Herz über Kopf - Liebe kennt keinen Verstand - Teil 3

Autor: Pumpernickelbrot
veröffentlicht am: 10.03.2015


Nervös parkte David seinen alten VW vor dem kleinen Reihenhaus. Er schnappte den Strauß Margeriten vom Beifahrersitz und stieg aus. Er klingelte zwei mal und atmete tief durch und glättete sein dunkelrotes Hemd. Die Tür wurde von einem etwas rundlichen Mann Mitte vierzig geöffnet.
„David“, sagte er überrascht.
„Hallo Markus, ist meine Mum da?“
„Ich weiß nicht ob sie dich sehen will“ „Könntest du ihr sagen dass ich da bin?“ „Warte kurz“ Sagte er und schloss die Tür ehe er nach einigen Minuten zurückkehrte, „Komm rein“ „Danke Markus“ Der Freund seiner Mutter trat einen Schritt zur Seite um David einzulassen. Silvia saß auf dem kleinen Holztisch im Esszimmer.
„Hallo David“, sagte sie. Er konnte die Trauer in ihrer Stimme hören und es brach ihm fast das Herz. Er wusste wie enttäuscht sie von ihm, ihrem einzigen Kind, war.
„Es tut mir leid was passiert ist Mum, ehrlich!“ Er setzte sich zu ihr an den Tisch und legte den Blumenstrauß vor sie, „Ich hab dir Margeriten gebracht, deine Lieblingsblumen“ „Danke“ „Können wir reden?“ „Bitte sag mir, dass du endlich aus dieser Szene raus bist in der du dich herumgetrieben hast.“ „Das sind meine Freunde Mum, das ist alles nicht so einfach“ „Ich gebe mir die Schuld dafür“ „Sag das nicht. Das hat nichts mit dir zu tun. So bin ich nun einmal.“ „Wahrscheinlich hätte ich früher merken sollen was das für Leute sind. Ich hätte dir den Umgang mit ihnen verbieten sollen.“ „Mum bitte. Ich bin nicht hier um über meine Freunde zu reden. Ich wollte dich sehen. Freust du dich denn gar nicht, dass es mir gut geht?“ „Natürlich bin ich froh, dass es dir gut geht. Du bist mein Sohn und ich liebe dich!“ „Warum hast du dich dann seit dem Vorfall am See nicht gemeldet? Du warst noch nicht einmal im Gericht dabei. Ich versuche seit Wochen dich zu erreichen“ „Diesen Vorfall am See? Was du und deine sogenannten Freunde machen ist widerwärtig. Jemanden aufgrund seiner Herkunft zu beleidigen und dann noch fast krankenhausreif zu prügeln. Woher hast du das nur? Vielleicht wäre es gut gewesen wenn du eine Zeit lang ins Gefängnis gemusst hättest.“ „Ich... wir..., ich werde es nicht wieder tun, versprochen!“ „Lüg mich nicht an David. Solange du dich nicht von dieser Nazigruppe trennst wird es immer wieder solche Vorfälle geben.“ „Können wir über etwas anderes reden, bitte?“ „Worüber willst du den reden, David? Über deinen Job? Willst du mir von deinen Kunden erzählen, vielleicht, dass einer von ihnen an den Scheiß den du ihnen verkaufst gestorben ist?“ „Erstens hab ich mit dem dealen aufgehört und zweitens hab ich, wenn ich mal was verkauft hab, nur Gras verkauft, und daran ist, soweit ich weiß, noch keiner gestorben.“ „Es ist gut, dass du damit aufgehört hast. Was machst du jetzt?“ Endlich wurde ihr Tonfall etwas sanfter.
„Ich schlag mich mit legalen Aushilfsjobs durch, es ist nicht so leicht etwas richtiges zu finden mit meinem Vorstrafenregister.“ „Immerhin hast du einen ausgezeichneten Erfolg auf dein Abitur bekommen. Damit lässt sich sicher bald etwas finden. Wie geht es dir sonst?“ Nun verwandelte sich das Gespräch in ein nahezu normales Gespräch zwischen Mutter und Sohn. Sie erzählte ihm, dass Markus' und sie vorhatten eine Katze aus dem Tierheim zu adoptieren, dass Markus' befördert wurde, dass sie im Sommer zwei Wochen nach Österreich an einen See fahren würden und und und. Mit Markus redete er über Fußball und Formel 1. Ein paar ganz normale Dinge eben. David blieb sogar zum Abendessen.
