Autor: Natalie Körner
veröffentlicht am: 30.03.2012
Zwei Tage vor der Party erhielt ich einen Brief. Das allein war schon ungewöhnlich, schließlich schrieb niemand mehr Briefe! Ich natürlich auch nicht. Wer schickte mir also einen Brief? Es war Rose:
Liebe Melina,
es tut mir Leid, aber werden wir uns definitiv nie wieder sehen. Es geschehen Dinge, die niemand beeinflussen kann, und jeder muss sein möglichstes tun, um diese Dinge aufzuhalten. Daher bitte ich dich um einen Gefallen. Bitte finde das Mond- und das Sonnen-Mädchen! Sie sind die letzten, die die Geschehnisse noch aufhalten können. Ich weiß, dass du im Moment noch nicht verstehst, um was es hier geht, aber dennoch bitte ich dich inständig, die beiden zu finden. Viel Glück bei der Suche, und danke im Vorraus. Rose
Ich musste den Brief mehrmals lesen. Einerseits, weil ich ihn nicht verstehen konnte (Mond-Mädchen? Sonnen-Mädchen? Was zum Teufel sollte das sein?) und andererseits, weil ich ihn nicht verstehen wollte. Wieso sollte ich sie nicht mehr sehen? Machte das Sinn? Für mich definitiv nicht, schließlich waren wir in einer Klasse. Warum sollte ich sie also nicht mehr sehen? Oh mann, ich sollte mir keine Gedanken darüber machen. Wahrscheinlich war das nur ein dummer Scherz, den Rose und Cassie sich ausgedacht hatten. Dennoch grübelte ich noch die ganze Nacht darüber, was der Brief zu bedeuten hatte.
Am nächsten Tag fehlte Rose in der Schule. Du weißt, wieso sie nicht hier ist, meinte die Stimme in meinem Kopf, es stand im Brief, wieso. "Nein, es stand nicht darin! Und selbst wenn, wie soll man irgendwas in diesem Brief verstehen?", schrie ich. Cassie zog die Augenbrauen hoch. "Ach, mir geht's nicht so gut. Die Stimme in meinem Kopf will einfach keine Ruhe geben!", meinte ich. Ihr Blick bekam etwas verschlagenes und sie flötete übertrieben fürsorglich: "Aber Melly! Nicht das du krank wirst! Dann könntest du ja gar nicht auf die Party gehen. Aber wenn es dir nicht gut geht, dann sag besser ab!" Na, das hätte sie wohl gerne! Also sagte ich nur: "Oh nein, ich gehe auf jeden Fall zur Party, verlass dich drauf!" Obwohl sie es sich nicht anmerken ließ, wusste ich genau, dass sie äußerst enttäuscht war.
Und dann... dann war auf einmal die Zeit für die Party gekommen. Natürlich hatte ich mir genauestens überlegt, was ich anziehen wollte, hatte (zur Sicherheit) aber auch noch etwas anderes mitgenommen. Als ich endlich ankam, war die Party schon in vollem Gange. Von überall erönte Musik, und überall standen Leute, die sich unterhielten oder anschrien. Das einzige freie Plätzchen war die Tanzfläche. Trotz guter Musik tanzte niemand. Das musste ich ändern, und zwar nicht nur, weil ich gut tanzen konnte, sondern weil ich unbedingt vor Cassie auf der Tanzfläche sein musste. Ich wusste nicht wieso, aber das war eine dieser Etappen, die mir halfen, Mark näher zu kommen. Als der DJ sah, dass ich auf die Tanzfläche stürmte, legte er sofort ein neues Lied auf: "Rumour has it" von Adele. Die nächsten Minuten verbrachte ich allein auf der Tanzfläche, dann kam Mark dazu. "Du tanzt wirklich gut. Willst du mit mir tanzen?", fragte er. Ich nickte, und wie auf's Stichwort erklang ein langsamerer Song. Ich legte meine Arme auf seine Schultern, er legte seine um meine Hüften. Vom Rand der Tanzfläche nahm ich eine Bewegung war. Es war Cassie, die sich den erstbesten Jungen geschnappt hatte, und ihn zu uns herüberzerrte. Irgendwann löste Cassie mich ab, während der andere Junge sofort flüchtete. Nach dem Lied gab Mark uns etwas zu trinken aus. So ging es den Rest des Abends weiter, bis wir alle schon ziemlich benebelt waren. Irgendwann, als Mark und ich von der Tanzfläche zurückkamen, wartete Cassie schon auf uns. "Hier, dein Glas!", rief sie und hielt mir ein volles Glas hin. Ich trank einen Schluck. Erst da bemerkte ich Cassies Blick. Er war triumphierend und verschlagen zugleich. Jetzt wurde ich panisch! Was hatte sie mir in den Drink geschüt 4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j4j
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Oh mein Gott, was habe ich getan? Cassie hier, übrigens. Melly hat gestern Abend, nachdem sie ihr Glas ausgetrunken hatte, sofort wieder weitergeschrieben. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, immer und überall an ihrem Laptop zu sitzen. Aber egal, zurück zur Party. Sie hat also geschrieben, und dann... ist sie einfach zusammengeklappt. Okay, ich gebe zu, dass ich daran nicht ganz unbeteiligt war... okay, ich habe ihr was in den Drink gekippt, aber ich wollte doch nicht, dass sie im Krankenhaus landet! Hatte ich eben schon erwähnt, dass sie im Krankenhaus liegt? Schwere Alkoholvergiftung. Es tut mir so Leid, Melly! Ich sitze gerade neben deinem Bett, und überlege, was uns so außeinander gebracht hat. Mark, zum Beispiel, und... Oh Sekunde, da läuft grad ein Arzt vorbei, ich frag ihn mal, wie's dir geht...
Scheiße! Der Arzt hat gesagt, du wärst ins Koma gefallen. Sie wüssten nicht, wann du wieder aufwachst. Ich kann an nichts anderes mehr denken! Oh Melly, was habe ich getan?!
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