Autor: Aline
veröffentlicht am: 31.07.2013
Oks, danke für die Rückmeldungen.
Er fing sie auf und ließ sie sanft zu Boden gleiten. Dabei fluchte er leise. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein heutiges Opfer Besuch bekam.
Aber was soll’s. Ein Künstler muss immer mit Hürden rechnen. Und mit Publikum würde es bestimmt noch mehr Spaß machen.
Er ging zur Tür und drückte auf den Knopf. Daraufhin öffnete sich zwei Stockwerke tiefer eine Tür und das Rascheln eines Schirms, sowie Schritte, waren zu hören.
Er ließ die Wohnungstür einen Spalt weit offen und ging zurück in die Küche. Die beiden Gläser waren randvoll mit Orangensaft gefüllt, die Zitrone lag halb angeschnitten daneben.
Während er den lauter werdenden Schritten im Treppenhaus lauschte, nahm er sich ein Glas.
„Danke, Süße“, sagte er zu der bewusstlosen Gestalt auf dem Boden und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Dann nahm er sich ein Stoffküchentuch, stieg über das Mädchen hinweg und wartete.
Wenn die Schwester auch nur halb so hübsch wie Juliana war, würde es mehr Spaß machen, als er erwartete.
Die Tür ging auf und Anna trat ein. Sie spannte den nassen Regenschirm auf und stellte ihn zum Trocknen in den Flur.
Sie war etwas größer, als er erwartet hatte. Aber das würde kein Problem sein.
„Juli?“, rief sie in die Stille hinein, während sie sich die nasse Jacke auszog.
Sie war schön, das stellte er auf den ersten Blick fest. Trotz ihrer vom Regen nassen Haare und dem leicht verwischten Makeup war sie eindeutig um einiges hübscher als ihre Schwester. Vielleicht war sie Model.
Er lehnte sich mit dem Glas in der Hand an die Wand und wartet, dass sie um die Ecke kommen würde. Der Regen draußen wurde lauter, fast stürmisch prasselte er jetzt gegen die Scheiben.
„Juli, ich bin da“, rief Anna erneut. „Ich mach uns schon mal Kaffee.“
Wahrscheinlich nahm sie an, dass ihre Schwester im Bad war.
Er beschloss, sie nicht länger in diesem Irrglauben zu lassen und trat einen Schritt vor.
„Hallo“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln.
Sie erschrak zunächst, sah dann das Orangensaftglas in seiner Hand und beschloss, dass er ein Freund von Juliana sein musste.
„Oh, äh…hallo“, entgegnete sie unsicher. „Ich wusste gar nicht, dass Juli noch Besuch hat.“
Er spürte ihre Skepsis, stellte das Glas ab und reichte ihr die Hand mit einem gewinnenden Lächeln. „Tja, ein Überraschungsbesuch. Ehrlich gesagt hätte ich auch nicht mit einer hübschen Schwester gerechnet. Ich bin Nick. Nick Malchus“
Sie schüttelte seine Hand und lächelte etwas verlegen. „Anna.“
„Juli ist wohl im Badezimmer“, sagte sie und setzte sich Richtung Küche in Bewegung. „Möchtest du auch Kaff-“
Ihr blieben die Worte im Halse stecken, als sie ihre Schwester und die Trümmer der Vase auf dem Küchenboden liegen sah.
Ihre Augen weiteten sich, sie versuchte, das Gesehene zu verstehen, zu verarbeiten.
Den Moment nutzte er, packte die völlig perplexe Anna und nahm sie in den Schwitzkasten. Ihre Reaktion war typisch: Erschrecken, instinktives Wehren, Würgen. Aber natürlich war er zu stark.
Mit der freien Hand nahm er das Küchentuch und band es ihr um den geöffneten Mund, damit sie nicht schrie. Es war eine Leichtigkeit, sie an die Heizung zu fesseln, sodass sie völlig bewegungsunfähig war. Ihre schönen Augen, fast so grün wie seine, waren weit aufgerissen und voller Angst. Er weidete sich daran, an ihrer Furcht, an ihrer Hilflosigkeit.