„Ich muss dann mal los, ich hab noch was vor“, sagte er schließlich um kurz vor halb neun Uhr abends.
„Ist das denn wirklich so wichtig“
„Keine sorge Mum, ich treff mich nicht mit den Jungs. Ich treffe mich mit einer... ähm... Freundin... sozusagen...“ „Ist sie aus deiner... nunja... aus deiner Szene?“ „Nein ganz und gar nicht.“ „Na dann kannst du sie vielleicht mal mitbringen“ „Vielleicht“

Sam war bereits um kurz vor neun im Park. So früh war sie für gewöhnlich zwar noch nicht aber sie hatte mit Lisa um halb zehn im Sevens ausgemacht und musste natürlich erst noch Cora heimbringen. Deshalb trug sie, bis auf ihre Turnschuhe, auch schon ihr Party-Outfit und ihr Ausgeh-Make-up. Als wäre es abgesprochen gewesen tauchte er auch schon früher auf. Wie immer begrüßte er erst Cora, die sofort auf ihn zulief, indem er ihren Kopf tätschelte.
Bevor er etwas sagte musterte er sie eine Weile. Normalerweise stylte sie sich kaum wenn sie in den Park ging. Doch heute hatte sie ihre langen gewellten Haare offen, ihre Augen hatte sie geschickt mit Wimperntusche und Lidschatten betont und ihre schön geschwungenen Lippen kamen durch einen dezenten Lippenstift schön zur Geltung. Anstatt eine ihrer bequemen Yogahosen trug sie eine enge, dunkelblaue Röhrenjeans und dazu ein schwarzes kurzes Jäckchen über ihrem roten Lieblings-Ausgeh-Träger-Shirt welches einen besonders schönen Ausschnitt zauberte.
„Netter Aufzug“
„Danke“
„Hast du dich etwa für mich so schick gestylt“ neckte er sie nun.
„Hättest du wohl gerne“
Er lächelte.
„Wenn du dich bei echten Verabredungen immer so herrichtest dann könnten wir uns glatt mal 'nicht nur zufällig' treffen.“ „Das würde aber voraussetzen, dass ich mich mit dir treffen wollen würde.“ „Wenn du mich nicht treffen wollen würdest wärst du wohl nicht jeden Tag hier.“ „Cora liebt diesen Platz.“ „Na klar, deshalb bist du hier“ „So ist es“ „Und wann denkst du will Cora morgen hierher?“ Sam errötete. „Vermutlich so gegen halb zehn“ Er grinste. Es war das erste Mal, dass sie sich sozusagen verabredet hatten. Zumindest hatte er ihr eine Uhrzeit entlockt.
„Ich muss los“ sagte sie nach einer Weile des Schweigens.
„Achja deine Verabredung...“
„Mhm“
„Ein Date?“
„Geht dich nichts an“
„Ach komm, verrate es mir, ich verrate dir auch was“ „Was denn?“ „Was willst du denn wissen?“ „Wozu das Hemd?“ Er trug zwar wie immer eine enge schwarze Jeans, doch heute hatte er, anstelle von Lederjacke oder Ledermantel mit einem schlichten T-shirt darunter, ein dunkelrotes ordentliches Hemd an.
„Ich war bei meiner Mum zu Besuch“
Das überraschte sie.
„Also wer ist der Kerl?“ bohrte er weiter.
„Meine beste Freundin Lisa“
Obwohl er sich nicht erklären konnte warum, freute ihn diese Antwort unheimlich.

„So jetzt erzähl mir alles. Wer ist der Typ“ „Da ist kein Typ Lisa!“ „Lügnerin“ „Du solltest Reporterin werden“ „Und du solltest in die Politik gehen, da kannst du genug lügen und dir für deine beste Freundin die Wahrheit aufheben, jetzt sag schon...“ „Du kennst ihn nicht“ „Ha!“ sagte Lisa triumphierend.
