Mystery High - Teil 2

Autor: Claire
veröffentlicht am: 06.12.2013


Langsam kam Emily wieder zu sich. Sofort bemerkte sie eine Veränderung gegenüber ihrer letzten Erinnerung: All ihre Sinne waren aufs seltsamste geschärft. Sie hörte jemanden in ihrer Nähe atmen. Sie roch Desinfektionsmittel und Blumen, doch diese Düfte waren stärker als jemals zuvor. Und da war noch etwas: Sie hörte Herzen schlagen. Zwei hier im Raum, und noch mal mindestens drei in den angrenzenden Zimmern. 'Wo bin ich?', dachte sie und versuchte zu blinzeln. Als sie ihre Augenlider jedoch nur minimal anhob, fiel so viel Licht in ihre Augen, dass sie sie sofort wieder zukniff. "Sie hat geblinzelt!", hörte sie eine melodische Frauenstimme am Ende des Raumes. "Kannst du uns hören, Mädchen?", fragte eine andere Frau. "Das Licht!", krächzte Emily. Oder - zumindest hätte sie gedacht, dass ein Krächzen daraus werden würde. Stattdessen klang ihre Stimme ebenso glockenhell und klar wie sie es sich immer gewünscht hatte. Kurz darauf wurde das Licht gedimmt, das merkte sie selbst mit geschlossenen Augen. Als sie diesmal die Augen öffnete, konnte sie sehen. Und wie! Sie sah alles so viel deutlicher und klarer als zuvor. Der Raum indem sie sich befand, schien ein Krankenzimmer zu sein, doch das erklärte weder, wo genau sie sich befand, noch wie sie dorthin gekommen war. Alles, woran sie sich erinnern konnte, waren die dunkle Gestalt und ihre Stimme. Was war geschehen, nachdem sie ohnmächtig geworden war? Warum war jetzt alles so anders als es noch gestern gewesen war? "Wie heißt du, Mädchen?", fragte die zweite Frau, deren Stimme weniger melodisch geklungen hatte. "Emily", antwortete Emily. Die beiden Frauen nickten. Erst jetzt fiel Emily auf, wie außergewöhnlich schön sie beide waren. Das war nichts, worauf sie normalerweise achtete, doch in diesem Fall konnte man nicht anders, als es zu bemerken. "Was ist mit mir passiert?", fragte sie. Die Frau, die zuerst gesprochen hatte, antwortete: "Es ist nur natürlich, dass du Fragen hast. Keine Sorge, zur gegebenen Zeit werden wir sie dir beantworten! Zuerst aber müssen wir uns sicher sein, dass wir dir diese Informationen auch geben können, also, dass wir dir vertrauen können." "Sie können mir vertrauen. Aber ich weiß nicht, ob ich Ihnen vertrauen kann! Wer sind Sie?" Die Frau nickte, als hätte ihr meine Antwort gefallen. "Ich bin Frau Stein, die Direktorin der Symerty-Highschool,", erklärte sie, dann fügte sie mit einer Geste zu der anderen Frau im Raum hinzu: "und das ist unsere Schulschwester Helen."
Emilys Gedanken begannen zu rotieren. Symerty-High? Das war die exklusive Privatschule für High-Society-Kids, deren Eltern viel zu viel Geld hatten. Was machte sie hier? "Du warst ohnmächtig, als du hierhergebracht wurdest.", erklärte Frau Stein, als hätte sie Emilys Gedanken gelesen. "Aber... was ist passiert? Alles ist so anders als vorher!", rief Emily. Als Frau Stein nicht antwortete, wandte sie sich an die Schulschwester Helen: "Dann sagen Sie es mir! Was ist los mit mir?" Helen und Frau Stein tauschten einen Blick. "Nun gut,", begann Frau Stein dann, "ich werde es dir erzählen." Emily sah sie erwartungsvoll an. "Du bist... kein Mensch mehr!"

"Bist du endlich so weit? Die Versammlung fängt an!", rief Colin seiner besten Freundin Sara zu. "Einen Moment noch!", rief die zurück. Und wirklich, wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür von ihrem Zimmer und Sara schlüpfte in den Flur. Colin seufzte erleichtert. Vielleicht würden sie doch nicht zu spät kommen. Er setzte sich sofort in Bewegung, weil er wusste, dass Sara in einholen würde. "Was hast du diese Woche gefangen?", fragte sie ihn. Damit meinte sie keine Tiere oder sonst irgendetwas ähnliches, sondern magische Wesen. Colin war - ebenso wie seine gesamte Familie und Sara - ein Magic-Catcher. Er fing Vampire, Hexen, Werwölfe, kurzum: alles, was nicht menschlich, tierisch oder pflanzlich war. "Eine Fee und zwei Nixen.", antwortete er. Sara wirkte beeindruckt. "Ich hab diese Woche noch gar nichts gefangen.", meinte sie dann. Er grinste: "Tja, deshalb hab ich mich ja auch auf den Undercoverjob beworben, nicht wahr?". Sara stimmte ihm zu, ohne jeglichen Neid in der Stimme. Mittelerweile hatten sie die Versammlungshalle erreicht. Colin öffnete die Tür und hielt sie für Sara offen, bevor er selbst hineinging. Innen war das Licht bereits gedämpft, ein Zeichen dafür, dass es bald losgehen würde. Und wirklich: Er und Sara hatten gerade ihre Plätze eingenommen, als Saras Vater die Bühne betrat. Er war der Leiter der Magic-Catcher-Gruppe, deshalb würde auch er heute die Wahlergebnisse bekannt geben. Als er die Bühnenmitte erreicht hatte, ging das Licht im Saal komplett aus, nur ein auf die Bühne gerichteter Scheinwerfer blieb angeschaltet. Saras Vater begann zu sprechen: "Liebe Magic-Catcher! Liebe Angehörige! Wir sind heute und hier für die Bekanntgabe der Wahlergebnisse zur großen Undercoveraktion zusammengekommen!" Applaus. "Der Gewählte wird sich, als magisches Wesen verkleidet, in die Mystery-Akademy einschleichen. Er wird uns helfen und sie von innen heraus zu Fall bringen!" Stärkerer Applaus. "Nun begrüße ich die Nominierten auf der Bühne: Eric und Colin!" Noch stärkerer Applaus, als Colin aufstand und zur Bühne ging, ebenso wie Eric, sein stärkster Rivale. Beide gingen auf Saras Vater zu. "Und gewählt wurde...", begann der. Das 'Publikum' verstummte, während Colin dachte, dass Saras Vater doch wirklich besser zum Fernsehen gegangen wäre. Er war schließlich so ein Showman! "Colin!", rief der Showman in diesem Moment. Colin stieß triumphierend die Faust in die Luft, während Eric mit einem mörderischen Gesichtsausdruck die Bühne wieder verließ. Colin kümmerte sich nicht um ihn. Er sah zu seinen Eltern und Geschwistern, danach zu Sara. Alle applaudierten. "Bist du bereit, Colin?", fragte der Showman. Colin nickte. "Ich bin so was von bereit!"





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