Aber das Beste würde noch kommen.
Juliana war immer noch bewusstlos, jedoch nicht mehr lange.
Er packte sie unter den Armen und zog sie ins Wohnzimmer, wo Anna das Geschehen mit fassungslosem Gesichtsausdruck beobachtete.
Er band Julianas Arme hinter ihren Rücken zusammen, und auch ihren Mund stopfte er mit einem Küchentuch.
Als ihre Augenlider anfingen, zu flattern, und sie sich langsam regte, zog er sein Klappmesser aus der Hosentasche und ließ es aufschnappen.
Als Anna das sah, schien sie zu verstehen, was er vorhatte.
Sie riss erneut die Augen auf und versuchte zu schreien, was allerdings durch das Tuch gedämpft wurde.
Er betrachtete die Klinge des Messers fast zärtlich und lächelte Anna sanft zu. Ihre Reaktion waren Tränen in den Augen und ein verzweifelter, flehender Blick. Dabei ruckelte sie immer wieder an ihren Fesseln.
Juliana schlug die Augen auf, schaute einen Moment desorientiert umher und sah dann die Messerklinge vor ihrem Gesicht.
Ein weiteres Mal an diesem Tag genoss er den Anblick von Entsetzen, Furcht und Unverständnis auf einmal.
Juliana versucht, etwas zu sagen, merkte aber sofort, dass das Küchentuch sie daran hinderte.
Er nahm das Tuch weg, schließlich pflegte er mit seinen Opfern erst zu reden.
Sie drehte den Kopf und schaute ihn mit einem verständnislosen Blick an.
„W-was soll das?“
Nach diesen Worten zuckte sie zusammen und verzog schmerzhaft das Gesicht. Vielleicht hatte er ein bisschen zu hart mit der Vase zugeschlagen.
Sie versuchte, sich an den Hinterkopf zu fassen, was wegen der gefesselten Hände schlecht ging. Jetzt sah er auch in ihrem Gesicht den Ausdruck des Verstehens, der sich in Sekundenschnelle in blankes Entsetzen verwandelte.
„Oh nein-“
„Shhshh, ganz ruhig“, unterbrach er sie. „Ist das dort deine Schwester?“
Juliana hielt einen Moment verwirrt inne. Natürlich, sie hatte den Besuch gar nicht mitbekommen.
Dann wanderte ihr Blick langsam zur Heizung. Als sie ihre Schwester dort
gefesselt sah, weiteten sich ihre Augen erneut und die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Aber sie nickte.
Anna ruckelte wieder an den Fesseln, schüttelte wild den Kopf.
„Du hast eine wirklich hübsche Schwester“, sagte er zu Juliana.
Dieser Moment war der Schönste. Immer wieder aufs Neue waren die flehenden, angsterfüllten Blicke seiner Opfer Balsam für seine Seele.
Juliana versuchte, sich aufzurichten, aber die Fesseln und seine starken Arme hinderten sie daran. Sie stieß einen leisen Schluchzer aus.
„Bitte“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Nimm dir alles Geld, alle Wertsachen-“
„Hältst du mich wirklich für so materiell?“, unterbrach er sie fast empört.
Er hielt das Messer wieder vor ihr Gesicht und flüsterte ihr ins Ohr:
„Meine Absichten sind mehr…geistiger Natur.“
Er drückte ihr das Messer an die Kehle, das kalte Metall auf ihrer Haut ließ sie nach Luft schnappen.
Anna schrie, oder sie versuchte es zumindest. Sie beugte sich vor und zog mit aller Kraft an den Fesseln. Aber er war ein Profi, seine Knoten hielten immer. Er hielt einen Moment inne und genoss den Anblick von Annas tränenüberströmtem Gesicht. Dann wandte er sich wieder Juliana zu, die ganz starr vor Angst war.