„Was ha?“
„Ich wusste da ist jemand. Wie ist er? Habt ihr euch schon geküsst? Habt ihr miteinander geschlafen?“ „Lisa!“ „Ich frag ja nur, jetzt erzähl! Wo hast du ihn kennen gelernt? Wie alt ist er? Ist er von der Uni? Was arbeitet er? Hattet ihr ein Date?“ „Es ist nicht so wie du denkst... ich meine, es besteht nicht die geringste Chance dass irgendetwas daraus wird oder so. Ich mag ihn noch nicht mal. Er verwirrt mich nur.“ „Hört sich nach der perfekten Lovestory an“ „Glaub mir, da ist nichts, können wir das Thema wechseln?“ Sam nippte an ihrem Mojito und sah sich Gedankenverloren im Sevens um. Wenn sie so darüber nachdachte wusste sie wirklich nichts von David. Weder wo er arbeitete noch sonst was. Alles was sie wusste war, dass er einer Nazigang angehörte. Trotzdem traf er sich mit ihr, einer Farbigen, und, was fast noch unglaublicher war, sie traf sich mit ihm, einem Nationalsozialisten. Lisa hatte wohl endlich eingesehen, dass es keinen Sinn hatte, weiter auf das Thema einzugehen.
„Komm, lass uns tanzen“ sagte sie und schleifte Sam auf die kleine Tanzfläche der Bar. Es lief gerade 'Trift Shop' von 'Macklemore'. Schon nach wenigen Sekunden auf der Tanzfläche kamen die ersten Jungs auf die beiden hübschen Mädchen zu.
„Darf man den beiden Ladys einen Drink spendieren?“, fragte ein Typ der mit seiner Frisur aussah wie einer von den Beatles.
„Nein danke, im Moment nicht“, sagte Sam und drehte sich wieder zu Lisa um. Doch der Beatlestyp machte keine Anstalten zu verschwinden. Stattdessen begann er Sam von hinten anzutanzen.
„Sorry, ich hab einen Freund, also das wird nichts okay?“ log sie.
„Ach komm, hab dich nicht so.“
„Hallo, verpiss dich. Sie hat kein Interesse verstanden?“ mischte sich nun auch Lisa ein.
„Ich will doch nur ein bisschen Spaß und dein Freund scheint ja gar nicht hier zu sein“ sagte er weiterhin an Sam gewandt.
„Komm Lisa, wir gehen zurück an die Bar“ sagte Sam genervt und packte ihre Freundin am Arm.
„Was für ein Arsch“, meinte Lisa, „wenn wir das Ray sagen dann wirft er ihn garantiert raus.“ „Ach was, jetzt ist er ja weg“ Doch als Sam wenig später auf der Toilette gewesen war, kreuzte der Typ schon wieder auf.
„Hey Süße“, sagte er und packte sie am Arm.
„Lass mich in Ruhe“
„Du willst das doch auch“ mit diesen Worten drückt er sie gegen die Wand und versuchte sie zu küssen. Gerade als sie schreien wollte wurde er auch schon unsanft von ihr weggerissen.
„Verschwinde sofort von hier bevor ich dir ein paar verpasse“ schrie ihr Retter den aufdringlichen Typen an bevor er sich Sam zuwandte und ihr sanft über den Arm strich. „Alles okay mit dir?“ Erleichtert schaute sie in ein Paar große braune Augen.
„Danke Amir“
„Komm ich bring dich zu deiner Freundin zurück“ Lisa konnte ihre Verwunderung nicht verbergen als Sam gemeinsam mit Amir zurückkam.
„Hey Lisa“ grüßte dieser sie freundlich.
„Oh, hallo Amir, schön dich wiederzusehen“ „So, ich lass die Mädels dann mal wieder alleine“ sagte er und grinste die beiden an, „Oskar wartet sicher schon auf mich. Wenn ihr wollt könnt ihr euch gerne zu uns setzen. Wir sitzen hinten in der Lounge“ Wenig später saßen sie alle gemeinsam auf dem gemütlichen kleinen Rundtisch. Als es kurz vor Sperrstunde war rief Lisa ihren Freund Fabian an um sich abholen zu lassen.
