs da müssen wir uns wohl in Acht nehmen.“ Ich blickte wütend zu ihm. Wieso musste man sich als Mädchen immer den Respekt erarbeiten… Kurz nahm ich meine Kette in die Hand. Mein Dad hatte sie mir zu meinem ersten Kampf geschenkt. Es war ein Lederband mit einem goldenen Paar Boxhandschuhe als Anhänger. Es war eine Art Glücksbringer für mich.
Ich fing an mich etwas aufzuwärmen und trat dann auf den Boxsack zu. Siegessicher grinste mich Dave an und um uns herum versammelte sich eine neugierige Menschenmasse. Niemand war mehr am trainieren. Ich sah mich kurz um. Man hätte fast nervös werden können aber ich war gut und das wusste ich. Also fing ich an auf den Boxsack einzuschlagen. Meine Stärke waren gezielte ‚Angriffe’! Ich hielt nicht viel vom wahllosen zuschlagen oder treten. Denn je prezieser die Angriffe, desto stärker waren sie auch. Vor jedem Schlag holte ich tief Luft. Das gab mir zusätzliche Kraft. Als ich nach einiger Zeit zu Dave blickte, sah ich die Anstrengung in seinem Gesicht den Boxsack zu halten. Ich blieb stehen und grinste ihn an. Um uns herum herrschte schweigen. Lediglich Mila klatschte begeistert und fiel mir um den Hals. Dave kam auf mich zu und klopfte mir auf die Schulter. „Nicht schlecht…Aber fühl dich jetzt nicht toll gegen nen Sack schlagen kann ja jeder.“ Ich sah zu ihm. „Ach so? Dann schick ich meine kleine Cousine mal zu dir. Wenn jeder nen Sack schlagen kann müsste die dich ja locker besiegen.“ Er rümpfte die Nase und verzog sich mit ein paar Kollegen. Neben mir prustete Mila los. „Was war das denn? So hat sich noch nie jemand gegen ihn gewehrt. Aber schätz ihn bitte nicht falsch ein er ist eigentlich ganz nett. Nur das ist halt sein ‚Revier’. Er ist hier der Beste und er sagt immer, dass Boxen das einzige ist, was er wirklich kann.“ Ich nickte verständnisvoll. „Na komm lass uns abhauen ich glaub ich kann hier trainieren.“ Ich zwinkerte ihr zu und als ich mich geduscht und umgezogen hatte verschwanden wir. Den ganzen Heimweg über konnten wir unser Lachen nicht unterdrücken. Ich beschloss noch mit zu Mila zu gehen und wir sahen uns einen Film an. Ein paar Stunden nach uns öffnete sich die Tür und Dave stand im Wohnzimmer. Er setzte sich zu uns und sah kurz auf den Fernseher. „Respekt“ murmelte er dann irgendwann und ich sah verwirrt zu ihm. „Bitte was?“ – „Naja Respekt. Du hast echt Mumm und ne gute Technik…für ein Mädchen.“ Ich grinste zufrieden. „Danke.“ Ich blickte auf die Uhr. „Ich glaub ich geh mal nach Hause sonst komm ich morgen nicht pünktlich aus dem Bett.“ Mila nickte und brachte mich mit Dave zur Tür. Plötzlich zog sich Dave seine Jacke an. „Ich bring dich nach Hause.“ meinte er und ich sah ihn verwundert an. „Ich glaube ich kann auf mich alleine aufpassen.“ murmelte ich und verlies das Haus. Er hielt mich fest. „Hamburg ist wirklich kein Ort an dem kleine Mädchen alleine rumlaufen sollten…nachts!“ Ich seufzte genervt und zog ihn dann mit. „Na schön dann bring mich halt nach Hause.“
Schweigend gingen Dave und ich nebeneinander her die Straßen entlang. Tatsächlich wohnte ich nicht sehr weit von Mila entfernt. Zumindest hätte es sich nicht gelohnt den Bus zu nehmen, der erst in 20 Minuten fahren sollte. Zu Fuß sollten wir es, laut Dave, in knappen 15 Minuten schaffen. Mir ging diese Stille auf die Nerven! Ich sah ihn kurz an. „Ihr habt wohl nicht häufig Mädchenbesuch beim Training was?“ Dave sah mich kurz verwundert an ehe er antwortete. „Doch. Nur normalerweise schminken sich die Mädchen während wir trainieren. Ein Mädchen, das wirklich mittrainiert, boxt und dabei auch wirklich nicht schlecht ist, das haben wir hier noch nie gesehen.“ Verwundert sah ich ihn an. „Noch nie?!“ Er nickte nur. Wieder trat diese unangenehme Stille ein. Ich war froh als wir bei mir waren. „Alles klar bis dann.“ meinte ich nur und öffnete unsere Haustür. Ich drehte mich noch mal kurz um ehe ich die Tür hinter mir schloss. Schnell ging ich in mein Bett und schlief wenige Minuten später ein...
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