„Ich war gut oder?“, sagte er gedehnt. „Du hast wirklich gedacht, ich wollte mich umbringen. Bin ich nicht ein guter Schauspieler?“
Ihre Augen waren starr auf ihn gerichtet, sie traute sich angesichts der Messerklinge an ihrem Hals nicht, zu antworten. Stattdessen quoll nun eine einzelne Träne aus ihrem rechten Auge, die Lider zitterten.
„Bitte…“, hauchte sie.
Er liebte das. Es verlieh ihm ein unglaubliches Machtgefühl, diese zarten, hilflosen Frauenwesen in der Hand zu haben. Es war göttlich.
„Ich heiße übrigens nicht Peter“, flüsterte er ihr ins Ohr. Annas gedämpfte Schreie verliehen ihm ein zusätzliches Machtgefühl. „Ich dachte, das solltest du wissen, bevor du stirbst.“
Juliana riss sich bei diesen Worten aus ihrer Erstarrung. In wilder Verzweiflung ignorierte sie die Klinge an ihrem Hals und bäumte sich auf, versuchte, seiner lieblosen Umarmung zu entfliehen. Einen Moment sah es sogar so aus, als würde sie es schaffen. Aber sie war nie besonders stark gewesen und so hatte er sie schnell wieder unter Kontrolle.
Er sah, wie sich Julianas tränenverschleierter Blick auf ihre Schwester richtete, die ebenfalls weinte. Annas Wimperntusche verlief und hinterließ schwarze Spuren auf ihren Wangen. Sie schrie immer noch aus voller Kraft, die dicke Halsschlagader an ihrem Hals trat bereits vor und das Küchentuch zwischen ihren Zähnen war nur noch eine dünne Schicht Stoff.
Schade, dass er diesen schönen Moment geschwisterlicher Liebe nun beenden musste.
„Keine Sorge“, sagte er zu Juliana, der die Tränen jetzt übers Gesicht liefen. „Du wirst eine süße Leiche abgeben.“
Mit diesen Worten schnitt er ihr die Kehle durch. Als hätte ein Puppenspieler die Schnur seiner Marionette gekappt, erschlaffte sie augenblicklich in seinen Armen, und ihre Augen fielen zu.
Er wischte das bisschen Blut auf dem Messer an dem Küchentuch ab und schaute in Richtung Heizung. Anna lag ebenso schlaff wie ihre Schwester angelehnt an der Wand. Sie war ohnmächtig geworden, die geschwollene Ader und die rote Gesichtsfarbe verschwanden langsam. Die seelischen Schmerzen aber standen ihr nach wie vor ins Gesicht geschrieben.
Er stand auf, ging zu ihr und löste den Knoten um ihre Handgelenke.
Schade, dass sie nicht wach geblieben war. Vielleicht hätte er auch noch ein bisschen Spaß mit ihr gehabt.
Während er in der mucksmäuschenstillen Wohnung stand und die bewusstlose junge Frau betrachtete, kam ihm der Gedanke, dass Anna eine besonders hübsche Leiche abgeben würde. Aber den Gedanken schob er sofort beiseite. Doppelmorde waren nicht sein Stil.
„Bin ich nicht ein hervorragender Schauspieler?“, fragte er die regungslose Gestalt.
Er legte das Küchentuch mit den Blutspuren neben die Leiche, es war ja nicht sein Blut, also ungefährlich. Dann ging er zu Anna und hockte sich neben sie. Das Mädchen hatte schwarz verschmierte Augen, noch feuchte, zerzauste Haare. Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Viel Spaß beim Aufwachen“, flüsterte er ihr ins Ohr, stand auf und ging zum Spiegel im Flur. Keine Blutspuren, kein Kratzer, alles saß perfekt.
Sein gutes Aussehen öffnete ihm in der Regel sofort die Tür zum Vertrauen seiner Auserwählten. Das machte die Sache natürlich immer leichter.
Er warf noch einen Blick auf die beiden Schwestern und schloss dann die Tür hinter sich. Dabei ließ er das Klappmesser einschnappen und in seine Hosentasche gleiten, wo es auf sein nächstes Opfer wartete.
Draußen prasselte der Regen hart gegen die Scheiben.