„Sollen wir dich heimfahren Sam?“
„Ach was, die paar Meter kann ich laufen“ „Blödsinn. Du wirst nicht alleine Heim spazieren wenn Fabi ohnehin mit dem Auto unterwegs ist“ „Ich bin gern kurz an der frischen Luft bevor ich schlafen gehe“ lachte Sam. Lisa war immer so fürsorglich.
„Ich könnte dich doch zu Fuß heimbringen“ bot Amir an „eure WG liegt sowieso auf meinem Heimweg und fahren darf ich eh nicht mehr“ „Okay gerne, danke!“ „Damit kann ich auch leben“ grinste Lisa verstohlen.
Samstag, 26. März
„Uuuund? Wie wars gestern noch.“
„Wir sind gleich nach dir weg, Lisa“
„Und Amir hat dich Heim gebracht?“
„Jap“
„Ja und weiter?“
„Nichts und weiter“
Sie saßen gemeinsam mit Fabian in der Fußgängerzone auf einer Bank und tranken ihren Coffee to go vom Bäcker.
„Hat er dich geküsst?“
„Nein, er hat mich bis zur Wohnungstür gebracht und sich dort verabschiedet!“ „Du meinst er hat nicht einmal versucht dich zu küssen?“ „Nope“ „Okay, entweder er will wirklich gaaaanz was ernstes oder er ist Schwul“ schlussfolgerte Lisa.
„Oder er sieht mich einfach nur als gute Freundin“ „Jaah sicher“ Lisa rollte mit den Augen.
Sam lachte und warf den Kopf zurück. Dann sah sie sie. Davids Gang marschierte die Fußgängerzone entlang in ihre Richtung. Marius, der Anführer, erkannte sie sofort. Sie kamen geradewegs auf die drei Freunde zu. Die Gruppe versammelte sich im Halbkreis um die Bank, David war natürlich auch dabei.
„Na wen haben wir den da?“ feixte Marius, „wenn das nicht die Kleine von der Verhandlung ist“ Fabian sprang sofort auf. „Habt ihr ein Problem?“ „Nicht mit dir Bruder, aber mit der Negerschlampe da“ „Das nimmst du sofort zurück!“ „Komm Fabi, wir verschwinden, das ist es nicht wert“ warf Sam ein und packte Lisa, die inzwischen auch aufgestanden war, am Arm. Bevor sie sich durch die Gruppe drängten, zischte Marius „Wir sind noch nicht fertig“.

Am selben Abend wartete David bereits auf sie im Park. Sie hatte Cora zuhause gelassen um sich in Ruhe mit ihm unterhalten zu können.
„Es tut mir leid was heute passiert ist“ stammelte er betreten.
„Ich fühle mich so dämlich. Fast hätte ich vergessen wer du bist. Was du bist.“ „Sam, es tut mir ehrlich leid“ „Aber das ändert nichts oder? Das es dir leid tut ändert nichts daran was du bist und was deine Freunde sind.“ „Nein das ändert nichts“ „Ich fasse es nicht dass ich überhaupt hergekommen bin. Ich meine was tun wir hier? Uns heimlich im Park treffen um uns an zu schweigen? Ich weiß noch nicht einmal wer du überhaupt wirklich bist! Einerseits hängst du mit diesen Naziarschlöchern ab, andererseits triffst du dich mit mir! Das macht doch keinen Sinn!“ „Wenigstens habe ich dich nie belogen, du wusstest immer die Wahrheit über mich, dennoch bist du immer hergekommen“ nun klang er auch sauer.
„Wie ist das denn jetzt gemeint?“
„Ich hab dich gestern gesehen. Deine Lisa sah ja nicht sehr feminin aus?“ Im ersten Moment war ihr nicht klar was er meinte. Dann schoss es ihr. Er musste sie mit Amir gesehen haben als dieser sie nach Hause brachte.
„Sag mal stalkst du mich?“
„Ich war zufällig in der Gegend, da hab ich euch gesehen. Wer war der Typ?“ „Das geht dich gar nichts an!“ Jäh wurde ihr Streit von anderen Stimmen unterbrochen. Seine Gang war im Park. Sam trat automatisch einen Schritt zurück.
„Hast du ihnen gesagt, dass sie kommen sollten?“ flüsterte sie entsetzt.
„Natürlich nicht...“ seiner Stimme nach war er mindestens ebenso überrascht wie sie.
Dann drehte er sich zu seinen Freunden um.
„Heil“ grüßte er! Die meisten grüßten ohne etwas zu sagen mit der rechten gestreckten Hand. David stand nun zwischen Sam und seiner Nazigang.
„Was haben wir den da?“ fragte Klaus mit einem gierigen Blick auf Sam und ging auf sie zu. David jedoch streckte seine Hand aus und hinderte ihn so am vorbeigehen.
„Ich bin schon mit ihr fertig... gehen wir zu Raimund“ „Wenn du mit ihr fertig wärst würde sie wohl nicht mehr stehen können“ mischte sich nun Marius ein. David zog ihn zur Seite. „Du weißt, dass ich keine Frauen schlage Marius, davon abgesehen hat sie nichts getan. Ich hab ihr ein bisschen Angst eingejagt. Das reicht fürs erste, verstanden?“ „Sie hat nichts getan? Weißt du nicht mehr was im Gericht vorgefallen ist? Und du musst sie ja nicht schlagen... mir fallen eine Menge andere Dinge ein die man mit der Negerfotze machen könnte“ erwiderte Marius und beäugte Sam lüstern.
Die anderen der Gang hatten sich mittlerweile in einem Kreis um die drei aufgestellt und beobachteten gespannt die Auseinandersetzung.
„Du willst dir doch nicht die Hände wegen der Kleinen schmutzig machen, Marius, gehen wir!“ Doch Marius ignorierte ihn und bewegte sich langsam auf Sam zu.
„Ich wette du wolltest schon immer von einem echten Deutschen durchgefickt werden, nicht wahr Schlampe?“ „Fick dich“ erwiderte Sam, was sich schlagfertiger anhörte als sie sich gerade fühlte.
„So sprichst du nicht mit mir“ schrie Marius und holte zum Schlag aus als David seine Hand festhielt. Raimund, Mario, Klaus und Lukas holten hörbar Luft. Niemand wagte es für gewöhnlich Marius zu widersprechen. Noch nicht einmal sein Schützling David.
„Geh“ zischte er nun Sam zu ehe er sich wieder an Marius wandte, „ich sagte ich sei fertig mit ihr. Wir gehen!“ „Wie kannst du es wagen?“ Marius war außer sich vor Zorn. Die Gruppe starrte David entgeistert an während Sam im Laufschritt den Park verließ.
„Wenn ich sage ich bin mit jemanden fertig dann bin ich das auch. Und ich hab keine Lust meine Autorität vor den Augen einer Negerfotze untergraben zu lassen. Verstanden?“ Zur allgemeinen Verwunderung nickte Marius nur und sie verließen den Park und gingen zu Raimund in die Garage.

Als sie vor ihrer Wohnungstür stand, zitterte sie immer noch am ganzen Körper. Außerdem machte sie sich Sorgen. David erwähnte zwar immer wieder dass diese Typen seine Freunde waren aber ihr war klar, dass solche Menschen auch nicht davor zurückschreckten jemanden aus ihren eigenen Reihen etwas anzutun. Und so wie David sich dem Anführer der Bande entgegen gestellt hatte war es gut möglich, dass er dafür noch eine Lektion erteilt bekam. Kurzerhand fasste sie einen Entschluss. Sie schloss die Türe auf und ging ins Wohnzimmer wo Steve mit Oskar gerade irgendein Videospiel auf der PS3 spielte. Ray war natürlich im Sevens arbeiten.
„Hey ihr beiden. Ich fahr noch zu Lisa.“ log sie und schnappte sich die Autoschlüssel von dem KIA den sie sich mit Ray teilte. Doch anstatt zu Lisa zu fahren steuerte sie den Wagen geradewegs zu Davids Wohnhaus. Er schien noch nicht da zu sein. Im vierten Stock, wo sich seine Wohnung befand, brannte kein Licht und sein Auto war ebenfalls nirgends zu sehen. Also drehte sie die Musik leise auf und wartete. Nach über zwei Stunden warten, kurz vor Mitternacht, sah sie endlich seinen alten VW auf den Parkplatz biegen. Um sicherzugehen, dass er alleine war und keiner seiner Freunde bei ihm war wartete sie noch bis er ausgestiegen war. Erst als er das Auto abgeschlossen hatte stieg sie auch aus ihrem Fahrzeug aus und ging auf in zu.
„David“, flüsterte sie.
Er drehte sich überrascht um.
„Sam? Was machst du hier?“
„Ich wollte schauen ob es dir gut geht?“ „Du hast dir Sorgen um mich gemacht?“ „Irgendwie schon. Es war nett was du heute für mich gemacht hast“ „Das ich gelogen habe und unsere Freundschaft, oder wie auch immer du es nennen willst, verleugnet habe?“ „Wenn du die Wahrheit gesagt hättest dann wäre das wohl für uns beide nicht gut ausgegangen.Du hast mich beschützt. Das hätte ich nicht erwartet.“ „Was hast du erwartet? Das ich zulasse, dass die dir was tun?“ „Ich weiß nicht. Ich hab ehrlich gesagt nicht darüber nachgedacht. Jedenfalls, du bist okay also... dann kann ich ja jetzt wieder fahren.“ „Du könntest auch mit hinein kommen.“ „Wa--“ setzte sie an doch David unterbrach sie. „Frag jetzt bloß nicht warum du das tun solltest. Entweder du willst noch mitkommen oder nicht!“ „Okay, ich komme mit“ Vor der Wohnung hielt er kurz inne. „Warte einen Moment hier“ sagte er und ging in hinein. Wenige Augenblicke später kehrte er zurück. „So du kannst jetzt reinkommen.“ Er hatte den die Flagge im Wohnschlafzimmer abgenommen und den Spiegel mit dem aufgeklebten Hakenkreuz mit seinem Ledermantel verdeckt.
„Danke“ sagte sie.
„Kein Thema“ erwiderte er schlicht.
Sie lies sich auf der orangen Couch nieder während er etwas zu trinken holte.
„Ich hab nicht viel da, eigentlich nur Granatapfelsaft oder Bier. Außer du willst was Hochprozentiges“ rief er aus der Küche.
„Granatapfelsaft wäre toll“
„Willst du einen Film schauen?“
„Einen Film schauen?“
„Ja, was ist daran schon wieder falsch?“ „Nichts, es ist nur --“
„-- es ist eigenartig schon klar! Das weiß ich auch. Das, was zwischen uns ist, ist komisch und ungewöhnlich. Aber warum nicht einmal etwas gewöhnliches machen?“ „Okay ich schreib nur schnell meinem Bruder eine SMS dass ich bei Lisa bin und es später wird.“ „Ich rauche inzwischen eine, in der Schublade unterm Fernseher sind meine DVDs, kannst ja schon was aussuchen.“ Er öffnete das Wohnzimmerfenster, lehnte sich hinaus und zündete sich eine Zigarette an.
„Wie wärs mit 'Fluch der Karibik'?“ fragte sie während sie in der DVD-Schublade stöberte.
„Klingt toll“ er warf die Zigarette aus dem Fenster und setzte sich, nachdem er die DVD eingelegt und Chips aus der Küche geholt hatte, neben sie auf die Couch.
„Danke, dass du soviel Rücksicht nimmst“ „Was meinst du?“ „Der Spiegel, die Flagge und dann rauchst du nicht mehr bei geschlossenem Fenster“ „Ich will, dass du dich wohlfühlst. Doch jetzt ist es kalt. Hier ist eine Decke“ „Genau das meine ich“ sagte sie ehrlich dankbar und schnappte sich die Decke und warf sie über sie beide. Noch bevor Miss Swan von den verfluchten Piraten zu Kapitän Barbossa gebracht wurde lag sie an ihn gekuschelt in seinen Armen.






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